Vorgestellt: die 18 WorldTour-Mannschaften

Bahrain - Merida: Das Profil deutlich geschärft

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Bahrain - Merida: Das Profil deutlich geschärft"
Die Präsentation des Teams 2019 von Bahrain-Merida auf der kroatischen Insel Hvar | Foto: pressBureau.eu/ w preß

17.01.2019  |  (rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.

Teil 2: Bahrain - Merida

Rückblick 2018: Die Saison begann perfekt mit dem Sieg von Vincenzo Nibali bei Mailand-Sanremo, doch damit hatte das Team auch schon seinen sportlichen Höhepunkt des Jahres erreicht. Die Hoffnungen auf einen guten Tour-de-France-Auftritt des Italieners beendete ein unachtsamer Zuschauer während der Bergankunft nach Alpe d’Huez – Nibali zog sich bei der Kollision einen Wirbelbruch zu. Bei der Vuelta a Espana fuhr der Italiener angeschlagen hinterher, zum Jahresende belegte er immerhin Platz zwei bei Il Lombardia.

Einen starken Spätsommer zeigte Matej Mohoric: Der Neuzugang sicherte sich innerhalb von zwei Wochen die Gesamtsiege bei der BinckBank Tour und der Deutschland Tour, im Mai sorgte er für den einzigen Grand-Tour-Etappensieg beim Giro d’Italia. Einen weiteren bedeutenden Erfolg verbuchte Sonny Colbrelli bei der Tour de Suisse – insgesamt blieb die Ausbeute mit nur vier WorldTour-Siegen allerdings dürftig. Für schlechte Schlagzeilen sorgte ein positiver EPO-Test von Kanstantsin Siutsou.

Die wichtigsten Zu- und Abgänge: Im dritten Jahr seines Bestehens vollzieht Bahrain - Merida einen mittelgroßen Umbruch. Mehr als ein Drittel des Kaders musste gehen, darunter altgediente Profis wie Giovanni Visconti (Neri Sottoli), Enrico Gasparotto (Dimension Data), und Ramunas Navardauskas (Delko Marseille Provence), ihr Karriereende verkündeten Franco Pellizotti und Borut Bozic. Neue Arbeitgeber fanden außerdem Niccolò Bonifazio (Direct Energie) und die Izagirre-Brüder Gorka und Ion sowie Manuele Boaro (alle Astana).

Auf die elf Abgänge reagierte das Management mit jungen Fahrern und zum Teil imposanten Neuverpflichtungen. Mit Klassikerspezialist Dylan Teuns, Kletterer Damiano Caruso und Zeitfahrweltmeister Rohan Dennis wurden gleich drei renommierte Profis von BMC verpflichtet. Dennis galt dabei als eine der begehrtesten Transferpersonalien zur neuen Saison, 2018 gewann der Australier sechs seiner acht Auftritte im Einzelzeitfahren und sicherte sich Siege bei der WM, dem Giro und der Vuelta.

Sinnvoll für beide Seiten erscheint die Verpflichtung des deutschen Sprinttalents Phil Bauhaus, der sich nach seinem Weggang von Sunweb künftig deutlich mehr Möglichkeiten erhofft. Mit seinem erfahrenden Landsmann Marcel Sieberg (Lotto Soudal) bewies das Team zudem ein gutes Händchen als Anfahrer und Mentor. Jan Tratnik gilt als zuverlässiger Allrounder und Helfer, Stephen Williams und Andrea Garosio dürfen sich als Neo-Profis im Team beweisen. Für Aufsehen sorgte auch der Deal mit der McLaren-Groupe - bislang vor allem aus dem Motorsport und der Formel 1 bekannt -, die künftig als 50-prozentiger Teilhaber des Teams auftritt und der sich auch hinsichtlich der technologischen Zusammenarbeit als fruchtbarer Partner erweisen kann.

Im Fokus: Bahrain - Merida hat durch die Neuzugänge deutlich an Profil gewonnen, Galionsfigur bleibt aber der 34-jährige Nibali, der sowohl sportlich als auch vertraglich im Fokus steht. Sein Arbeitspapier endet zum Saisonende, die Teamleitung möchte unbedingt verlängern, Nibali hält sich seine Zukunft hingegen noch offen. Zuletzt gab es Gerüchte um Trek - Segafredo als künftigen Arbeitgeber. Dass das Tauziehen um seine Person gerechtfertigt ist, möchte Nibali mit ambitionierten Plänen beweisen. Sein Saisonprogramm sieht den Doppelstart bei Giro d’Italia und Tour de France vor – wobei sein Auftritt beim Giro Priorität genießt. Ein dritter Gesamterfolg nach 2013 und 2016 ist das erklärte Ziel, die Italien-Rundfahrt sieht für ihn aber auch das Kräftemessen mit der jüngeren Generation um Tom Dumoulin, Miguel Angel Lopez, Simon Yates oder Egan Bernal vor – und wird Aufschluss darüber geben, ob Nibali immer noch um einen Grand-Tour-Titel fahren kann.

Aufgepasst auf Matej Mohoric. Der Slowene war auch vor 2018 kein unbeschriebenes Blatt, zählte da bereits einen Etappenerfolg bei der Spanien-Rundfahrt sowie den Junioren- und U23-Weltmeister zu seiner Vita. Dennoch haben die Erfolge der abgelaufenen Saison viel am Status des 24-Jährigen verändert. Mohoric, bereits seit seinem 19. Lebensjahr Profi, wirkt mittlerweile angekommen im Radsport und ist auf den besten Weg, sich als einer der besten Allrounder im Feld zu etablieren. Bei Bahrain - Merida rückt er zunehmend in eine Führungsrolle und peilt künftig sowohl die Ardennen- als auch die Pavé-Klassiker in Belgien an. Außerdem könnte sein Debüt bei der Tour de France anstehen. Genügend Gründe, um Mohoric in der kommenden Saison im Auge zu behalten.

Ausblick 2019: Nibali bleibt der wichtigste Baustein für eine erfolgreiche Saison, doch Bahrain - Merida hat seine Abhängigkeit von den Auftritten des Sizilianers deutlich verringert. Das gilt besonders mit Blick auf die Klassiker: Neuzugang Teuns wie auch Colbrelli haben in der Vergangenheit mehrfach angedeutet, einen großen Sieg in den Beinen zu haben, vor allem in den Ardennen. Und auch Mohoric bringt sich als künftiger Protagonist für die Frühjahrsklassiker in Stellung. Das Trio kommt außerdem für Tagessiege bei Etappenrennen in Frage, Teuns und Mohoric sogar für die Gesamtwertung bei einigen einwöchigen Rundfahrten. Eine deutliche Verstärkung ist zudem Dennis, der im Zeitfahren diverse Siege garantiert und auch im Hinblick auf die langfristigen Grand-Tour-Pläne des Teams gute Perspektiven eröffnet.

Noch sind die großen Rundfahrten allerdings Nibalis Domäne, der mittlerweile mit dem Österreicher Hermann Pernsteiner, Domenico Pozzovivo sowie Neuzugang Caruso auf eine anständige Helfergarde zählen kann. Colbrelli bleibt der Mann für die anspruchsvollen Sprintankünfte, mit Bauhaus hat man sich aber auch auf diesem Feld breiter und besser aufgestellt. Der 24-Jährige steigt zum Sprintkapitän auf und soll sich in den klassischen Massensprints den großen Namen der Szene stellen. Ein gewisser Erfahrungs- und Entwicklungsprozess wird mit einkalkuliert sein, entsprechend sind von Bauhaus 2019 (noch) keine ganz großen Dinge zu erwarten – den einen oder anderen Sieg schließt das aber nicht aus. Großes Entwicklungspotenzial in Sachen Rundfahrten bietet außerdem der 22-jährige Ukrainer Mark Padun. In Summe kommt Bahrain - Merida auf ausreichend Optionen für eine erfolgreiche Saison.

Eckdaten:
Land: Bahrain
Hauptsponsor: Bahrain Petroleum Company/Merida
Branche: Wirtschaftsunternehmen aus Bahrain/Radhersteller
Teamchef: Brent Copeland
Radausrüster: Merida
Fahrer im Aufgebot: 25
WorldTour-Ranking 2018: 9

 

Mehr Informationen zu diesem Thema

29.01.2019Team Sky: Branchenprimus vor der Abschiedstour?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 18:

28.01.2019Team Jumbo - Visma: Die neuen Überflieger?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 17:

28.01.2019Bora - hansgrohe: Durchbruch bei den Grand Tours?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 16:

27.01.2019Mitchelton - Scott: Bereit zu weiteren Großtaten

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 15:

26.01.2019Deceuninck – Quick-Step: Belgischer Klassenstreber

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 14:

25.01.2019EF Education First: Sehnsucht nach Siegen

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 13:

24.01.2019Trek - Segafredo: Raus aus dem Mittelmaß

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 12:

24.01.2019Team Sunweb: Mit Dumoulin diesmal ganz nach oben?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 11:

23.01.2019Movistar Team: Ein wegweisendes Jahr?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 10:

22.01.2019Groupama - FDJ: Démare, Pinot und die Schweizergarde

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote. Teil 9:

22.01.2019UAE Emirates: Nach weiterer Transferoffensive unter Erfolgsdruck

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote. Teil 8

21.01.2019Dimension Data: Mehr Erfolge nach dem Kaderumbruch?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote. Teil 7

Weitere Radsportnachrichten

25.04.2024Lechner sorgt für den ersten UCI-Saisonsieg einer Deutschen

(rsn) – Corinna Lechner vom Bundesliga-Team Wheel Divas aus Berlin hat für den ersten Saisonsieg einer deutschen Frau auf UCI-Niveau gesorgt. Die 29-Jährige, die am 14. April bereits Dritte beim e

25.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

25.04.2024Die Aufgebot für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

25.04.2024Teutenberg jubelt zum Auftakt der Tour de Bretagne

(rsn) - Nachdem er in seinen ersten drei U23-Jahren vergeblich einem UCI-Sieg hinterhergejagt war, eilt Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) in dieser Saison von Erfolg zu Erfolg. Nach sei

25.04.2024Romandie-Prologsieger Zijlaard bricht sich Ellenbogen

(rsn) – Nur zwei Tage nach seinem Triumph im Prolog der Tour de Romandie (2.UWT) hat Maikel Zijlaard (Tudor) einen heftigen Rückschlag hinnehmen müssen. Wie der 24-jährige Niederländer gegenüb

25.04.2024Bike-Aid: Dorn hat in der Türkei das Bergtrikot “ziemlich save“

(rsn) – Das deutsche Kontinental-Team Bike Aid ist weiterhin der Aktivposten der Türkei-Rundfahrt (2.Pro). Am fünften Tag in Folge war die saarländische Equipe in der Ausreißergruppe vertreten

25.04.2024Nys krönt ersten Ausreißversuch der Karriere, Lipowitz Vierter

(rsn) – Ein 21-Jähriger Crossspezialist aus Belgien hat bei der Tour de Romandie (2.UWT) für die nächste Überraschung gesorgt. Thibau Nys (Lidl - Trek) entschied auf der 2. Etappe die erste Berg

25.04.2024Jakobsen gibt Andresen Grünes Licht für den zweiten Etappensieg

(rsn) – Tobias Lund Andresen (dsm-firmenich – PostNL) hat mit dem zweiten Tagessieg in Folge seine Führung in der Gesamtwertung der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) ausgebaut. Der 21-jährige Däne

25.04.2024Drei Bergankünfte, Sprints, Windkantengefahr & Teamzeitfahren

(rsn) – Nachdem die Spanien-Rundfahrt im vergangenen Jahr von Torrevieja an der Costa Blanca vorbei an Madrid in den Norden nach Asturien an den Atlantik und zur abschließenden Bergankunft an den L

25.04.2024Zwölf deutsche Profis auf vorläufiger Startliste des Giro d´Italia

(rsn) – Insgesamt zwölf deutsche Profis werden nach aktuellem Stand am 4. Mai den 107. Giro d’Italia in Angriff nehmen, wie aus der vom Veranstalter RCS Sport veröffentlichten vorläufigen Start

25.04.202422 Teams am Start der 3. Tour de France Femmes

(rsn) – Mit insgesamt 22 Teams wird am 12. August im niederländischen Rotterdam die 3. Tour de France Femmes (2.WWT) gestartet. Beim Grand Départ dabei sein werden auch die beiden deutschen Frauen

24.04.2024Highlight-Video der 1. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Der Franzose Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat sich die 1. Etappe der Tour de Romandie gesichert. Nach 165,7 Kilometern vom Château-d´Oex nach Fribourg, wobei sechs Bergwer

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)
  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)