Pässe, die kaum jemand/ jeder kennt

Der schönste Rennrad-Anstieg der Welt: Noch mehr Entdeckungen...

Von Wolfgang Preß

Foto zu dem Text "Der schönste Rennrad-Anstieg der Welt: Noch mehr Entdeckungen..."
Der 2645 Meter hohe Galibier ist seit 1911 immer wieder das “Dach der Tour“. | Foto: Cor Vos

21.05.2020  |  Vor drei Wochen haben wir begonnnen, Ihnen die Ergebnisse Ihrer Wahl zum schönsten Rennrad-Anstieg der Welt vorzustellen; nicht weniger als sieben Artikel sind es dazu mittlerweile geworden (siehe hier unten "Mehr Informationen"). Und Ihr Interesse an schönen Pässen ist nach wie vor ungebrochen. Daher präsentieren wir Ihnen  weitere ausgewählte Entdeckungen - darunter von den großen Rundfahrten bekannte Pässe, aber auch kaum bekannte Rampen, die Sie uns empfohlen haben.

Häufig genannt wurde der 13-km-Anstieg zur Hochebene des Angliru, auf 1570 Metern in den Kordillieren in Asturien/ Spanien gelegen. Wie die Lagos de Covadonga (die übrigens Platz 15 Ihrer Wahl belegten), sollte auch der Angliru Mitte der 90er Jahre für die Vuelta das werden, was Alpe d'Huez für die Tour oder Sestriere für den Giro sind: spektakuläre Bergankünfte. Die obere Hälfte des 1270-Höhenmeter-Anstiegs wurde 1996 asphaltiert; der ehemalige Viehweg hat im Schnitt 13 Prozent, mit der Maximal-Steigung Cueña les Cabres, eine fast fünfhundert Meter lange Rampe mit 20 bis über 23 Prozent. Es dauerte jedoch nochmal drei Jahre, bis der Angliru endlich Teil der Vuelta wurde; damit begann auch der andauernde Streit unter Radsportlern, welcher Anstieg nun der härteste der Welt ist: der Angliru oder der Zoncolan. 

Mit dem "Zonchi" (1740 m), der wegen seiner wenig idyllischen Lage in einem Schigebiet nicht in die Wahl zum schönsten Rennrad-Anstieg kam, sind wir im Land unseres nächsten Leser-Tips angelangt: Der Colle del Agnello. Der piemontesisch Col d’Agnel genannte Pass verbindet das Varaita-Tal im Piemont mit dem Guil-Tal in den französischen Hautes Alpes, und ist mit 2746 Metern nach dem Col de l’Iseran und Stilfser Joch der dritthöchste asphaltierte Alpen-Pass. Die landschaftlich schönere Ost-Anfahrt von Sampeyre (963 m) ist nicht weniger als 31 km lang, und hat mit 1840 Höhenmetern nur zehn Meter weniger als das Stilfser Joch. 

Nach Angliru uns Agnello zollen wir nun natürlich auch dem dritten Grand-Tour-Land Tribut, mit der Tour-Legende Galibier. Eigentlich erstaunlich, dass es der 2645 Meter hohe Anstieg im Dauphiné nicht in die Top 15 unserer Leser-Wahl geschafft hat. Ist er doch seit 1911 nicht nur immer wieder das "Dach der Tour", und mit dem Sonderpreis Souvenir Henri Desgrange zu Ehren des Tour-Gründers besonders präsent. Er ist landschaftlich auch ein echter Höhepunkt unter den Rennrad-Anstiegen, und mit der "Mondlandschaft" im oberen Teil dem Ventoux nicht unähnlich - wenn auch mit einem wesentlich spektakuläreren Panorama. Die Nord-Rampe von Valloire aus hat 1220 Höhenmeter auf 17,5 km Länge, mit einer angenehmen Steigung, die nur im letzten Drittel an der Zehn-Prozent-Marke kratzt.

Zum Abschluß unserer kleinen Reihe noch zwei mythische Rennrad-Anstiege...
Die Großglockner-Hochalpenstraße verbindet Bruck (755 m) im Salzburger Salzachtal im Norden mit Heiligenblut (1290 m) im Mölltal in Kärnten. Höchster Punkt ist das Hochtor auf 2504 Metern. Vom Fuscher Törl (2428 m) gibt es eine Stichstraße zur Edelweißspitze (2571 m), und eine weitere zur Franz-Josephs-Höhe (2362 m) - mit großartigem Blick auf den Großglockner, mit 3798 m der höchste Berg Österreichs, und die Pasterze, mit neun Kilometern Länge der größte Gletscher Österreichs. Die Nord-Auffahrt von Bruck kommt auf 32 Kilo- und 1900 Höhenmeter; die Süd-Rampe vom netten Bergsteigerdorf Heiligenblut ist mit 15 km nicht mal halb so lang, hat dabei aber über 1200 Höhenmeter.

Ein weiterer Tour-Klassiker ist der Col du Tourmalet auf der Nordseite der Pyrenäen in Südfrankreich, mit 2115 Metern der höchste französische Pyrenäen-Pass. Er ist seit 1910 Teil des Grand Boucle, und damit ein Jahr länger als der Galibier. Vom Tourmalet schickte Alphonse Steines sein berühmtes Telegramm an Tour-Gründer Henri Desgranges: „Tourmalet-Pass Stop Sehr gute Straße Stop Absolut brauchbar Stop“ - obwohl er sich auf der Schotter-Piste verlaufen hatte und im Schnee fast erfroren wäre...
Am 21. Juli 1910 war Octave Lapize der erste Rennradler, der die Passhöhe überquerte - auf einer Etappe von nicht weniger als 326 Kilometern Länge. Nach drei weiteren Pässen, Peyresourde, Aspin und Aubisque und über 14 Stunden Quälerei endlich im Ziel in Bayonne, beschimpfte der völlig erschöpfte Lapize den Organisator Desgranges: „Vous êtes des assassins, oui, des assassins!“ - "Ihr seid Mörder!" Eine Skulptur am Pass, genannt "Le Geant du Tourmalet", erinnert an Lapize. 
Schöner, und meist bei der Tour gefahren ist die West-Anfahrt von Luz-St Sauveur, mit 18 Kilo- und 1415 Höhenmetern. Die Ost-Rampe von Ste Marie-de-Campan hat 17 km mit 1365 hm.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

24.04.2021Trilogie de Maurienne: Auf dem zweitschönsten Pass der Welt

(rsn) - Erinnern Sie sich? In unserer Wahl zum schönsten Rennrad-Anstieg der Welt vor einem Jahr mussten sich die Lacets de Montvernier knapp dem Mont Ventoux geschlagen geben. Wer die spektakulären

22.06.2020Leser-Wahl: Der schönste Rennrad-Anstieg Deutschlands

(rsn) - In den vergangenen drei Wochen hat Ihnen rsn-Kollege Christoph Adamietz die Heimat-Berge etlicher deutscher Profis vorgestellt - heute den Schauinsland, Hausberg von Jasha Sütterlin. Und Si

01.06.2020Der schönste Rennrad-Anstieg der Welt: Unsere Favoriten

Anfang des Monats haben wir begonnnen, Ihnen die Ergebnisse Ihrer Wahl zum schönsten Rennrad-Anstieg der Welt vorzustellen; nicht weniger als neun Artikel sind es dazu mittlerweile geworden (siehe

31.05.2020Auf der Schotterstraße am Colle delle Finestre

(rsn) – Bei unserer Leserwahl zu den schönsten Anstiegen der Welt verpasste der Colle delle Finestre als Elfter ganz knapp die Top Ten. Doch die Redaktion von radsport-news.com war sich schnell ei

23.05.2020500 Mal Stilfser Joch: “Die Murmeltiere kennen mich alle...“

Bei unserer Leserwahl zu den schönsten Anstiegen der Welt landete das Stilfser Joch auf Platz drei, lediglich von der Radsport-Legende Mont Ventoux und den schönen Schleifen der Lacets de Montvern

12.05.2020Auf den Lacets de Montvernier

(rsn) – Bei unserer Leserwahl zu den schönsten Anstiegen der Welt landeten die Lacets de Montvernier auf Platz zwei, lediglich von der Radsport-Legende Mont Ventoux geschlagen. In Folge erreichte

09.05.2020Der schönste Rennrad-Anstieg der Welt: Entdeckungen, Teil drei

Vor zwei Tagen haben wir Ihnen die Ränge elf bis 13 Ihrer Wahl zum schönsten Rennrad-Anstieg der Welt vorgestellt. Hier nun die Plätze 14 und 15, sowie weitere ausgewählte Entdeckungen - darunt

07.05.2020Der schönste Rennrad-Anstieg der Welt: Entdeckungen, Teil zwei

Vor drei Tagen haben wir Ihnen die Ränge sechs bis zehn Ihrer Wahl zum schönsten Rennrad-Anstieg der Welt vorgestellt. Hier nun weitere Platzierungen, und einige ausgewählte Entdeckungen - darun

06.05.2020Teide: Tanz unter dem Vulkan

Bei unserer Wahl zum "schönsten Rennrad-Anstieg der Welt" Ende April hatten wir Sie gebeten, uns auch Ihre persönlichen Rampen-Erlebnisse duchzugeben. Eine ganze Reihe von Ihnen, geschätzte Nutze

04.05.2020Der schönste Rennrad-Anstieg der Welt: Ihre Entdeckungen

Vorgestern haben wir Ihnen die Top Fünf Ihrer Wahl zum schönsten Rennrad-Anstieg der Welt vorgestellt. Hier nun die weiteren Plazierungen - die einige Entdeckungen bereithalten... Die erste Überr

01.05.2020Der schönste Rennrad-Anstieg der Welt: der Mont Ventoux!

Vor fünf Tagen hatten wir Sie, geschätzte rsn-Leser, darum gebeten, gemeinsam mit uns zu klären, welcher Anstieg, welcher Pass, welcher Berg der schönste mit dem Rennrad ist, und zwar weltweit.

27.04.2020Trail Ridge Road: Über die “Great Divide“ - auf 3714 Meter

Vor drei Tagen hatten wir Sie gebeten, geschätzte Nutzer, über den schönsten Rennrad-Anstieg der Welt abzustimmen (können Sie übrigens noch bis Donnerstag tun...) - und uns dazu Ihre Geschichte

Weitere Jedermann-Nachrichten

18.04.2024King of the Lake: Europas größtes Zeitfahren

(rsn) - Auf die Plätze: Am 21. September wird "ASVÖ King of the Lake", das Einzelzeitfahren im Salzkammergut, zum 14. Mal rund um den Attersee führen. Wer dabei sein will: Die Online-Anmeldung (sie

08.03.2024Nibelungen Radmarathon: Alle Pfälzer Highlights...

(rsn) - Seit 2018 veranstaltet Timo Rokitta den Nibelungen-Gravelride in Worms. Dieses Jahr hat der Pfälzer Ultra-Radler (ua Paris - Brest - Paris, The Traka) neben vier Gravelrides auch die zweite A

05.03.2024Nova Eroica Prosecco Hills: Prickelnde Hügel-Runde

(rsn) - Im Herbst 2019 haben die Veranstalter der Eroica-Vintage-Radrennen auf den Strade Bianche, den weißen Schotter-Straßen der Toskana, mit der "Nova Eroica" auch den Gravel-Trend aufgegriffen

29.02.2024L´Ardèchoise: mit Granfondo-Europameisterschaften

(rsn) - Seit Ende der 80er Jahre findet immer Mitte Juni "L´Ardèchoise" statt, eine Rundfahrt durch das Departement Ardèche im Südosten Frankreichs, mit im vergangenen Jahr rund 12.500 Teilnehmern

27.02.2024Neusiedler See Radmarathon: Mit Klöden, Sagan, den “Gold-Tobis“...

(rsn) - Wie jedes Jahr wird die Radmarathon-Saison in Österreich am 20. und 21. April mit dem "Neusiedler See Radmarathon powered by Burgenland Tourismus" (NRM) eröffnet. Und wie immer ist auch jede

26.02.2024Alpen-Challenge: “Der direkte Weg zum Glück...“

(rsn) - "Manchmal ist der direkte Weg zum Glück eine gewisse Anzahl von Serpentinen" - so lautet das schöne Motto eines der schönsten Rad-Marathons in Europa: die Alpen-Challenge Lenzerheide. Und d

25.02.2024A Day in Hell: Der “Hölle des Nordens“ nachspüren

(rsn) - Zum 118. Mal werden die WorldTour-Profis am 7. April beim Frühjahrs-Klassiker Paris - Roubaix, der "Hölle des Nordens", über die Kopfsteinpflaster Nordfrankreichs rumpeln. Alle Nicht-Profis

24.02.2024Nova Eroica Schweiz: Mittelalter, Weinberge, Bergdörfer...

(rsn) - Zum vierten Mal geht es am 15. Juni bei der "Nova Eroica Switzerland" durch die Walliser Alpen, auf Schotterstraßen von Sion aus, der ältesten Stadt der Schweiz mit ihren mittelalterlichen B

23.02.2024Ötztaler Radmarathon: Zweite Chance mit Kombi-Paket

(rsn) - Vergangene Woche wurden die 4000 Startplätze für den Ötztaler Radmarathon 2024 verlost. Genau 21 976 Interessent/innen hatten sich dafür beworben, soviele wie noch nie. Nicht mal ein Fünf

21.02.2024Gran Fondo Suisse: Sieben Rennen an drei Tagen

(rsn) - Ein langes Sommer-Wochenende in den Schweizer Alpen, vollgepackt mit nicht weniger als sieben Rennen - das bietet der Gran Fondo Suisse vom 5. bis 7. Juli in Villars-sur-Ollon im Kanton Waadt

19.02.2024Heathland Gravel: Quali-Rennen für Gravel-Legende “Unbound“

(rsn) - Das "Unbound Gravel" ist eines der ältesten Schotter-Rennen weltweit: Es begann 2006 als "Dirty Kanza" mit 34 Starter/innen, mittlerweile sind es rund 4000 Fahrer/innen aus fast 40 Nationen,

17.02.2024Hegau Gravel Race: Auf legendären Strecken

(rsn) - Vor vier Jahren waren die geländegängigen Rennräder mit den breiten Reifen erstmals beim "Rothaus Hegau Bike-Marathon" in Singen dabei, nun wird daraus ein eigenes Rennen - das "Rothaus Heg

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine