Nach Giro und Tour auch bei der Vuelta erfolgreich

Trentin von Hinterrad zu Hinterrad zum Etappen-Grand Slam

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Trentin von Hinterrad zu Hinterrad zum Etappen-Grand Slam"
Matteo Trentin (Quick-Step Floors) gewinnt in Tarragona die 4. Etappe der Vuelta a Espana | Foto: Cor Vos

22.08.2017  |  (rsn) - Man liest sie nicht an zwei Händen ab, doch die Zahl der Radprofis, die in der Geschichte des Sports bei allen drei großen Landesrundfahrten Etappensiege feiern konnten, ist trotzdem noch nicht dreistellig: Matteo Trentin (Quick-Step Floors) wurde nun im katalonischen Tarragona als 90. Name in die Liste aufgenommen. Der Italiener gewann die 4. Etappe der Vuelta a Espana im Massensprint und verschaffte seinem Rennstall und sich so vorzeitig das perfekte Abschiedsgeschenk.

"Jetzt, wo ich im Winter gehe, bin ich sehr glücklich, noch mit diesem Team - oder mit uns besser gesagt - bei allen drei Grand Tours erfolgreich gewesen zu sein", freute sich der 28-Jährige, der 2011 als Stagiaire zum Team von Patrick Lefevere kam und nun zu Orica-Scott wechselt.

"Ich wollte hier unbedingt einen Sieg, weil es für mich derzeit wirklich gut läuft", so Trentin weiter. "Nach dem Sturz bei der Tour bin ich hergekommen, um Etappen zu gewinnen." Der Italiener hatte die Tour de France auf der 9. Etappe aufgegeben und sich bei der Burgos-Rundfahrt Anfang August mit einem Etappensieg am zweiten Tag stark zurückgemeldet. Nun klappte es auch bei der Vuelta früh mit dem Erfolgserlebnis.

"Schon vor zwei Tagen haben wir einen sehr guten Job gemacht, als Lampi (Yves Lampaert) gewann und das Trikot holte", so der Italiener, der in Gruissan dank einer starken Windkantenaktion von Quick-Step Floors hinter seinem Teamkollegen Lampaert Tageszweiter geworden war. "Heute haben wir uns für mich entschieden und die Jungs waren großartig. Am Anfang haben wir (bei der Jagd auf die Ausreißer des Tages, Anm. d. Red.) etwas Hilfe von Aqua Blue und Lotto bekommen. Aber dann wurde es etwas verrückt und unser ganzes Team musste einsteigen - erst hauptsächlich Tim Declercq, wie schon die anderen Tage, aber dann so ziemlich alle. Alaphilippe und Lampi haben mich dann sehr schön zum Ziel gebracht."

1,5 Kilometer vor dem Ziel führten Julian Alaphilippe und Yves Lampaert mit Trentin am Hinterrad das Peloton an, und auch auf dem kurvenreichen Schlusskilometer behielten die Belgier die Kontrolle. Allerdings war es Trentins eigene Cleverness, die am Ende den Sieg einbrachte. Denn der Italiener ließ zunächst einen Lotto-Soudal-Fahrer zwischen sich und Lampaert, als er merkte, dass der Weg für einen Anfahrer allein noch zu weit war, und wartete dann in der letzten Kurve auf den Antritt seiner Kontrahenten. Lobato spurtete als Erster los und Trentin sprang an sein Hinterrad, um sich noch etwas im Windschatten mitziehen zu lassen, bevor er selbst loslegte und souverän zum Tagessieg durchzog.

Zu Beginn der Etappe hatte sich nach nur sechs Rennkilometern eine fünfköpfige Spitzengruppe um Johan Le Bon (FDJ), Stephane Rossetto (Cofidis), Juan Felipe Osorio (Manzana Postobon), Diego Rubio und Nicholas Schultz (beide Caja Rural) gebildet. Das Quintett konnte sich bis zu 6:30 Minuten Vorsprung herausfahren, doch nach knapp 100 Kilometern begann der Abstand wieder zu schmelzen, als die Sprinter-Teams Sky an der Spitze des Feldes in der Nachführarbeit ablösten. Vor allem Niki Terpstra (Quick-Step Floors) war viel an der Spitze zu sehen und arbeitete im Gegenwind für Matteo Trentin.

Im 13 Kilometer langen, aber nur 2,8 Prozent steilen Anstieg zum Alto de Belltall (3. Kat.) ließen dann Rossetto und Rubio ihre Begleiter stehen und setzten die Flucht zu zweit fort - mit noch 4:30 Minuten Vorsprung. UAE-Emirates, Aqua Blue Sport und Lotto Soudal sowie eben Quick-Step Floors mit Terpstra kontrollierten das Tempo im Feld weiter und drückten den Abstand langsam weiter herunter. 40 Kilometer vor Schluss waren es noch 3:40 Minuten, 25 Kilometer vor dem Ziel dann 2:10 Minuten und an der 15-Kilometer-Marke schrumpfte die Lücke auf 60 Sekunden zusammen.

Unterdessen stürzte Wilco Kelderman (Sunweb) 20 Kilometer vor dem Ziel und es dauerte bis 13 Kilometer vor dem Ziel, bis er von seinen Teamkollegen wieder ans Hauptfeld herangeführt wurde. An der Spitze warf Rossetto seinem Begleiter nun den Fehdehandschuh vor die Füße und setzte eine erste Attacke. Rubio schloss die Lücke jedoch wieder und konterte umgehend, konnte den Franzosen zwölf Kilometer vor dem Ziel aber auch nicht endgültig abhängen.

Acht Kilometer vor Schluss wurden daher beide gemeinsam vom rasenden Peloton gestellt, in dem nun die Sprintvorbereitungen liefen. 3,4 Kilometer vor dem Ziel kam es dabei noch zu einem Sturz, in den Daniel Moreno (Movistar) und Domenico Pozzovivo (Ag2r La Mondiale) verwickelt waren. Movistar-Kapitän Moreno büßte dadurch 1:38 Minuten ein, Pozzovivo sogar 3:25 Minuten. Der Italiener fiel vom neunten auf den 33. Rang der Gesamtwertung zurück, Moreno vom 14. auf den 27. Platz.

Die anderen Klassementfahrer aber blieben trotz des kurvenreichen Finales von Zeitverlusten verschont. "Es war ein sehr technisches Finale und jeder hatte Angst vor Abständen. Deshalb war es es wert, etwas Kraft zu investieren, um immer vorne zu sein", sagte Chris Froome (Sky), der als 17. über den Zielstrich kam und sein Rotes Trikot als Gesamtführender souverän verteidigte.

Einen Führungswechsel gab es hingegen in der Punktewertung, die nun Trentin vor Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) anführt. Das Bergtrikot trägt auch am Mittwoch der Italiener Davide Villella (Cannondale-Drapac).

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