Interview mit Grischa Janorschke

"Ich muss mich noch um ein paar Prozent verbessern"

Foto zu dem Text "
Grischa Janorschke (Nutrixxion Sparkasse) | Foto: ROTH

02.08.2011  |  (rsn) – Grischa Janorschke (Nutrixxion-Sparkasse) fährt derzeit die beste Saison seiner Karriere. Der 24-jährige Altenkunstädter belegte am Sonntag beim Sparkassen Giro in Bochum Rang zwei und sicherte sich damit bereits die dritte Spitzenplatzierung bei einem der hochrangigen deutschen Eintagesrennen. Im Interview mit Radsport News erklärt Janorschke, weshalb er sich in diesem Jahr so deutlich verbessert hat, welche Rolle sein Team dabei spielt und warum noch kein Sieg in einem großen Rennen herausgesprungen ist.

Beim Sparkassen Giro am Sonntag mussten Sie sich nur dem Belgier Pieter Vanspeybrouck geschlagen geben. Überwiegt die Freude über den zweiten Platz oder die Enttäuschung über den entgangenen Sieg?

Janorschke: Im Radrennen zählt ja nur der Sieg und der zweite Platz gerät schnell in Vergessenheit. Aber es überwog doch die Freude, zumal ich mit der Startnummer 13 ins Rennen gegangen bin, die mir Glück und Pech gebracht hat. Ich bin nämlich nach fünf Runden gestürzt, dabei auf Kopf und Arme gefallen und war froh, überhaupt weiterfahren zu können. Unter diesen Umständen ist der zweite Platz schon optimal.

Sie waren ja nicht der einzige Nutrixxion-Fahrer, der Sturzpech hatte….

Janorschke: Richtig. Schon in der zweiten Runde sind Björn Schröder und Sergej Fuchs gestürzt und mussten das Rennen aufgeben. Dadurch sind wir natürlich ins Hintertreffen geraten, denn beide waren für die Ausreißergruppe vorgesehen. So mussten Benjamin Sydlik, Michael Schweizer und Sebastian Forke gemeinsam mit Spidertech und An Post die Tempoarbeit übernehmen und im Finale waren wir dann nur noch zu dritt: Dirk Müller, Steffen Radochla und ich. Aber Topsport hat das schon perfekt gemacht. In der letzten Kurve war ich am Hinterrad von Boeckmans, weil ich dachte, dass die für ihn fahren. Dann haben sie aber plötzlich umgestellt und Boeckmans hat den Sprint angefahren. Am Schluss bin ich noch mal aufgekommen, aber Vanspeybrouck hat den Sprint dann schon souverän für sich entschieden.

Sie fahren bisher die beste Saison Ihrer Karriere mit zahlreichen Spitzenergebnissen, aber bisher ist erst ein Sieg in einem UCI-Rennen herausgesprungen. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Janorschke: Ich habe dieses Jahr zwar einen großen Sprung gemacht und fahre konstant gut, aber ich muss mich schon noch um ein paar Prozent verbessern. Und um ein großes Rennen zu gewinnen, braucht man natürlich auch ein erstklassiges Team. Wenn ein Continental-Team wie unseres die ProTeams abhängen würde, hätten die was falsch gemacht. Wir können nur versuchen, uns möglichst gut zu verkaufen. Und einige Male ist mir das ja auch gelungen, wobei mir mein Team schon sehr geholfen hat. Ich war Sechster bei Rund um Köln, Achter beim ProRace Berlin, habe bei der Bayern-Rundfahrt die Etappenplätze fünf und sieben belegt und war als Anfahrer für Steffen Radochla Sechster bei den Neuseen Classics - und jetzt bin ich Zweiter in Bochum geworden.

Warum läuft es bei Ihnen in dieser Saison so gut?

Janorschke: Zunächst mal bin ich von Stürzen verschont geblieben. Der am Sonntag beim Sparkassen Giro war mein erster in einem Rennen in dieser Saison – und der verlief glimpflich. Dann hatte ich aber auch die Gelegenheit, mich in den letzten zwei, drei Jahren bei Nutrixxion gut zu entwickeln und viele große Rennen vor allem auch in den BeNeLux-Ländern zu fahren. Dabei habe ich viel gelernt und mir die nötige Rennhärte geholt, um in den Finals mitzumischen. Auch habe ich von den erfahren Rennfahrern im Team wie Dirk Müller und Steffen Radochla und der mannschaftlichen Geschlossenheit profitieren können. Ich habe aber auch sehr gut und stetig mit meinem Trainer Dennis Sandig gearbeitet und hatte ein gutes Rennprogramm.

Seit gestern dürfen Teams und Fahrer bekanntgeben, für welches Team Sie künftig fahren. Wie sieht es denn bei Ihnen aus?

Janorschke: Es gibt derzeit Gespräche, aber ich habe noch keinen Vertrag unterschrieben. Derzeit ist es vor allem für junge deutsche Fahrer sehr schwierig, bei erstklassigen Teams unterzukommen – eigentlich kommen da nur ganz wenige wie zum Beispiel Leopard und HTC-Highroad in Frage die überhaupt allgemein Interesse an Deutschen haben. Und bei HTC weiß man ja nicht, ob es überhaupt weiter geht. Und bei den ProContinental-Teams bleiben auch nicht viele übrig.

Hatten Sie keine Möglichkeit, sich als Stagiaire bei einem großen Team zu empfehlen?

Janorschke: Empfehlen kann man sich ja für so einen Stagiaire-Platz vor allem durch Leistung. Es liefen auch einige Gespräche, aber es waren entweder schon alle Plätze vergeben oder man wollte den eigenen Leuten noch ein gutes Rennprogramm präsentieren, was auch verständlich ist.

Apropos Rennprogramm: Wie sieht Ihres für den Rest der Saison aus?

Janorschke: Zunächst mal fliege ich am kommenden Montag nach China, wo in Shenzhen die Universiade, also die Studentenweltmeisterschaft, stattfindet. Dort werden erstmals auch Radrennen ins Programm genommen. Gemeinsam mit Mathias Belka, Nico Schneider, Daniel Westmattelmann und Christoph Pfingsten starte ich da in einem Nationalteam im Straßenrennen am 13. August. Und eine Woche später gibt es noch das 50-Kilometer-Mannschaftszeitfahren, an dem vier von uns teilnehmen werden. Danach sieht das Rennprogramm des Teams noch Starts bei der China-Rundfahrt im September, dem Münsterland-Giro im Oktober und der Herald Sun Tour in Australien sowie die Tour of Seoul vor. Bei welchen Rennen ich dabei bin, weiß ich aber noch nicht.

Derzeit mischen die jungen deutschen Sprinter wie John Degenkolb, Marcel Kittel, Tino Thömel, Rüdiger Selig oder auch Sie das internationale Peloton auf. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Janorschke: Mir ist das auch schon aufgefallen und das ist schon interessant. Aber ehrlich gesagt, habe ich auch keine plausible Erklärung dafür. (Lacht) Vielleicht liegt das in unseren Genen …


Mit Grischa Janorschke sprach Matthias Seng.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Weitere Radsportnachrichten

15.05.2024Jakobsens verkorkster Giro erreicht an der Adria neuen Tiefpunkt

(rsn) – Für Fabio Jakobsen (dsm-firmenich – PostNL) ist der Giro d´Italia 2024 bislang einer zum Vergessen. Der 27-jährige Sprinter hat bei seinem Debüt bei der Italien-Rundfahrt bislang keine

15.05.2024Umbrailpass zu Beginn, steile Rampe zum Schluss

(rsn / ProCycling) – Nachdem sich die Teilnehmer des Giro am Vortag etwas Ruhe gönnen konnten, geht es auf der 16. Etappe mit aller Härte weiter. Die Fahrer werden mit gnadenloser Berggewalt konf

15.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

15.05.2024Hellas: Ritzinger verpasst knapp Zeitfahrpodium und Bergtrikot

(rsn) - Beim zweitgeteilten Auftakt der Tour of Hellas (2.1) konnte das deutsche Team Bike Aid keine Spitzenplatzierung einfahren. Dafür freute sich die Konkurrenz aus Österreich, das Team Felt - F

15.05.2024Sarnowski lässt sich von “radikaler Fahrweise“ nicht beirren

(rsn) - Viel hat dem Team Embrace The World zum zweiten Etappensieg in Serie bei der Algerien-Rundfahrt (2.2) nicht gefehlt. Nachdem am Vortag Meo Amann als Ausreißer gejubelt hatte, fuhr sein Teamk

15.05.2024Dünkirchen: Ackermann zu ungeduldig

(rsn) – Pascal Ackermann hat sein erstes Top-5-Resultat nach seiner zweimonatigen Verletzungspause eingefahren. Der Sprinter in Diensten des Teams Israel – Premier Tech wurde auf der 2. Etappe der

15.05.2024Groves: “Das richtige Timing war heute extrem wichtig“

(rsn) – Die drei Ausreißer der 11. Etappe des Giro d’Italia hatten keine Chance. So endete der Tag in Francavilla al Mare mit einem Massensprint, den Jonathan Milan (Lidl – Trek) für sich ents

15.05.2024Highlight-Video der 11. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Die 11. Etappe des Giro d’Italia endete wie erwartet in einem Massensprint. Jonathan Milan (Lidl-Trek) feierte seinen zweiten Tagessieg bei dieser Rundfahrt und fuhr vor Tim Merlier (Souda

15.05.2024Milan feiert zweiten Etappensieg beim Giro d´Italia

(rsn) - Die 11. Etappe des Giro d’Italia entlang der Adriaküste war für die Sprinter konzipiert. Die erwartete Massenankunft nach 207 Kilometer zwischen Foiano di Val Fortore und Francavilla al Ma

15.05.2024Kretschy verpasst im Bergauffinale knapp die Top Ten

(rsn) – Die Deutsche U23-Nationalmannschaft hat zum Auftakt des fünftägigen Orlen Nations GP (2.NC) knapp einen Top-Ten-Platz verpasst. Während der Däne Kristian Egholm das 135 Kilometer lange

15.05.2024Entschieden: Van der Poel fährt die Tour und Olympia auf der Straße

(rsn) – Mathieu van der Poel hat sich für die Tour de France und das Olympische Straßenrennen entschieden – und gegen den Wechsel aufs Mountainbike. Das teilte sein Team Alpecin – Deceuninck

15.05.2024Vismas Pechsträhne beim Giro begann bereits im März

(rsn) – Der krankheitsbedingte Ausfall von Cian Uijtdebroeks ist der zwischenzeitliche Höhepunkt der Pechsträhne, die das Team Visma – Lease a Bike beim diesjährigen Giro d’Italia begleitet

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • 4 Jours de Dunkerque / Grand (2.Pro, FRA)
  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)