Sandy Casar triumphiert in Saint-Jean-de-Maurienne

Drama um Evans, Andy Schleck im Gelben Trikot

Foto zu dem Text "Drama um Evans, Andy Schleck im Gelben Trikot"
Sandy Casar (Fdjeux) gewinnt die 9. Etappe der Tour de France. Foto: ROTH

13.07.2010  |  (rsn) – Weltmeister Cadel Evans (BMC Racing) hat nach nur einem Tag das Gelbe Trikot der Tour de France wieder abgeben müssen. Der Australier erlitt am Col de la Madeleine einen schweren Einbruch, büßte mehr als acht Minuten ein und brach im Ziel in Tränen der Enttäuschung aus. Damit ist nach Lance Armstrong (RadioShack) der nächste große Name aus dem Kampf um den Toursieg ausgeschieden.

Die 9. Etappe über 204.5 Kilometer von Morzine-Avoriaz nach Saint-Jean-de-Maurienne entwickelte sich zu einem großen Schlagabtausch der Favoriten, aus dem Andy Schleck (Saxo Bank) und Alberto Contador (Astana) als die großen Gewinner hervorgingen.

Der 25 Jahre alte Luxemburger, Etappensieger von Morzine, eroberte erstmals in seiner Karriere das Gelbe Trikot. Contador, der gemeinsam mit Schleck und dem Franzosen Christophe Moreau (Caisse d’Epargne) noch auf dem letzten Kilometer zu den letzten vier Fahrern einer ursprünglich 12-köpfigen Ausreißergruppe aufschloss, rückte auf Platz zwei des Gesamtklassements vor.

Den Tagessieg sicherte sich der Franzose Sandy Casar (Fdjeux) im Sprint der sieben Fahrer starken Spitzengruppe vor dem Spanier Luis Leon Sanchez (Caisse d’Epargne) und dem Italiener Damiano Cunego (Lampre). Vierter wurde der 39-jährige Moreau, der am Ende des Jahres seine Karriere beenden wird. Bester deutscher Fahrer war der Berliner Jens Voigt (Saxo Bank) auf Position zwölf. Andreas Klöden (RadioShack) kam auf Rang 21.

Im Gesamtklassement führt Schleck jetzt mit 41 Sekunden Vorsprung auf Contador. Neuer Dritter ist dessen Landsmann Samuel Sanchez (Euskaltel), der hinter dem Franzosen Anthony Charteau (Bbox Bouygues Telecom), Contador und Schleck Tagesachter wurde. Der Olympiasieger machte einen großen Sprung von Platz neun, hat aber bereits 2:45 Minuten Rückstand auf den neuen Träger des Gelben Trikots. Neuer Vierter ist der Russe Denis Mentschow (Rabobank/+2:58), der den Belgier Jurgen Van Den Broeck (Omega Pharma-Lotto/+3:31) auf den fünften Platz verdrängte.

Gleich zu Beginn der schwersten der Alpenetappen bildete sich eine erste, elf Fahrer starke und prominent besetzte Spitzengruppe. Bis in den Anstieg zum Col de la Colombière (Kat.1) hinauf, dem ersten schweren Berg des Tages, versuchten immer wieder Fahrer zur Spitze aufzuschließen – darunter der Slowene Janez Brajkovic und der US-Amerikaner Chris Horner (beide RadioShack) sowie der Kasache Alexander Winokurow (Astana). Während das Trio erfolglos blieb, schafften der Italiener Damiano Cunego (Lampre) und der Este Rein Taaramae (Cofidis) den Sprung in die Gruppe, aus der unter anderem der Norweger Thor Hushovd (Cervélo TestTeam) nach einem Sturz im Anstieg herausgefallen war.

Einige Kilometer vor der Bergwertung hatte sich schließlich die 12 Fahrer starke Gruppe des Tages etabliert, bestehend aus den Franzosen Jerome Pineau (Quick Step), Christophe Moreau (Caisse d’Epargne), Sandy Casar (Fdjeux), Cyril Gautier und Anthony Charteau (beide Bbox Bouygues Telecom), den Spaniern José-Ivan Gutierrez und Luis Leon Sanchez (beide Caisse d’Epargne), den Italienern Cunego und Rinaldo Nocentini (Ag2r), Taaramae sowie dem Berliner Jens Voigt (Saxo Bank) und dem Freiburger Johannes Fröhlinger (Milram), der nach einer kleinen Schwächephase wieder zur Gruppe zurück fand. Mit gleich drei Fahrern stellte Caisse d’Epargne die größte Fraktion.

In der Folge beruhigte sich das Rennen und die Ausreißer zogen bis auf gut fünf Minuten davon. Im Feld bestimmte meist Evans’ BMC-Team das Tempo. Sowohl am Col des Aravis (Kat. 2) als auch im 14,5 Kilometer langen Anstieg zum Col des Saisies (Kat.1) änderte sich nichts an der Konstellation. BMC hielt den Rückstand bei rund fünf Minuten, der in der Anfahrt zum Col de la Madeleine sogar auf mehr als sechs Minuten anwuchs.

Im 25,5 Kilometer langen Anstieg überschlugen sich dann die Ereignisse. Zunächst fielen Pineau, Fröhlinger und Taaramae aus der Spitzengruppe heraus, während im schrumpfenden Hauptfeld Saxo Bank das Tempo verschärfte. Winokurow war das immer noch nicht schnell genug. Der bald 37 Jahre alte Kasache fuhr aus der Favoritengruppe heraus und jagte der Spitze nach. Dort hielten der spanische Meister Gutierrez und Moreau das Tempo für ihren Kapitän Sanchez hoch und sorgten dafür, dass die Gruppe immer kleiner wurde, bis schließlich neben Sanchez nur noch Casar, Charteau und Cunego übrig blieben.

In der zweiten Hälfte des Anstiegs schickte Contador seine Helfer an die Spitze der Verfolgergruppe. Das Ergebnis zeigte sich sofort: Evans, mittlerweile auf sich allein gestellt, hatte acht Kilometer vor dem Gipfel zunächst Mühe zu folgen und brach schließlich völlig ein. Sechs Kilometer vor dem Ziel sprengte Schleck mit seiner Attacke die Favoritengruppe. Nur Contador konnte dem bärenstarken Luxemburger folgen. Zunächst belauerten sich die beiden Topfavoriten, um dann gemeinsame Sache zu machen und den kurzzeitig zu ihnen wieder aufschließenden Samuel Sanchez (Euskaltel) auch noch abzuschütteln. Auf den letzten Kilometern spannte sich Voigt vor seinen luxemburgischen Kapitän und eskortierte ihn fast bis zum Gipfel des Col de la Madeleine in 2.000 Metern Höhe.

Die Bergwertung sicherte sich Charteau und fuhr damit seinen punktgleichen Landsmann Pineau aus dem Gepunkteten Trikot. 2:10 Minuten dahinter jagten Schleck und Contador über die Spitze des Col de la Madeleine, gefolgt von einer Gruppe um das niederländisch-russische Rabobank-Duo Robert Gesink und Denis Mentschow und den US-Amerikaner Levi Leipheimer (RadioShack)(+3:23). Eine weitere Minute dahinter führten Ivan Basso (Liquigas) und Lance Armstrong (RadioShack) weitere Verfolger über den Berg der Ehrenkategorie. Zu diesem Zeitpunkt hatte Evans schon fast zehn Minuten Rückstand auf die Spitze.

In der langen Abfahrt zum Ziel schloss Moreau zu Schleck und Contador auf. Dem Trio gelang es auf dem letzten Kilometer tatsächlich noch, zur Sanchez-Gruppe aufzuschließen, die zu früh mit dem Taktieren begonnen hatte. Im Finale fand Casar in der letzten Kurve den besten Weg und sicherte sich den zweiten Tour-Etappensieg seiner Karriere.

Mehr Informationen zu diesem Thema

31.12.2010Bruyneel bleibt im Februar und März gesperrt

Lausanne (dpa/rsn) - RadioShack muss im Frühjahr ohne Teamchef Johan Bruyneel auskommen.Der Belgier scheiterte mit seinem Einspruch gegen den Termin seiner zweimonatigen Sperre beim Internationalen S

03.11.2010Cavendish befürwortet nächtliche Dopingkontrollen

(sid/rsn) - Mark Cavendish (HTC-Columbia) hätte kein Problem mit nächtlichen Dopingkontrollen. "Wir müssen alles tun, um Doping im Sport zu eliminieren. Natürlich würde das den Schlaf beeinträ

29.10.2010UCI suspendiert Barredo für zwei Monate

(rsn) – Die Disziplinarkommission des Radsportweltverbandes UCI hat Carlos Barredo für zwei Monate gesperrt. Der Spanier war im Ziel der 6. Etappe der Tour de France 2010 mit seinem Vorderrad in de

29.10.2010Geldstrafe und zwei Monate Sperre für Bruyneel

Aigle (dpa/rsn) – RadioShack-Teamchef Johan Bruyneel muss 10.000 Schweizer Franken Strafe zahlen, weil seine Fahrer auf der letzten Etappe der Tour de France nicht die offiziellen Teamtrikots trugen

29.10.2010UCI will Tour-Report der WADA prüfen

(rsn) – Der Radsportweltverband UCI will die von den unabhängigen Beobachtern der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA ausgesprochenen Empfehlungen zu den Dopingkontrollen der Tour de France studieren, um

29.10.2010WADA-Report macht 57 Verbesserungsvorschläge

Montreal (dpa/rsn) - Die von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA bei der Tour de France eingesetzte Beobachter-Kommission bemängelt in ihrem vorgelegten Report zu wenig Zielkontrollen bei verdächtigte

30.07.2010Knees: "Ich hatte richtig viel Pech"

(rsn) – Christian Knees blickt wie seine Milram-Teamkollegen auf eine enttäuschende Tour de France zurück. Im Gespräch mit Radsport News schildert der Deutsche Meister die Gründe für sein schwa

29.07.2010Henn: "Bei der Tour waren die Fahrer platt"

(rsn) - Vier Tage nach dem Ende der Tour de France traf sich Radsport News mit Milrams Sportlichem Leiter Christian Henn zum Interview. Dabei schilderte der Heidelberger die vergangenen drei Wochen u

29.07.2010Samuel Sanchez zog sich auf 17. Tour-Etappe Knochenbruch zu

(rsn) – Samuel Sánchez, Vierter der diesjährigen Tour de France, hat sich bei seinem Sturz auf der 17. Etappe einen Knochenbruch in seinem linken Arm zugezogen. Das teilte sein Euskaltel-Team mit.

28.07.2010Bert sehr zufrieden, Ralf enttäuscht

(rsn) – Mit unterschiedlichen Bilanzen kehrten die Grabsch-Brüder von der 97. Tour de France zurück. Während der der 35-jährige Bert Grabsch einen gehörigen Anteil an den fünf Etappensiegen vo

27.07.2010Schmidt: "Es hat nur eine Kleinigkeit gefehlt"

(rsn) – Mit vier Etappensiegen, dem Gewinn des Weißen Trikots sowie dem zweiten Platz in der Gesamtwertung durch Andy Schleck war das Saxo Bank-Team einer der dominierenden Mannschaften bei der Tou

27.07.2010Basso: 2011 nächster Angriff auf das Tour-Podium

(rsn) – Aus dem Plan, nach dem Rosa Trikot auch noch das Gelbe überzustreifen, ist nichts geworden. Ivan Basso (Liquigas) beendete die erste Tour de France nach seiner Dopingsperre abschlagen auf d

Weitere Radsportnachrichten

05.05.2024Eine erste Chance für die Sprinter

(rsn / ProCycling) – Nachdem sie sich zwei Tage lang "aufwärmen" konnten, ist es nun für die schnellen Männer des Pelotons Zeit, ihren Job zu verrichten. Bevor sie jedoch ihren ultimativen Zielsp

05.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

05.05.2024Pogacar auf den Spuren Pantanis

(rsn) - 1999 hatte Marco Pantani am Fuße des Anstiegs zur Kapelle nach Oropa einen Defekt. Die Kette fiel ihm herunter. Es dauerte, bis ein Materialwagen bei ihm war. Fahrer um Fahrer zog derweil an

05.05.2024Nur ein Defekt bremste Martinez hinauf nach Oropa

(rsn) – Gut fünf Kilometer vor dem Ziel der 2. Etappe am Santuario di Oropa gab es Grund zur Beunruhigung beim Team Bora – hansgrohe. Am Ende des Tages aber sah man nichts als strahlende Gesichte

05.05.2024Martinez: “Das Resultat ist großartig für unsere Moral“

(rsn) – Mit einem Tag “Verspätung“ hat Tadej Pogacar am Sonntag bei der ersten Bergankunft den erwarteten Etappensieg am Auftaktwochenende des 107. Giro d’Italia eingefahren. Am Santuario di

05.05.2024Highlight-Video der 2. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Zum Auftakt des 107. Giro d’Italia (2.UWT) musste sich Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) noch mit Rang drei begnügen. An der ersten Bergankunft jedoch gab es für den Top-Favoriten kein H

05.05.2024Pogacar stürmt in Oropa trotz Sturz ins Rosa Trikot

(rsn) – Marco Pantani triumphierte 1999 an der Wallfahrtskirche Santuario di Oropa dank einer historischen Aufholjagd, nachdem er am Fuße des Anstiegs durch einen Defekt gestoppt worden war. 25 Jah

05.05.2024De Lie in der Bretagne auch durch zwei Plattfüße nicht zu stoppen

(rsn) – Nach Platz zwei im Vorjahr hat sich Arnaud De Lie (Lotto – Dstny) die 41. Ausgabe von Tro Bro Léon (1.Pro) gesichert. Der 22-jährige Belgier entschied in der Bretagne das über 203,6 Kil

05.05.2024Vollering nutzt Rückenwind-Passage zum Vuelta-Triumph

(rsn) – Mit einem weiteren überragenden Auftritt hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) die 10. Vuelta Femenina (2.UWT) souverän für sich entschieden. Die 27-jährige Niederländerin schüttelt

05.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 2. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

05.05.2024Pogacar: ”Die Post wird abgehen”

(rsn) – Der Auftakt zum 107. Giro d’Italia ist atypisch. Einen Tag nach der schweren 1. Etappe, auf der bereits einige Favoriten Federn gelassen haben, steht bereits die erste Bergankunft auf dem

05.05.2024Narvaez sorgt für die nächsten rosa Träume in Ecuador

(rsn) – Fünf Jahre ist es her, dass Richard Carapaz das Radsportland Ecuador mit seinem sensationellen Gesamtsieg beim Giro d´Italia in Rosa gehüllt hat. Nun feiern die Nachbarn der Kolumbianer i

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)