Lieber Helfer als Kapitän bei DSM

Arensman wechselt zu Ineos, um dem Druck zu entgehen

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Arensman wechselt zu Ineos, um dem Druck zu entgehen"
Thymen Arensman (DSM) bei der Vuelta. | Foto: Cor Vos

10.12.2022  |  (rsn) – Thymen Arensman (DSM) war einer der Shooting-Stars der Saison. Der Niederländer feierte bei der Polen-Rundfahrt seinen ersten Profisieg, dem er bei der Vuelta a Espana seinen ersten Tageserfolg bei einer Grand Tour folgen ließ, und beendete zudem die Spanien-Rundfahrt auf dem sechsten Platz der Gesamtwertung. Dennoch entschied er sich für einen Wechsel zu Ineos Grenadiers, um den hohen Erwartungen zu entkommen, wie er dem niederländischen Ride Magazine berichtete.

Zu Beginn seiner Karriere war Arensman vor allem im Cross erfolgreich. Erst mit seinem zweiten Juniorenjahr trat er häufiger international auch auf der Straße in Erscheinung. Als er 2018 in seinem ersten U23-Jahr hinter Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) Platz 2 bei der Tour de l’Avenir (2.Ncup) belegte, wurde ihm klar, dass seine Zukunft auf der Straße liegen würde. Seinen großen Erfolg beim wichtigsten Nachwuchsrennen des internationalen Kalenders beurteilte Arensman nun allerdings skeptischer: “Es war natürlich eine schöne Leistung, aber im Nachhinein – mit dem heutigen Wissen – hätte ich diesen Erfolg lieber etwas später in meiner U23-Zeit gehabt.“

Mit dem zweiten Platz stiegen nämlich auch die Erwartungen an den damals 18-Jährigen. Obwohl er schon 2019 Profi hätte werden können, wartete er noch bis Mitte 2020, bevor er bei DSM den Schritt zu den Berufsradfahrern wagte. “Ich versuche, eine lange, gesunde Karriere aufzubauen, die hoffentlich eines Tages an die Weltspitze führen wird. So früh bei der Tour de l'Avenir Zweiter zu werden, war nicht Teil meines Plans. Aber wenn ich vorne dabei bin, möchte ich natürlich richtig Radrennen fahren. Anscheinend war ich schon gut genug dafür. Ich bin immer noch sehr zufrieden mit dieser Leistung, aber sie hat mich gezwungen, sehr schnell erwachsen zu werden. Ich hätte es mir anders gewünscht. Ich wollte, dass ich weiterhin mein eigenes Ding machen kann und die Leute mich nicht erkennen“, erklärte Arensman.

Bei guten Ansätzen sprang kaum Zählbares heraus

“Die Leute“ und deren Erwartungen wurden zur Belastung. “Seit diesem zweiten Platz wurde von mir erwartetet, dass ich im nächsten Jahr noch schneller fahren und dadurch bessere Ergebnisse erzielen würde. Ich mache das für mich, aber das hat mir ein bisschen den Spaß am Radsport genommen“, gab der 23-Jährige zu.

Bei den Profis wurde Arensman gleich ins kalte Wasser geworfen. Er startete schon im Oktober 2020 bei der wegen Corona in den Herbst verschobenen Vuelta a Espana. Doch statt überfordert zu sein, trat er bei seinem Grand-Tour-Debüt häufig als Ausreißer in Erscheinung und konnte zwei Etappen unter den besten Sechs beenden. Auch in seinem ersten kompletten Jahr bei DSM zeigte er sich häufig offensiv. Dennoch reichte es 2021 nur zu drei Platzierungen unter den besten Zehn, eine davon war Platz drei im Abschlusszeitfahrens des Giro d’Italia.

In der Saison 2022 änderte der Rundfahrtspezialist seine Taktik. Statt früh anzugreifen, schonte er sich fürs Finale, das er oft mit seinem Teamkollegen Romain Bardet bestritt. Und mit Gesamtrang sechs bei Tirreno-Adriatico (2.UWT) und Platz drei im Schlussklassement der Tour of the Alps (2.Pro) stellten sich auch prompt Erfolge ein. Den Giro d‘Italia, dessen Abschlusszeitfahren er diesmal auf Rang zwei beendete, bestritt er noch in Bardets Diensten. Nach seinem ersten Profisieg bei der Polen-Rundfahrt (2.UWT) erhielt Arensman für die Vuelta a Espana eine andere Rolle: die des Kapitäns.

Kapitän wider Willen

“Körperlich war ich dafür gut genug. Aber auch hier gilt, wie bei der l'Avenir: Ich wäre lieber nach und nach zum Leader herangewachsen. Letztendlich war es so in Ordnung, aber in meiner idealen Welt wäre es vielleicht etwas anders gelaufen“, blickte Arensman zurück. Auch wenn das Fazit negativ klingt, so war die Spanien-Rundfahrt ein voller Erfolg. Aresnsman feierte auf der 15. Etappe mit der Bergankunft in der Sierra Nevada seinen zweiten Profisieg und beendete die letzte Grand Tour des Jahres als Gesamtsechster.

Trotzdem – oder gerade deswegen - machte ihm der Druck wieder zu schaffen. So sehr, dass er sich letztendlich zu einem Wechsel zu Ineos Grenadiers entschied. “Wenn ich bei DSM geblieben wäre, hätte ich ab dem 1. Januar vollen Druck gehabt, weil ich als Leader zu meinen Rennen gefahren wäre. Radsport würde mir immer noch sehr gefallen, aber schon etwas weniger, wenn ich gleich vom ersten Tag an Top-Ergebnisse erzielen muss. Dafür bin ich vielleicht noch nicht bereit“, meinte Arensman.

Bei Ineos, wo er für zunächst zwei Jahre unterschrieben hat, bietet sich ihm tatsächlich die Möglichkeit, in der zweiten Reihe hinter den beiden früheren Tour-Siegern Geraint Thomas und Egan Bernal, ohne Druck weiter an seinen Qualitäten arbeiten zu können.

Mehr Informationen zu diesem Thema

04.05.2024Tiberi verlängert bei Bahrain Victorious

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

03.05.2024Blackmore nimmt bei Israel - Premier Tech Zabels Platz ein

(rsn) – Nach dem Karriereende von Rick Zabel wird Joseph Blackmore den frei werdenden Platz des Deutschen bei Israel – Premier Tech einnehmen. Wie der Zweitdivisionär meldete, wechselt der 21-jÃ

01.05.2024Rick Zabel beendet nach Rund um Köln seine Karriere

(rsn) - Rick Zabel (Israel - Premier Tech) wird am 26. Mai bei Rund um Köln (1.1) das letzten Rennen als Radprofi bestreiten. Den zum Saisonende auslaufenden Vertrag hat der 30-Jährige in Absprache

29.04.2024Zimmermann verlängert bei Intermarché - Wanty

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

16.04.2024Uno-X Mobility streicht ab 2025 sein Development-Team

(rsn) – Der norwegische Rennstall Uno-X Mobility wird ab 2025 nur noch zwei und nicht mehr drei Teams umfassen: Während man mit dem Elite-Team der Männer für 2026 den Aufstieg in die WorldTour an

03.04.2024Zeeman verlässt Visma – Lease a Bike und den Radsport

(rsn) – Seit 13 Jahren sitzt Merijn Zeeman bei Visma – Lease a Bike beziehungsweise dessen Vorgängern am Steuer des Teamfahrzeugs, nun hat der Niederländer einen neuen Arbeitgeber gefunden, zu

28.03.2024Tour-Siegerin Vollering “überrascht“ von SD-Worx-Ankündigung

(rsn) –Demi Vollering hat sich verwundert über die Mitteilung ihres Teams SD Worx – Protime gezeigt, das in Person von Sportdirektor Danny Stam gegenüber GCN den zum Saisonende bevorstehenden Ab

28.03.2024Movistar verlängert mit “Sensation“ Meijering

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

27.03.2024Teamchef Stam bestätigt: Vollering verlässt SD Worx

(rsn) – Demi Vollering wird SD Worx – Protime nach der Saison 2024 verlassen. Das bestätigte Sportdirektor Danny Stam am Mittwochmittag gegenüber GCN. "Ja, das ist definitiv sicher", sagte der N

26.03.2024Philipsen will langfristigen Vertrag - auch Bora interessiert?

(rsn) – Jasper Philipsens Vertrag bei Alpecin - Deceuninck läuft zum Saisonende aus. Wie das Global Cycling Network (GCN) berichtet, möchte der Mailand-Sanremo-Sieger gerne einen Vierjahresvertrag

18.03.2024Astana-Interesse an Vlasov? Bora will verlängern

(rsn) – Sein starker Auftritt bei Paris-Nizza (2.UWT) hat Aleksandr Vlasov in seinem letzten Vertragsjahr zum rechten Zeitpunkt wieder etwas weiter in den Fokus gerückt. Der Etappensieg an der Mado

28.02.2024Wird Alaphilippe bei TotalEnergies der neue Sagan?

(rsn) – Auch wenn er die hohen Erwartungen nicht erfüllen konnte, so war Peter Sagan in den vergangenen Jahren das Aushängeschild bei TotalEnergies. Der dreimalige Weltmeister aus der Slowakei hat

Weitere Radsportnachrichten

12.05.2024Sarnowski fehlen 100 Meter zum ersten UCI-Sieg

(rsn) – Tillman Sarnowski (Embrace The World) hat beim GP de la Ville d`Oran (1.2) in Algerien sein erstes UCI-Podium in einem Eliterennen eingefahren. Der 19-Jährige, 2022 Gesamtsieger der U19-

12.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

11.05.2024Highlight-Video der 8. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Die 8. Etappe des 107. Giro d´Italia hätte eine für kletterstarke Ausreißer sein können. Entsprechend groß war der Kampf um die Plätze in der Spitzengruppe zu Beginn und entsprechend

11.05.2024Geschke und Steinhauser beeindrucken in glückloser Gruppe

(rsn) – Zwei Deutsche haben die 8. Etappe des Giro d´Italia quer durchs Apennin in Richtung Bergankunft in Prati di Tivo maßgeblich mitgeprägt: Simon Geschke (Cofidis) und Georg Steinhauser (EF E

11.05.2024Flachetappe in die Hauptstadt der Pizza-Liebhaber

(rsn / ProCycling) – Die Verbindung der Rennorganisatoren RCS mit Neapel scheint in den letzten Jahren besonders eng geworden zu sein. Zum dritten Mal in Folge schlägt der rosa Zirkus seine Zelte i

11.05.2024Teamkollegen überredeten Pogacar, im Apennin auf Sieg zu fahren

(rsn) - Normalerweise sagt im Radsport der Kapitän, wann und wie er auf Sieg fahren will. Das ist sicher auch bei Tadej Pogacar und seinem UAE Team Emirates so. Mit dem Unterschied, dass die Mannscha

11.05.2024Sturz in Spitzengruppe raubte Santic - Wibatech die Siegchance

(rsn) - Bei der Silesian Classic (1.2), einem neuen UCI-Eintagesrennen in Polen, hätte sich das deutsche Team Santic - Wibatech beinahe den Premierensieg gesichert. Nach 160 Kilometern fuhren die be

11.05.2024Flèche du Sud: Rüegg auf Podiumskurs, Rapp und Peter lauern

(rsn) - Das 18,6 Kilometer lange Einzelzeitfahren des Flèche du Sud (2.2) hat nur wenig Veränderungen im Gesamtklassement gebracht. Pim Ronhaar (Baloise - Trek Lions) behauptete seine Gesamtführu

11.05.2024Martinez hatte den Sieg vor Augen, bis Pogacar antrat

(rsn) – Mit dem Tagessieg bei der Apennin-Bergankunft in Prati di Tivo hat es für Bora – hansgrohe auf der 8. Etappe des Giro d´Italia nicht geklappt. Überflieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirat

11.05.2024Thomas “überrascht, dass andere abgehängt wurden“

(rsn) – Zwei Minuten Zeitverlust auf Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) im Einzelzeitfahren am Freitag: Die Aussichten für Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) vor der zweiten Bergankunft des 107. Giro

11.05.2024Großschartner: “Der Etappensieg war eigentlich nicht unser Ziel“

(rsn) – Das Finale der 8. Etappe des Giro d’Italia (2.UWT) ging Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) eher gemächlich an. Statt einer frühen Attacke verließ sich der Slowene auf seine SprintqualitÃ

11.05.2024Diesmal im Bergsprint: Pogacar holt Giro-Etappensieg Nr. 3

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat einen Tag nach seinem zweiten Etappensieg beim 107. Giro d’Italia gleich den dritten nachgelegt. Auf der 8. Etappe von Spoleto zur Bergankunft von Pra

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour de Hongrie (2.Pro, HUN)
  • Boucles de l´Aulne (1.1, FRA)
  • Boucles de l´Aulne (1.1, FRA)
  • Flèche du Sud (2.2, LUX)
  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)