Vorgestellt: die 19 WorldTour-Mannschaften

Groupama - FDJ: Tour-Traum mit Pinot

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Groupama - FDJ: Tour-Traum mit Pinot"
Thibaut Pinot (Groupama - FDJ) | Foto: Cor Vos

20.01.2020  |  (rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten für das anstehende Radsportjahr.

Teil 13: Groupama - FDJ

Rückblick 2019: Es hätte das große Jahr des Thibaut Pinot werden können: Der Franzose schien bei der Tour de France in der besten Form seit Jahren und galt als aussichtsreicher Kandidat auf den Gesamtsieg – doch Kniebeschwerden infolge eines Sturzes zwangen ihn wenige Tage vor Paris zur Aufgabe. Sein prestigeträchtiger Etappensieg am Tourmalet blieb nur ein schwacher Trost. Eindruck hinterließ Neuzugang Stefan Küng mit fünf Saisonsiegen, auch wenn die erhofften Ergebnisse bei den Frühjahrsklassikern ausblieben.

Nur vier Siege verbuchte dagegen Sprinter Arnaud Démare, einen davon holte er bei seiner Giro-d’Italia-Premiere. 24 Saisonerfolge bedeuteten zwar einen kleinen Rückgang zur überaus erfolgreichen Vorsaison (33), entsprachen aber dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. Erfreulich aus Sicht des Teams: Junge Hoffnungsträger wie David Gaudu und Valentin Madouas überzeugten mit Platz 13 bei der Tour beziehungsweise dem Giro. Unerfreulich: Der Österreicher Georg Preidler wurde in der Operation Aderlass des Blutdopings überführt.

Die wichtigsten Zu- und Abgänge: Bei Groupama - FDJ läuft die Transferphase in der Regel beschaulich ab. Auch für 2020 gab es nur geringfügige Änderungen im Aufgebot: Drei Abgängen standen drei Zugänge gegenüber. Benoit Vaugrenard und Steve Morabito zogen einen Schlussstrich unter ihre Karrieren, Daniel Hoelgaard bekam keinen neuen Vertrag und fährt ab 2020 für die norwegische Mannschaft Uno-X Development.

Neu zum Team stießen Alexys Brunel und Simon Guglielmi aus dem eigenen Nachwuchsteam, außerdem der Schweizer Fabian Lienhard, der mit 26 Jahren vom Continental-Team IAM den Sprung in der WorldTour angeht. Erfreulich für das Team: Die beiden Hauptsponsoren, die staatliche französische Lotterie Française des Jeux sowie der Versicherungskonzern Groupama, verlängerten ihr Sponsoring frühzeitig bis ins Jahr 2024.

Im Fokus: Trotz seiner erst 23 Jahren geht David Gaudu 2020 bereits in seine fünfte Profisaison. Und jedes Jahr vollzog der Franzose den nächsten Entwicklungsschritt. Sein Potenzial scheint immens: Im Vorjahr beeindruckte er sowohl bei den Klassikern mit Platz sechs bei Lüttich-Bastogne-Lüttich als auch mit einem guten Auftritt bei der Tour.

Noch steht Gaudu im Schatten von Pinot, drängt mit seinen Leistungen aber zunehmend in eine eigene Führungsrolle. Setzt sich sein Aufstieg der vergangenen Jahre fort, sind weitere Spitzenresultate garantiert. In der kommenden Saison dürfte Gaudu weitere Freiheiten bekommen. Denn bei Groupama - FDJ wird man ihm eine Perspektive für die nächsten Jahre aufzeigen müssen: Ende des Jahres läuft sein Vertrag aus. Eine Verlängerung wäre für das Team wichtig.

Aufgepasst auf … Alexys Brunel. Ein Fahrer, der in die Philosophie des Teams passt. Statt übereifrig externe Fahrer zu holen, zieht es die Teamleitung vor, nachhaltig in eigene Nachwuchskräfte zu investieren. Brunel gilt dabei als vielversprechendes Talent: Im Vorjahr landete er bei der mit Profis besetzten Tour de Bretagne auf Platz fünf und gewann die U23-Ausgabe von Paris-Tours. Sein Potenzial ist vielseitig, dem 21-Jährige ist in Zukunft sowohl eine Rolle bei hügelige Klassikern als auch bei einwöchige Rundfahrten zuzutrauen – Brunel wies im Nachwuchs passablen Zeitfahrqualitäten nach. Erste Ansätze seiner Fähigkeiten gibt es unter Umständen schon 2020 zu beobachten.

Ausblick 2020: Groupama - FDJ definiert sich auch in der kommenden Saison in erster Linie über die Leistungen von Pinot. Nach dem Auftritt bei der vergangenen Tour ist im Team die Gewissheit gewachsen, dass man mit dem Franzosen tatsächlich die Frankreich-Rundfahrt gewinnen kann – sofern er vom Pech verschont bleibt. Denn bislang standen ihm zumeist Verletzungen, Erkrankungen oder Stürze für bessere Karriereresultate bei großen Rundfahrten im Weg. Mental und von seinem Leistungsvermögen scheint der 29-Jährige inzwischen bereit für einen Sieg in Frankreich.

Die Teamleitung sah für dieses Ziel jedoch auf die Verpflichtung weiterer, fähiger Helfer ab. Stattdessen setzt man auf den langjährigen und starken mannschaftlichen Zusammenhalt. Im Hochgebirge fehlt es abgesehen vom Schweizer Sebastian Reichenbach und den beiden Jungprofis Gaudu und Madouas allerdings an fähigen Unterstützern – unter Umständen etwas dünn für einen Sieg in Frankreich.

Für Sprinter Démare ist damit erneut kein Platz im Tour-Team sein – zu wichtig sind in Frankreich die Ambitionen mit Pinot. Für ihn geht es zurück zum Giro, später im Jahr steht auch ein Start bei der Vuelta an. Ende des Jahres läuft sein Vertrag aus, eine Verlängerung ist angesichts der Perspektiven nicht selbstverständlich – auch, da Démare leistungsmäßig zuletzt stagnierte. In der kommenden Saison steht er unter erhöhtem Erfolgsdruck.

Für die Ardennen-Klassiker ist Groupama - FDJ mit den Jungstars Gaudu und Madouas aussichtsreich dabei, beide dürften zudem Bewährungschancen bei einwöchigen WorldTour-Rundfahrten erhalten. Bei den flämischen Klassikern führt Küng das Aufgebot an: Der Schweizer besitzt nach mäßigen Klassiker-Ergebnissen im Vorjahr jedoch deutliches Steigerungspotenzial. Grundsätzlich ist Groupama - FDJ im Frühjahr aber das eine oder andere gute Resultat zuzutrauen. Küng bringt darüber hinaus Potenzial für Etappenerfolge mit, gleiches gilt für Rudy Molard sowie Neuzugang Lienhard.

Einige Sprinterfolge verspricht zudem Marc Sarreau, wenn auch bislang zumeist auf niedrigerem Niveau. Groupama - FDJ wird gewiss auch in der kommenden Saison seine Rennen gewinnen, vor allem auf französischem Boden. Auch auf WorldTour-Niveau wird es den einen oder anderen Sieg geben, für mehr fehlt dem Kader jedoch die Breite. Ein erfolgreiches Saisonfazit hängt letztendlich vom Abschneiden Pinots bei der Tour ab.

Eckdaten:
Land: Frankreich
Hauptsponsor: Groupama, La Francaise de Jeux
Branche: Versicherungsgruppe, Französische Lotterie
Teamchef: Marc Madiot
Radausrüster: Lapierre
Teamranking-Platzierung 2019: 12
Fahrer im Aufgebot: 28

Mehr Informationen zu diesem Thema

24.01.2020Deceuninck – Quick-Step: Von Sieg zu Sieg zu Sieg …

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

23.01.2020Jumbo - Visma: Auf Augenhöhe mit Ineos?

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

22.01.2020Bora - hansgrohe: In der Weltklasse etabliert

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

22.01.2020Team Ineos: Besser denn je?

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

21.01.2020Trek - Segafredo: Hoffen auf die Leistungsträger

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

21.01.2020Movistar: Auf der Suche nach der Zukunft

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

20.01.2020UAE Emirates: Gut aufgestellt mit Talenten

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

19.01.2020Bahrain - McLaren: Noch nicht die ganz große Nummer

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

19.01.2020Astana: Die Messlatte liegt hoch

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

18.01.2020Lotto Soudal: Alte Hasen für neue Erfolge

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichte

18.01.2020Israel Start-Up Nation: Die Optionen sind begrenzt

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichte

17.01.2020Mitchelton - Scott: Riskante Strategie mit den Yates-Brüdern

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichte

Weitere Radsportnachrichten

13.05.2024Martinez und Bora wollen nicht nur Platz 2 verteidigen

(rsn) – Sollte der Status Quo beim Giro d´Italia auch nach der Schlussetappe in Rom noch Bestand haben, so wäre man bei Bora – hansgrohe sicher zufrieden. Ein zweiter Gesamtplatz mit Kapitän Da

13.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

13.05.2024Schachmann: Etappenjäger in wichtiger Doppelfunktion

(rsn) – Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hat sich von seinem Sturz 58 Kilometer vor dem Ziel der 9. Etappe beim Giro d´Italia bereits recht gut erholt. Das bestätigte der 30-Jährige am

13.05.2024Mit Rouvy Grand-Tour-Recon im Wohnzimmer?

(rsn) - Analoge und digitale Welten verschränken sich immer mehr, auch beim Radsport. Auf besondere Weise dreht Rouvy mittlerweile die Schraube weiter. Auf der 2017 von den Brüdern Petr und Jiri Sam

13.05.2024Bergankunft Nr. 3: Kurze Etappe, langer Schlussanstieg

(rsn / ProCycling) – Schon in der ersten Woche des 107. Giro d´Italia hat es Ausreißversuche gegeben, die von Erfolg gekrönt waren. Doch erst die 10. Etappe durch den südlichen Apennin weist ein

13.05.2024Erholter Démare kehrt in Dünkirchen ins Feld zurück

(rsn) – Nachdem er aufgrund von Erschöpfungserscheinungen seine Klassikerkampagne bereits nach Gent-Wevelgem am 27. März hatte beenden müssen, kehrt Arnaud Démare (Arkéa - B&B Hotels) in seiner

13.05.2024Thomas kritisiert Neapels Straßen: “War ein absolutes Gemetzel“

(rsn) – Ein astreiner Massensprint und breite Straßen auf den letzten Kilometern: Auf den ersten Blick war das Finale der 9. Etappe beim Giro d´Italia in Neapel nichts Besonderes. Doch im Peloton

13.05.2024Die letzten Hügel taten Milans Beinen weh

(rsn) – Im vergangenen Jahr musste sich Jonathan Milan in Neapel am Ende der damaligen 6. Giro-Etappe Mads Pedersen geschlagen geben. Damals stand der Italiener noch bei Bahrain Victorious unter Ver

13.05.2024Bringt der Flèche du Sud den erhofften “Bumms“?

(rsn) - Gleich fünf der neun deutschen Kontinental-Teams waren in der vergangenen Woche beim Fléche du Sud (2.2) dabei. In Luxemburg standen sie allerdings zumeist im Schatten ihrer für internatio

12.05.2024Trotz widriger Umstände rast Kooij beim Giro zum ersten Sieg

(rsn) - Die ersten beiden Massensprints des diesjährigen Giro d’Italia (2. UWT) liefen nicht nach dem Geschmack von Olav Kooij und seinem Team Visma – Lease a Bike. Doch die dritte Chance konnte

12.05.2024Krieger bei Sturz auf 9. Giro-Etappe schwer verletzt

(rsn) – Nach einem schweren Sturz im Finale der 9. Etappe musste Alexander Krieger mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Wie sein Team Tudor am Abend auf X mitteilte, sei der St

12.05.2024Auch ohne Sieg ist Buchmann ein Gewinner der Ungarn-Rundfahrt

(rsn) – Den Frust über seine Giro-Ausbootung hat Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) in viel Angriffslust umgewandelt. Nachdem er bereits am 1. Mai bei Eschborn-Frankfurt (1.UWT) mit einer offens

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • 4 Jours de Dunkerque / Grand (2.Pro, FRA)
  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)