Interview mit dem P&S-Benotti-Teamchef

Wackernagel: “Wir wollen gemeinsam richtig rocken“

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Wackernagel: “Wir wollen gemeinsam richtig rocken“"
Lars Wackernagel (Teamchef P&S Benotti) | Foto: Dana Dzankovic

30.01.2023  |  (rsn) - Wie fällt die Bilanz 2022 aus? Was hat sich im Winter im Team geändert und was ist für die neue Saison geplant? Auch in diesem Jahr hörte sich radsport-news.com bei den mittlerweile neun deutschen Kontinental-Mannschaften um. Im zweiten Teil steht Lars Wackernagel, Teamchef bei P&S Benotti, Rede und Antwort.

Kurzer Rückblick auf 2022: Wie fällt die Bilanz aus?
Wackernagel: Am Ende gut, da wir immer noch da sind und unsere Sponsoren sowie alle Unterstützer noch mehr denn je an das Projekt glauben. Die vielen Rückschläge durch schwere Verletzungen, aber auch die vielen guten Ergebnisse, haben sie alle hautnah miterlebt. Sie konnten uns in Glücksmomenten und in absoluter Betroffenheit beobachten und immer unterstützen. Dafür gilt es Danke zu sagen.

Im Winter gab es einen extrem großen Umbruch im Team. Ging es Ihnen bei der Neugestaltung des Kaders darum, die starken Abgänge zu ersetzen oder sehen Sie 2023 eher als eine Art sportlichen Neuanfang?
Wackernagel: Der Umbruch lag in der Luft. Wir wollten diesen selbst gestalten. Es gab sehr viele gute Fahrer, die sich für unser Projekt interessierten und mitwirken wollten. So kam eins zum anderen. Am Ende hätten wir wahrscheinlich mit zehn neuen Fahrern mehr losfahren können, so groß war der Zuspruch.

Auf was haben Sie bei der Kaderzusammenstellung besonders geachtet?
Wackernagel: Wer passt hier menschlich gut rein und ist in der Lage, mit dem Team zusammen seine eigene physische Leistungsfähigkeit auf das Äußerste zu treiben.

Tobias Nolde und Jannis Peter waren 2022 hauptsächlich für die Ergebnisse verantwortlich. Werden die beiden auch 2023 die Hauptlast der Kapitänsrolle tragen? Was trauen Sie den beiden insgesamt zu?
Wackernagel: Diese Last soll jeder im Team lernen zu tragen. Daher gibt es immer wieder die Chancen für alle, zu führen und zu zeigen, dass sie in der Lage dazu sind. Wir sind alle sehr glücklich darüber, dass Tobi und Jannis weiterhin zur Mannschaft gehören. Jeder neue Fahrer im Team und auch diejenigen, die schon da sind, benötigen immer wieder Personen, auf die sie schauen, sich orientieren können und die sie mitreißen können. Tobi und Jannis gehören da ganz klar dazu. Wir schauen auf sie. Sie haben selber viele Ziele. Ein ganz simples davon ist, Rennen zu gewinnen und sich damit für größere Teams anzubieten.

Welchem Fahrer der zweiten Reihe trauen Sie 2023 den größten Leistungssprung zu? Ist etwa "Leuchte“ Jakob Schmidt schon soweit?
Wackernagel: Leuchte ist mehr als bereit. Er wird seine Chancen bekommen und wir werden ihn zu hundert Prozent begleiten und motivieren. Er hat sich in seiner Persönlichkeit mit dem Team zusammen enorm entwickelt. Im gleichen Atemzug würde ich gerne Tim Oelke nennen. Einer, der sich selber immer mal unterschätzt, aber im Grunde alles mitbringt, um Rennen zu gewinnen. Wir sind sehr gespannt, was er daraus machen wird, wenn er an der Reihe ist. Er wird seine Chance bekommen.

Mit Albert Gathemann und Max Briese haben Sie zwei Fahrer mit KT-Erfahrung verpflichtet. Beide hatten aus unterschiedlichen Gründen 2022 nicht ihr bestes Jahr. Was macht Sie optimistisch, dass die beiden 2023 wieder voll durchstarten?
Wackernagel: Ich glaube an die beiden wie an jeden im Team. Wir hatten die vergangenen Monate sehr viel zu analysieren und haben eine Richtung gefunden, die es möglich gemacht hat, sehr gut zusammen zu arbeiten. Gute Ergebnisse im Training sind natürlich immer das eine. Am Ende bleibt aber immer der berühmte Strich auf der Straße und die Nummer auf dem Rücken. Hier wird es sich für die beiden zeigen. Dies gilt natürlich für alle Rennfahrer, die Erfolg haben wollen. Das finde ich persönlich immer ehrlich und gut so. Es gibt einen Zielstrich und der erste, der drüber fährt, hat gewonnen. Eine fantastisch ehrliche Regel.

Mit Dominik Röber und Eric Lutter kehren zwei Langzeitverletze wieder in den Rennbetrieb zurück. Wie optimistisch sind Sie, dass beide wieder das Niveau vor ihren Verletzungen erreichen und eine Verstärkung für die Mannschaft werden?
Wackernagel: Eine Verstärkung für das Team waren sie schon von dem Tag an, als ihnen diese schweren Verletzungen widerfuhren. Denn jeder im Team konnte mit ansehen, wie sie sich zurückgekämpft haben. Da fängt man schon mal an, seine eigene Komfortzone zu überdenken, wenn man sich selber wegen Nichtigkeiten beim Herumjammern erwischt. Dominik Röber ist sehr gut auf Kurs. Beide Beine können schon wieder das tun, was sie vor dem Unfall konnten, gleichmäßig Druck auf die Pedale bringen. Eric steht in Sachen Fitness mitten im Team und man merkt nichts mehr von seinen verheerenden Verletzungen. Er kann beim Sprint noch nicht so richtig am Lenker ziehen, aber das kommt. Er kann völlig frei auffahren und sich in Ruhe im Rennen ausprobieren. Beide bekommen von uns keinen Druck. Wir werden sie bei ihrem Comeback zu 100 Prozent unterstützen.

Im Winter stand auch der unrühmliche Abgang von Tom Lindner an. Wie sehr hat das Thema die Mannschaft belastet oder konnte das schnell abgehakt werden?
Wackernagel: Die Jungs sehen die Saison vor sich und scharren mit den Füßen, wollen endlich los. Der Abgang ist kein Thema mehr. Wir alle wünschen Tom, dass er seinen Weg neben dem Radsport findet.

Was sind konkret die sportlichen Ziele für 2023?
Wackernagel: Wir wollen so schnell als möglich die sechs Neuzugänge mit allem,  was das Team ausmacht, vertraut machen und dann gemeinsam richtig rocken. Es gibt viel zu tun. Eines der Hauptziele ist, dass wir uns sportlich wieder für die Deutschland Tour qualifizieren wollen. Außerdem wollen wir unsere Fahrer dabei unterstützen, durch gute Resultate den Sprung mindestens in eine Liga höher zu schaffen. Das ist natürlich gleichbedeutend mit vielen guten Ergebnissen bei nationalen Meisterschaften, der Radbundesliga und den internationalen UCI-Rennen.

Wann und wo wird das Team in die Saison einsteigen?
Wackernagel: Wir starten vom 9. bis 12. Februar bei der Tour of Antalya (2.1). Es gab schon mal 2019 und 2021 den Kontakt zum Veranstalter, jetzt hat es geklappt.

Was gab nun den Ausschlag?
Wackernagel: Wir haben mit André Greipel einen langjährigen Freund dafür begeistern können, kleineren Teams, wie auch wir eines sind, zu helfen und manche Stellschraube zu bewegen, die wir nicht ganz alleine bewegen konnten. André hat es verstanden, den kleinen Teams, wo er kann, unter die Arme zu greifen und zu helfen. Dies nicht nur in unserem Altersbereich, sondern auch schon viel weiter unten beim absoluten Nachwuchs, wo die Hilfe am Elementarsten ist. Für mich passt das zu hundert Prozent zu ihm. Die Empfehlung an den Veranstalter kam von André und die Entscheidung, dass wir unter den deutschen Teams ausgewählt wurden, kam vom Veranstalter. Wir sehen das als eine Auszeichnung. Es freut mich für unsere Rennfahrer, dass das Weiterkämpfen im letzten Jahr schon Anfang des Jahres 2023 mit dieser tollen Renneinladung belohnt wurde.

Was ist außer den vielen Fahrern noch neu rund um das Team?
Wackernagel: Es gibt neue Unterstützer, die wir auch nach und nach auf unseren Kanälen vorstellen werden. Das ist in der jetzigen Zeit schon sehr beachtlich und spricht für den Radsport und für das, was wir tun.

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