Australier wegen Kopfstößen distanziert

Ewan: “Ich stimme der Entscheidung der Jury nicht zu“

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Ewan: “Ich stimme der Entscheidung der Jury nicht zu“"
Caleb Ewan (Lotto Soudal) | Foto: Cor Vos

19.01.2019  |  (rsn) - Drei Kriterien-Siege hat Caleb Ewan im Trikot von Lotto Soudal in den vergangenen drei Wochen bereits gefeiert: zweimal bei den Bay Crits sowie am vergangenen Sonntag in Adelaide beim People's Choice Classic, dem Aufgalopp zur Tour Down Under. Doch der erste "echte" Erfolg in einem UCI-Rennen blieb dem 24-Jährigen auch im dritten Anlauf zu einem Massensprint verwehrt - und das, obwohl er als Erster die Ziellinie überquerte.

"Das ist sehr enttäuschend. Ich habe mich so auf meinen ersten offiziellen Sieg für Lotto Soudal gefreut und nach dem Überqueren der Ziellinie habe ich riesige Erleichterung gespürt. Aber im nächsten Moment ist alle Freude verschwunden, als ich hörte, dass ich distanziert wurde", wurde Ewan in einer Pressemitteilung seines Teams zitiert.

Wegen dreier Kopfstöße gegen Jasper Philipsen (UAE Team Emirates) wurde der Lotto-Neuzugang ans Ende der Gruppe auf Rang 83 versetzt, bekam 30 Sekunden Zeitstrafe im Gesamtklassement sowie 15 Punkte Abzug in der Punktewertung und muss 500 Schweizer Franken an die UCI bezahlen. "Natürlich muss ich die Entscheidung der Jury akzeptieren, aber ich stimme ihr nicht zu", so Ewan. 

McEwen hält zu Ewan

Dabei pflichteten ihm sowohl sein Sportlicher Leiter Mario Aerts als auch der australische TV-Experte und ehemalige Sprint-Start Robbie McEwen bei. "Für mich ist das unfair", sagte der Belgier im Ziel gegenüber cyclingnews.com. "Das ist eine schwerwiegende Entscheidung für ein recht leichtes Vergehen." Und McEwen erklärte: "Ich denke, dass es eine Überreaktion ist. Die Kommissäre haben das Gefühl, dass sie eingreifen müssen, um Unfälle und übermäßige Aggression zu vermeiden. Aber ich denke, das war noch innerhalb des Grenzbereichs."

Kurz bevor Ewan in Strathalbyn am Ende der 5. Etappe der Tour Down Under zu sprinten begann, um sich gegen all seine Kontrahenten durchzusetzen und das Teilstück zunächst zu gewinnen, hatte der 24-Jährige gegen den 20-jährigen Belgier Jasper Philipsen um das Hinterrad von Peter Sagan (Bora - hansgrohe) gekämpft. Ewan setzte sich - auch mit Hilfe seiner Kopfbewegungen - durch, startete dann seinen Sprint und gewann vor Philipsen, dem schließlich durch Ewans Distanzierung doch der Sieg zugesprochen wurde.

Philipsens Freude gedämpft

Der Belgier durfte sich über den ersten WorldTour-Sieg seiner Karriere freuen, sprach aber von gemischten Gefühlen. "Es fühlt sich etwas komisch an. Eigentlich war ich froh, Zweiter zu sein, und Caleb hatte gewonnen. Deshalb wollte ich ihm zu seinem großartigen Sprint gratulieren", so Philipsen. "Aber ich respektiere natürlich die Entscheidung der Jury und freue mich, gewonnen zu haben."

Der 20-jährige Youngster drückte sich vorsichtig aus bei der Beurteilung der Jury-Entscheidung, ließ aber dennoch durchblicken, dass er die Strafe nicht für nötig gehalten hätte. "Ich denke, er hat mich einfach zweimal mit dem Kopf gestoßen und die Jury entschied, dass das falsch war. Für mich ging es alles zu schnell. Schwer zu sagen, ob es falsch war oder nicht", so der Belgier. Ein aufgebrachtes Kopfstoß-Opfer klingt anders.

Ewan: "Wollte mich und das Peloton vor einem Crash bewahren"

Ausgangs der letzten Kurve, gut 400 Meter vor dem Ziel, befanden sich Ewan und Philipsen nebeneinander hinter Sagan, der wiederum hinter dem Italiener Elia Viviani und dessen beiden Deceuninck - Quick-Step-Anfahrern Michael Morkov und Fabio Sabatini saß. Ob Ewan oder Philipsen eher am Hinterrad des Ex-Weltmeisters war, scheint Ansichtssache. Ewan jedenfalls befand sich links an der Bande. 

"Es ist nicht erlaubt, im Sprint die Hände vom Lenker zu nehmen. Also habe ich meinen Kopf benutzt um zu verhindern, dass ich im Gitter lande", schilderte Ewan die Situation, in der er drei Kopfbewegungen in Richtung Philipsen machte - die Letzte etwas stärker und wohl ausschlaggebend für die Distanzierung. "Natürlich sind solche Kopfbewegungen aus der Helikopterperspektive klar zu sehen, aber viele ehemalige Sprinter werden bestätigen, dass mein Manöver nicht irregulär war", so der Australier. "Ich wollte mich und das ganze Peloton vor einem Crash bewahren."

Einspruch nicht möglich

Ewans Seite der Geschichte hörten sich die Kommissäre vor ihrer Entscheidung allerdings nicht an, ein Einspruch war nicht möglich. "Ich habe gefragt, ob ich Einspruch einlegen kann, aber die Entscheidung war endgültig", erklärte Aerts laut cyclingnews.com.

So geht Ewan in diesem Jahr ohne Tageserfolg aus seiner Heimatrundfahrt hervor. Auf der 2. Etappe war er hinter einem bergauf stärkeren Patrick Bevin (CCC) Zweiter, an Tag fünf überquerte er zwar die Ziellinie zuerst, wurde dann aber zurückversetzt. "Es wird ein paar Tage dauern, bis ich die Enttäuschung verarbeitet habe. Jetzt geht es hauptsächlich darum, die Tour Down Under gut abzuschließen und mich auf die nächsten Ziele zu fokussieren", so der Australier, der am nächsten Wochenende beim Cadel Evans Great Ocean Road Race starten wird.

Ewans Kopfstöße im Video:

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