Seligs Sibiu-Tagebuch

Wir sind jetzt heiß auf mehr Siege

Von Rüdiger Selig

Foto zu dem Text "Wir sind jetzt heiß auf mehr Siege"
Rüdiger Selig (Bora - hansgrohe) | Foto: BORA - hansgrohe / Bettiniphoto

26.07.2020  |  (rsn) – Es war ein geiles Rennen, wir haben hier in Sibiu gut abgeräumt. Am Morgen stand erst mal ein Bergzeitfahren an, zu dem ich trotz meines gestrigen Sturzes antreten konnte. Wir hatten mit unseren Bergfahrern gesprochen, die meinten, sie würden so 24, 25 Minuten brauchen, also einen 30er Schnitt fahren: Da dachten wir schon: Bei 25 Prozent Zeitkarenz wird das 'ne enge Kiste für uns Sprinter.

Deshalb sind wir alle Anschlag hochgefahren und im Endeffekt hat es gerade so gereicht für Schilli (Andreas Schillinger) und mich, ich hatte sogar kurzzeitig echte Bedenken, ob wir noch drin sind im Rennen. Wir hatten letztlich noch 30 Sekunden Zeit, während es 18 Mann rausgehauen hat, darunter auch ein paar Sprinter. Das war natürlich gut für uns. Schön auch: Arm und Schulter haben bei mir gehalten, das ging erstaunlicherweise echt gut. Nur das Aufstehen war schwierig, also fuhr ich viel im Sitzen.

Unsere Bergfahrer haben es dann letztlich unter sich ausgemacht. Gregor (Mühlberger) meinte, dass sein Funk nicht ging und er keine Infos über die Zeiten hatte. Er sei entsprechend einfach alles gefahren, was ging, und Konni (Patrick Konrad) genau so. Da Gregor das Zeitfahren gewann, übernahm er auch die Gesamtführung von Konni.

Die Schlussetappe war mal wieder regnerisch und wir sind am Anfang nass geworden. Die Bedingungen mit Regen, Sand, Dreck, Abfahrten, Kurven waren schon extrem. Es war heute auch nicht wirklich ruhig. Am Anfang ging eine Gruppe und wir dachten schon, das war es. Aber dann ist CCC auf einmal nachgefahren, weil die am Zwischensprint noch was holen wollten, um den Bergström von Bike Aid noch aus dem Weißen Trikot zu fahren. 

Aber das hat nicht geklappt, weil dort dann einer von Bike Aid die Punkte geholt hat. Die Gruppe war aber wieder gestellt und es ging eine neue, zwei Mann starke Gruppe. Die haben wir erst mal ziehen lassen und Konni ist mit Delko von vorne gefahren und hat das ganze kontrolliert. Er hat da einen richtig guten Job gemacht.

Aufgrund meiner Armproblematik habe ich für den Sprint die Position mit Schwarzi (Michael Schwarzmann) getauscht, der dann der letzte Mann vor Acki (Pascal Ackermann) war. Zwei Kilometer vor dem Ziel hat erst Schilli eine Rakete gezündet und hat den Zug in Schwung gebracht. Er ist dann bei 900 Meter vor dem Ziel rausgegangen und ich habe übernommen und bin durch die Stadt gehämmert, ehe ich Schwarzi und Acki bei 300 Meter absetzte. Die beiden haben es dann schön vollendet.

Insgesamt kann man sagen, dass wir hier in Rumänien schön geprobt haben für die Polen-Rundfahrt und die Vuelta a Espana. So kann es weitergehen! Auch an die Klassementfahrer Chapeau, hier haben wir mit Gregor und Konni die Plätze eins und zwei geholt. Wir haben das hier schön gelöst, bis auf den Prolog haben wir ja alles gewonnen. Das ist schon ein guter Einstand nach der Corona-Zeit.

Respekt auch an die Organisation, dass sie den Mut aufgebracht hat, so eine Veranstaltung durchzuziehen. Mir hat es hier wirklich gut gefallen, und ich komme auf jeden Fall wieder nach Sibiu.

Heute Abend stoßen wir erst noch mal kurz auf die Erfolge an, dann geht es auch schon in die Falle. Denn der Flieger in Richtung Heimat geht schon sehr früh. Zu Hause heißt es da dann regenerieren für Polen. Dort wird die Konkurrenz sicherlich hochklassiker, aber wenn es dort halbwegs so läuft wie in Sibiu, dann können wir mega zufrieden sein.

Wir sind auf jeden Fall heiß auf mehr Siege.

Ich hoffe, ihr hattet Spaß mit dem Tagebuch

Viele Grüße
Euer Rudi

Weitere Radsportnachrichten

13.05.2024Mit Rouvy Grand-Tour-Recon im Wohnzimmer?

(rsn) - Analoge und digitale Welten verschränken sich immer mehr, auch beim Radsport. Auf besondere Weise dreht Rouvy mittlerweile die Schraube weiter. Auf der 2017 von den Brüdern Petr und Jiri Sam

13.05.2024Bergankunft Nr. 3: Kurze Etappe, langer Schlussanstieg

(rsn / ProCycling) – Schon in der ersten Woche des 107. Giro d´Italia hat es Ausreißversuche gegeben, die von Erfolg gekrönt waren. Doch erst die 10. Etappe durch den südlichen Apennin weist ein

13.05.2024Erholter Démare kehrt in Dünkirchen ins Feld zurück

(rsn) – Nachdem er aufgrund von Erschöpfungserscheinungen seine Klassikerkampagne bereits nach Gent-Wevelgem am 27. März hatte beenden müssen, kehrt Arnaud Démare (Arkéa - B&B Hotels) in seiner

13.05.2024Thomas kritisiert Neapels Straßen: “War ein absolutes Gemetzel“

(rsn) – Ein astreiner Massensprint und breite Straßen auf den letzten Kilometern: Auf den ersten Blick war das Finale der 9. Etappe beim Giro d´Italia in Neapel nichts Besonderes. Doch im Peloton

13.05.2024Die letzten Hügel taten Milans Beinen weh

(rsn) – Im vergangenen Jahr musste sich Jonathan Milan in Neapel am Ende der damaligen 6. Giro-Etappe Mads Pedersen geschlagen geben. Damals stand der Italiener noch bei Bahrain Victorious unter Ver

13.05.2024Bringt der Flèche du Sud den erhofften “Bumms“?

(rsn) - Gleich fünf der neun deutschen Kontinental-Teams waren in der vergangenen Woche beim Fléche du Sud (2.2) dabei. In Luxemburg standen sie allerdings zumeist im Schatten ihrer für internatio

12.05.2024Trotz widriger Umstände rast Kooij beim Giro zum ersten Sieg

(rsn) - Die ersten beiden Massensprints des diesjährigen Giro d’Italia (2. UWT) liefen nicht nach dem Geschmack von Olav Kooij und seinem Team Visma – Lease a Bike. Doch die dritte Chance konnte

12.05.2024Krieger bei Sturz auf 9. Giro-Etappe schwer verletzt

(rsn) – Nach einem schweren Sturz im Finale der 9. Etappe musste Alexander Krieger mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Wie sein Team Tudor am Abend auf X mitteilte, sei der St

12.05.2024Auch ohne Sieg ist Buchmann ein Gewinner der Ungarn-Rundfahrt

(rsn) – Den Frust über seine Giro-Ausbootung hat Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) in viel Angriffslust umgewandelt. Nachdem er bereits am 1. Mai bei Eschborn-Frankfurt (1.UWT) mit einer offens

12.05.2024Kooj triumphiert im Sprint-Krimi von Neapel vor Milan

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat die 9. Etappe des 107. Giro d’Italia im Massensprint gewonnen. Nach 214 Kilometern mit Start in Avezzano und Ziel in Neapel jagte er auf den letzten

12.05.2024Flèche du Sud: Teutenberg-Team am Schlusstag auf 1-2-3

(rsn) – Der Flèche du Sud (2.2) ist für viele der deutschsprachigen Fahrer und Teams erfreulich zu Ende gegangen. Am Schlusstag feierte Tim Torn Teutenberg mit seinem Team Lidl – Trek Future Ra

12.05.2024Narvaez: “Manchmal klappt es und manchmal nicht“

(rsn) – Rund 30 Meter fehlten Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) im Finale der 9. Etappe des Giro d’Italia (2.UWT) – stattdessen ging der Sieg an Olav Kooij (Visma – Lease a Bike). Die letzte

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)