Tour-Halbzeitbilanz der Sprinter

Wer kann den gelben Zug in Toulouse stoppen?

Foto zu dem Text "Wer kann den gelben Zug in Toulouse stoppen?"
Dylan Groenewegen (Jumbo-Visma) feiert den Sieg auf der 7. Tour-Etappe. | Foto: Cor Vos

16.07.2019  |  (rsn) - Ruhetag bei der Tour de France. Für die einen bedeutet es Erholung, für die anderen einen lästigen Tag Pause. Der jeweilige Standpunkt hängt nicht selten vom Abschneiden am Vortag ab. Lief es da nicht sonderlich gut, kann das gedanklich unter Umständen den ganzen Ruhetag verhageln. Elia Viviani (Deceuninck - Quick-Step) wäre daher vermutlich gleich weiter bis nach Toulouse gefahren, dem Ziel der kommenden 11. Etappe. Stattdessen muss der Italiener nun am Ruhetag in Albi seine knappe Niederlage vom Vortag aussitzen. Im Finale der 10. Etappe hatte er um eine Reifenbreite gegen Wout Van Aert (Jumbo - Visma) den Kürzeren gezogen. Direkt nach der Zieldurchfahrt zog er ein Gesicht auf, das völliges Entsetzen über die Niederlage, aber womöglich auch über den Sieger ausdrückte.

10 Tage ist die 106. Frankreich-Rundfahrt inzwischen alt und bot dabei mehr Spektakel und Abwechslung, als viele Austragungen in den Vorjahren. Zum Leidtragen der Sprinter, die erst viermal in einem klassischen Sprint den Tagessieg unter sich ausmachen konnten. 2018 waren es bis zu diesem Zeitpunkt sechs Sprintentscheidungen gewesen, 2017 fünf. Auf jeder der vier bisherigen Sprintetappen gewann zudem ein anderer Fahrer.

Immerhin einmal setzte sich dabei Viviani in Nancy durch, ansonsten musste er stets mit ansehen, wie ein gelbes Trikot der Mannschaft Jumbo-Visma den Sprint gewann – zum Auftakt in Brüssel Mike Teunissen, anschließend Dylan Groenewegen und zuletzt Van Aert. Viviani mischte jedes Mal aussichtsreich mit, verlor allerdings einmal seinen Sprintzug, ein weiteres Mal Luft im Vorderreifen und in Albi fehlten ihm schlicht wenige Zentimeter zum Sieg. Entsprechend dürfte der Italiener seinen Blick bereits zur Revanche auf Toulouse gerichtet haben.

Die Stadt in Südfrankreich bietet den Sprintern auf der 11. Etappe die vorerst letzte Gelegenheit für einen Etappensieg. Im Anschluss folgen drei schwere Bergetappen durch die Pyrenäen und zwischendrin ein Einzelzeitfahren. Mit einem Etappensieg lassen sich solche Strapazen natürlich leichter bewältigen. Neben Viviani und dem Jumbo-Visma-Trio verbuchte auch Peter Sagan (Bora - hansgrohe) bereits einen Tagessieg bei dieser Tour – allerdings nach bergiger Route durch die Vogesen, die Sprintkonkurrenz am Ende war überschaubar für den Slowaken. Gerade für die Spitzensprinter Sagan, Groenewegen und Viviani ist damit die Pflicht erfüllt – jeder weitere Sieg ist Bonus. Groenewegen, der aufgrund eines Sturzes in Brüssel und der Windkante nach Albi erst zweimal in die Entscheidung eingriff, wirkt dabei wieder bei alter Stärke und ist in Top-Verfassung nur schwer zu schlagen – der Sieg in Chalon-sur-Saône war ein Vorgeschmack. Seine Mannschaft und Deceuninck - Quick-Step um Viviani hinterließen bislang den besten Eindruck bei den Sprints.

Andere schneller Leute kommen hingegen mehr und mehr in die Bredouille, um die gesetzten Ziele bei dieser Tour zu erfüllen. Konstant gut dabei ist Caleb Ewan (Lotto Soudal), der kleine Australier spurtete dreimal als Dritter- und einmal als Zweiter ins Ziel. Sein Problem bislang: Er findet selten eine freie Bahn zum Sprinten. Zum Auftakt in Brüssel und in Nancy war er eingeklemmt, in Albi setzte er mit Matthews auf das falsche Hinterrad und wurde rechts und links überholt. Nur in Chalon-Sur-Saone konnte er durchziehen und verpasste um Reifenbreite den Tagessieg. Mit Ewan ist also weiterhin zu rechnen.

Anders sieht es bei Sunweb aus. Besonders die Niederlage in Albi dürfte das deutsche Team am Ruhetag noch beschäftigt haben. In der Sprintvorbereitung lief es bis wenige hundert Meter vor dem Ziel mustergültig, doch dann startete Michael Matthews seinen Sprint zu spät und geriet ins Hintertreffen. Der Australier wurde Tagesvierter, war aber im Prinzip chancenlos. "Ich war sehr zuversichtlich, alles lief perfekt bis 175 Meter vor dem Ende. Ich weiß nicht, was dann passiert ist. Ich kam von hinten, aber die anderen kamen noch schneller", sagte Matthews im Ziel. Es war nicht das erste Mal, dass Sunweb bei dieser Tour viel im Finale investierte, der Ertrag aber ausblieb.

Sonny Colbrelli (Bahrain - Merida) und Matteo Trentin (Mitchelton - Scott) überzeugten bislang mit einer Reihe von Top-Ten-Platzierungen, dürften auf den verbleibenden potenziellen Sprintankünften in Toulouse, Nimes (16. Etappe) und zum Abschluss in Paris (21. Etappe) aber keine Siegkandidaten sein. Alexander Kristoff (Team UAE) stürmte in Nancy immerhin auf Platz zwei, blieb bei den weiteren Ankünften aber blass. Die Abstimmung mit Anfahrer und Tour-Debütant Jasper Philipsen stimmt bislang nicht optimal. Der Norweger erzielte seine besten Ergebnisse bislang aber immer in der zweiten Tour-Hälfte. Der deutsche Sprinter André Greipel (Arkea - Samsic), immerhin elffacher Tour-Etappensieger, wartet noch auf seine erste Top-Ten-Platzierung bei dieser Frankreich-Rundfahrt.

Einen überragenden Sprinter hat diese Tour bislang noch nicht gesehen. Toulouse bringt entweder mehr Struktur in die Hierarchie oder einen fünften Sieger hervor.

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.06.2021Madiot: “Wir hätten Pinot früher aus der Tour nehmen sollen“

(rsn) - Sein bisher letztes Rennen bestritt Thibaut Pinot (Groupama - FDJ) vor mittlerweile zwei Monaten, als er die Tour of the Alps unter ferner liefen auf Rang 60 beendete. Danach entschied der Fra

23.12.2020Bernal wieder schmerzfrei auf dem Rad

(rsn) - Egan Bernals Genesung macht offensichtlich deutliche Fortschritte. Wie der Tour-de-France-Sieger von 2019 gegenüber dem Internetportal primertiempo.co sagte, könne er wieder schmerzfrei trai

11.12.2020Dumoulin zuversichtlich: “Mir fehlt nur noch ein Prozent“

(rsn) - 2020 war für Tom Dumoulin ein Jahr mit vielen Tiefen und nur wenigen Hochs. Nach dem mit großen Hoffnungen verbundenen Wechsel von Sunweb zu Jumbo - Visma warf zunächst ein bakterieller Dar

15.11.2020Pogacar lobt Roglic als slowenischen Vorreiter

(rsn) - Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates) hätte seinem Landsmann Primoz Roglic (Jumbo - Visma) den Tour-de-France-Sieg gegönnt. Das sagte der 22-jährige Slowene im Gespräch mit der spanischen Sp

27.10.2020Bernals Genesung dauert länger als gedacht

(rsn) - Egan Bernals Rückenprobleme, die ihn zum Ausstieg bei der Tour de France und zum vorzeitigen Saisonende zwangen, sind offensichtlich ernsthafter als bisher angenommen. Wie der Kolumbianer geg

10.10.2020Bernal: “Ich hatte eine schwierige Zeit“

(rsn) - Der bei der Tour de France vorzeitig ausgestiegene Egan Bernal (Ineos Grenadiers) wird in diesem Jahr keine Rennen mehr bestreiten. Das kündigte der Kolumbianer auf Instagram an und bestätig

03.10.2020War der Toursieg für Roglic im Zeitfahren unmöglich?

(rsn) - Radsportjournalist Thijs Zonneveld von der niederländischen Zeitung AD hat nach eigenen Angaben Einblick in die Leistungswerte des Tour-Zeitfahrens von Primoz Roglic (Jumbo – Visma) erhalte

24.09.2020Pogacar: “Die Saison ist noch lange nicht vorbei“

(rsn) - Nach seinem Tour-de-France-Triumph hat Tadej Pogacar (UEA - Team Emirates) schon die nächsten großen Ziel im Blick. "Ich muss konzentriert und fit bleiben für die Weltmeisterschaft und die

23.09.2020Viviani: Beim Giro zurück in die Erfolgsspur?

(rsn) - Im letzten Jahr gewann Elia Viviani im Trikot von Deceuninck - Quick-Step  bei der Tour de France eine Etappe und fuhr auf drei weiteren Teilstücken aufs Podium. Die 107. Austragung lief fÃ

22.09.2020UAE Emirates streicht das mit Abstand meiste Preisgeld ein

(rsn) - Kein Wunder: Durch den Gesamtsieg von Tadej Pogacar, der auch das Weiße Trikot als bester Jungprofi sowie die Bergwertung und drei Etappen gewann, sowie den Etappensieg von Alexander Kristoff

21.09.2020Phänomen Pogacar - zu schnell, um wahr zu sein?

(rsn) - Tadej Pogacar hat mit seinem Toursieg nicht nur Rekorde gebrochen, sondern damit auch Fragen aufgeworfen. Ist der Slowene einfach ein Jahrhunderttalent, für den die üblichen Maßstäbe nicht

21.09.2020Die Tour-Bubbles werden aufgelöst

(rsn) - Die Tour de France ist beendet. Die Bubbles werden aufgelöst. Neue werden errichtet, für die WM, die BinckBank Tour, den Giro d´Italia und die großen Klassiker. Primoz Roglic kann jetzt Tr

Weitere Radsportnachrichten

09.05.2024Etappensieg verpasst, aber Alaphilippe zeigt alte Klasse

(rsn) – Der ganz große Coup ist Julian Alaphilippe (Soudal – Quick-Step) auf der 6. Etappe des Giro d´Italia über die weißen Schotterstraßen der Toskana nicht gelungen. Doch der franzöische

09.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

09.05.2024Kampf gegen die Uhr mit schwerem Finale

(rsn / ProCycling) – Zum ersten Mal seit 2017 gab es am Eröffnungswochenende der Italien-Rundfahrt kein Einzelzeitfahren. Trotz der kniffligen Etappe rund um Turin, der Ankunft in Oropa und der Sc

09.05.2024Pogacar: “Hat Spaß gemacht, aber ich bevorzuge Strade Bianche“

(rsn) – Auf der Strade-Bianche-Etappe des 107. Giro d’Italia hielten die Favoriten die Beine still. Stattdessen dominierten auf den 180 Kilometern durch die Toskana inklusive dreier Gravel-Sektore

09.05.2024Fleche du Sud: Etappenplatzierung kostet Teutenberg Führung

(rsn) - Einen Tag nach seinem Auftaktsieg beim Flèche du Sud (2.2) musste Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) seine Gesamtführung wieder abgeben. Da es bei der fünftägigen Rundfahrt d

09.05.2024Nächster Sieg: De Lie zeigt auch beim Circuit de Wallonie auf

(rsn) - Die deutschen und österreichischen Kontinental-Teams haben sich beim hochkarätig besetzten Circuit de Wallonie (1.1) achtbar aus der Affäre gezogen. Beim Sieg des Belgiers Arnaud De Lie (Lo

09.05.2024Highlight-Video der 6. Etappe des Giro d´Itala

(rsn) – Pelayo Sánchez (Movistar) hat auf der 6. Etappe des 107. Giro d’Italia (2.UWT) den größten Erfolg seiner Karriere eingefahren. Der 24-jährige Spanier setzte sich über 180 hügelige Ki

09.05.2024Sanchez spart Kraft und schlägt Alaphilippe im Sprint

(rsn) - Pelayo Sanchez (Movistar) hat die 6. Etappe des 107. Giro d’Italia von Viareggio nach Rapolano terme über 180 Kilometer und drei Schottersektoren gewonnen. Im Dreiersprint war der Spanier s

09.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 6. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

09.05.2024Cavendish holt sich die 2. Etappe, Voltr das Gelbe Trikot

(rsn) – Nachdem er sich zum Auftakt noch mit Rang sechs hatte begnügen müssen, hat sich Mark Cavendish (Astana Qazaqstan) die 2. Etappe der 45. Ungarn-Rundfahrt (2.Pro) gesichert. Der 38-jährige

09.05.2024Ludwig: “Dachte so oft, dass ich nie einen Profisieg hole“

(rsn) – Hannah Ludwig hat geschafft, woran sie selbst nicht geglaubt hat. Die 24-Jährige aus Traben-Trarbach machte am Mittwoch den Tag für ihr Team Cofidis perfekt. Nachdem kurz zuvor Benjamin Th

09.05.2024Lipowitz muss den Giro vor der 6. Etappe verlassen

(rsn) – Nach nur fünf Tagen ist das Grand-Tour-Debüt von Florian Lipowitz bereits wieder beendet. Wie Bora – hansgrohe vor dem Start der 6. Etappe des Giro d’Italia (2.UWT) mitteilte, sei der

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour de Hongrie (2.Pro, HUN)