Thurau-Tagebuch von der Tour of Utah

Steil, steiler, Powder Mountain

Von Sven Thurau

Foto zu dem Text "Steil, steiler, Powder Mountain"
Dauer - Akkon bei der Tour of Utah | Foto: Team

15.08.2019  |  (rsn) - Ich melde mich heute vom Fuße des Powder Mountain, auf dem heute das Ziel der 2. Etappe lag, doch dazu später mehr.

Ein Blick auf das Höhenprofil, dass es mit einer Bergwertung der 2. Kategorie, bei der etwa fünf Kilometer mit einer Steigung von zehn Prozent zu bewältigen waren und der Bergankunft zum Powder Mountain, einem Berg der Ehrenkategorie, der uns bei einer durchschnittlichen Steigung von zehn Prozent über zwölf Kilometer auf eine Höhe von über 2600 Meter führte, ließ die Hoffnungen auf ein gutes Tagesergebnis bei uns etwas schwinden. Darum beschlossen wir, dass heute alle Fahrer, bis auf Dominik (Bauer), versuchen sollten, in die Gruppe des Tages zu gehen.

Das Ganze war dann leider nicht so einfach wie gedacht, da wir nicht die einzige Mannschaft mit dieser Taktik waren, was auch daran zu erkennen war, dass sich deutlich mehr Fahrer einige Zeit lang warmfuhren, als es sonst der Fall ist.

Nach etwa einer Stunde und bereits 50 zurückgelegten Kilometern, sowie zahlreichen Versuchen von uns war es dann endlich so weit, es konnten sich sechs Fahrer absetzen. Zu unserer Freude hatten wir gleich zwei Mann mit dabei, denn Mika (Heming) und Chris (Heider), die gestern beide nur knapp an einer Flucht scheiterten, schafften es in die Gruppe. Im Feld kehrte kurzzeitig Ruhe ein und ich machte mich auf, um uns Flaschen zu holen, als plötzlich die nächsten Attacken gingen. Diese waren zum Glück nur von kurzer Dauer und die Mannschaft Education First, die das Gelbe Trikot verteidigte, übernahm die Kontrolle im Feld.

Der Anstieg der 2. Kategorie wurde dann wieder in einem sehr sportlichen Tempo unter die Räder genommen, ich selber hatte mir aber vorgenommen auf jeden Fall mit dem Feld drüber zu kommen und biss mich fest. Vorne konnten unsere beiden Jungs dem Tempo ebenfalls folgen und so ging es für sie nach einer kurzen Abfahrt auf recht flachen Terrain zum letzten Anstieg.

Im Feld wurde die Schlagzahl dann deutlich erhöht und alle Teams versuchten, ihre Kapitäne möglichst weit vorne in den Berg zu bringen, so auch wir für Dominik. Durch die Tempoerhöhung schmolz der Vorsprung der Spitzengruppe rapide und es kam zu den ersten Attacken aus dieser. Mika hatte zunächst keine Probleme zu folgen und hatte sich in den Kopf gesetzt, als letzter Fahrer der Spitzengruppe zu überleben und so mit großer Wahrscheinlichkeit das Trikot des aktivsten Fahrers zu ergattern.

Der Anstieg dann fühlte sich noch schlimmer an, als es auf dem Höhenprofil aussah. Insbesondere im Mittelteil kam man bei einer Trittfrequenz von kaum 50 Umdrehungen pro Minute und fast 300 Watt kaum noch von der Stelle und erst nach fast einer Stunde des Leidens war es dann endlich vollbracht. Trotzdem hat es gerade wegen der vielen begeisterten Fans irgendwie auch Spaß gemacht, auch wenn ich nicht weiß, mit welchem Tier mich ein Zuschauer vergleichen wollte, als er rief: "You guys are animals" - vielleicht einer Schnecke?

Als wir dann oben waren und uns alle am Teamfahrzeug versammelten, herrschte bei uns Verwunderung darüber, dass nicht Mika, sondern einer der Klassementfahrer heute aktivster Fahrer wurde.

Später wurde dann auch klar warum, denn leider haben er und Chris es heute nicht mehr innerhalb der Karenzzeit ins Ziel geschafft. Diese Nachricht ist zum jetzigen Zeitpunkt etwas schockierend für uns, da beide bisher einen hervorragenden Job gemacht haben und uns in den nächsten Tagen sicher fehlen werden. Besonders bitter natürlich, dass sie damit für ihre aktive Fahrweise sogar noch bestraft wurden.

Die nächsten Tage werden somit nicht leichter und wir versuchen uns jetzt bestmöglich zu erholen, um weiter Akzente setzen zu können.

Bis morgen
Euer Sven

Mehr Informationen zu diesem Thema

19.08.2019America´s toughest stage race done & dusted

(rsn) - Ich melde mich heute ein letztes Mal von der Tour of Utah, wo die 6. Etappe über 125 Kilometer mit Start und Ziel in Park City stattfand. Bevor es auf die Runde ging, wurden zunächst sie

18.08.2019Das Glück war heute nicht auf unserer Seite

(rsn) - Ich melde mich wieder aus Park City, wo sich heute Start und Ziel der 5. Etappe befanden. Auch diesmal fiel der Startschuss etwas später als die ersten Tage, da es gestern nach dem Rundstreck

17.08.2019Mit Vollgas durch Salt Lake City

(rsn) - Ich melde mich heute aus Park City, einer Stadt, die vor allem für ihr umliegende Skigebiet bekannt ist und auf etwa 2000 Metern Höhe liegt. Hier werden wir die letzten drei Tage verbringen,

16.08.2019Ein Kampf über 75 Kilometer, bis die Gruppe stand

(rsn) - Ich melde mich diesmal nach der 3. Etappe, die von Antelope Island, einer Insel im Salt Lake, nach North Salt Lake führte. Auf dem Weg zum Start konnten wir noch die schöne Natur und das Ber

14.08.2019Einen Kilometer vor der Kuppe war bei mir der Ofen aus

(rsn) - Hallo aus Logan, wo nach dem Prolog gestern heute (Dienstag) die erste “richtige“ Etappe stattfand. Im Roadbook sah es so aus, als ob es zu einer Sprintentscheidung kommen könnte, obwohl

13.08.2019Den Sauerstoff vergeblich gesucht

(rsn) - Hallo liebe Leser, mein Name ist Sven Thurau und ich werde in der nächsten Woche gemeinsam mit meinen Teamkollegen vom Dauner Akkon Pro Cycling Team an der Tour of Utah teilnehmen. Angereis

Weitere Radsportnachrichten

27.05.2024Martinez macht beim Giro einen Kindheitstraum wahr

(rsn) - Trotz eines fünften Platzes beim Giro d’Italia 2021 galt Daniel Martinez bisher eher als Mann für einwöchige Rundfahrten. Mit seinem zweiten Rang bei der 107. Italien-Rundfahrt hat der Ne

27.05.2024O´Connor zeigte beim Giro große Grand-Tour-Klasse

(rsn) – Viele Jahre galt Ben O´Connor (Decathlon AG2R La Mondiale) als Rohdiamant im Hinblick auf dreiwöchige Landesrundfahrten. Nach vielversprechenden Leistungen aber gelang es ihm bislang nur s

27.05.2024Bora-Teamchef Denk bestätigt Abschied von Buchmann

(rsn) – Nach den Verwerfungen im Zusammenhang mit der Giro-Ausbootung von Bora – hansgrohe war bereits über einen bevorstehenden Abschied von Emanuel Buchmann berichtet worden. Nun bestätigte Te

27.05.2024Pogacar nach Giro-Triumph entspannt zur Tour

(rsn) – Die 107. Austragung des Giro d´Italia stand ganz im Zeichen von Tadej Pogacar (UAE Team Emirates). Der Slowene drückte der Rundfahrt vom Start weg seinen Stempel auf, gewann fast ein Drit

27.05.2024Giro-Debütant Steinhauser: “Grand Tours sind was für mich“

(rsn) – Mit einem Etappensieg und zwei dritten Plätzen kehrt Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) von seinem Grand-Tour-Debüt zurück. Der 22-jährige Allgäuer gehörte zu den großen Ü

27.05.2024Giro-Entdeckung Pellizzari auf dem Weg zu Bora - hansgrohe

(rsn) – Neben Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) war er die Entdeckung dieses Giro d´Italia: Giulio Pellizzari (VF Group – Bardiani CSF). Der 20-jährige Italiener aus den Marken fuhr

27.05.2024Die KT-Woche: Müller sprintete gleich zwei Mal aufs Podium

(rsn) - Für die deutschen Kontinental-Teams war Rund um Köln (1.1) das Highlight der Woche. Beim rheinischen Klassiker waren alle neun Drittdivisionäre am Start, ein Spitzenresultat gelang ihnen a

26.05.2024Highlight-Video der 21. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Mit einem spektakulären Sprintfinale ist der 107. Giro d’Italia in Rom zu Ende gegangen. Nach 125 Kilometern durch die italienische Hauptstadt holte sich Tim Merlier (Soudal - Quick Step)

26.05.2024Pogacar: “Das Rosa Trikot ist eine verrückte Erfahrung“

(rsn) – Mit einem spektakulären Sprintfinale ist der 107. Giro d’Italia in Rom zu Ende gegangen. Nach 125 Kilometern durch die italienische Hauptstadt holte sich Tim Merlier (Soudal - Quick Step)

26.05.2024Rund um Köln: Borresch Bergkönig, Theiler touchiert Rollatorfahrerin

(rsn) – Die deutschen Kontinental-Teams haben beim Heimspiel Rund um Köln (1.1) ein Top-Ergebnis verpasst, sich dafür aber in der ersten Rennhälfte offensiv gezeigt. Mit Julian Borresch (Rembe S

26.05.2024Merlier holt sich in Rom vor Milan seinen dritten Etappensieg

(rsn) – Der schnellste Sprint-Gladiator auf der Schlussetappe des 107. Giro d´Italia war Tim Merlier (Soudal – Quick Step). Der Belgier verwies nach 125 Kilometern in Rom auf der Zielgeraden am K

26.05.2024Bora trotz umgestelltem Team im GC erfolgreicher als auf Etappen

(rsn) – Aller Voraussicht nach wird Daniel Felipe Martinez am Sonntagabend in Rom den Giro d´Italia auf dem zweiten Gesamtrang beenden. Den erhofften Etappensieg hat Bora – hansgrohe bei der 107.

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine