80. Tour de Suisse

López und Pantano: Kolumbianischer Doppelschlag in Davos

Foto zu dem Text "López und Pantano: Kolumbianischer Doppelschlag in Davos"
Miguel Ángel López (Astana) hat die 80. Tour de Suisse gewonnen. | Foto: Cor Vos

19.06.2016  |  (rsn) – Zum Finale der Schweiz-Rundfahrt hatten die Kolumbainer allen Grund zum Jubeln. Jarlinson Pantano (IAM) sicherte sich die aufgrund schlechter Witterungsverhältnisse auf 57 Kilometer verkürzte Schlussetappe der 80. Tour de Suisse und holte damit seinen ersten Profisieg. Sein Landsmann Miguel Ángel López (Astana) verteidigte souverän sein Gelbes Trikot, nachdem er am Flüelapass sogar selbst in die Offensive gegangen war.

Der 22-jährige Kletterspezialist verpasste zwar den Etappensieg, zeigte aber erneut eine bärenstarke Vorstellung und konnte den größten Erfolg seiner noch jungen Karriere feiern, nachdem er im vergangenen Jahr bereits Siebter der Schweiz-Rundfahrt geworden war. Der Spanier Ion Izaguirre (Movistar) und der Franzose Warren Barguil (Giant-Alpecin) verbesserten sich noch auf Platz zwei und drei der Gesamtwertung.

"Dieser Gesamtsieg gibt mir Selbstvertrauen. Er stellt aber auch eine Motivation dar, weiterhin an mir zu arbeiten“, sagte Lopez, der bei der Siegerehrung ein paar Tränen nicht verdrücken konnte, nachdem er als erster Kolumbianer die Tour de Suisse gewonnen hatte.

Bisher war Fabio Parra als Dritter der Ausgabe von 1987 der einzige Fahrer aus dem südamerikanischen Staat, der es bei der Tour-Generalprobe aufs Podium schaffte. Damals war Lopez übrigens noch gar nicht auf der Welt. Mit seinen 22 Jahren und vier Monaten ist er der zweitjüngste Tour-de-Suisse-Sieger nach Roman Kreuziger. Der Tscheche war bei seinem Erfolg 2008 22 Jahre und einen Monat alt.

Bereits am Morgen hatten die Veranstalter entschieden, die Etappe auf 57 Kilometer zu verkürzen und den Albulapass aus dem Programm zu nehmen, da man dort Schneefall befürchtete. Zwar schneite es nicht, dafür aber wurden die Fahrer fast die gesamte Etappe über von Regen begleitet. Auf Twitter erhielten die Verantwortlichen überwiegend positive Resonanz für ihre Entscheidung, unter anderem von Simon Geschke (Giant-Alpecin) und Petr Vakoc (Etixx-Quick-Step).

Die kurze Distanz führte dazu, dass vom Start weg viele Attacken gefahren wurden. Nach zehn Kilometern konnte sich schließlich eine Gruppe mit Jasper Stuyven (Trek-Segafredo), Magnus Cort Nielsen (Orica-GreenEdge) und Maximiliano Richeze (Etixx-Quick-Step) absetzen.

Der Argentinier sicherte sich beide Zwischensprints des Tages und gewann somit souverän die Sprintwertung der Rundfahrt. Antwan Tolhoek (Roompot) stand bereits vor der Etappe als Sieger der Bergwertung fest. Der diesjährige Kuurne-Brüssel-Kuurne-Sieger Stuyven ließ seine beiden Mitstreiter gleich zu Beginn des Anstieges stehen und machte sich bei einsetzendem Rege alleine auf dem Weg zum Gipfel.

Doch der Belgier wurde schnell von der Favoritengruppe gestellt, wo der unermüdliche Michele Scarponi (Astana) erneut für seinen Kapitän López arbeitete. Der 37-jährige Italiener diktierte ein hohes Tempo für seinen 15 Jahre jüngeren Teamkollegen und brachte damit früh einige Fahrer in Schwierigkeiten. Danach versuchten es nacheinander David Lopez (Sky), Darwin Atapuma (BMC) und Hubert Dupont (Ag2r) doch erste eine Attacke von Pantano (IAM) brachte die entscheidenden Selektion, da der Gesamtführende López sofort nachsetzte und das Rennen so richtig in Schwung brachte.

Im Verlauf des Anstieges konnte zwischenzeitlich noch Tejay van Garderen (BMC) aufschließen. Doch der Gewinner der Königsetappe vermochte auch nicht mehr zu folgen, als der Mann im Gelben Trikot zwei Kilometer vor dem Gipfel attackierte und als Erster über den Flüela fuhr.

An der Bergwertung konnte Izaguirre zu der Gruppe mit van Garderen, Izaguirre, Pantano, und Sergei Chernetski (Katusha) aufschließen und mit vereinten Kräften holten sie den Kolumbianer in der Abfahrt nach Davos wieder ein. Dahinter setzten sich Barguil, Rui Costa (Lampre-Merida) von Andrew Talansky (Cannondale) ab. Doch der US-Amerikaner kam nicht mehr heran und büßte seinen zweiten Gesamtrang noch ein, wogegen der dreimalige Gesamtsieger Rui Costa und Barguil auf den letzten Metern noch zur Spitze aufschlossen.

Neben Talansky war der Brite Geraint Thomas (Sky) der große Verlierer des Tages. Er musste bereits früh reißen lassen und verabschiedete sich damit noch aus den Top Ten. Seinen Platz in der Gesamtwertung nahm Chernetski ein, der nach einem beherzten Auftritt noch auf Platz zehn fuhr.

Im Zielsprint musste sich der 32-Jährige jedoch dem vier Jahre jüngeren Pantano geschlagen geben, der 250 Meter vor dem Ziel den Spurt eröffnete und dem Russen keine Chance mehr ließ, vorbeizuziehen. "Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen“, strahlte Pantano, dem im Alter von 28 Jahren der erste Sieg bei einem europäischen Rennen gelang. "Ich wollte unbedingt gewinnen, sowohl für mein Team als auch für Mathias Frank, der als unser Leader angetreten war und der wegen einer Erkältung zum Ausscheiden gezwungen war.“

Hinter Pantano und Chernetski sicherte sich Izaguirre Platz drei und fuhr damit in der Gesamtwertung noch auf Platz zwei vor, während López als souveräner Gesamtsieger nun auch bei den Profis sein großes Talent bestätigte, nachdem er 2014 bereits die Tour de l’Avenir gewonnen hatte.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.06.2016Barguil mit Bergabsprint noch aufs Podium der Tour de Suisse

(rsn) – Warren Barguil ist bereit für die Tour de France. Bei der gestern zu Ende gegangenen Schweiz-Rundfahrt musste der Kapitän des deutschen Giant-Alpecin-Teams sein Gelbes Trikot, das er auf d

19.06.2016Miguel Angel López sichert sich den größten Erfolg seiner Karriere

(rsn) – Miguel Angel López (Astana) hat sein Gelbes Trikot verteidigt und als erster Kolumbianer die Tour de Suisse gewonnen. Der 22-Jährige belegte auf der wegen schlechter Witterungsbedingungen

19.06.2016Schlussetappe der Tour de Suisse wird verkürzt

(rsn) – Wegen schlechter Wetterbedingungen wird die Schlussetappe der 80. Tour de Suisse um rund die Hälfte verkürzt. Statt der vorgesehenen 117 Kilometer müssen die Fahrer am heutigen Sonntag nu

19.06.2016Quartett kämpft am Alubua- und am Flüelapass um Gelb

(rsn) – Warren Barguil (Giant-Alpecin) durfte sich bei der Tour de Suisse zwar nur einen Tag lang im Glanz des Gelben Trikots sonnen. Doch auch nach dem 16,8 Kilometer langen Zeitfahren von Davos, i

19.06.2016"On-Bike Highlights" der 8. Etappe der Tour de Suisse

(rsn) - Die Team-Vereinigung Velon hat ein Video vom gestrigen Zeitfahren der Tour de Suisse online gestellt, das unter anderem auch wieder mit "On Board"-Kameras aufgenommen wurden. Installiert waren

18.06.2016Cancellaras letzte Schweiz-Rundfahrt endet mit einer Enttäuschung

(rsn) – Nichts anderes als der Sieg zählte für Fabian Cancellara (Trek-Segafredo) im heutigen Zeitfahren von Davos. Doch die vorletzte Etappe der 80. Tour de Suisse endete mit einer Enttäuschung

18.06.2016Ion Izaguirre und López stehlen Cancellara in Davos die Show

(rsn) - Der Spanier Ion Izaguirre (Movistar) hat bei der Tour de Suisse das äußerst anspruchsvolle Zeitfahren über 16,5 Kilometer rund um Davos für sich entschieden. Der Spanier setzte sich mit 18

18.06.2016Ion Izaguirre gewinnt Zeitfahren, Miguel Angel Lopez erobert Gelb

(rsn) – Warren Barguil (Giant-Alpecin) hat bei der 80. Tour de Suisse nach nur einem Tag sein Gelbes Trikot wieder abgeben müssen. Neuer Spitzenreiter ist der Kolumbianer Miguel Angel Lopez (Astana

18.06.2016Kann Barguil in Davos sein Gelbes Trikot verteidigen?

(rsn) - Bei der 80. Tour de Suisse steht am heutigen vorletzten Tag ein Einzelzeitfahren auf dem Programm. Der 16,8 Kilometer lange Kurs von Davos führt über welliges Terrain und könnte noch zu Ver

18.06.201620.000 Höhenmeter und sieben HC-Berge garnieren das Jubiläum

(rsn) – Mehr als 1.220 Kilometer, fast 20.000 Höhenmeter und 16 Bergwertungen, davon sieben der Sonder-Kategorie HC, stehen im Programm der 80. Tour de Suisse, die am Samstag mit einem Prolog in Ba

18.06.2016Geschke freut sich über den "Frenchie in Gelb"

(rsn) - Warren Barguil konnte sich auf der Königsetappe der 80. Tour de Suisse über eine ganz besondere Premiere freuen. Erstmals in seiner Profikarriere nämlich durfte sich der Kapitän des deutsc

17.06.2016Brändle und Pantano machen Franks Ausfall vergessen

(rsn) – Auch ohne den vor der gestrigen Etappe in Folge einer Bronchitis ausgeschiedenen Kapitän Mathias Frank fährt das IAM-Team bei der 80. Tour de France in der Erfolgsspur. Für den Schweizer

Weitere Radsportnachrichten

13.05.2024Mit Rouvy Grand-Tour-Recon im Wohnzimmer?

(rsn) - Analoge und digitale Welten verschränken sich immer mehr, auch beim Radsport. Auf besondere Weise dreht Rouvy mittlerweile die Schraube weiter. Auf der 2017 von den Brüdern Petr und Jiri Sam

13.05.2024Bergankunft Nr. 3: Kurze Etappe, langer Schlussanstieg

(rsn / ProCycling) – Schon in der ersten Woche des 107. Giro d´Italia hat es Ausreißversuche gegeben, die von Erfolg gekrönt waren. Doch erst die 10. Etappe durch den südlichen Apennin weist ein

13.05.2024Erholter Démare kehrt in Dünkirchen ins Feld zurück

(rsn) – Nachdem er aufgrund von Erschöpfungserscheinungen seine Klassikerkampagne bereits nach Gent-Wevelgem am 27. März hatte beenden müssen, kehrt Arnaud Démare (Arkéa - B&B Hotels) in seiner

13.05.2024Thomas kritisiert Neapels Straßen: “War ein absolutes Gemetzel“

(rsn) – Ein astreiner Massensprint und breite Straßen auf den letzten Kilometern: Auf den ersten Blick war das Finale der 9. Etappe beim Giro d´Italia in Neapel nichts Besonderes. Doch im Peloton

13.05.2024Die letzten Hügel taten Milans Beinen weh

(rsn) – Im vergangenen Jahr musste sich Jonathan Milan in Neapel am Ende der damaligen 6. Giro-Etappe Mads Pedersen geschlagen geben. Damals stand der Italiener noch bei Bahrain Victorious unter Ver

13.05.2024Bringt der Flèche du Sud den erhofften “Bumms“?

(rsn) - Gleich fünf der neun deutschen Kontinental-Teams waren in der vergangenen Woche beim Fléche du Sud (2.2) dabei. In Luxemburg standen sie allerdings zumeist im Schatten ihrer für internatio

12.05.2024Trotz widriger Umstände rast Kooij beim Giro zum ersten Sieg

(rsn) - Die ersten beiden Massensprints des diesjährigen Giro d’Italia (2. UWT) liefen nicht nach dem Geschmack von Olav Kooij und seinem Team Visma – Lease a Bike. Doch die dritte Chance konnte

12.05.2024Krieger bei Sturz auf 9. Giro-Etappe schwer verletzt

(rsn) – Nach einem schweren Sturz im Finale der 9. Etappe musste Alexander Krieger mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Wie sein Team Tudor am Abend auf X mitteilte, sei der St

12.05.2024Auch ohne Sieg ist Buchmann ein Gewinner der Ungarn-Rundfahrt

(rsn) – Den Frust über seine Giro-Ausbootung hat Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) in viel Angriffslust umgewandelt. Nachdem er bereits am 1. Mai bei Eschborn-Frankfurt (1.UWT) mit einer offens

12.05.2024Kooj triumphiert im Sprint-Krimi von Neapel vor Milan

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat die 9. Etappe des 107. Giro d’Italia im Massensprint gewonnen. Nach 214 Kilometern mit Start in Avezzano und Ziel in Neapel jagte er auf den letzten

12.05.2024Flèche du Sud: Teutenberg-Team am Schlusstag auf 1-2-3

(rsn) – Der Flèche du Sud (2.2) ist für viele der deutschsprachigen Fahrer und Teams erfreulich zu Ende gegangen. Am Schlusstag feierte Tim Torn Teutenberg mit seinem Team Lidl – Trek Future Ra

12.05.2024Narvaez: “Manchmal klappt es und manchmal nicht“

(rsn) – Rund 30 Meter fehlten Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) im Finale der 9. Etappe des Giro d’Italia (2.UWT) – stattdessen ging der Sieg an Olav Kooij (Visma – Lease a Bike). Die letzte

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)