Janorschkes Tour de San Luis-Tagebuch / Auftakt

Eine legendäre Etappe

Von Grischa Janorschke

Foto zu dem Text "Eine legendäre Etappe"
Grischa Janorschke (NetApp) | Foto: ROTH

24.01.2012  |  (rsn) – Grischa Janorschke startet bereist zum dritten Mal in seiner Karriere bei der Tour de San Luis in die Saison. In einem Tagebuch auf Radsport News berichtet der NetApp-Neuzugang von der Rundfahrt durch Argentinien.

Das erste Rennen der 2012er Saison war schon wieder ziemlich legendär und lieferte die eine oder andere Story. Doch bevor ich die Etappe zusammenfasse, will ich erst noch ein paar Zeilen zu den vorherigen Tagen schreiben.

Die Reise nach Argentinien begann für uns im Prinzip schon am 11. Januar mit dem zweiten Team-Trainingslager auf Mallorca, wo wir auch einige Tage unsere Sponsoren und deren Kunden zu Besuch hatten. Die Zeit dort verging wie im Flug und neben gemeinsamer Radausfahrt war das Show-Cooking unseres neuen Co-Sponsors eines der Highlights. Es gab, quasi zur Einstimmung, argentinische T-Bone Steaks und so gestärkt machten wir uns am Donnerstag Mittag auf die lange Reise - von Palma ging es über Madrid nach Buenos Aires und dann weiter nach Mendoza. Dort angekommen, fuhren wir die letzten 300 Kilometer mit dem Bus nach San Luis - Freitag Nachmittag kamen wir endlich an.

Zu unserer Überraschung erwartete uns allerdings nicht der argentinische Hochsommer, sondern jede Menge Regenschauer und Gewitter bei angenehmen 25 Grad - was die Akklimatisierung ziemlich einfach machte. Pünktlich zur Trainingsausfahrt am Nachmittag schaute dann sogar die Sonne auch mal heraus.

Am Abend vor dem Rennen wurde dann noch eine große Team-Präsentations-Show für die Einwohner von San Luis auf die Beine gestellt. Es war einfach spektakulär und übertraf bei weitem alles, was ich persönlich bisher so erlebt hatte! Ich glaube, selbst für die gestanden Profis war es etwas Besonderes und Neues. Neben den klassischen Zugaben wie Musik & Feuerwerk gab es zum Beispiel eine Video-Wand auf Schienen, durch deren Mitte jedes Team einzeln auf die Bühne trat. Der Clou war dann allerdings, dass jedes Team nach der Vorstellung nicht wieder einfach verschwand, sondern auf der daneben befindlichen Bühne stehen blieb, so dass am Ende das gesamte Feld auf einen Blick zu sehen war. Wirklich spektakulär wurde das Ganze auch durch die unüberschaubaren Zuschauermassen – unglaublich!

Und dann ertönte auch schon der erste Startschuss der Saison – 190 Kilometer von San Luis nach Villa Mercedes, eigentlich keine sonderlich spektakuläre Auftakt-Etappe, eine Bergwertung nach 40 Kilometern, ansonsten flach und die meiste Zeit auf einem großen Highway immer in eine Richtung, die Gruppe des Tages war bei Kilometer 0 auch gleich auf und davon - alles schien auf ein Einrollen mit finalem Massensprint hinauszulaufen.

Das änderte sich allerdings nach einigen Kilometern, vor uns wartete eine riesige schwarze Gewitterfront mit reichlich Regen, Wind und teilweise sogar Hagel. 120 Kilometer fuhren wir bei starkem Wind, der meist von vorne/seitlich kam, da durch. Nach etwa 35 Kilometern prasselte der Hagel etwa eiswürfelgroß auf uns herunter, was ehrlich gesagt auch ziemlich weh tat. Einige Fahrer suchten sofort "Schutz" unter den wenigen Bäumen, die eher Sträucher sind und andere fuhren weiter, es war also alles etwas chaotisch - nach ein paar Minuten war das ganze Theater vorbei und es ging im „normalen“ Regen weiter...

Etwa 70 Kilometer vor dem Ziel drehte der Wind dann immer mehr auf Seitenwind und die Hektik im Feld begann. Leider gab es gleich einen großen Sturz, in den etwa 15 Fahrer verwickelt waren. Von uns erwischte es leider Schilli (Andreas Schillinger) und Cesare (Benedetti) ziemlich heftig. Ich hoffe die beiden erholen sich über Nacht einigermaßen. Auch Timon hatte auf Grund von Magen/Darm-Problemen keinen einfachen Tag auf dem Rad.

45 Kilometer vor dem Ziel wurde die Saison dann so richtig eröffnet, Omega-Pharma & Saxo Bank gingen auf die Kante und in Folge dessen bildete sich eine 36-Mann Gruppe, in der auch einige Anwärter auf die Gesamtwertung (Contador, Nibali, Leipheimer, Serpa), aber auch einige schnelle Leute dabei waren. Markus (Eichler) und ich waren vertraten blau-weiß in den ersten Reihen.

Dann wurde ordentlich aufs Gas gedrückt - die letzte dreiviertel Stunde wurde mit 54km/h Schnitt absolviert. Auf den letzten drei Kilometern nahm dann Omega-Pharma das Zepter in die Hand, erst Grabsch, dann Leipheimer und Chavanel führten uns auf den letzten Kilometer. Ich orientierte mich an Jimmy Casper, und der hielt sich immer beim späteren Etappensieger Chicci auf.

Eigentlich optimal – 700 Meter vor dem Ziel kam dann aber noch mal ordentlich Leben auf - Tom Boonen ging in die Attacke, für einen kurzen Moment fühlte sich niemand verantwortlich und die ganze Gruppe wurde noch mal durch gemischt. Meine hart erkämpfte Ausgangsposition war dahin für mich und Markus sprangen am Ende ein 12ter und 15ter Platz heraus. Ein paar Plätze weiter vorne wäre natürlich ein schönerer Einstand gewesen - aber es kommen ja noch viele Radrennen und die Grundform passt auf jeden Fall schon mal nach dem Wintertraining…

Viele Grüße,

Grischa

Weitere Radsportnachrichten

28.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

28.04.2024Dorn in der Türkei am Berg und beim Zwischensprint der Stärkste

(rsn) - Vor allem für die Teams Bike Aid und rad-net - Oßwald verlief die zurückliegende Woche erfolgreich. Santic - Wibatech, MYVELO und Rembe Sauerland konnten gegen WorldTour-Konkurrenz zuminde

28.04.2024Famenne Classic: De Lie feiert seinen ersten Saisonsieg

(rsn) - Arnaud De Lie (Lotto - Dstny) hat bei der Famenne Ardeche Classic (1.1) seinen ersten Saisonsieg eingefahren. Der Belgier setzte sich nach hügeligen 195 Kilometern rund um Marche-en-Famenne

28.04.2024Lidl - Trek gewinnt trotz Stürzen Auftakt der Vuelta Femenina

(rsn) – Trotz eines Sturzes in der letzten Kurve hat Lidl – Trek das Teamzeitfahren zum Auftakt der 10. Vuelta Femenina (2.WWT) für sich entscheiden können. Obwohl Ellen van Dijk und Eleanor Bac

28.04.2024Highlight-Video der 5. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat zum Abschluss der 77. Tour de Romandie (2.UWT) seinen zweiten Tagessieg eingefahren. Der Franzose entschied bei regnerischem Wetter die 5. E

28.04.2024Zangerle verpasst für sein Team nur knapp den Heimsieg

(rsn) –Lukas Kubis (Elkov – Kasper) hat in Österreich das 62. Kirschblütenrennen gewonnen, das erstmals als UCI-Rennen der Kategorie 1.2 ausgetragen wurde und zugleich der zweite Stopp der Road

28.04.2024Carlos Rodriguez feiert Gesamtsieg vor Vlasov und Lipowitz

(rsn) – Beinahe noch eine Spur deutlicher als auf der 1. Etappe ging es im Sprint der Schlussetappe der Tour de Romandie (2.UWT) zu. Der Sieger war dabei derselbe: Dorian Godon (Decathlon – AG2R L

28.04.2024Lechner lässt in Tschechien nichts mehr anbrennen

(rsn) – Am letzten Tag der Gracia-Rundfahrt (2.2) hat Corinna Lechner (Wheel Divas) nichts mehr anbrennen lassen und sich den Gesamtsieg der tschechischen Rundfahrt gesichert. Auf der 5. Etappe, di

28.04.2024Van den Broek gewinnt als erster Niederländer Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Wegen Regen und Wind musste die Schlussetappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) abgesagt werden. Frank van den Broeck (dsm-firmenich – PostNL) verteidigte so kampflos sein Führungstrikot

28.04.2024Lipowitz mit seiner Giro-Generalprobe mehr als happy

(rsn) – Auch wenn er im Vorjahr bei der Czech Tour die Gesamtwertung gewann, so ist die diesjährige Tour de Romandie als Durchbruch in der Karriere von Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) zu bewe

27.04.2024Reusser zurück im Feld und auf dem Weg zu Olympia

(rsn) - Knapp ein Monat ist seit dem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vergangen, der für die 32-jährige Marlen Reusser (SD Worx - Protime) schwere Folgen hatte. Ober- und Unterkiefer, die

27.04.2024Huys saust im Zeitfahren allen davon

(rsn) – So schnell wie Tabea Huys (Maxx Solar Rose Women Racing) war noch nie eine Athletin auf dem 13,5 Kilometer langen Zeitfahrparcours der Gracia-Rundfahrt in der Tschechischen Republik. Seit 20

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)
  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)