Attacke zielte auch aufs Tour-Klassement

Gelb verlieh Van Aert Flügel, aber Jumbo wollte mehr

Von Joachim Logisch aus Calais

Foto zu dem Text "Gelb verlieh Van Aert Flügel, aber Jumbo wollte mehr"
Mit ausgebreiteten Armen, die wie Flügel schlugen, flog Van Aert ins Ziel der 4. Tour-Etappe in Calais. | Foto: Cor Vos

05.07.2022  |  (rsn) - Die meisten der 176 Starter hatten geahnt, dass im Finale der 4. Etappe der 109. Tour de France etwas passieren würde. Doch das half ihnen nichts! Mit Urgewalt wurden sie von der Attacke überrollt, die Jumbo – Visma mit Ineos Grenadiers am letzten Berg initiierte! Am Ende fuhr Wout Van Aert mit den Armen wie mit Flügeln schlagend als großer Triumphator in Calais über die Ziellinie.

“Ich wollte zeigen, dass mir das Trikot Flügel verleiht und auf den letzten zehn Kilometern bin ich ganz allein im Gelben Trikot geflogen“, erklärte der Belgier seine Aktion, die nicht allein auf den Tagessieg ausgerichtet war. "Die Etappe haben wir uns schon lange vor der Tour markiert. Der Kurs war sehr anspruchsvoll, dauernd ging es Auf und Ab. Es war der Plan, dass wir sowohl etwas probieren im Hinblick auf das Gelbe als auch das Grüne Trikot. Auf der Ziellinie warteten 50 Punkte und mit mehr Wind hätten wir etwas für Jonas (Vingegaard) und Primoz (Roglic) probieren können. Der Hügel war perfekt für beide Ziele“, fuhr Van Aert fort.

Dabei war wohl nicht die Steigung entscheidend! "Der Anstieg war nicht die Schwierigkeit, sondern die die Kurve davor. Ineos und Jumbo haben sie perfekt getroffen“, erklärte Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) gegenüber radsport-news.com, um dann zu begründen: "Als ich um die Kurve bin, hatte der Zug von Jumbo schon zehn Sekunden Vorsprung. Es war eine Engstelle, die alle hinter der Spitze aufhielt. Teilweise ist man aus dem Stand in die Kurve gefahren.“ Bis sich die Verfolger sortiert hatten, waren Ineos, Jumbo und mit ihnen Van Aert schon weg.

"Unser Plan war, Vollgas über die Kuppe zu fahren und danach zu schauen, wie es aussieht. Ich hatte nicht erwartet, dann alleine vorn zu sein“, war selbst Van Aert über das Gelingen ihres Plans überrascht. „Jonas war mit einem weiteren Fahrer hinter mir, aber dann kam vom Funk, dass unsere Kapitäne bei den anderen GC-Favoriten bleiben würden und ich konnte auf Tagessieg fahren“, schilderte der Gesamtführende der Tour de France das weitere Geschehen.

Nicht mal die Teamkollegen rechneten mit einem Solocoup

Auch seine Teamkollegen hatten mit diesem Erfolg nicht gerechnet. "Dass Wout solo gewinnt, hatten wir nicht erwartet. Aber wir wussten, was zu tun war. Wir sind den Anstieg Vollgas hochgefahren und an der Kuppe sahen wir, wer der Beste heute war: das war Wout Van Aert. Er ist richtig stark gefahren und hat diesen Sieg verdient. Solche Anstiege, an denen man zwei, drei Minuten alles raushauen muss, das ist unsere Spezialität. Bei Paris-Nizza hatten wir schon so etwas Ähnliches gemacht“, freute sich Jumbos Tempo-Bolzer Christophe Laporte, der sogar noch Platz drei einsammelte.

Tiesj Benoot genoss den Triumph ebenfalls: "Ich bin froh, ein Teil dieser Erfolgsgeschichte gewesen zu sein. Wir hatten allerdings auf etwas mehr Wind gehofft. So war es etwas schwieriger für uns, an dem kurzen Anstieg einen Vorsprung herauszufahren. Aber ein Kapitän wie Van Aert kann es trotzdem zu Ende bringen", erklärte der Belgier im Ziel nach 171 Kilometern.

Benoot fügte aber auch an, dass sein Team noch mehr erreichen wollte. "Über Funk hörten wir, dass das Feld auseinandergerissen und sogar (Tadej) Pogacar zurückgefallen war. Schade, dass sich Jonas nicht auch vorne halten konnte, sonst wäre es perfekt gewesen.“

Doch nicht mal der Zweite der letztjährigen Tour de France konnte dem davonfliegenden Teamkollegen folgen!

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