Belgier triumphiert beim sechsten Superprestige

Van Aert beendet in Diegem van der Poels Serie

Foto zu dem Text "Van Aert beendet in Diegem van der Poels Serie"
Wout Van Aert (Jumbo - Visma) hat den Abendcross in Diegem gewonnen. | Foto: Cor Vos

28.12.2022  |  (rsn) – Nach sechs Siegen in Folge riss die Serie: Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) musste sich beim Abendcross in Diegem diesmal mit dem dritten Platz zufriedengeben, obwohl er zunächst das Geschehen bestimmt hatte und auf bestem Weg zu Triumph Nummer sieben schien. Als sein großer Konkurrent Wout van Aert (Jumbo – Visma) allerdings in der fünften Runde des sechsten Superprestige-Laufs dieser Saison in die Offensive ging, wendete sich das Blatt.

Zwar konnte van der Poel die Attacke zunächst neutralisieren, musste dann aber beim Konter von Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) passen. Van Aert dagegen konnte dem Weltmeister nicht nur folgen, sondern rang den Briten in einem packenden Finale nieder, um seinen ersten Sieg in Diegem zu feiern. Van der Poel, der in der entscheidenden Phase nichts mehr zuzusetzen hatte, kam schließlich mit 33 Sekunden Rückstand ins Ziel und komplettierte hinter Pidcock, der auf den letzten Metern noch sechs Sekunden auf den Sieger einbüßte, das Podium.

“Heute hat sich wieder gezeigt, dass es eng zugeht“, sagte Van Aert, der bereits den gestrigen Superprestige von Zolder gewinnen konnte, im Ziel-Interview. “Der Sand war am Anfang mein Schwachpunkt und das hat dann angefangen, in meinem Kopf zu spielen. Ich habe tatsächlich aufgegeben und dachte, Mathieu wäre weg“, kommentierte der 28-Jährige die Szene bei Halbzeit des Rennens, als van der Poel nach einer entschlossenen Attacke in der Sandpassage tatsächlich für die Vorentscheidung gesorgt zu haben schien. Doch dann kamen der Titelverteidiger, Van Aert und Pidock wieder zusammen. "Da begann ich wieder daran (an den Sieg) zu glauben.“ Den Sieg sicherte er sich mit einer starken Schlussphase, in der er allerdings bis an die Grenze gehen musste. “In den letzten beiden Runden war ich tot. Das war ein Sieg des Charakters“, so Van Aert, der in seinen bisher sechs Cross-Einsätzen der Saison viermal erfolgreich war und zweimal den zweiten Rang belegte.

“Ich hatte nicht die Beine, um zu gewinnen“, erkannte van der Poel die Überlegenheit seiner beiden Konkurrenten an. “Ich habe versucht, im Sand den Unterschied zu machen, und ich glaube, ich war da der Beste, aber ich hatte nicht die Beine, um den Unterschied zu halten. Schade, aber auch diese Serie musste irgendwann zu Ende gehen“, fügte er an.

Vierter eines spektakulären Rennens wurde der Belgier Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal), der aber bereits 1:08 Minuten Rückstand aufwies, gefolgt von seinem Teamkollegen Michael Vanthourenhout (+1:45) und dem Niederländischen Meister Lars van der Haar (Baloise – Trek Lions / +1:55), der seine Führung im Gesamtklassement behauptete.

Vor den letzten beiden Superprestige-Läufen kommt der Spitzenreiter auf 78 Punkte und damit auf sieben mehr als Vanthourenhout (71), der sich auf Rang zwei verbesserte. Neuer Dritter ist dessen Landsmann Iserbyt (69).

So lief das Rennen:

Genau wie bei den Frauen bestand das Feld der Männer aus nicht weniger als 100 Startern, darunter die drei Topstars van der Poel, van Aert und Pidcock. Bei dichtem Gedränge und einem frühen Sturz am Ende des großen Feldes erwischte der Schweizer Kevin Kuhn (Tormans) den besten Start vor van der Haar. Pidcock fuhr an dritter Stelle in die erste Kurve, Van Aert war Fünfter, van der Poel folgte fünf Positionen dahinter.

Auf dem aufgeweichten Parcours, der allerdings auch mehrere längere Asphaltpassagen aufwies, stürzte Europameister Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen – Bingoal) bereits an der ersten Überquerung der Balken, konnte das Rennen aber fortsetzen. Gegen Ende der ersten von acht Runden hatte sich Pidcock an die Spitze gesetzt, knapp dahinter folgten van der Poel, Iserbyt, Van Aert und van der Haar, der aber schon Mühe hatte, dem Tempo zu folgen und prompt den Anschluss verlor.

Dagegen konnte Iserbyt zunächst im Konzert der Großen Drei mitspielen, fiel dann aber doch wie auch Weltmeister Pidcock einer Tempobeschleunigung Van Aerts zum Opfer. Der Belgische Meister wiederum musste im Sand den ganz außen fahrenden van der Poel an sich vorbeiziehen lassen. Eingangs der dritten Runde lag van der Poel vier Sekunden vor Van Aert und fünf vor Pidcock, der sich wieder an den Belgier herangekämpft hatte. Iserbyts Rückstand betrug hier schon 20 Sekunden, kurz dahinter folgte van der Haar.

Im Sand macht van der Poel zunächst den Unterschied

Nachdem Van Aert und Pidcock wieder den Anschluss geschafft hatten, attackierte van der Poel erneut in der Sandpassage. Obwohl nun auch Van Aert diese Linie wählte, konnte er seinem großen Konkurrenten wieder nicht folgen, Pidcock, der auf der entgegengesetzten Seite fuhr, musste ebenfalls reißen lassen – doch am Ende der Runde waren die Drei wieder gleichauf. Eine halbe Minute dahinter hatte sich ein Verfolgertrio aus van der Haar, Iserbyt und Vanthourenhout gebildet.

In Runde vier wechselten die drei Spitzenreiter zeitgleich ihre Räder, doch nun war es Van Aert, der das Tempo diktierte, wogegen Pidcock sich weiterhin im Windschatten hielt. Erneut in der Kombination aus Sand und Balken ging van der Poel in die Offensive und schüttelte seine beiden Begleiter zum wiederholten Mal ab. Diesmal kam der viermalige Weltmeister weg, auch wenn der Rückstand seiner schärfsten Konkurrenten am Ende der Runde nur fünf Sekunden betrug. Dahinter hatte sich Iserbyt aus der Verfolgergruppe abgesetzt und seinen Rückstand um einige Sekunden verringert.

Während van der Poel auch in der fünften Runde perfekt durch den Sand fuhr, musste Van Aert hier sogar vom Rad und büßte den Anschluss an Pidcock ein, auch wenn der am Ende der Passage erneut sein Rad wechselte. Bei der folgenden Zieldurchfahrt lag van der Poel bereits neun Sekunden vor Pidcock und 13 vor Van Aert, Iserbyts Rückstand war auf knapp 40 Sekunden angewachsen.

Im Sand dreht Van Aert den Spieß um

Auf der langen Asphaltpassage kam Van Aert nicht nur wieder an Pidcock heran, sondern fuhr gemeinsam mit dem Ineos-Profi wieder zu van der Poel vor und ging sofort in die Offensive. Diesmal blieb der dreimalige Weltmeister im Sattel, als es durch den Sand ging, wogegen seine Konkurrenten vom Rad mussten. Eingangs der vorletzten Runde hatte Van Aert gegen van der Poel den Spieß umgedreht und seinen Rückstand in einen Vorsprung von neun Sekunden umgewandelt. Pidcock wiederum hatte Mühe, dem Niederländer zu folgen, der alles daransetzte, die Lücke zu Van Aert zu schließen – und das auch schaffte.

Als die beiden durchschnauften, nutzte Pidcock den günstigen Moment, ein weiteres Mal den Anschluss zu schaffen und sogar den Konter zu setzen, dem überraschend van der Poel nichts gegenzusetzen hatte. Mit zehn Sekunden Vorsprung auf den sechsmaligen Diegem-Sieger nahm das Spitzenduo die letzte Runde in Angriff, Iserbyt lag auf Rang vier schon mehr als 50 Sekunden zurück.

In einem packenden Finale schenkten sich die beiden besten Fahrer dieses Abends nichts. Mehrmals wechselte die Führung zwischen Pidock und Van Aert hin und her, ehe schließlich der Belgier kurz vor dem letzten Anstieg die Treppe hinauf die Spitze eroberte und als erster auf die Zielgerade einbog, um einen zwar hart umkämpften, letztlich aber souveränen Sieg zu feiern. Pidcock musste sich trotz formidabler Leistung mit Rang zwei begnügen. Van der Poel, der mittlerweile resigniert hatte, wurde nach sechs Triumphen in Folge diesmal Dritter.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

10.02.2024Iserbyt triumphiert nach Wiederauferstehung in Middelkerke

(rsn) – Trotz einer zwischenzeitlichen Schwächephase hat Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal) in Middelkerke das Superprestige-Finale gewonnen und sich wie bereits im Vorjahr das Klassement der

10.02.2024Alvarado sichert sich ihren dritten Superprestige-Titel

(rsn) - Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) hat das Superprestige-Finale in Middelkerke gewonnen. 1:15 Minuten hinter ihr wurde Laura Verdonschot (De Ceuster – Bonache) Zweite. Den dritten Rang s

28.12.2023Van der Poel zum siebten Mal die Nummer 1 des Nachtspektakels

(rsn) – Diegem ist wieder die Spielwiese des Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck). Nachdem er in der flämischen Kleinstadt sechs Siege in Folge gefeiert hatte, fiel das dortige Superpresti

28.12.2023Wie ein Uhrwerk: Pieterse holt sich den Sieg in Diegem

(rsn) – Es war eine beeindruckende Leistung, die Puck Pieterse (Alpecin – Deceuninck) am Donnerstagabend beim vorletzten Superprestige-Lauf ablieferte. Beim Nachtrennen in der flämischen Stadt s

27.12.2023Van Aert macht in Heusden-Zolder erst in der Schlussrunde Ernst

(rsn) – Wout van Aert (Jumbo – Visma) hat den sechsten Lauf der Superprestige in Heusden-Zolder gewonnen und dabei seinen zweiten Saisonsieg gefeiert. Erst in der Schlussrunde distanzierte er dabe

27.12.2023Trotz Sturz und anderer Probleme: Van Empel schlägt zurück

(rsn) – Einen Tag nach ihrer ersten Saisonniederlage hat Fem van Empel (Jumbo – Visma) zurückgeschlagen. Im Zweiersprint des sechsten Superprestige-Laufs ließ sie Ceylin del Carmen Alvarado (Alp

02.12.2023Nieuwenhuis schlägt in Boom Mason bei dessen Heimspiel

(rsn) – Zwei Wochen nach seinem Triumph in der Schlammschlacht von Merksplas hat Joris Nieuwenhuis (Baloise – Trek Lions) auch den fünften Lauf der Superprestige-Serie für sich entschieden. In B

02.12.2023Van Empel lässt auch in Boom ihre Konkurrentinnen stehen

(rsn) – Kurz schien Fem van Empel (Jumbo – Visma) in Boom unter Druck zu geraten, doch dann übernahm die Weltmeisterin schnell das Kommando und gewann das fünfte Rennen der Superprestige mit de

18.11.2023Nieuwenhuis dominiert Superprestige-Schlammschlacht

(rsn) – Joris Nieuwenhuis (Baloise - Trek Lions) hat den vierten Lauf in der Superprestige dominiert und somit seinen ersten Sieg in einer der großen drei Serien gefeiert. Eine Woche nach dem zweit

18.11.2023Alvarado läuft Brand davon und siegt erneut in Merksplas

(rsn) - Ceylin del Carmen Alvarado (Alpecin – Deceuninck) hat in Merksplas den vierten Superprestige-Lauf der Saison im Cyclocross gewonnen und damit auch ihre Gesamtführung in der belgischen Renns

12.11.2023Vanthourenhout startet doch nicht in Dendermonde

(rsn) – Die zweite Amtszeit als Europameister begann für Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen – Bingoal) nicht nach Wunsch. Der Belgier startete am Samstag beim Jaarmarktcross in Niel schlecht,

12.11.2023Van der Haar kugelt sich in Niel die Schulter selbst ein

(rsn) – Selbst ist der Mann. Als Lars van der Haar (Baloise – Trek Lions) sich am Samstag bei der Superprestige in Niel durch eine unglückliche Bewegung die Schulter auskugelte, fackelte er nicht

Weitere Radsportnachrichten

11.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

11.05.2024Highlight-Video der 8. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Die 8. Etappe des 107. Giro d´Italia hätte eine für kletterstarke Ausreißer sein können. Entsprechend groß war der Kampf um die Plätze in der Spitzengruppe zu Beginn und entsprechend

11.05.2024Geschke und Steinhauser beeindrucken in glückloser Gruppe

(rsn) – Zwei Deutsche haben die 8. Etappe des Giro d´Italia quer durchs Apennin in Richtung Bergankunft in Prati di Tivo maßgeblich mitgeprägt: Simon Geschke (Cofidis) und Georg Steinhauser (EF E

11.05.2024Flachetappe in die Hauptstadt der Pizza-Liebhaber

(rsn / ProCycling) – Die Verbindung der Rennorganisatoren RCS mit Neapel scheint in den letzten Jahren besonders eng geworden zu sein. Zum dritten Mal in Folge schlägt der rosa Zirkus seine Zelte i

11.05.2024Teamkollegen überredeten Pogacar, im Apennin auf Sieg zu fahren

(rsn) - Normalerweise sagt im Radsport der Kapitän, wann und wie er auf Sieg fahren will. Das ist sicher auch bei Tadej Pogacar und seinem UAE Team Emirates so. Mit dem Unterschied, dass die Mannscha

11.05.2024Sturz in Spitzengruppe raubte Santic - Wibatech die Siegchance

(rsn) - Bei der Silesian Classic (1.2), einem neuen UCI-Eintagesrennen in Polen, hätte sich das deutsche Team Santic - Wibatech beinahe den Premierensieg gesichert. Nach 160 Kilometern fuhren die be

11.05.2024Fleche du Sud: Rüegg auf Podiumskurs, Rapp und Peter lauern

(rsn) - Das 18,6 Kilometer lange Einzelzeitfahren am Vorschlusstag des Fleche du Sud (2.2) hat nur wenig Veränderungen im Gesamtklassement gebracht. So geht weiterhin der Niederländer Pim Ronhaar (

11.05.2024Martinez hatte den Sieg vor Augen, bis Pogacar antrat

(rsn) – Mit dem Tagessieg bei der Apennin-Bergankunft in Prati di Tivo hat es für Bora – hansgrohe auf der 8. Etappe des Giro d´Italia nicht geklappt. Überflieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirat

11.05.2024Thomas “überrascht, dass andere abgehängt wurden“

(rsn) – Zwei Minuten Zeitverlust auf Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) im Einzelzeitfahren am Freitag: Die Aussichten für Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) vor der zweiten Bergankunft des 107. Giro

11.05.2024Großschartner: “Der Etappensieg war eigentlich nicht unser Ziel“

(rsn) – Das Finale der 8. Etappe des Giro d’Italia (2.UWT) ging Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) eher gemächlich an. Statt einer frühen Attacke verließ sich der Slowene auf seine SprintqualitÃ

11.05.2024Pogacar holt Etappensieg Nr. 3, diesmal im Sprint am Berg

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat einen Tag nach seinem zweiten Etappensieg beim 107. Giro d’Italia gleich den dritten nachgelegt. Auf der 8. Etappe von Spoleto zur Bergankunft von Pra

11.05.2024Nys lässt Hirschi und Co. im Bergaufsprint keine Chance

(rsn) – Thibau Nys (Lidl – Trek) hat bei der Ungarn-Rundfahrt seinen zweiten Etappensieg in Folge gefeiert. 24 Stunden nachdem der 21-jährige Belgier an der Bergankunft von Gyöngyös-Kékestö d

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour de Hongrie (2.Pro, HUN)