Ultra-Biking auf der arabischen Halbinsel - Rennbericht

BikingMan Oman: 1000 Kilometer durch Wüste und Hochgebirge

Von Jonas Deichmann

Foto zu dem Text "BikingMan Oman: 1000 Kilometer durch Wüste und Hochgebirge "
| Foto: jonasdeichmann.com/ Kevin Merrey

02.03.2019  |  "BikingMan" ist eine Renn-Serie mit sechs Ultra-Rennen in Oman, Korsika, Laos, Peru, Portugal und Taiwan. Die Rennen gehen jeweils über rund 1000 km, non-stop und ohne Unterstützung. Diese Woche ist die Serie im Oman gestartet und der Münchner Jonas Deichmann war für radsport-news.com mit dabei.

Jonas trainiert derzeit fur sein nächstes, noch geheimes Weltrekord-Projekt (über das radsport-news.com natürlich berichten wird; über seinen "Eurasia-Challenge"-Rekord von Portugal nach Wladiwostok hatte er bei uns Tagebuch geführt) und nutzt die Serie als Vorbereitung.

Abenteuer und Ultracycling zu verbinden ist das Ziel der "BikingMan"-Rennen.  Das zeigen die exotischen Länder, die Distanzen - und die Höhenprofile: Bis zu 20 000 Höhenmeter müssen die Fahrer überwinden. Und das Ziel muss vor dem Zeit-Limit erreicht werden, um Punkte für die Gesamtwertung zu bekommen. Aber lassen wir nun Jonas von seiner Oman-Runde berichten:

Der frühe Vogel... Los ging es um drei Uhr morgens
vor dem Al Nahda Resort in Bakra. Für mich begann der Stress schon ein paar Stunden vorher: Am Nachmittag entdeckte ich einen Riss an meinem Rahmen, offensichtlich ein Transportschaden. Mit viel Glück und Hilfe des Veranstalters bekam ich gerade noch rechtzeitig ein Ersatzrad - leider zwei Nummern zu klein, und mit einer 23er-Ritzel als größter Übersetzung. Aber immerhin konnte ich mitfahren...

Nach einem Start verteilten sich die Fahrer schnell in kleine Gruppen. Mit ständigem Auf und Ab ging es durch die Wüste, bis am Nachmittag der Anstieg des Jebel Sham erreicht wurde. Auf nicht einmal 20 km ging es in Rampen von bis zu 25 Prozent hinauf zu Checkpoint 1, in rund 2000 Meter Höhe. Das war definiv einer meiner schwersten Anstiege in letzter Zeit - und das mit einer "Flachland"-Übersetzung. Ich musste ich zickzack fahren, um hochzukommen.

Auf den elf Schlusskilometern des Anstiegs auf Schotter
mussten viele Fahrer schieben, und ich konnte einige überholen. Die Strapazen lohnten sich: Die Aussicht vom Gipfel des Jebel Sham war überragend. Der Blick geht tief hinab in einen Canyon und die Sonne spiegelte sich auf den kargen Felsen.

Nach einer rasanten Abfahrt ging es durch mehrere Oasen und dann in die Wüste. Das Gefühl, alleine unter dem Sternenhimmel durch die Wüste zu radeln, ist schwer zu überbieten. Nach 23 Stunden auf dem Rad finde ich eine gemütliche Bushaltestelle für 90 Minuten Schlaf. Immerhin 520 km waren geschafft, und ich unter den Top Ten - damit hatte ich nicht gerechnet, als ich mein Ersatzrad zum ersten Mal gesehen hatte.

Die Route führt nun durch die Wüste bis ans Arabische Meer.
Es gng vorbei an Kamelen, Moscheen und alten Festungen. Die Wüstensonne brannte mittags unermüdlich, aber die netten Einheimische halfen gerne aus: Drei Mal hielt eim Auto an, und man bot mir kaltes Wasser an. Sogar eine Einladung zu Datteln und Kaffee bekam ich, die cih leider ablehnen musste.

Am Nachmittag erreichte ich Checkpoint 2, nachdem ich den ganzen Tag Gas geheben habe. Ich hatte die Windvorhersage beobachtet, und so mit 40 km/h die Küste entlang Richtung Norden düsen. Zwei Stunden später drehte der Wind; ich treffe später einige Radler im Ziel, die sich deswegen gewaltig geärgert haben...

Die Küstenstraße verläuft durch alte Fischdörfer,
vorbei an einem Schildkröten-Reservat, bis in die Hafenstaft Sur, wo ich Verpflegung für die Nacht einkaufe. Mittlerweile habe ich 750 km in den Beinen, und nur 90 Minuten geschlafen. Die Route wird monotoner, mit langen, aber immerhin sanften Anstiegen in Richtung Hauptstadt.

Gegen Mitternacht mache ich zehn Minuten Powernap neben der Straße. Ein Fehler - denn kurz danach werde ich wieder so müde, dass ich kurz auf dem Rad einschlafe. Ich halte erneut für 30 Minuten, bis es mir besser geht. Nach einer langen und monotonen Nacht erreiche ich bei Sonnenaufgang einen gewaltigen Canyon. Die Straße führt 40 km lang zwischen gewaltigen Felswänden hindurch, bis ich wieder das Meer erreiche, und schließlich das Ziel in der Hauptstadt Muskat.

Die Tour war zwar extrem schwer, aber auch ein großes Abenteuer,
mit tollen Landschaften und netten Menschen. Gut 55 Stunden war ich unterwegs, und habe die Top Ten nur knapp verpasst. Die nächsten Tage kommen immer wieder Radler ins Ziel, bis am Donnerstag die große Finisher-Party im Grand Hyatt steigt.

Im April werde ich in Korsika wieder am "BikingMan"-Start sein - ich freue mich schon auf ein weiteres aufregendes Abenteuer...
Schöne Grüße aus der Wüste,
Jonas

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Weitere Jedermann-Nachrichten

08.03.2024Nibelungen Radmarathon: Alle Pfälzer Highlights...

(rsn) - Seit 2018 veranstaltet Timo Rokitta den Nibelungen-Gravelride in Worms. Dieses Jahr hat der Pfälzer Ultra-Radler (ua Paris - Brest - Paris, The Traka) neben vier Gravelrides auch die zweite A

05.03.2024Nova Eroica Prosecco Hills: Prickelnde Hügel-Runde

(rsn) - Im Herbst 2019 haben die Veranstalter der Eroica-Vintage-Radrennen auf den Strade Bianche, den weißen Schotter-Straßen der Toskana, mit der "Nova Eroica" auch den Gravel-Trend aufgegriffen

29.02.2024L´Ardèchoise: mit Granfondo-Europameisterschaften

(rsn) - Seit Ende der 80er Jahre findet immer Mitte Juni "L´Ardèchoise" statt, eine Rundfahrt durch das Departement Ardèche im Südosten Frankreichs, mit im vergangenen Jahr rund 12.500 Teilnehmern

27.02.2024Neusiedler See Radmarathon: Mit Klöden, Sagan, den “Gold-Tobis“...

(rsn) - Wie jedes Jahr wird die Radmarathon-Saison in Österreich am 20. und 21. April mit dem "Neusiedler See Radmarathon powered by Burgenland Tourismus" (NRM) eröffnet. Und wie immer ist auch jede

26.02.2024Alpen-Challenge: “Der direkte Weg zum Glück...“

(rsn) - "Manchmal ist der direkte Weg zum Glück eine gewisse Anzahl von Serpentinen" - so lautet das schöne Motto eines der schönsten Rad-Marathons in Europa: die Alpen-Challenge Lenzerheide. Und d

25.02.2024A Day in Hell: Der “Hölle des Nordens“ nachspüren

(rsn) - Zum 118. Mal werden die WorldTour-Profis am 7. April beim Frühjahrs-Klassiker Paris - Roubaix, der "Hölle des Nordens", über die Kopfsteinpflaster Nordfrankreichs rumpeln. Alle Nicht-Profis

24.02.2024Nova Eroica Schweiz: Mittelalter, Weinberge, Bergdörfer...

(rsn) - Zum vierten Mal geht es am 15. Juni bei der "Nova Eroica Switzerland" durch die Walliser Alpen, auf Schotterstraßen von Sion aus, der ältesten Stadt der Schweiz mit ihren mittelalterlichen B

23.02.2024Ötztaler Radmarathon: Zweite Chance mit Kombi-Paket

(rsn) - Vergangene Woche wurden die 4000 Startplätze für den Ötztaler Radmarathon 2024 verlost. Genau 21 976 Interessent/innen hatten sich dafür beworben, soviele wie noch nie. Nicht mal ein Fünf

21.02.2024Gran Fondo Suisse: Sieben Rennen an drei Tagen

(rsn) - Ein langes Sommer-Wochenende in den Schweizer Alpen, vollgepackt mit nicht weniger als sieben Rennen - das bietet der Gran Fondo Suisse vom 5. bis 7. Juli in Villars-sur-Ollon im Kanton Waadt

19.02.2024Heathland Gravel: Quali-Rennen für Gravel-Legende “Unbound“

(rsn) - Das "Unbound Gravel" ist eines der ältesten Schotter-Rennen weltweit: Es begann 2006 als "Dirty Kanza" mit 34 Starter/innen, mittlerweile sind es rund 4000 Fahrer/innen aus fast 40 Nationen,

17.02.2024Hegau Gravel Race: Auf legendären Strecken

(rsn) - Vor vier Jahren waren die geländegängigen Rennräder mit den breiten Reifen erstmals beim "Rothaus Hegau Bike-Marathon" in Singen dabei, nun wird daraus ein eigenes Rennen - das "Rothaus Heg

15.02.2024Nove Colli Gravel: Hügel auf Schotter

(rsn) - Schotter ist angesagt, auch bei Radrennen... Selbst das über 50 Jahre alte Traditions-Jedermann-Rennen Nove Colli öffnet sich nun der Gravel-Welt: Neben den drei Straßen-Runden (200 km, 130

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine