RSNplus“Hätte die Anderen gern unterstützt“

Oranje-Luxusproblem: Kein WM-Ticket für Wiebes

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Oranje-Luxusproblem: Kein WM-Ticket für Wiebes "
Lorena Wiebes (Team DSM) gewann die Simac Ladies Tour und bewies dort in den Hügeln Limburgs, dass sie das WM-Ticket vielleicht doch verdient gehabt hätte. | Foto: Cor Vos

15.09.2022  |  (rsn) – Jahr für Jahr hat die niederländische Frauen-Nationalauswahl bei den Weltmeisterschaften ein Luxusproblem: Für wen wird gefahren, wenn fast jede im Team gewinnen könnte? Vor den Titelkämpfen in Wollongong aber wurde es besonders interessant. Denn als Nationaltrainerin Loes Gunnewijk am 1. September bekanntgab, wer mit nach Australien reisen wird, fehlte ein sehr prominenter Name auf der Liste: Lorena Wiebes (Team DSM), die Nummer 2 der Weltrangliste und momentan zweifelsfrei die schnellste Sprinterin des Straßenradsports.

Mit radsport-news.com hat die 23-Jährige nun über ihre Ausbootung gesprochen und dabei einerseits betont, dass sie die Entscheidung akzeptiere und auch keine schlechte Stimmung machen wolle, andererseits aber die Enttäuschung doch sehr groß gewesen sei.

___STEADY_PAYWALL___ "Ich hatte im Trainingslager gesagt, dass ich gerne mitfahren und das Team unterstützen würde. Leider wurde aus taktischen Gründen anders entschieden", so Wiebes. Sie sei nicht stark genug bergauf, hieß es.

Und so wurde die Nicht-Nominierung für die Frau vom Team DSM, die in dieser Saison bei 44 Renntagen 19 Mal als Erste über den Zielstrich fuhr, zur großen Motivationsspritze bei der Simac Ladies Tour, wo Wiebes schließlich den Gesamtsieg feierte – inklusive Rang zwei auf der schwersten Etappe der WorldTour-Rundfahrt über die Hügel Limburgs und über den Cauberg.

Lorena Wiebes beeindruckte bei der Simac Ladies Tour am Cauberg. | Foto: Cor Vos

"Ich wollte auf der Limburg-Etappe unbedingt vorne bleiben, um zu zeigen, dass ich über die Hügel komme", so Wiebes, die bergauf immer wieder das Feld anführte und mit ihrem Tempo ausdünnte. Auch wenn die besten Bergfahrerinnen der Welt dort fehlten, beeindruckte die Sprinterin und ließ die Muskeln spielen, um ein Statement abzugeben.

"Das höre ich schon seit Jahren"

"Ich denke, die Nominierung macht taktisch schon auch Sinn, aber mich nervt, dass ich immer wieder gesagt bekomme, dass ich nicht gut genug in den Hügeln bin. Das höre ich schon seit einigen Jahren, aber ich denke, dass ich mich da ziemlich weiterentwickelt habe", erklärte Wiebes.

"Das Team ist eher mit Bergfahrerinnen bestückt. Deshalb verstehe ich das aus taktischer Perspektive. Ich kenne die Renntaktik am Ende natürlich nicht, aber ich denke, sie werden eher aggressiv fahren und das Rennen in den Anstiegen schwer machen. Trotzdem bin ich enttäuscht, weil ich die Anderen gerne unterstützt und endlich auch mal zur WM gewollt hätte – das ist jetzt schon mein fünftes Jahr ohne WM, ich war nur einmal als Juniorin 2017 in Bergen dabei."

Die Niederländerinnen werden am 24. September im Straßenrennen von Wollongong mit Annemiek van Vleuten und Demi Vollering sowie Marianne Vos als nominellen Spitzen antreten. Und da auf dem mit insgesamt 2.600 Höhenmetern gespickten Parcours nicht mit einem Massensprint zu rechnen sein wird, ist Vos als Kandidatin für eine Gruppenankunft auf den ersten Blick die logische Wahl. Doch die 35-Jährige hat im direkten Duell mit Titelverteidigerin Elisa Balsamo in den letzten anderthalb Jahren ähnlich oft gewonnen wie verloren, während Wiebes, wenn sie zum Sprint gegen die Beiden kommt, eine nahezu Weiße Weste hat.

Die klar schnellste Frau im Peloton: Bei der Tour de France Femmes hatte Wiebes Elisa Balsamo (rechts) und Marianne Vos (links) überlegen in den Schatten gestellt. | Foto: Cor Vos

"Als ich den Parcours gesehen habe, dachte ich auch: 'Okay, der ist vielleicht besser für Marianne'. Aber das ist auch der Grund, warum ich sofort gesagt habe, dass ich, wenn ich mitfahren darf, gerne für sie arbeite", betonte Wiebes noch einmal. "Und ich bin mir auch gar nicht so sicher, wie das Rennen verlaufen wird. Denn der lange Anstieg kommt sehr früh und danach ist es noch sehr weit. Der Anstieg auf dem Rundkurs ist dann zwar wohl einen Tick härter als der Cauberg, aber danach wird es immer flach und es kommt nicht sofort wieder ein Anstieg."

Wehe, es kommt zum Sprint und Balsamo gewinnt wieder

In ihrer Verfassung von diesem Jahr, vor allem der aktuellen von der Simac Ladies Tour, wäre Wiebes das Durchkommen auf dieser Strecke vielleicht tatsächlich zuzutrauen gewesen. Und dann wäre sie die wohl sicherste niederländische Wette auf Gold gewesen. Nun aber wird sie zuhause morgens um 7 Uhr vor dem Fernseher sitzen, um sich das Finale von Wollongong anzusehen. "Ich drücke dem Team die Daumen und hoffe, dass eine von ihnen gewinnt", betonte sie, dass ihre Unterstützung auch in Abwesenheit gesichert sei.

Und an ihrer Bergfestigkeit will Wiebes dann in Zukunft bei SD Worx arbeiten, wohin die Europameisterin von München nach nur zweieinhalb statt vier Jahren DSM vorzeitig wechselt – eine Ausstiegsklausel im Vertrag machte das möglich. "Ich denke, bei SD Worx werde ich bergauf noch besser werden. Aber ich will auch meine Sprintstärke nicht verlieren", erklärte sie – vielleicht auch schon mit dem weitgehend flachen Olympiakurs 2024 in Paris im Hinterkopf. Denn so sehr es schmerzt, noch immer keine Elite-WM bestritten zu haben, ein Olympiasieg dürfte wohl alles wieder gutmachen.

Vorher aber will Wiebes am Wochenende bei der zweitägigen AG Tour de la Semois in Belgien nochmal auftrumpfen und sich bergauf behaupten. "Die Strecken dort sind auch sehr hügelig. Ich hoffe, da kann ich es nochmal zeigen!"

Mehr Informationen zu diesem Thema

12.05.2024Vollering stürmt mit 30-km-Solo am letzten Tag ins Gelbe Trikot

(rsn) – Mit einem Solo über gut 30 Kilometer hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) am letzten Tag der 3. Itzulia Women (2.WWT) ihrer Teamkollegin Mischa Bredewold das Gelbe Trikot noch abgenomme

11.05.2024Bredewold verteidigt Gelb mit Stil und holt zweiten Itzulia-Sieg

(rsn) – Mischa Bredewold (SD Worx – Protime) hat ihr auf der 1. Etappe erobertes Führungstrikot am zweiten Tag der Itzulia Women (2.WWT) nicht nur verteidigt, sondern sich nach 104 Kilometern vor

10.05.2024Bredewold baut makellose Itzulia-Serie von SD Worx aus

(rsn) – Mischa Bredewold hat ihrem Team SD Worx – Protime einen grandiosen Auftakt zur 3. Itzulia Women (2.WWT) beschert. Die Europameisterin aus den Niederländerin entschied die 1. Etappe über

09.05.2024Ludwig: “Dachte so oft, dass ich nie einen Profisieg hole“

(rsn) – Hannah Ludwig hat geschafft, woran sie selbst nicht geglaubt hat. Die 24-Jährige aus Traben-Trarbach machte am Mittwoch den Tag für ihr Team Cofidis perfekt. Nachdem kurz zuvor Benjamin Th

08.05.202424,5-Kilometer-Solo! Ludwig feiert ersten Profisieg

(rsn) – Je länger die Wartezeit, desto explosiver die Freude am großen Jubeltag: Fast zeitgleich mit dem Sieg von Teamkollege Benjamin Thomas auf der 5. Etappe des Giro d´Italia in Lucca, dem ers

07.05.2024Ab 2025 auch ein Frauenrennen Mailand-Sanremo?

(rsn) - Nach der Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix und Lüttich-Bastogne-Lüttich wird mit Mailand-Sanremo auch das vierte der fünfte Monumente künftig wohl auch mit einem Frauenrennen aufwarten kö

06.05.2024Bauernfeind beendet Vuelta besser als erwartet

(rsn) – Wer weiß, was alles möglich gewesen wäre. Wenn Ricarda Bauernfeind nicht zu Beginn der Vuelta Feminina (2.WWT) etwas gekränkelt hätte. Und wenn sie von Beginn an als Kapitänin von Cany

05.05.2024Vollering nutzt Rückenwind-Passage zum Vuelta-Triumph

(rsn) – Mit einem weiteren überragenden Auftritt hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) die 10. Vuelta Femenina (2.UWT) souverän für sich entschieden. Die 27-jährige Niederländerin schüttelt

04.05.2024Rund 260.000 Euro fehlen: Tour of Scandinavia abgesagt

(rsn) – Die Women´s WorldTour-Rundfahrt Tour of Scandinavia wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Das gaben die Veranstalter des für 27. August bis 1. September geplanten Rennens am Freitag via P

04.05.2024Alfonsina Strada: Die erste Frau beim Giro

(rsn) – Wenn am Samstag in Venaria Reale der 107. Giro d´Italia der Männer beginnt, ist das auch für den Frauen-Radsport ein wichtiger Termin. Denn noch bevor im Juli der nächste Giro der Frauen

01.05.2024Faulkner landet als Ausreißerin Coup in Zaragoza

(rsn) – Kristen Faulkner hat bei der 10. Vuelta Femenina für den zweiten Sieg einer Fahrerin von EF Education – Cannondale gesorgt. Nachdem ihre Teamkollegin Alison Jackson die 2. Etappe für si

30.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat die 3. Etappe der Vuelta Espana Feminina (2.UWT) für sich entschieden. Die 36-jährige Niederländerin verwies nach 1302 Kilometern zwischen Lucen

Weitere Radsportnachrichten

14.05.2024Wegen Lawinengefahr: 16. Giro-Etappe ohne Stelvio

(rsn) – Nachdem bereits Ende vergangener Woche entsprechende Meldungen zirkulierten, ist es nun offiziell: Die für die frühe Phase der 16. Giro-Etappe am 21. Mai vorgesehene Überquerung des Stil

14.05.2024BDR darf bei Olympia alle 14 Bahn-Startplätze nutzen

(rsn) - Der Bund Deutscher Radfahrer hat in allen Bahn-Disziplinen die Nominierungskriterien für die Olympischen Spiele in Paris erfüllt und darf im Velodrom von Saint-Quentin-en-Yvelines im August

14.05.2024O´Connor zieht aus Oropa-Übermut Motivation für Attacken am Berg

(rsn) – Ben O´Connor (Decathlon – AG2R) ist nach der ersten Woche des Giro d´Italia einer der aussichtsreichsten Anwärter auf einen Podestplatz in Rom. Obwohl der Australier bei der ersten Berg

14.05.2024Uijtdebroeks: “Pogacar ist eine Stufe über uns“

(rsn) – Nach dem ersten Ruhetag steht beim 107. Giro d’Italia gleich die nächste schwere Etappe ins Haus. Das zehnte Teilstück beginnt in Pompeii und endet nach nur 142 Kilometern mit der Bergan

14.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 10. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

14.05.2024Pogacar rechnet in zweiter Giro-Hälfte mit Attacken seiner Gegner

(rsn) – Angesichts des deutlichen Vorsprungs von 2:40 Minuten auf den zweitplatzierten Daniel Martinez (Bora – hansgrohe) und in überlegener Manier herausgefahrenen drei Etappensiegen zweifelt ka

14.05.2024Kooij, Kanter, Vernon und Mayrhofer nicht mehr beim Giro dabei

(rsn) – Die Fraktion der Sprinter beim Giro d’Italia ist nach dem ersten Ruhetag um gleich drei Namen geschrumpft. Olav Kooij (Visma – Lease a Bike), Max Kanter (Astana Qazaqstan) und Ethan Vern

14.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

13.05.2024Bergankunft Nr. 3: Kurze Etappe, langer Schlussanstieg

(rsn / ProCycling) – Schon in der ersten Woche des 107. Giro d´Italia hat es Ausreißversuche gegeben, die von Erfolg gekrönt waren. Doch erst die 10. Etappe durch den südlichen Apennin weist ein

13.05.2024Martinez und Bora wollen nicht nur Platz 2 verteidigen

(rsn) – Sollte der Status Quo beim Giro d´Italia auch nach der Schlussetappe in Rom noch Bestand haben, so wäre man bei Bora – hansgrohe sicher zufrieden. Ein zweiter Gesamtplatz mit Kapitän Da

13.05.2024Schachmann: Etappenjäger in wichtiger Doppelfunktion

(rsn) – Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hat sich von seinem Sturz 58 Kilometer vor dem Ziel der 9. Etappe beim Giro d´Italia bereits recht gut erholt. Das bestätigte der 30-Jährige am

13.05.2024Mit Rouvy Grand-Tour-Recon im Wohnzimmer?

(rsn) - Analoge und digitale Welten verschränken sich immer mehr, auch beim Radsport. Auf besondere Weise dreht Rouvy mittlerweile die Schraube weiter. Auf der 2017 von den Brüdern Petr und Jiri Sam

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • 4 Jours de Dunkerque / Grand (2.Pro, FRA)
  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)