Van Vleuten übernimmt Vuelta-Spitze, Bauernfeind 10.

Wind, Berg und Jury-Slapstick: Am Ende jubelt Realini

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Wind, Berg und Jury-Slapstick: Am Ende jubelt Realini "
Gaia Realini (Trek - Segafredo) gewinnt den Sprint. | Foto: Cor Vos

06.05.2023  |  (rsn) – Die 6. Etappe der Vuelta Femenina (2.WWT) wurde von Gaia Realini (Trek – Segafredo) gewonnen. Nach 106 Kilometern von Castro Urdiales nach Laredo war sie im Zweiersprint etwas schneller als Annemiek van Vleuten (Movistar), die die letzten 32 Kilometer allein im Wind gefahren war. Nach dem Ziel-Interview mit der Italienerin wurde van Vleuten plötzlich auf dem Podium als Etappensiegerin geehrt. Als die Zeremonie beendet schien, erschien Realini doch noch als Gewinnerin auf dem Podium, da die Jury ihre Entscheidung ein zweites Mal korrigiert hatte.

Van Vleuten übernahm die Gesamtführung von Demi Vollering (SD Worx). Die Niederländerin hatte an der Windkante früh den Anschluss verloren, sich an den letzten beiden Anstiegen aber zurück in die erste Verfolgergruppe gekämpft. Aus dieser gewann Loes Adegeest (FDJ – Suez) mit 1:04 Minuten Rückstand den Sprint vor Silvia Persico (UAE Team ADQ) und Vollering. Elise Chabbey (Canyon – SRAM) hatte den Anschluss an diese Gruppe nicht halten können und büßte so ihren vierten Platz ein. Dadurch rückte ihre Teamkollegin Ricarda Bauernfeind in die Top Ten auf.

“Es ist ein unglaublicher Tag für mich und das Team“, sagte die Italienerin im Ziel-Interview. Die 21-Jährige feierte ihren ersten Sieg auf WorldTour-Niveau. Bei der UAE Tour (2.WWT) musste sie am Jebel Hafeet noch ihrer Teamkollegin Elisa Longo Borghini den Sieg überlassen. Erst Anfang März gewann sie ihr erstes UCI-Rennen.

Für die Vorentscheidung sorgte nicht nur van Vleuten, sondern gleich ihre ganze Mannschaft früh im Rennen. “Mein Sportlicher Leiter hat über Funk gefragt, ob wir bereit sind. Wir haben alle ‘ja‘ gesagt. Es war ein enorm guter Moment, denn dort war viel Seitenwind“, blickte sie zurück. Doch als Movistar das Feld an der Windkante zerriss, lag das nicht nur an der Stärke der Equipe. “Einige Frauen haben wohl gerade gepinkelt, aber wir hatten unseren Plan schon gemacht. Wenn man sieht, dass Seitenwind kommt, ist das auch kein guter Moment zum pinkeln. Es ist schade für sie, aber es gehört zum Rennen, dass man in einem guten Moment austritt“, urteilte die Titelverteidigerin, die sich auch eine spitzfindige Bemerkung über die Tagessiegerin nicht verkneifen konnte: “Sie hat morgen vermutlich die frischesten Beine, denn sie hatte heute eine Freifahrt hinter mir.“

Während Liane Lippert (Movistar) erneut nicht in den Kampf um die Spitzenpositionen eingreifen konnte, überzeugte Bauernfeind ein weiteres mal. Die Deutsche war wie Vollering an der Windkante überrascht worden, war danach aber als einzige in der Lage der Frau in Rot zu folgen. Sie erreichte das Ziel als 18te und schob sich im Klassement auf Position zehn vor.

Im Klassement liegt van Vleuten nun 1:11 Minuten vor Vollering. Weitere zwölf Sekunden dahinter liegt Riejanne Markus (Jumbo – Visma). Deren Teamkollegin Marianne Vos bleibt in der Punktewertung vorn, van Vleuten übernahm das Bergtrikot von Chabbey.

So lief die 6. Etappe der Vuelta Femenina:

Ohne Chloe Dygert (Canyon – SRAM) ging das Feld um 12:45 Uhr ins Rennen. Trotz zahlreicher Versuche konnte sich keine Gruppe dauerhaft absetzen. Nach 33 Kilometern teilte sich das Feld in der Ebene im Wind. Mit der Gesamtführenden Vollering, Bauernfeind und Niamh Fisher-Black (SD Worx) hatten gleich drei Klassementfahrerinnen den Zug verpasst. Am Fuß des ersten Anstieges des Tages hatte diese Gruppe 1:15 Minuten Rückstand auf das Feld, wo Movistar das Tempo diktiert hatte.

Annemiek van Vleuten (Movistar) bestimmte im Anstieg das Tempo. Nur Gaia Realini (Trek – Segafredo), Mavi Garcia (Liv Racing – TeqFind), Riejanne Markus, Erica Magnaldi (UAE Team ADQ), Juliette Labous (DSM) und Evita Muzic (FDJ – Suez) konnten ihr zunächst folgen, doch kurz vor der von van Vleuten gewonnenen Bergwertung mussten auch Markus und Garcia passen. Vollering sammelte zwar viele Athletinnen ein, verlor aber trotzdem 30 Sekunden auf die Spitze. Immer an ihrem Hinterrad blieb die junge Bauernfeind.

In der Abfahrt bekam van Vleuten erstmals Unterstützung, das Quintett arbeitete nun gut zusammen. Vollering war indes weiter auf sich allein gestellt, da ihre Teamkollegin Marlen Reusser, die in der Gruppe vor der Niederländerin saß, nicht auf sie wartete. Mit noch 32 zu fahrenden Kilometern sicherte sich van Vleuten beim Zwischensprint sechs Bonussekunden. Ihrem Antritt konnten ihre vier Begleiterinnen allerdings nicht folgen, sodass die Weltmeisterin plötzlich allein war. Drei Kilometer später, am Fuße des zweiten Anstiegs, überbrückte Realini die Lücke zur Führenden. Zeitgleich schafften Vollering und Bauernfeind den Anschluss an die Gruppe um Chabbey und Reusser. Chabbey konnte dem hohen Tempo allerdings nicht mehr folgen, die Gesamtwertungsvierte fiel zurück.

Auch am Campo del Ayal (2.Kat.) holte sich van Vleuten, die von Realini keine Unterstützung bekam, 21 Kilometer vor dem Ziel die Maximalpunktzahl. Hinter dem Führungsduo blieb die Situation nun unverändert. Erst in der Abfahrt und den danach folgenden flachen Kilometern fuhr die Gruppe Vollering deutlich schneller als Magnaldi, Labous und Muzic, die auf den letzten acht Kilometern eingeholt wurde. Van Vleuten hatte zu diesem Zeitpunkt nur noch 1:15 Vorsprung auf das Rote Trikot.

Vorne beteiligte sich Realini weiterhin nicht an der Arbeit. Die Italienerin setzte trotzdem weit vor dem Ziel zum Sprint an und überholte die Niederländerin schnell. Die aber kämpfte auf der anderen Straßenseite zurück und kam auf der Ziellinie auf gleiche Höhe. Das Finishfoto zeigte aber Realini knapp vorn. Adegeest gewann der Sprint der Verfolgergruppe vor Persico.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

08.05.2023Vuelta-Fünfte! Bauernfeind ist oben angekommen

(rsn) - Es ist nicht so, als wäre es eine riesige Sensation oder eine unvorhersehbare Entwicklung. Dennoch hat Ricarda Bauernfeind (Canyon - SRAM) mit ihren Auftritten bei der Vuelta Femenina (2.WWT)

07.05.2023Van Vleuten rettet Rot knapp vor Vollering, Bauernfeind Fünfte

(rsn) – Mit letzter Kraft hat Annemiek van Vleuten (Movistar) auf der Schlussetappe der 9. Vuelta Femenina (2.WWT) ihr Rotes Trikot gegen Demi Vollering (SD Worx) verteidigt und sich den dritten Ges

06.05.2023Bauernfeind etabliert sich bei Vuelta-Bergankunft in der Weltspitze

(rsn) – Während Liane Lippert (Movistar) auf der 5. Etappe der Vuelta Femenina (2.WWT) vor dem Schlussanstieg den Kontakt zur 25-köpfigen Favoritinnengruppe schon lange verloren hatte, konnte Rica

05.05.2023Nur Vollering und van Vleuten landen vor Bauernfeind

(rsn) – Ricarda Bauernfeind (Canyon – SRAM) hat sich nach einem herausragenden Auftritt auf der 5. Etappe der 9. Vuelta Femenina (2.WWT) nur den beiden Top-Favoritinnen geschlagen geben müssen.

04.05.2023Nach Kools Ausstieg ist Vos im Sprint ohne Gegnerin

(rsn) – Marianne Vos (Jumbo – Visma) hat mit ihrem zweiten Tagessieg in Folge ihre Führung bei der 9. Vuelta Femenina (2.WWT) ausgebaut. Die im Roten Trikot fahrende Niederländerin setzte sich

03.05.2023Vos dreht im Sprint gegen Kool den Spieß bei der Vuelta um

(rsn) – Marianne Vos (Jumbo – Visma) hat sich auf der vom Wind verwehten 3. Etappe der 9. Vuelta Femenina (2.WWT) für die gestrige Niederlage gegen Charlotte Kool (DSM) revanchiert und ihre Lands

03.05.2023Einzelgängerin Kiesenhofer wird zur Teamplayerin

(rsn) – Anna Kiesenhofer hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte und wandlungsreiche Geschichte geschrieben. Aus einem fast zweijährigen Sabbatical kehrte sie 2019 zurück, wurde Österreichi

03.05.2023Vorschau auf die Rennen des Tages / 3. Mai

(rsn) – Welche Rennen gilt es heute zu beachten? Wie sehen die Streckenprofile und Startlisten jeweils aus und wer ist der Favorit oder die Favoritin? radsport-news.com stellt jeden Morgen die wich

02.05.2023Kool nutzt Vos´ Leichtsinn und rauscht zum Sprintsieg

(rsn) - Charlotte Kool (DSM) hat den erwarteten Massensprint am Ende der 2. Etappe bei der Vuelta Femenina (2.WWT) in Pilar de la Horadada für sich entschieden. Die Niederländerin setzte sich nach 1

01.05.2023Jumbo - Visma gewinnt Auftakt knapp vor Canyon - SRAM

(rsn) – Jumbo – Visma hat den Auftakt der 9. La Vuelta Femenina (2.UWT) gewonnen. Das Team aus den Niederlanden entschied das flache Zeitfahren der 1. Etappe über 14,5 Kilometer mit Start und Zie

01.05.2023Vollering vs. van Vleuten: Kann Lippert ein Wörtchen mitreden?

(rsn) – Ihre Premiere im Jahr 2015 wurde noch als unterklassiges Eintagesrennen ausgetragen, nun führt La Vuelta Femenina by Carrefour.es (2.WWT) vom 1. bis zum 7. Mai über sieben Etappen und wurd

27.04.2023Dygert kehrt bei der Vuelta ins Straßen-Peloton zurück

(rsn) - Seit der Saison 2021 steht Chloe Dygert beim deutschen Women´s WorldTeam Canyon - SRAM unter Vertrag. Doch am Montag wird sie bei der Vuelta Femenina (2.WWT) in Spanien trotzdem erst zum zwei

Weitere Radsportnachrichten

24.05.2024Doppelter Grappa zur Krönung des Giro-Siegers

(rsn / ProCycling) – Auf der letzten Kletterprüfung des 107. Giro d´Italia wird nochmals ein großes Spektakel erwartet. Auf den 184 Kilometern von Alpago nach Bassano del Grappa müssen insgesamt

24.05.2024Steinhauser: Von Nervosität zur Weltklasse in 3 Wochen

(rsn) – So ein bisschen träumen vom nächsten deutschen Etappensieg beim Giro d´Italia durfte man auf der 19. Etappe. Denn unter die 19 Ausreißer, die vom Feld am Ende über 15 Minuten an Vorspr

24.05.2024Thomas stürzt im Finale, aber die Konkurrenz wartet

(rsn) – Es war die einzig große Schrecksekunde auf einer für die Klassementfahrer sonst ruhigen 19. Etappe beim Giro d'Italia zwischen Mortegliano und Sappada: Sechs Kilometer vor dem Ziel, als di

24.05.2024Valgren lobt Steinhauser: “Georg gehört hier zu den Besten“

(rsn) – Zum König der Ausreißer kürte sich der Italiener Andrea Vendrame (Decathlon AG2R La Mondiale) auf der 19. Etappe des Giro d´Italia. Aus einer großen Spitzengruppe heraus siegte er in Sa

24.05.2024Highlight-Video der 19. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Andrea Vendrame (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat beim 107. Giro d´Italia als Solist triumphiert. Der 29-jährige setzte sich auf der 19. Etappe des (2.UWT) über 157 Kilometer von Morte

24.05.2024Laurance schlägt im Bergaufsprint Hayter und übernimmt Gelb

(rsn) – Auftaktsieger Thibau Nys (Lidl – Trek) hat auf der 2. Etappe der 13. Tour of Norway (2.Pro) sein Gelbes Trikot abgeben müssen. Neuer Gesamtführender der viertägigen Rundfahrt ist der Fr

24.05.2024Vendrame wird erst abgehängt und fährt dann allen davon

(rsn) - Andrea Vendrame hat auf der 19. Etappe des 107. Giro d’Italia seinem Team Decathlon – AG2R La Mondiale den zweiten Tagessieg gesichert. Der 29-jährige Italiener war der Beste einer große

24.05.2024Wiebes vollendet perfekte Vorbereitung ihres Sprintzugs

(rsn) – Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) hat zum Auftakt der RideLondon Classique (2.WWT) alle Konkurrentinnen hinter sich gelassen und auf der 1. Etappe über 159,2 Kilometer von Saffron Walden

24.05.2024Jeannière gewinnt von Sturz überschatteten Sprint

(rsn) – Emilien Jeannière (TotalEnergies) hat auf der 1. Etappe der Boucles de la Mayenne (2.Pro) seinen ersten Profisieg eingefahren. Der 25-jährige Franzose entschied über 167,5 Kilometer von R

24.05.2024Roglic und Evenepoel treffen bei Dauphiné aufeinander

(rsn) – Fast genau zwei Monate nach ihren schweren Stürzen bei der Baskenland-Rundfahrt stehen Primoz Roglic (Bora – hansgrohe) und Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) erstmals wieder am Star

24.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 19. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

24.05.2024Vermeulen kehrt bei Rund um Köln in den Rennsattel zurück

(rsn) – Nach einer rund zweimonatigen Pause vom Radsport kehrt Moran Vermeulen ins Feld zurück. Wie sein Team Vorarlberg meldete, steht der 26-jährige Ramsauer im Aufgebot für den am 26. Mai anst

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Boucles de la Mayenne - (2.Pro, FRA)
  • Tour of Norway (2.Pro, NOR)