Niewiadoma am Cauberg nicht zu schlagen

Erster Rundfahrtsieg: Blaak rettet sich noch rechtzeitig ins Ziel

Von Felix Mattis aus Valkenburg

Foto zu dem Text "Erster Rundfahrtsieg: Blaak rettet sich noch rechtzeitig ins Ziel"
Chantal Blaak (Boels-Dolmans) ist die Gesamtsiegerin der Boels Rental Ladies Tour 2016. | Foto: Cor Vos

05.09.2016  |  (rsn) - Am Ende wurde es noch einmal richtig eng. Um gerade einmal drei Sekunden rettete Chantal Blaak (Boels-Dolmans) am Cauberg den ersten Rundfahrt-Gesamtsieg ihrer Karriere über den Zielstrich. Ausgerechnet ihre niederländische Landsfrau und Teamkollegin Ellen Van Dijk kam der 26-Jährigen auf der 119,4 Kilometer langen Schlussetappe kreuz und quer durch Limburg und auf den Spuren des Amstel Gold Race' gefährlich nahe. In der steilen Schlusssteigung am Cauberg fuhren sie alle Vollgas: Van Dijk stiefelte Etappensiegerin Kasia Niewiadoma (Rabo-Liv) aus Polen hinterher, und Blaak kämpfte mit letzter Kraft um ihr Orangenes Trikot.

"Es war wirklich schwer, Ellen zu folgen. Aber es ist ja erlaubt, um den Etappensieg zu fahren. Und es ist dann meine Aufgabe, es zu Ende zu bringen. Jeder musste den Cauberg so schnell wie möglich hochfahren", sagte Blaak, die zugab, vor der Etappe ob des möglichen ersten Rundfahrtsieges ihrer Karriere nervös gewesen zu sein. "Das ist normal, denke ich. Man gewinnt ein Radrennen ja nicht einfach so."

Van Dijk kam drei Sekunden hinter Niewiadoma als Zweite über den Zielstrich und kassierte dafür noch sechs Bonussekunden. Da sie nur mit elf Sekunden Rückstand in die Schlussetappe gestartet war, wurde die Luft für ihre Teamkollegin somit sehr dünn. Doch Blaak biss sich fest, folgte Alena Amialiusik (Canyon-SRAM), Anna Van der Breggen (Rabo-Liv) und Amy Pieters (Wiggle-High5) um die letzte Kurve und rollte gerade noch rechtzeitig ins Ziel: zwei Sekunden hinter Van Dijk, drei Sekunden bevor sie den Gesamtsieg los gewesen wäre. "Wir haben heute gut gearbeitet, aber man weiß es eben nie sicher, bis man die Ziellinie überquert", sagte Blaak grinsend.

Gerechnet hatte sie vor allem mit Angriffen der Rabobank-Mannschaft mit deren Kletter-Assen Niewiadoma und Van der Breggen. Und darin lag sie richtig: Vor allem die Polin versuchte es im Verlauf der Etappe häufiger, dem Feld davonzufahren. Doch erstens zeigte das Boels-Dolmans-Team - allen voran Lizzie Armitstead und Karol-Ann Canuel - einmal mehr eine beeindruckende Leistung in Sachen Verfolgungsarbeit, und zweitens musste Niewiadoma auch einsehen: "Bei dem Wetter und Wind heute, war es kaum möglich, alleine zu fahren."

Ihre Teamkollegin Roxane Knetemann sah das etwas anders. Die im Gelben Trikot der besten Bergpunktesammlerin gestartete Tochter von Ex-Profi Gerrie Knetemann sprang bereits nach der ersten von vier Cauberg-Passagen in eine achtköpfige Spitzengruppe, der unter anderem auch Armitstead und die für das deutsche Team Canyon-SRAM fahrende Elena Cecchini angehörten, um sich ihr Bergtrikot am Gulperberg endgültig zu sichern.

Als die Gruppe im Eyserbosweg sowie am Fromberg schließlich Zuwachs durch die Favoritinnen bekam und auf 16 beziehungsweise später sogar 19 Frauen anwuchs, versuchte Niewiadoma ein paar Mal ihr Glück, wurde aber von Armitstead markiert und kam nicht weg. Daraufhin startete nach dem Keutenberg erneut Knetemann einen Angriff und bekam auf den beiden Schlussrunden um Valkenburg über den Cauberg und den Bemelerberg Begleitung von ihren Landsfrauen Riejanne Markus (Liv-Plantur) und Esther Van Veen (Swabo Ladies).

Das Trio fuhr bis zu 2:20 Minuten an Vorsprung heraus, doch auf der Schlussrunde machte die 16-köpfige Favoritengruppe unter dem Tempodiktat von Boels-Dolmans ernst und stellte die Ausreißerinnen fünf Kilometer vor Schluss.

Im Finale war es dann Olympiasiegerin Van der Breggen, die den Kampf um den Etappensieg mit einer harten Tempoverschärfung in den Cauberg hinein eröffnete. "Ich habe dann nochmal einen härteren Angriff draufgesetzt. Das war unser Plan", sagte Niewiadoma im Sieger-Interview mit radsport-news.com und Knetemann berichtete über den rennentscheidenden Vorstoß: "Als ich sah wie sie antritt, wusste ich dass niemand würde folgen können."

So war es: Van Dijk und Amialiusik gaben zwar ihr Bestes, konnten aber mit der 21-Jährigen nicht mithalten und mussten sie allein in Richtung Sieg davonziehen lassen. "Gerade hier auf dem Cauberg zu gewinnen, das ist ein Traum", sagte Niewiadoma, die sich nun die Einführung einer Frauen-Version des Amstel Gold Race' wünscht. "Wir schauen uns mit den Mädels das Männerrennen hier immer an, und es würde dem Frauenradsport sehr helfen, wenn es auch ein Frauenrennen gäbe."

Aus deutscher Sicht fiel die Bilanz am Schlusstag der Boels Ladies Tour in diesem Jahr gespalten aus: Titelverteidigerin Lisa Brennauer (Canyon-SRAM) hatte nach ihrem Sprintsieg am Vortag in Tiel mit den Limburger Anstiegen ihre Mühe und musste mehrfach abreißen lassen, um sich dann wieder heranzukämpfen und beendete die Etappe schließlich auf dem 17. Platz mit 1:03 Minuten Rückstand auf Niewiadoma. Dadurch fiel Brennauer vom vierten auf den achten Gesamtrang zurück. Dafür aber kletterte die ebenfalls für das deutsche Canyon-SRAM-Team fahrende Weißrussin Amialiusik durch Etappenrang drei noch auf das Podium der sechstägigen Rundfahrt - als Dritte mit 41 Sekunden Rückstand auf Gesamtsiegerin Blaak.

Die 6. Etappe im Video (Englisch):

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.05.2024Ab 2025 auch ein Frauenrennen Mailand-Sanremo?

(rsn) - Nach der Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix und Lüttich-Bastogne-Lüttich wird mit Mailand-Sanremo auch das vierte der fünfte Monumente künftig wohl auch mit einem Frauenrennen aufwarten kö

06.05.2024Bauernfeind beendet Vuelta besser als erwartet

(rsn) – Wer weiß, was alles möglich gewesen wäre. Wenn Ricarda Bauernfeind nicht zu Beginn der Vuelta Feminina (2.WWT) etwas gekränkelt hätte. Und wenn sie von Beginn an als Kapitänin von Cany

05.05.2024Vollering nutzt Rückenwind-Passage zum Vuelta-Triumph

(rsn) – Mit einem weiteren überragenden Auftritt hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) die 10. Vuelta Femenina (2.UWT) souverän für sich entschieden. Die 27-jährige Niederländerin schüttelt

04.05.2024Rund 260.000 Euro fehlen: Tour of Scandinavia abgesagt

(rsn) – Die Women´s WorldTour-Rundfahrt Tour of Scandinavia wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Das gaben die Veranstalter des für 27. August bis 1. September geplanten Rennens am Freitag via P

04.05.2024Alfonsina Strada: Die erste Frau beim Giro

(rsn) – Wenn am Samstag in Venaria Reale der 107. Giro d´Italia der Männer beginnt, ist das auch für den Frauen-Radsport ein wichtiger Termin. Denn noch bevor im Juli der nächste Giro der Frauen

01.05.2024Faulkner landet als Ausreißerin Coup in Zaragoza

(rsn) – Kristen Faulkner hat bei der 10. Vuelta Femenina für den zweiten Sieg einer Fahrerin von EF Education – Cannondale gesorgt. Nachdem ihre Teamkollegin Alison Jackson die 2. Etappe für si

30.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat die 3. Etappe der Vuelta Espana Feminina (2.UWT) für sich entschieden. Die 36-jährige Niederländerin verwies nach 1302 Kilometern zwischen Lucen

30.04.2024Vos feiert Sprintsieg in Teruel

(rsn) – Die Gewinnerin der 3. Etappe der Vuelta Espana Feminina by Carrefour.es ist Marianne Vos (Visma – Lease a Bike). Die Niederländerin sicherte sich den Tageserfolg nach 130,2 Kilometern in

30.04.2024Vollering unterschreibt Sponsoren-Deal mit Nike

(rsn) – Anna Henderson (Visma – Lease a Bike) wird nicht mehr zur 3. Etappe der Vuelta Espana Femenina antreten. Die Britin war im Finale des zweiten Teilstücks an der 3-Kilometer-Marke an den er

29.04.2024Jackson siegt nach Sturz-Chaos um Vollering, Vos und Lippert

(rsn) – Alison Jackson (EF Education – Cannondale) hat in einem chaotischen Finale in Moncófar die 2. Etappe der Vuelta Espana Femenina gewonnen. Die Kanadische Meisterin setzte sich im Sprint au

28.04.2024Highlight-Video der 1. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Mit einer beeindruckenden Vorstellung hat Lidl – Trek das Teamzeitfahren zum Auftakt der 10. Vuelta Femenina (2.WWT) für sich entscheiden können. Das von der Italienerin Elisa Longo Borg

28.04.2024Lechner lässt in Tschechien nichts mehr anbrennen

(rsn) – Am letzten Tag der Gracia-Rundfahrt (2.2) hat Corinna Lechner (Wheel Divas) nichts mehr anbrennen lassen und sich den Gesamtsieg der tschechischen Rundfahrt gesichert. Auf der 5. Etappe, di

Weitere Radsportnachrichten

07.05.2024Eine Hommage an ´Super Mario´

(rsn / ProCycling) – Nachdem auf der 4. Etappe der Fokus auf der Westseite lag, richtet sich nun die Aufmerksamkeit auf die Ostseite der Ligurischen Küste. Die Organisatoren hätten die Strecke noc

07.05.2024Ewan kritisiert mangelhafte Teamarbeit bei Jayco - AlUla

(rsn) – Einer war sauer und ließ das auch im Interview nach der Etappe raus. Allerdings nicht in besonderem Maße auf die Streckenführung, weil das vierte Teilstück des Giro d’Italia kurz nach

07.05.2024Bauhaus liefert beim Giro gerne rund um Sanremo ab

(rsn) – Allzu oft lief es in dieser Saison noch nicht rund bei Phil Bauhaus (Bahrain Victorious). Natürlich war da der Etappensieg auf dem dritten Teilstück von Tirreno-Adriatico. Und die 1. Etapp

07.05.2024Highlight-Video der 4. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Jonathan Milan (Lidl – Trek) hat die 4. Etappe des 107. Giro d’Italia gewonnen. Der Italiener setzte sich über 190 Kilometer von Acqui Terme nach Andora im Massensprint knapp vor dem Au

07.05.2024Merlier: “Ich bin froh, dass ich noch am Leben bin“

(rsn) – Jonathan Milan (Lidl – Trek) hat am vierten Tag des 107. Giro d’Italia nicht nur für den ersten Sieg eines Italieners gesorgt, sondern sich auch das Maglia Ciclamino gesichert, das er b

07.05.2024Milan holt sich “Piccolo Milano-Sanremo“ im Massensprint

(rsn) – Jonathan Milan (Lidl – Trek) hat die 4. Etappe des 107. Giro d’Italia im hart umkämpften Massensprint gewonnen. Nach 190 Kilometern zwischen Acqui Terme und Andora setzte er sich bei de

07.05.2024Nach zwei Stürzen ist der Giro für Girmay beendet

(rsn) – Nach seinem dritten Platz auf der 3. Giro-Etappe hatte sich Biniam Girmay (Intermarché - Wanty) mit Blick auf die kommenden Aufgaben ausgesprochen optimistisch gezeigt. Knapp 60 Kilometer v

07.05.2024Vingegaard ist wieder zurück auf dem Rad

(rsn) – Erstmals seit seinem schweren Sturz am 4. April bei der Baskenland-Rundfahrt hat Jonas Vingegaard eine Trainingseinheit im Freien absolviert. In einem von seinem Team Visma – Lease a Bike

07.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 4. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

07.05.2024Bora mit Buchmann und Welsford zur 45. Ungarn-Rundfahrt

(rsn) – Mit einem starken Aufgebot tritt Bora – hansgrohe zur am Mittwoch beginnenden 45. Tour de Hongrie (8. – 12. Mai / 2.Pro) an. Angeführt wird das sechsköpfige Aufgebot vom Deutschen Meis

07.05.2024Ab 2025 auch ein Frauenrennen Mailand-Sanremo?

(rsn) - Nach der Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix und Lüttich-Bastogne-Lüttich wird mit Mailand-Sanremo auch das vierte der fünfte Monumente künftig wohl auch mit einem Frauenrennen aufwarten kö

07.05.2024Girmay freut sich “auf die nächsten zwei oder sogar drei Etappen“

(rsn) – Nach seinem Triumph beim Giro d’Italia 2022, wo er als erster afrikanischer Profi eine Etappe gewinnen konnte, lief es bei Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) eher mittelprächtig. Die

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)