Weltmeisterin gewinnt 6. Strade Bianche

5 von 5: Van Vleuten auch in der Toskana nicht zu stoppen

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "5 von 5: Van Vleuten auch in der Toskana nicht zu stoppen"
Das Podium von Strade Bianche 2020, v.l.: Mavi Garcia (Ale BTC Ljubljana), Annemiek van Vleuten (Mitchelton - Scott), Leah Thomas (Paule Ka) | Foto: Cor Vos

01.08.2020  |  (rsn) - Annemiek van Vleuten (Mitchelton - Scott) ist weiterhin unschlagbar. Die Weltmeisterin hat mit einer schier unglaublichen Aufholjagd auf den letzten 25 Kilometern ihren Titel beim italienischen Klassiker Strade Bianche verteidigt und so ihren fünften Sieg beim fünften Rennen im Regenbogentrikot eingefahren.

Van Vleuten bezwang in Siena nach 136 Kilometern bei rund 40 Grad die Spanierin Mavi Garcia (Ale BTC Ljubljana), die knapp 50 Kilometer vor dem Ziel ein Solo gestartet hatte und schon wie die Siegerin aussah, bis im Finale van Vleuten den Turbo zündete und in 25 Kilometern eine Lücke von mehr als fünf Minuten schloss - wenn die GPS-Messungen der Veranstalter stimmten. Sieben Kilometer vor dem Ziel holte van Vleuten ihre Kontrahentin ein, und auf dem steilen Schlusskilometer schüttelte sie Garcia schließlich ab, um mit 22 Sekunden Vorsprung zu gewinnen.

Platz drei ging mit 1:53 Minuten Rückstand an die US-Amerikanerin Leah Thomas (Paule Ka), die sich als Stärkste aus einer zehnköpfigen Verfolgergruppe erwies und sich vor den im Finale heranrauschenden Favoritinnen ins Ziel rettete. Lisa Brennauer (Ceratizit - WNT), die ebenfalls der Thomas-Gruppe angehört hatte, wurde mit 2:40 Minuten Rückstand auf van Vleuten als beste Deutsche Achte.

"Ich dachte erst, ich sei umsonst hierher gekommen. Plötzlich war Mavi Garcia enteilt und ich musste richtig Vollgas fahren. Mein Sportdirektor meinte vor dem zweitletzten Sektor: `Annemiek, es ist Zeit für Action`. Ich hatte nicht mehr gedacht, Garcia einholen zu können, aber es war ein wirklich spektakuläres Rennen und es gibt keine schönere Ankunft als der Piazza del Campo, um einen Sieg einzufahren", erklärte van Vleuten.

Auf dem Podium durfte sich aber eine andere Deutsche präsentieren: Liane Lippert (Sunweb), kam in Siena zwar nicht über Rang 16 hinaus, behauptete aber ihr durch den Sieg beim Cadel Evans Great Ocean Road Race Anfang Februar errungenes Lila Trikot als Gesamtführende der Women's WorldTour.

So lief das Rennen:

Schon um 12 Uhr mittags kletterte das Thermometer in Siena über die 30 Grad, und so galt es, bis kurz vor dem Startschuss am Fortezza Medicea viel zu trinken und sich gut zu kühlen. Auf den ersten Kilometern wagten dann drei Fahrerinnen kleinerer, italienischer Teams Vorstöße, die aber beim zweiten Schotter-Sektor nach 25 Kilometern alle wieder gestellt waren.

Dort attackierte die Israelische Meisterin Omer Shapira (Canyon - SRAM) und fuhr rund 30 Sekunden Vorsprung heraus, nach knapp 40 Kilometern wurde im dritten Sektor auch sie wieder eingeholt. Dort zerbrach das Hauptfeld bei hohem Tempo erstmals in mehrere Gruppen, doch nach rund 50 Kilometern lief es nahe der Verpflegungszone wieder zusammen. Es herrschte nun die Ruhe vor dem Sturm, der auf Schotter-Abschnitt Nummer 5 erwartet wurde - dem mit 9,5 Kilometern längsten Sektor rund um San Martino in Grania.

Garcia nutzt Uneinigkeit in elfköpfiger Spitzengruppe

Dort kam es dann auch zur Tempoverschärfung und es entstand eine rund 20-köpfige Spitzengruppe, die aber in der Abfahrt hinunter nach Arbia wieder auf rund 40 Frauen anwuchs. Auf den letzten 50 Kilometer setzten sich daraus dann elf Fahrerinnen ab, zu denen auch Brennauer und Garcia gehörten und die alle aus elf unterschiedlichen Teams kamen - von den Top-Teams fehlten lediglich Sunweb und Parkhotel Valkenburg.

Etwa 46 Kilometer vor dem Ziel startete dann Garcia ihr fulminantes Solo und fuhr auf den folgenden 20 Kilometern mehr als drei Minuten Vorsprung auf ihre zehn Verfolgerinnen heraus, die nicht wirklich gut zusammenarbeiteten. Das Hauptfeld um van Vleuten, Anna van der Breggen(Boels - Dolmans)  und Co. hatte bereits mehr als fünf Minuten Rückstand.

Van Vleuten attackiert in Sektor 7 und fährt noch fünf Minuten zu

Am sechsten und somit drittletzten Schotter-Sektor zerfiel dann die Verfolgergruppe und in Sektor 7 waren auch Garcia 21 Kilometer vor dem Ziel die Strapazen deutlich anzumerken. Sie quälte sich die 15-%-Rampe hinauf und begann nun langsam Boden zu verlieren. Hinter ihr wirkte Thomas am stärksten, doch die US-Amerikanerin büßte rund eine halbe Minute ein, weil ihr erst die Kette herunterfiel und sie dann auch noch stürzte, als ein Zuschauer sie wieder anschieben wollte.

Weiter hinten ging unterdessen die Post ab: Van Vleuten attackierte, ungeachtet der TV-Bilder, aus dem Hauptfeld heraus und tauchte nach Sektor 7 plötzlich bei den Verfolgerinnen auf, um dort aber nicht lange zu verweilen. Sie fuhr mit Brennauer, Thomas und Karol-Ann Canuel (Boels - Dolmans) in Sektor 8 hinein, um dort dann aber noch einmal zu beschleunigen und allein Jagd auf Garcia zu machen.

Van Vleuten lässt Garcia im Finale keine Chance

Zwar zeigten die TV-Einblendungen da noch immer einen Vorsprung von über zwei Minuten für die Spanierin, doch die Bilder klärten kurze Zeit später auf: Es waren zehn Kilometer vor dem Ziel nur noch 30 Sekunden und Garcia kam langsam in van Vleutens Sichtweite. Sieben Kilometer vor dem Ziel kam es dann zum Zusammenschluss des Duos, und von da an saß Garcia bis zur 1.000-Meter-Marke am Hinterrad der Weltmeisterin. In der 16 Prozent steilen Via Santa Caterina zog van Vleuten der Spanierin etwa 700 Meter vor dem Ziel schließlich endgültig davon, um wie im Vorjahr als Solistin auf dem Piazza del Campo zu triumphieren.

Dahinter waren, ungeachtet der TV-Bilder, auf den letzten 20 Kilometern auch die anderen Top-Favoritinnen aus dem Hauptfeld noch an den meisten Ausreißerinnen vorbeigefahren, so dass van der Breggen, Elisa Longo Borghini (Trek - Segafredo), Marianne Vos (CCC - Liv) und Cecilie Uttrup Ludwig (FDJ Nouvelle Aquitaine Futuroscope) ohne je im Bild gewesen zu sein Vierte, Fünfte, Sechste und Siebte wurden.

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

19.04.2024Die Strecken von Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum 110. Mal findet am Sonntag Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) für die Männer statt – die Frauen bestreiten 'La Doyenne' dagegen erst zum achten Mal. Die Strecken haben sich im Vergle

18.04.2024Hartmann: Aus “nur durchkommen“ wurden 74 km an der Spitze

(rsn) – Elena Hartmann bekam ihre völlig durchnässten Handschuhe kaum mehr von ihren frierenden Fingern. Als die 33-Jährige vom Team Roland oben auf der Mur de Huy 5:41 Minuten nach Siegerin Kata

17.04.2024Highlight-Video des 27. Flèche Wallonne Femmes

(rsn) – Nach einem dritten (2017) und einem zweiten Platz (2021) hat Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM) erstmals in ihrer Karriere den Flèche Wallonne Femmes gewonnen. Bei der 27. Ausgabe des Arden

17.04.2024Nach fast fünf Jahren bricht Niewiadoma an der ´Mur´ den Bann

(rsn) – Fast fünf Jahre musste Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM) auf den 19. Sieg ihrer Profikarriere warten. Bei der 27. Ausgabe des Flèche Wallonne Femmes war es soweit. Nach 146 Kilometern mit

17.04.2024Ludwig: “Vielleicht wird der Wind einer Gruppe in die Karten spielen“

(rsn) – Erstmals in der Geschichte des Flèche Wallonne starten die Frauen nach den Männern. Auf den 146 Kilometern rund um Huy müssen sieben kategorisierte Anstiege bewältigt werden, die berühm

16.04.2024Es gilt nur eins: Wer erklimmt die Mur de Huy am schnellsten?

(rsn) – Sieben Mal Anna van der Breggen, fünf Mal Marianne Vos, fünf Mal Alejandro Valverde und drei Mal Julian Alaphilippe: Kein Rennen wurde in den letzten 20 Jahren so oft von denselben Fahreri

16.04.2024Eine Mur mehr als bisher: Strecken des Flèche Wallonne im Detail

(rsn) – Wenn am Mittwoch zum 30. Mal in Charleroi der Flèche Wallonne der Männer beginnt, gibt es ein Novum: Bei der 88. Austragung des ´Wallonischen Pfeils´ wird die Mur de Huy erstmals vier Ma

16.04.2024Shackley muss ihre Karriere mit nur 22 Jahren beenden

(rsn) – Anna Shackley (SD Worx – Protime) muss ihre Profikarriere im Alter von nur 22 Jahren beenden. Die Britin, die im vergangenen Jahr in der U23 EM-Zweite und WM-Dritte sowie Zweite der Tour d

14.04.2024Fast wie bei der Tour? Bauernfeind prägt Amstel als Ausreißerin

(rsn) – Lediglich drei Deutsche standen am Sonntag beim Amstel Gold Race der Frauen am Start. Eine davon aber prägte das um 56 auf 101,4 Kilometer verkürzte und zweigeteilte Rennen durch die Hüge

14.04.2024Motorrad-Polizist bricht sich bei schwerem Amstel-Unfall fünf Rippen

(rsn) – Der Polizist, der im Rahmen des Amstel Gold Race der Frauen beim Vorausfahren vor dem Peloton zur Streckensicherung mit einem wendenden Auto kollidiert ist und dabei schwer stürzte, ist ver

14.04.2024Wiebes jubelt, aber Vos gewinnt ihr zweites Amstel Gold Race

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat zum zweiten Mal nach 2021 beim Amstel Gold Race (1.WWT) triumphiert und ihrer Landsfrau Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) kurz vor der Ziellinie n

Weitere Radsportnachrichten

20.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

20.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

20.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

19.04.2024UCI veröffentlicht kompakten Cyclocross-Weltcup-Kalender

(rsn) – Der vom Radsportweltverband UCI präsentierte Cross-Weltcup-Kalender 2024/25 weist einige bemerkenswerte Änderungen auf. So wurde die Anzahl der Rennen von 14 auf 12 reduziert, die zudem al

19.04.2024Lopez wehrt alle Angriffe ab und gewinnt Tour of the Alps

(rsn) – Juan Pedro Lopez (Lidl – Trek) ist am Schlusstag der 47. Tour of the Alps (2.Pro) nicht mehr in Schwierigkeiten gekommen. Im Gegenteil: Der Spanier brachte seinerseits auf dem schweren fü

19.04.2024Die Strecken von Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum 110. Mal findet am Sonntag Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) für die Männer statt – die Frauen bestreiten 'La Doyenne' dagegen erst zum achten Mal. Die Strecken haben sich im Vergle

19.04.2024Im Chaos-Finale fahren Malmberg, Röber und Paluta in die Top 10

(rsn) - Auch im chaotischen Finale der 2. Etappe von Belgrade Banjaluka (2.2) waren die drei deutschen Kontinental-Teams vorne mit dabei. Während der Däne Matias Malmberg (Maloja Pushbikers) und Do

19.04.2024Kehrt der Intergiro bei der Italien-Rundfahrt zurück?

(rsn) - Auf einigen der von der RCS veröffentlichen Profilen der Italien-Rundfahrt taucht der Intergiro zum ersten Mal seit 2005 wieder auf. Der Intergiro ist eine Sonderwertung, bei dem die Zeit all

19.04.2024Skjelmose erklärt seine Unterkühlung beim Flèche Wallonne

(rsn) - "Skjelmose wird hier gerade vom Rad getragen und ist vollkommen am Zittern. Komplett kalt. Komplett im Arsch", hieß es nach einem Augenzeugenbericht unseres Mannes vor Ort am Mittwoch in unse

19.04.2024Querfeldeinstar Kuypers steigt auf und gibt Debüt in Lüttich

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leichter Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)