Ackermann beeindruckt nach schwerer Etappe als 4.

Kwiatkowski zieht langen Bergaufsprint zum Sieg durch

Von Wolfgang Brylla

Foto zu dem Text "Kwiatkowski zieht langen Bergaufsprint zum Sieg durch"
Michal Kwiatkowski (Sky) | Foto: Cor Vos

08.08.2018  |  (rsn) - Michal Kwiatkowski hat sich seinen zweiten Etappensieg bei der Polen-Rundfahrt gesichert. Nach einem starken Antritt an der „Mauer von Szczyrk“ am Dienstag, konnte der Ex-Straßenweltmeister auch in Bielsko-Biala überzeugen und den erneut ansteigenden, aber nicht ganz so steilen Schlussspurt der 5. Etappe für sich entscheiden. Der Sky-Fahrer setzte sich erneut vor Dylan Teuns (BMC Racing) sowie Enrico Battaglin (LottoNL-Jumbo) durch und baute somit seine Führung im Gesamtklassement aus. Einen starken vierten Platz fuhr bei der auf den letzten zwei Kilometern um gut 100 Höhenmeter ansteigenden Ankunft am Ende eines insgesamt bergigen Tages Pascal Ackermann (Bora-hansgrohe) ein.

„Das Finish war verdammt lang. Ich entschied mich, schon früher anzugreifen, um Pascal Ackermann hinter mir zu lassen. Der heutige Sieg kostete mich bestimmt mehr Kräfte als der von gestern", sagte Kwiatkowski, der beim Überqueren der Ziellinie fast ungläubig wirkte. "Im Fernsehen konnte man das schwer sehen, aber die letzten zwei Kilometer waren tückisch: zuerst eine steile Wand von 5%, dann ein kurzer Flachabschnitt und wieder bergauf. Ich habe heute einige Körner auf der Strecke gelassen, aber mit der Energie, die mir die Fans am Straßenrand geben, bin ich für die beiden Schlussetappen bereit“, sagte der Polnische Straßenmeister, der im Juli Geraint Thomas zum Sieg bei der Frankreich-Rundfahrt verhalf.

Gestartet wurde die Übergangsetappe der Tour de Pologne vor den Eingangstoren zur Salzgrube in Wieliczka nahe Krakau. Die ersten 80 Kilometer führten zwar durch ein hügeliges Terrain, aber all die kleinen und kurzen Anstiege haben dem Feld keinerlei Probleme bereitet. Zumal sich schon in der Frühphase eine siebenköpfige Spitzengruppe etablierte, in der der Führende in der Bergwertung, Jan Tratnik (CCC Sprandi) sowie Kamil Zielinski (Polnische Nationalmannschaft), Alexander Porsev (Gazprom-RusVelo), Jenthe Biermans (Katusha-Alpecin), Mikael Delage (GFC), Mathias Le Turnier (Cofidis) und Zhandos Bizhigitov (Astana) unterwegs waren.

Der Maximalvorsprung der Ausreißer betrug 2:30 Minuten, aber kurz vor der ersten Bergprämie der zweiten Kategorie in Hucisko, die Tratnik gewann, kam das Peloton auf 1:20 Minuten an die Fluchtgruppe heran. Im Hauptfeld sorgte ein Massensturz für Durcheinander, infolgedessen der Rückstand wieder größer wurde.

Am Przegibek-Pass, wo ein Bergpreis der ersten Kategorie wartete, meldete wieder Tratnik Ansprüche an, die Bergwertung der Rundfahrt zu gewinnen. Er holte im Anstieg den attackierenden Zielinski ein und sicherte sich die Maximalpunktzahl.

Das Hauptfeld, angeführt vor allem von der australischen Mannschaft Mitchelton-Scott, fuhr zu diesem Zeitpunkt etwa 50 Sekunden hinter der Ausreißergruppe, die jedoch kein Kollektiv mehr bildete. Absetzen konnten sich Tratnik, Zielinski und Le Turnier, das Trio hatte auf der ersten von insgesamt drei Schlussrunden in Bielsko-Biala (je 7,2 Kilometer lang) noch ein Zeitpolster von 30 Sekunden. Nach der ersten Überquerung der Ziellinie war es um Tratnik und seine beiden Mitstreiter geschehen.

„Wir machten uns schon nach 20 Kilometern auf den Weg, ich bin ein wenig erschöpft. Diese Anstiege waren zwar nicht so schwer, aber mit der Geschwindigkeit, mit der wir hochgefahren sind, machten sie mir schon zu schaffen. Ich versuchte mich noch abzusetzen, weil ich gesehen habe, dass meine Begleiter aus der Puste waren und wir Gefahr liefen, schon bald vom Feld eingeholt zu werden. So fuhren wir noch zu dritt vorne und mussten uns erst auf dem Rundkurs geschlagen geben“, kommentierte Zielinski.

Auf dem Rundkurs wartete auf die Rennfahrer ein kurzer zwei Kilometer langer Anstieg (4,1%) zum Ziel, dem eine ebenso kurze Abfahrt folgte. Auf diese Weise bestand die Schleife aus einem ständigen Auf-und-Ab. Die vorletzte Umrundung stand im Zeichen eines Angriffs von Rui Costa (UAE Team Emirates). Der Portugiese wurde jedoch wieder ganz schnell gestellt. Nachdem die Attacke des Straßenweltmeisters von Florenz im Sande verlief, versuchte sein Team Kontrolle über das Rennen zu gewinnen, um Enrico Gasparotto, der schon am Dienstag Akzente setzte, in eine aussichtreiche Position zu bringen.

Überraschenderweise konnte sich Ackermann, der vor dem Start wegen des Streckenprofils nicht zu den Favoriten auf den Tageserfolg zählte, im dezimierten Feld halten. Team Sky fuhr hohes Tempo für Kwiatkowski und arbeitete sich an der Spitze ab. Wie von einer Wand prallten allerdings von ihr die Tempoverschärfungen von Mitchelton-Scott ab. Sky behielt kühlen Kopf, allen voran Kwiatkowski, der sich immer wieder umdrehte und seine Gegner beobachtete. Auf dem Schlusskilometer setzten sich Davide Villella und Alexey Lutsenko (beide Astana) an die Spitze. Ein Groupama-FDJ-Fahrer attackierte knapp 500 Meter vor dem Ziel und Lutsenko sprang hinterher - mit Ackermann am Hinterrad, dem wiederum Kwiatkowski folgte.

200 Meter vor dem Ziel war es dann der Mann in Gelb selbst, der antrat. Auf der ansteigenden Zielgeraden schien der Weg zwar noch weit, doch Kwiatkowski biss sich durch und behauptete sich vor den von hinten heranrauschenden Teuns und Battaglin. Ackermann hielt zwar lange Zeit neben Kwiatkowski dagegen, hatte am Ende des schweren Tages aber nicht mehr die Kraft, den Polen zu schlagen und musste, im Sitzen sprintend, am Ende die Segel streichen und sich mit Rang vier begnügen.

"Es hat sich einfach so ergeben, dass ich wieder in der Ausreißegruppe vertreten war. Ich fuhr einfach ganz vorne, an der Spitze des Feldes, als die Attacken losgingen. Ich musste reagieren und gehörte, ohne diese Absicht zu haben, zu den Spitzenreitern. Anfangs wusste ich nicht, was ich machen soll, dann versuchte ich aber Punkte für die Bergwertung zu sammeln, um dieses Trikot zu verteidigen“, sagte Tratnik im Ziel, der weiterhin bester Kletterer der Polen-Rundfahrt ist und seinen Vorsprung in der Sonderwertung weiter ausgebaut hat. Ackermann übernahm die Führung in der Punktewertung, und Kwiatkowski hat vor der morgigen Etappe von Zakopane nach Bukowina Tatrz (129,3 Kilometer) mit jeweils vier Anstiegen der ersten (Rzepiska), der zweiten (Czarna Gora) und der dritten Kategorie (Lapsze) dank Zeitgutschriften einen Vorsprung von zwölf Sekunden auf den zweitplatzierten Titelverteidiger Teuns sowie 20 Sekunden auf George Bennett (LottoNL-Jumbo).

Mehr Informationen zu diesem Thema

11.08.2018Aru schöpft aus Platz zehn in Polen Zuversicht für die Vuelta

(rsn) - Nach der Tour de Wallonie hat Fabio Aru (UAE Team Emirates) auch die Tour de Pologne auf dem zehnten Platz beendet. Und obwohl er weder einen Etappensieg noch ein Podiumsergebnis herausfahren

11.08.2018Konrad erobert am letzten Tag noch das Bergtrikot

(rsn) - Emanuel Buchmann konnte am Schlusstag der 75. Tour de Pologne dem Gelben Trikot von Michal Kwiatkowski (Sky) nicht mehr gefährlich werden. Als Elfter des 136 Kilometer langen Teilstücks mit

10.08.2018Highlight-Video der 7. Etappe der Polen-Rundfahrt

(rsn) - Michal Kwiatkowski (Sky) hat am letzten Tag der 75. Tour de Pologne sein Gelbes Trikot verteidigt und sich erstmals in seiner Karriere den Gesamtsieg seiner Heimat-Rundfahrt gesichert. Aller

10.08.2018Simon Yates lässt Kwiatkowski bis zuletzt zittern

(rsn) - Michal Kwiatkowski ist seiner Favoritenrolle bei der 75. Polen-Rundfahrt gerecht geworden. Der Straßenweltmeister von 2014 verteidigte auf der Schlussetappe rund um Bukowina Tatrz. sein Gelbe

10.08.2018Kwiatkowski feiert Gesamtsieg, Simon Yates gewinnt Schlussetappe

(rsn) - Michal Kwiatkowski (Sky) hat am letzten Tag der 75. Tour de Pologne sein Gelbes Trikot verteidigt und sich erstmals in seiner Karriere den Gesamtsieg seiner Heimat-Rundfahrt gesichert. Aller

10.08.2018Highlight-Video der 6. Etappe der Polen-Rundfahrt

(rsn) - Georg Preidler (Groupama-FDJ) hat die schwere 6. Etappe der Polen-Rundfahrt (2.UWT) gewonnen. Der 28 Jahre alte Österreicher setzte sich über 128 Kilometern und zwölf Bergwertungen nach ein

10.08.2018Vorschau auf die Rennen des Tages / 10. August

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? Ab sofort gibt Ihnen radsport-news.com kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf

09.08.2018Preidler findet sein Glück, Buchmann knapp geschlagen

(rsn) - Michal Kwiatkowski (Sky) hat am ersten Tag im Tatra-Gebirge mit seinem dritten Platz das Gelbe Trikot des Gesamtführenden der Polen-Rundfahrt verteidigt. Den Tagessieg auf der 6. Etappe siche

09.08.2018Preidler jubelt in Bukovina, Buchmann Zweiter

(rsn) - Georg Preidler (Groupama-FDJ) hat die schwere 6. Etappe der Polen-Rundfahrt (2.UWT) gewonnen. Der Österreicher setzte sich nach 128 Kilometern und zwölf Bergwertungen nach einer Attacke auf

09.08.2018Ackermann kann´s auch auf Klassikerterrain

(rsn) - Zum dritten Etappensieg bei der Polen-Rundfahrt reichte es für Pascal Ackermann (Bora-hansgrohe) in Bielsko-Biala zwar nicht. Doch lieferte der Deutsche Meister auf der zwei Kilometer langen

09.08.2018Highlight-Video der 5. Etappe der Polen-Rundfahrt

(rsn) - Im Gelben Trikot hat Michal Kwiatkowski (Sky) den Erfolg vom Vortag wiederholt und sich nach der 4. auch die 5. Etappe der Polen-Rundfahrt gesichert. In Bielsko-Biala gewann der Polnische Meis

09.08.2018Vorschau auf die Rennen des Tages / 9. August

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? Ab sofort gibt Ihnen radsport-news.com kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf

Weitere Radsportnachrichten

03.05.2024Bénin: Lührs verpasst um Millimeter seinen ersten Saisonsieg

(rsn) – Auf der 4. Etappe der Tour du Bénin (2.2) hat das Team Bike Aid erneut einen Tagessieg knapp verpasst, konnte sich aber zumindest über die Verteidigung des Gelben Trikots von Yoel Habteab

03.05.2024Niewiadoma und Realini bei Vuelta Femenina ausgestiegen

(rsn) - Ohne zwei der Favoritinnen ist am Mittag die 6. Etappe der Vuelta Femenina gestartet worden. Wie ihr Team Canyon – SRAM auf X meldete, habe man beschlossen, dass Kasia Niewiadoma aus gesundh

03.05.2024Geschke von 2500 Metern in Freiburg zum Giro d´Italia

(rsn) – Vor dem letzten Giro d’Italia seiner Karriere strahlt Simon Geschke viel Optimismus aus. “Meine Form ist sehr gut, ich konnte mich so gut wie noch nie auf einen Giro vorbereiten“, sagt

03.05.2024Giro-Favorit Pogacar findet Fixierung auf seine Person “Bullshit“

(rsn) – Am Samstag beginnt der 107. Giro d’Italia – mit Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) als haushohem Favoriten, der in der öffentlichen Wahrnehmung alle seine Konkurrenten in den Schatten st

03.05.2024HLN: Van Aert kehrt Ende Mai ins Feld zurück

(rsn) – Wout van Aert (Visma - Lease a Bike) nimmt nach seinem schweren Sturz Ende März bei Dwars Door Vlaanderen sein Comeback ins Visier. Wie die Zeitung Het Laatste Nieuws schreibt, plant der B

03.05.2024Für Koch und Sütterlin heißt es: buckeln, buckeln, buckeln

(rsn) – Jonas Koch (Bora – hansgrohe) und Jasha Sütterlin (Bahrain Victorious) sind Helfer, wie sie sich jedes Teams wünscht. Beide erfüllen ohne viel Aufhebens auf fast jedem Terrain zuverlä

03.05.2024Merlier und Kooij führen die Riege der schnellen Männer an

(rsn) – Beim 107. Giro d’Italia wird es für die Sprinter kein gemütliches Einrollen geben. Am Samstag beginnt die erste Grand Tour des Jahres in Venaria Reale nördlich von Turin mit einer schwe

03.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

02.05.2024Offiziell bestätigt: Red Bull wird zur Tour als Titelsponsor sichtbar

(rsn) – Das deutsche WorldTeam Bora – hansgrohe wird ab der kommenden Tour de France (29. Juni - 21. Juli) als Red Bull – Bora – hansgrohe unterwegs sein. Das gab Manager Ralph Denk am Donners

02.05.2024Highlight-Video der 5. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) - An der ersten Bergankunft der 10. Vuelta Femenina ist Demi Vollering (SD Worx – Protime) ins Rote Trikot der Gesamtführenden gestürmt. Die Niederländische Meisterin entschied die 5. Etapp

02.05.2024Im dritten Anlauf klappt es für Bike Aid mit dem Gelben Trikot

(rsn) – Im dritten Anlauf hat es für Yoel Habteab (Bike Aid) mit dem Gelben Trikot bei der Tour du Bénin geklappt. Nachdem ihm die Jury an den ersten beiden Tagen das Führungstrikot jeweils nach

02.05.2024Buchmann zur Giro-Ausbootung: “Komische Begründung“

(rsn) - Bis Ende des Jahres steht Emanuel Buchmann noch bei Bora – hansgrohe unter Vertrag. Ob er verlängert wird, scheint zumindest in diesem Moment nicht sicher. Mit großer Verärgerung tritt de

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine