Radsport News-Teamcheck - Teil 23

Blanco: Teamgeist als Erfolgsrezept

Von Christoph Adamietz

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Sorgte 2013 für frühe Erfolge: Tom Jelte Slagter (Blanco) | Foto: ROTH

27.01.2013  |  (rsn) – Neuer Name, alte Ziele: Nach dem Rückzug des langjährigen Hauptsponsors Rabobank tritt der niederländische WorldTour-Rennstall in diesem Jahr unter dem Namen Team Blanco an und hofft, im Saisonverlauf einen neuen Sponsor auf sich aufmerksam machen zu können. Sportlich liegt der Fokus weiterhin auf den großen Landesrundfahrten und den Klassikern, wie der Sportliche Leiter Merijn Zeeman gegenüber Radsport News erklärte.

„Wir wollen uns in diesem Jahr auf die WorldTour-Wettbewerbe konzentrieren und dort unsere Erfolge feiern“, erklärte Zeeman, der zu Jahresfrist von Argos-Shimano zum Team Blanco wechselte und dort vor allem für die Trainingskoordination verantwortlich sein wird.

Den ersten Erfolg in der WorldTour konnte der Rennstall bereits mit dem Gesamtsieg von Tom Jelte Slagter bei der Tour Down Under feiern. „Tom ist ein großes Talent“, so Zeeman über seinen Schützling.

Für die ganz großen Erfolge sollen jedoch die routinierteren Fahrer sorgen. In den großen Rundfahrten werden die vier Niederländer Robert Gesink (26/2010 Fünfter bei der Tour), Bauke Mollema (26/ 2011 Vierter bei der Vuelta), Steven Kruijswijk (25/2011 Achter beim Giro) und Laurens Ten Dam (32/ 2012 Achter bei der Vuelta) die Führungsrollen übernehmen. So viel steht bereits fest: Gesink und Krujswijk werden das Team gemeinsam mit talentierten Kletterspezialisten Wilco Keldermann, 2012 Achter beim Critérium du Dauphiné, beim Giro anführen.

Gesink wird im Sommer zudem gemeinsam mit Mollema als Kapitän bei der Tour de France antreten. „Bei der Tour wollen wir das Optimale herausholen, wir werden sehen, wo das hinführt“; so Zeeman, der bei der Vuelta Kruijswijk und Ten Dam in der Kapitänsrolle sieht.

Bei den Ardennen-Klassikern wird das Team auf Mollema setzen, der 2012 bei allen drei Ardennen-Klassikern sowie bei der Lombardei-Rundfahrt in die Top Ten fuhr. Aber auch Slagter, im Vorjahr Fünfter beim GP Quebec, und der norwegische Neuzugang Lars Petter Nordhaug (28/Sieger des GP Montreal 2012) werden ihre Freiheiten bekommen.

In den flämischen Eintagesrennen sind Lars Boom (27/ Sechster bei Paris-Roubaix 2012) und Neuzugang Sep Vanmarcke (24/ 2012 Sieger Het Nieuwsblad und Fünfter E3 Prijs) die Hoffnungsträger. Das Duo wird unterstützt von Vanmarckes Landsmann Maarten Wynants (30/ zuletzt Zehnter bei Paris-Roubaix) und dem 35-jährigen Niederländer Maarten Tjallingii, 2011 Dritter bei Paris-Roubaix.

„Bei Mailand-San Remo wird Paul Martens seine Chance bekommen“, kündigte Zeeman an. Als Sprintkapitän wird der Australier Mark Renshaw bei der Primavera am Start stehen. Der 29-jährige Deutsche könnte demnach aus einer Ausreißergruppe heraus erfolgreich sein.

Auf beinahe jedem Terrain kann Luis Leon Sanchez Siege einfahren. Der 29-Jährige sorgte in der vergangenen Saison für die großen Rabobank-Erfolge . Fünf der sechs WorldTour-Siege – Etappenerfolge Tour de France, Paris-Nizza und Tour de Romandie sowie Sieg bei der Clasica San Sebastian – gingen auf das Konto des Spanischen Zeitfahrmeisters. Allerdings sieht sich Sanchez aktuell mit Vorwürfen konfrontiert, wonach er einer der Kunden des Dopingarztes Eufemiano Feuntes gewesen sei. Das Team hat bereits angekündigt, Sanchez mit entsprechenden, von einer niederländischen Zeitung veröffentlichten Details zu konfrontieren.

Von einer Hierarchie unter den drei Sprintern Mark Renshaw, Theo Bos und Neuzugang Robert Wagner wollte Zeeman nicht sprechen. „Bei uns steht der Teamgedanke im Vordergrund. Wir schauen von Rennen zu Rennen, was die beste Strategie sein wird. Es ist klar, dass Theo zu den besten Sprintern der Welt zählt und wir mit ihm so viele Erfolg wie möglich feiern wollen. Robert wird in der Sprintvorbereitung eine wichtige Rolle spielen, aber auch er wird seine Chancen bekommen“, so der Niederländer, der auch nicht davon ausgeht, dass sich Bos und Renshaw ins Gehege kommen.

„Sie sind beides Top-Fahrer, haben ihre Stärken aber auf unterschiedlichen Terrains. Wenn sie zusammen fahren, dann werden sie sich gegenseitig unterstützen“, sagte Zeeman. Der 29-jährige Bos, im Vorjahr mit sieben Siegen schon sehr erfolgreich, hat seine Stärke in den Flachsprints. Renshaw, der 2012 einen Sieg einfuhr, mag es hingegen lieber etwas schwerer im Finale.

Schmerzlich fehlen werden Team Blanco zwar die abgewanderten Matti Breschel (Saxo Tinkoff) und Michael Matthews (Orica GreenEdge) sowie die Erfahrung von Routinier Grischa Niermann, der seine Karriere bereits im Herbst 2012 beendete. „Dennoch würde ich sagen, dass wir 2013 noch etwas stärker sind. Es herrscht ein großer Teamgeist bei uns. Wir glauben fest an die Jungs und werden die Abgänge kompensieren“, kündigte Zeeman an.

Neben den Klassikerspezialisten Nordhaug und Vanmarcke sowie Allrounder Wagner wird das Team vor allem durch den Australier Jack Bobridge verstärkt. „Er ist ein großes Talent und hat seine Stärken vor allem im Zeitfahren. Er wird für uns auch in den Mannschaftszeitfahren sehr wichtig werden“, urteilte Zeeman über den erst 23–Jährigen.

Der Australier ist jedoch nicht das einzige Talent im Team. Mit Marc Goos (22) und Moreno Hofland (21) wurden auch wieder Fahrer vom eigenen Nachwuchsteam verpflichtet. Während die beiden Neoprofis sich erst einmal auf WorldTour-Niveau zurechtfinden sollen, erhofft sich Zeeman von anderen Fahrern weitere deutliche Steigerungen.

Vor allem dem 23-jährigen Slagter und dem zwei Jahre jüngeren Keldermann traut der Niederländer eine Menge zu. „Aber auch Mollema ist bereit für den nächsten Schritt, Gesink ist wieder ein Stückchen stärker geworden und auch Lars Boom ist zu 100 Prozent fokussiert“, so Zeeman abschließend.

Radsport News Prognose: In den vergangenen Tagen machte Team Blanco durch negative und positive Nachrichten von sich reden. Den Dopinggeständnissen ehemaliger Fahrer und den Meldungen um Luis Leon Sanchez ließ das Team in Australien die ersten Siege durch Slagter und gute Sprintergebnisse durch Renshaw folgen. Auch wenn man den gelungenen Saisonstart nicht überbewerten sollte, wird dieser Erfolg zumindest für viel Selbstvertrauen sorgen. Zudem ist das Team sehr gut aufgestellt.

Ob in Rundfahrten, bei Sprintankünften oder bei Klassikern - für einen Platz unter den ersten Fünf ist einer der Blanco-Fahrer immer gut. Von Bos und Sanchez abgesehen - das Duo war 2012 für 14 der insgesamt 23 Siege verantwortlich waren - fehlen dem Rennstall allerdings die Siegfahrer, was es schwer machen wird, die Bilanz von 2012 zu überbieten. Trotzdem gibt es kaum ein anderes WorldTour-Team, das in der Breite ähnlich stark besetztes Team ist. Praktisch jeder der 29 Fahrer kann Ergebnisse einfahren.

Team Blanco 2013: Jetse Bol, Lars Boom, Theo Bos, Stef Clement, Rick Flens, Robert Gesink, Marc Goos, Moreno Hofland, Wilco Keldermann, Steven Kruijswijk, Tom Leezer, Bauke Mollema, Tom Jelte Slagter, Bram Tankink, Laurens Ten Dam, Maarten Tjallingii, Jos van Emden, Dennis van Winden (alle Niederlande), Jack Bobridge, Graeme Brown, Mark Renshaw, David Tanner (alle Australien), Paul Martens, Robert Wagner (beide Deutschland), Juan Manuel Garate, Luis Leon Sanchez (beide Spanien), Maarten Wynants, Sep Vanmarcke (beide Belgien), Pars Petter Nordhaug (Norwegen)

Zugänge: Lars Petter Nordhaug (Sky), Robert Wagner (Radioshack-Nissan), Jack Bobridge (Orica GreenEdge), Sep Vanmarcke (Garmin-Sharp), David Tanner (Saxo Tinkoff Bank), Marc Goos, Moreno Hofland (beide Rabobank Continental)

Abgänge: Grische Niermann, Carlos Barredo (beide Karriereende), Matti Breschel (Saxo Tinkoff), Michael Matthews (Orica GreenEdge), Coen Vermeltfoort (De Rijke)

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