Mit 50-km-Solo ins Gelbe Trikot

Evenepoel bei der Polen-Rundfahrt in eigener Liga

Foto zu dem Text "Evenepoel bei der Polen-Rundfahrt in eigener Liga"
Remco Evenepoel (Deceuninck - Quick-Step) gewinnt die Königsetappe der Polen-Rundfahrt und erinnert mit der “75“ an Fabio Jakobsen. | Foto: Cor Vos

08.08.2020  |  (rsn) - Remco Evenepoel (Deceuninck - Quick-Step) hat bisher drei Rundfahrten in dieser Saison bestritten - und alle hat der erst 20 Jahre alte Belgier gewonnen. Nach seiner Vorstellung auf der Königsetappe der Tour de Pologne, die er am Samstag mit einem Solo von gut 50 Kilometern mit großem Vorsprung gewann, dürfte niemand mehr daran zweifeln, das morgen die vierte dazukommt.

Evenepoel deklassierte die Konkurrenz auf den drei Schleifen - inklusive je zweier Anstiege - rund um Bukowina Tatrzanska mit einem denkwürdigen Auftritt. Kurz vor der letzten Runde zog der Jungstar davon und baute schnell einen Vorsprung von rund einer halben Minute auf. Und da sich die Verfolger zunächst nicht einig waren, wuchs der auf den folgenden Kilometern auf fast eine Minute an.

Im Ziel auf knapp 1.000 Metern Höhe waren es schließlich 1:48 Minuten auf den Dänen Jakob Fuglsang (Astana), der sich zwar nach Kräften mühte, aber chancenlos war. Gleiches galt für den Australier Simon Yates (Mitchelton - Scott / +2:22) und den zeitgleichen Polen Rafal Majka (Bora - hansgrohe), die auf den Plätzen vier und fünf folgten.

Mit seinem achten Saisonsieg fuhr Evenepoel auch den gestern noch siegreichen Richard Carapaz (Ineos) - der 70 Kilometer vor dem Ziel allerdings stürzte und letztlich 16. wurde - aus dem Gelben Trikot, das er aller Voraussicht nach morgen in Krakau mühelos wird verteidigen können, kommen doch dort nochmals die Sprinter zum Zug.

"Das war heute mein Tag. Wir hatten geplant, ein wenig später zu attackieren, aber ich habe gesehen, dass der Moment schon 50 Kilometer vor dem Ziel da war: Jeder hat gelitten, weil es gestern schon ein sehr hartes Rennen war“, sagte der Sieger in einer kurzen Pressekonferenz nach der Podiumszeremonie. “Ich dachte, ich nehme zwei, drei Jungs mit mir und das Ding ist durch. Aber niemand konnte mir folgen und so habe ich schnell ein Loch von 30 Sekunden gerissen. Ich habe dann durchgezogen, weil ich wusste, dass im Feld nur ein Mann fuhr, deshalb war es 'er gegen mich'“, berichtete Evenepoel, der schließlich einen derart großen Vorsprung hatte, dass er schon mehrere Meter vor dem Ziel aus seiner Trikottasche eine Startnummer 75 ziehen konnte und sie deutlich sichtbar nach oben hielt.

Die “75“ trug sein Teamkollege Fabio Jakobsen am Mittwoch, als er sich bei dem grässlichen Sturz in Katowice lebensgefährliche Kopfverletzungen zuzog. “Mit der Nummer in meiner Rückentasche habe ich mich nie müde gefühlt und meine Energie ließ nie nach. Mir hat das Kraft für diese 51 Kilometer gegeben."

Während Evenepoel in einer eigenen Liga fuhr, ging es hinter ihm deutlich knapper zu: Fuglsang und Carapaz etwa trennten 1:33 Minuten, vor dem Giro-Sieger von 2019 landete noch das Bora-hansgrohe-Duo Maximilian Schachmann und Patrick Konrad zeitgleich auf den Plätzen zehn und 15 (+3:09). Im Gesamtklassement ist der Deutsche Meister nun 13. (+3:19) vor dem zeitgleichen Konrad. Hier liegt Evenepoel 1:52 Minuten vor Fuglsang und 2:28 vor Simon Yates, Majka folgt weitere vier Sekunden dahinter auf Rang vier.

So lief das Rennen:

Ehe Evenepoel zu seinem denkwürdigen Solo startete, bestimmte eine fünfköpfige Ausreißergruppe das Geschehen. Chris Harper (Jumbo - Visma) und Nathan Haas (Cofidis) zogen als erste davon und erhielten im weiteren Verlauf der Königsetappe Verstärkung durch den Polen Patryk Stosz (Nationalteam) sowie James Whelan (EF) und Stoszs Landsmann Kamil Malecki (CCC). Als der Vorsprung der Gruppe auf vier Minuten auf das von Ineos kontrollierte Feld anwuchs, war der Gesamtdritte Malecki sogar virtueller Gesamtführender.

Danach aber zogen Carapaz‘ Helfer, unterstützt von Mitchelton - Scott und Bora - hansgrohe, das Tempo an, und knapp 70 Kilometer vor dem Ziel schien der Zusammenschluss unmittelbar bevorzustehen, als der Träger des Gelben Trikots und mehrere weitere Fahrer zu Boden gingen. Danach drosselte das Feld etwas das Tempo, um Carapaz wieder den Anschluss zu ermöglichen.

Den schaffte der Ecuadorianer zwar wieder, und auch die Ausreißer waren 54 Kilometer vor dem Ziel wieder eingefangen. Kurz darauf startete Evenepoel seine Solo-Show, gegen die niemand etwas ausrichten konnte.

Mehr Informationen zu diesem Thema

24.01.2024Groenewegen dachte nach Jakobsen-Crash an Rücktritt

(rsn) – Nach dem von ihm verursachten Horrorsturz seines Landsmanns Fabio Jakobsen zum Auftakt der Polen-Rundfahrt 2020 dachte Dylan Groenewegen an Rücktritt. Das erklärte der Niederländer im Ges

17.06.2021Jakobsen hat Zähne zurück und bestätigt Vuelta als Saisonziel

(rsn) – Fabio Jakobsen hat mit einem Vorher-Nachher-Bild auf Instagram freudestrahlend gezeigt, dass das Implantieren seiner neuen Zähne abgeschlossen ist – und gleichzeitig im selben Post auch b

29.01.2021Bugno verurteilt die Drohungen gegen Groenewegen

(rsn) - Gianni Bugno, Präsident der Fahrervereinigung CPA, hat die Hassbotschaften gegen Dylan Groenewegen (Jumbo - Visma) scharf verurteilt. Der Italiener nannte sie in einer Pressemitteilung "unsta

26.01.2021Groenewegen brauchte nach Jakobsen-Unglück Polizeischutz

(rsn) - Dylan Groenewegen (Jumbo - Visma) musste sich einige Wochen nach dem von ihm verursachten schweren Unfall von Fabio Jakobsen (Deceuninck - Quick-Step) bei der Polen-Rundfahrt im August Schutz

13.01.2021Jakobsen ist in Calpe mit den Teamkollegen unterwegs

(rsn) - Fünf Monate nach seinem verheerenden Sturz zum Auftakt der Polen-Rundfahrt bereitet sich Fabio Jakobsen mit seinen Teamkollegen von Deceuninck - Quick-Step im spanischen Calpe auf die Saison

10.01.2021Tour de Pologne ist in Polen das Sportereignis des Jahres

(rsn) - Die Tour de Pologne ist an diesem Wochenende bei einer Sportgala in Polen zum Sportereignis des Jahres gekürt worden - und das, obwohl die Organisatoren der Rundfahrt nach dem schlimmen Sturz

14.12.2020Katowice auch 2021 im Etappenplan der Polen-Rundfahrt

(rsn) - Katowice wird auch in der nächsten Saison Etappenort der Tour de Pologne. Ob das allerdings auch für die umstrittene Zielankunft gilt, bei der auf abfallender Strecke in diesem Jahr Fabio Ja

13.11.2020Jakobsen verklagt Groenewegen in den Niederlanden

(rsn) - Laut der belgischen Zeitung Het Laatste Nieuws wird Fabio Jakobsen (Deceuninck – Quick-Step) seinen Landsmann Dylan Groenewegen (Jumbo – Visma) wegen des von diesem im Finale der 1. Etappe

11.11.2020UCI sperrt Groenewegen bis zum 7. Mai 2021

(rsn) - Der Radsportweltverband UCI hat den Niederländer Dylan Groenewegen (Jumbo - Visma) als Verursacher des schweren Sturzes von Fabio Jakobsen (Deceuninck - Quick-Step) am 5. August zum Auftakt d

03.11.2020Medien: Groenewegen soll bis zum 6. Mai gesperrt werden

(rsn) - Dylan Groenewegen (Jumbo - Visma) soll vom Radsportweltverband UCI wohl für insgesamt neun Monate bis zum 6. Mai 2021 gesperrt werden. Dies meldet Wielerflits.nl. Hintergrund der Sperre ist

01.10.2020Alaphilippe in Lüttich erstmals im Regenbogentrikot

(rsn) - Weltmeister Julian Alaphilippe wird am Sonntag erstmals sein Regenbogentrikot in einem Rennen tragen. Der 28-jährige Franzose führt sein Team Deceuninck - Quick-Step beim Ardennenklassiker L

29.09.2020Groenewegen wird 2020 kein Rennen mehr bestreiten

(rsn) - Dylan Groenewegen (Jumbo - Visma) wird in diesem Jahr nicht mehr ins Peloton zurückkehren. Wie sein Sportdirektor Arthur van Dongen gegenüber der Zeitung AD mitteilte, wolle das Team dem Spr

Weitere Radsportnachrichten

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leichter Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

18.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

18.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

18.04.2024Steinhauser: Giro-Test mit Prädikat sehr gut

(rsn) – Den Feinschliff für sein Grand-Tour-Debüt holt sich Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) derzeit bei der 47. Tour of the Alps (2.Pro). In wenigen Wochen geht es für den Allgäue

18.04.2024Belgrade Banjaluka: Ausreißer Albrecht zum Auftakt Zweiter

(rsn) – Zum Auftakt von Belgrade Banjaluka (2.2) hat das Team P&S Metalltechnik – Benotti einen starken Auftritt hingelegt. Auf der 140 Kilometer langen 1. Etappe zwischen Belgrad und Bijeljina b

18.04.2024Auf der Königsetappe macht Carr die schwachen Tage vergessen

(rsn) – Mit einem Soloritt über rund 30 Kilometer hat sich Simon Carr (EF Education – EasyPost) die Königsetappe der 47. Tour of the Alps (2.Pro) gesichert. Der 25-jährige Brite setzte sich üb

18.04.2024Hartmann: Aus “nur durchkommen“ wurden 74 km an der Spitze

(rsn) – Elena Hartmann bekam ihre völlig durchnässten Handschuhe kaum mehr von ihren frierenden Fingern. Als die 33-Jährige vom Team Roland oben auf der Mur de Huy 5:41 Minuten nach Siegerin Kata

18.04.2024Extrembedingungen beim Flèche, aber kein Schlechtwetterprotokoll

(rsn) – Zwei Rennen unter Extrembedingungen hart an der Grenze des Schlechtwetterprotokolls der UCI bot der Flèche Wallonne am Mittwoch: Nachdem beim Start der Männer um 11:15 Uhr in Chareleroi no

18.04.2024Trotz wenig Schlaf: Benoot holt ein “exzellentes Ergebnis“

(rsn) – Vor dem Start des 88. Flèche Wallonne in Charleroi hatte Tiesj Benoot (Visma – Lease a Bike) noch mehr über die Geburt von Töchterchen Loes gesprochen, die am Abend zuvor zur Welt gekom

18.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

18.04.2024Lopez: “Einer der härtesten Tage meines Lebens“

(rsn) – Die 3. Etappe der Tour of the Alps 2024 wird den Teilnehmern lange in Erinnerung bleiben. Zwar hatte der 124,8 Kilometer lange Abschnitt rund um Schwaz in Tirol nur wenig an Spektakel zu bie

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour of the Alps (2.Pro, ITA)
  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)