Weltcup: Van Aert und Pidcock geschlagen

“Big 3“ in Gavere auf dem Podium: Van der Poel siegt überlegen

Von Kevin Kempf

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Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) auf dem Weg zum Sieg in Gavere. | Foto: Cor Vos

26.12.2023  |  (rsn) – Beim zehnten Weltcup des Winters in Gavere hieß der Sieger erneut Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck). Der Weltmeister griff in der Auftaktrunde an, seine Konkurrenten sahen ihn erst im Ziel wieder. Erster Gratulant war der Tageszweite Wout van Aert (Jumbo – Visma), Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) komplettierte das Podium. Joris Nieuwenhuis und Lars van der Haar (beide Baloise – Trek Lions) kamen auf Platz vier und fünf ins Ziel. Der Tagessechste Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal) verteidigte die Weltcupführung.

Im Vergleich zu den letzten Rennen, wo van der Poel stellenweise die Grenzen der Physik zu brechen schien, wirkte der 28-Jährige am zweiten Weihnachtsfeiertag trotz erneut überlegenem Sieg menschlich. "Es war enorm schwer heute, der Matsch klebte sehr. Es wurde immer schwerer, auch was die Kontrolle des Rads betrifft. Am Ende habe ich wirklich gelitten", gab er zu. Trotz des bekannt harten Kurses entschied er sich zu einem frühen Angriff.

"Auf einem Kurs wie diesem ist es enorm schwer, dem Rad seines Vordermanns zu folgen. Es ist einfacher, vorn zu fahren und eigene Linien zu suchen. Das Rennen war so schwer, dass es für mich besser war, gleich meinen eigenen Rhythmus zu fahren", erklärte er im Zielinterview.

Saisonübergreifend holte van der Poel seinen siebten Sieg in Serie, in Gavere an sich war es der vierte Sieg bei der Elite. Nach Erfolgen auf eher schnellen Kursen klappte es auch auf einer langsamen Runde. "Ich hatte eigentlich keine Zweifel, was meine Form betrifft", meinte er abschließend selbstbewusst.

Der Kommentar des Tageszweiten kam dem des Siegers extrem nah: "Es war heute extrem schwer. Der Matsch klebte und es wurde immer schwerer, auf dem Rad zu bleiben", war sich van Aert mit van der Poel einig. "Die ersten beiden Runden habe ich versucht, nah an ihm dran zu bleiben. Aber Mitte der 2. Runde bin ich über mein Limit gegangen – und das kann man hier nicht machen. In der nächsten Runde habe ich, glaube ich, 30 Sekunden verloren. Mathieu war wieder auf einem anderen Level unterwegs", erkannte der Jumbo-Profi die Leistung seines Widersachers an.

Pidcock startete wie auch zuletzt hinter seinen großen Konkurrenten. Obwohl er zwischendurch die schnellsten Runden realisierte, war er so chancenlos im Kampf um den Sieg. "Ich hatte eigentlich keinen schlechten Start, aber ich konnte nirgendwo hin. In der 2. Runde war ich ungefähr Zehnter, aber dann fiel mir die Kette runter. Ich musste den ganzen Tag jagen", blickte er zurück. "Ich bin letztendlich ein gutes Rennen gefahren, aber so ein Start ist schade. Ich wäre gern um den Sieg mitgefahren", so Pidcock.

Einen ordentlichen Start legte Marcel Meisen (Stevens) hin. Der Routinier ging ungefähr auf Position 25 ins Gelände und konnte sich bis ins Ziel noch um vier Plätze bis auf Rang 21 vorkämpfen. Damit kam der Deutsche vor Kevin Kuhn (Circus – ReUz – Wanty), als 23. bester Schweizer des Tages, ins Ziel. Der Österreicher Philip Heigl wurde nach drei Runden auf Position 70 liegend aus dem Rennen genommen.

Iserbyt baute seine Spitzenposition im Weltcup-Klassement um zwei Zähler auf deren 59 aus. Zweiter ist weiterhin der Tagesachte Pim Ronhaar (Baloise – Trek Lions). Knapp hinter ihm lauern seine Teamkollegen van der Haar und Nieuwenhuis, die ein paar Punkte auf den Spitzenreiter gutmachten. Der elfte von 14 Läufen im Weltcup findet am 30. Dezember in Hulst statt.

So lief der Weltcup in Gavere:

Nach einem mäßigen Start dauerte es 4:50 Minuten bis van der Poel am Ende der langen Steigung erstmals in Führung ging. Der Weltmeister zog sofort voll durch und riss eine Lücke zum ansonsten geschlossenen Peloton. Die erste Zielpassage erreichte er nach etwas mehr als neun Minuten acht Sekunden vor van Aert. Nieuwenhuis und van der Haar lagen 17 Sekunden hinter dem Spitzenreiter.

Van Aert konnte im zweiten Umlauf lange weiter ernsthaften Widerstand leisten. Er büßte bis zur Hälfte des Parcours lediglich drei Sekunden ein, bevor er Gas zurücknehmen und den Kampf um den ersten Platz aufgeben musste. Zur nächsten Zielpassage kam er 30 Sekunden nach van der Poel. Nieuwenhuis und van der Haar lagen nur noch acht Sekunden hinter dem Jumbo-Profi.

Die Positionen im Rennen lagen jetzt fest. Die drohende Langeweile beendete Publikumsliebling Felipe Nystrom aus Costa Rica. Er stand scherzend mit Zuschauern am Streckenrand und merkte nicht, dass van der Poel sich ihm näherte. Als der Südamerikaner sich zurück zur Ideallinie drehte, erwischte er den Weltmeister, der aber auf dem Rad bleiben und weiterfahren konnte.

Trotzdem wurde der Alpecin-Profi in dieser Phase immer langsamer, er verlor zweimal in Folge 15 Sekunden auf die jeweils vorhergehende Runde. Im dritten und vierten Umlauf war Pidcock der schnellste Mann im Rennen. Er hatte sich aus der Gruppe um Platz fünf gelöst und jagte van der Haar und Nieuwenhuis.

Kurz vor dem Beginn der sechsten von sieben Runden hatte der Brite das Baloise-Duo gestellt. Iserbyt setzte sich im Kampf um den sechsten Rang von seinem Teamkollegen Michael Vanthourenhout und Pim Ronhaar (Baloise – Trek Lions) ab, wobei der Europameister sich kurz danach wieder zurückkämpfte. Van der Poel hatte derweil seine Rundenzeit wieder stabilisiert und lag weiter uneinholbar in Front. Nieuwenhuis wollte dem Kampf ums Podium nicht aufgeben und löste sich von Pidcock und van der Haar. Der Ineos-Profi fuhr die Lücke aber ohne den Niederländischen Meister van der Haar wieder zu.

Die Glocke zur letzten Runde hörte van der Poel 40 Sekunden vor van Aert. Pidcock und Nieuwenhuis duellierten sich weiter um den dritten Rang. Der Brite setzte den Niederländer konstant unter Druck, doch der zeigte sich unbeeindruckt und konterte an der langen Steigung. Auch die brachte aber keine Vorentscheidung. Während van der Poel vor van Aert gewann, war ein Platten bei Nieuwenhuis das Zünglein an der Waage um Rang drei. So konnte Pidcock den letzten Podiumsplatz für sich beanspruchen.

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