Giro: Ausgangslage vor dem letzten Bergspektakel

Yates benötigt Superritt – Bernal kann auf Verteidigung setzen

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Yates benötigt Superritt – Bernal kann auf Verteidigung setzen"
Kann Simon Yates (BikeExchange, rechts) Egan Bernal (Ineos Grenadiers, links) noch aus dem Maglia Rosa fahren? | Foto: Cor Vos

29.05.2021  |  (rsn) – Zwischen Egan Bernal (Ineos Grenadiers) und seinem ersten Gesamterfolg beim Giro d‘Italia stehen nach 19 der 21 Etappen noch drei Hindernisse. Die beiden Tagesabschnitte über insgesamt 194 Kilometer und Simon Yates (BikeExchange). Denn der 28-jährige Brite entpuppte sich an den beiden bisherigen Kletterpartien der letzten Woche als eindeutig stärkster der Klassementfahrer. Während der Kolumbianer vor der finalen Woche überlegen wirkte, so änderte sich das Bild auf den Etappen 17 und 19.

Zwar beträgt sein Vorsprung noch über zweieinhalb Minuten auf Yates sowie den Italiener Damiano Caruso (Bahrain – Victorious), aktuell immer noch Gesamtzweiter, doch dürfen Bernal keine Fehler auf der finalen Bergetappe mehr passieren. 

Denn für das abschließende Zeitfahren in Mailand am Sonntag haben der Italiener und der Brite wohl die besseren Karten - vor allem weil Bernal nicht mehr so frisch wirkt wie Yates und Caruso ohnehin als bester Zeitfahrer unter den dreien gilt. Hält der Kolumbianer seinen Vorsprung am Samstag, dann wird ihm der Gesamtsieg aber nicht mehr zu nehmen sein.

"Es wird sehr schwierig, noch zu gewinnen, denn der Abstand ist noch immer sehr groß", wusste der Sieger der 19. Etappe auf der Pressekonferenz nach seinem Erfolg zu berichten. Wäre da nicht der verkürzte Regenabschnitt nach Cortina d’Ampezzo gewesen, würde der Brite nun nur wenige Sekunden hinter dem Maglia Rosa liegen. 2:37 Minuten verlor er damals auf den Kolumbianer, 2:49 beträgt sein Rückstand nun vor der letzten schweren Bergetappe.

Nach seinem starken Auftritt bei der Tour of the Alps vor einem Monat zählte der 28-Jährige zu den großen Favoriten in der Gesamtwertung, mit seiner starken Form in den letzten Tagen stellte er dies auch unter Beweis. Doch um noch den Sprung in das Rosa Trikot zu schaffen, braucht es eine brachiale Leistung auf den 164 Kilometern von Verbania hinauf zur Alpe Motta am Splügenpass.

"Ich bin mit einer guten Form hierhergekommen, hatte aber ein paar Probleme in der ersten Woche und bei der Kälte extrem gelitten auf der 16. Etappe", schilderte der BikeExchange-Kapitän, der aktuell wie der stärkste Fahrer im Peloton wirkt. "Wenn ich gute Beine habe, dann werde ich noch was probieren", versprach er, fügte aber auch an: "Ich denke Platz zwei ist ein wenig realistischer im Moment als der Gesamtsieg."

Noch 194 Kilometer bis zum Giro-Ende

Um diesen noch zu schaffen, benötigt es aber einen epochalen Ritt und wohl einen Einbruch von Bernal, der nach dem Toursieg 2019 nun vor seinem nächsten Erfolg bei einer dreiwöchigen Landesrundfahrt steht. "Am Ende der Etappe habe ich wohl ein wenig was liegengelassen. Aber das waren nur ein paar Sekunden. Ich wollte nur ins Ziel kommen ohne in Gefahr zu sein", analysierte der Gesamtwertungsführende, der als erst zweiter Kolumbianer nach Nairo Quintana 2014 den Giro für sich entscheiden könnte.

Damit würde er auch im Alter von 24 Jahren schon zwei verschiedene Grand Tours in seiner Siegesliste stehen haben, was vor ihm nur Bernard Hinault, Gino Bartali, Eddy Merckx und Felice Gimondi geschafft haben. 194 Kilometer trennen ihn aber noch davon. "Das heute war wieder ein weiterer Schritt in Richtung Mailand“, meinte der Ineos-Kapitän, der in der letzten Woche mehr auf Verteidigung als auf Angriff setzt.

"Natürlich hätte ich angreifen können, aber Yates ist stärker und so muss ich mir mein Zeitpolster einteilen. Diesen Vorteil habe ich mir durch meine Angriffe auf den anderen Etappen erarbeitet", erklärte Bernal, der nach seinen Schwierigkeiten hinauf nach Sega di Ala am Mittwoch wieder in besserer Verfassung zu sein schien. 

Ein weiteres Ass im Ärmel des Kolumbianers ist seine Mannschaft, die zu 100 Prozent auf den Kolumbianer ausgerichtet ist. Zwar ging mit dem Russen Pavel Sivakov der Co-Kapitän früh verloren, doch die starken Beine eines Filippo Ganna, die Erfahrung von Jonathan Castroviejo oder die tolle Bergform von Daniel Felipe Martinez, der der stärkste Berghelfer des Giro ist und selbst auf Gesamtrang sieben liegt, sind eine große Versicherung für den Leader der Italien-Rundfahrt.

Yates sieht Ineos als stärkste Mannschaft beim Giro

"Ich trage zwar das Maglia Rosa, aber es ist eine große Anstrengung des gesamten Teams. Jeder meiner Kollegen hat ein großes Stück dazu beigetragen", schilderte Bernal, der auch deswegen etwas passiver agierte am Schlussanstieg hinauf auf die Alpe di Mera: "Ich will vor allem wegen der Arbeit der Jungs keinen Fehler machen."

Außerdem versuchte der Kolumbianer sich noch ein paar Körner für den vorletzten Tag aufzusparen: "Das ist sicher ein Vorteil dann an den letzten beiden Tagen noch ein wenig extra Energie zur Verfügung zu haben." Eigentlich wollte Bernal, wie er auf der Pressekonferenz zugab, den Sack erst in der dritten Woche zu machen. Das war zumindest seine Planung vor dem Auftakt. Denn dort fühlte sich der Mann aus Bogota noch nicht so gut. "Ich hatte das Gefühl etwas am Anfang verlieren zu können und dann in der letzten Woche wieder Zeit zu gewinnen. Gelaufen ist es aber bislang umgekehrt", musste er schmunzelnd.

"Sie haben das stärkste Team hier", unterstrich auch Yates die komfortable Lage des aktuellen Leaders vor der letzten schweren Bergetappe und fügte an: "Es ist schwierig, das ganze Rennen jetzt im Alleingang umzudrehen." Doch will der Brite wirklich den Spieß noch umdrehen, benötigt er nicht nur einen super Tag sondern auch einen frühen und mutigen Angriff, ähnlich wie Bernal, als dieser ihm nach Cortina d’Ampezzo über zweieinhalb Minuten aufbrummte.

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