Team Strassacker - Rennbericht

Riderman: Last dance im Black Forest

Von Fabian Thiele und Moritz Palm

Foto zu dem Text "Riderman: Last dance im Black Forest"
| Foto: Sebastian Schnitzer

25.09.2023  |  Zwei Tagessiege, zweimal Moritz (einmal Beinlich, einmal Palm) - so krönte das Team Strassacker am vergangenen Wochenende beim "Riderman" in Bad Dürrheim die überaus erfolgreiche Renn-Saison 2023. Lediglich in der Gesamtwertung musste sich das Team trotz einer starken Mannschaftsleistung einmal mehr dem Vorjahressieger und Ex-WorldTour-Profi Marcel Wyss knapp geschlagen geben. Mit den Plätzen zwei (M. Palm), drei (M. Beinlich) und fünf (Dennis Biederer) im Gesamt-Klassement verabschieden wir uns dennoch sehr zufrieden in die Off-Season...

Der Riderman gilt seit einigen Jahren als das härteste Etappen-Rennen für Jedermänner in Deutschland: Wer auf den beiden anspruchsvollen Strecken und dem Zeitfahren auf dem Podium stehen möchte, muss ein ausgewogener Rennfahrer sein - denn der Riderman lockt, nicht zuletzt dank der hervorragenden Organisation durch die Gebrüder Sauser, jedes Jahr ein hochkarätiges Teilnehmerfeld in den Südschwarzwald.

16 km Zeitfahren zum Auftakt
Zum Auftakt erwartete uns am Freitag ein 16 km langes Zeitfahren mit rund 200 Höhenmetern. Aufgrund der Ergebnisse der Vorjahre wussten wir um den Stellenwert des Zeitfahrens in Hinblick auf die Gesamtwertung. So haben einige Team-Fahrer in den letzten Wochen noch das Zeitfahr-Equipment optimiert, um bei der anstehenden Materialschlacht im Schwarzwald auf Augenhöhe mit der Konkurrenz agieren zu können...

Die vielen Stunden auf dem TT-Bike sollten sich freilich lohnen: Mit 20:06 Minuten konnte ich meine Vorjahreszeit und den (alten) Streckenrekord aus dem Jahr 2022 deutlich unterbieten, auch Moritz Beinlich (20:43), Neuzugang Dennis Biederer (20:54) und Fabian Thiele (21:10) lieferten ein tolles Zeitfahren ab. In der End-abrechnung konnte sich lediglich der Schweizer Marcel Wyss, erst vor wenigen Jahren von der WorldTour in die Jedermann-Szene gewechselt, mit einer starken Zeit von 19:39 Minuten, einem neuen Streckenrekord, vor uns platzieren.

Unser Grundstein war damit gelegt: Mit vier Fahrern in den Top Ten lagen wir vor der anspruchsvollen Samstags-Etappe mit 117 Kilo- und 1850 Höhenmetern in einer aussichtsreichen Position für den Gesamtsieg. Nach einer kontrollierten Anfangsphase, in der vor allem Lukas Klöckner und Jannis Wittrock ihre Kapitäne aus dem Wind und stets in guter Position hielten, ging es bei Kilometer 50 in die entscheidende Phase. Bei einsetzendem starken Regen fuhren wir angeführt von Fabian Thiele eine lange Abfahrt hinab in die Wutach-Schlucht. Das Feld zog sich wegen der schlechten Sichtverhältnisse und des hohen Tempos in die Länge, und im Peloton erklangen immer wieder quietschende Bremsen.

Ex-Profi Marcel Wyss und Moritz Beinlich im Duell
Kurz darauf lancierte Marcel Wyss am Anstieg zur Ewattinger Höhe seine entscheidende Attacke, der lediglich unser stärkster Bergfahrer Moritz Beinlich folgen konnte. Dahinter organisierte sich eine etwa zehnköpfige Verfolgergruppe, in der wir mit vier Fahrern vertreten waren. Während Moritz an der Spitze wegen seiner Team-Kollegen in der Verfolgung die Zusammenarbeit mit Wyss überwiegend verweigerte, starteten Fabi, Dennis, Jonas und ich (Moritz Palm) unsere Aufholjagd im Stil eines Team-Zeitfahrens - leider ohne Beteiligung der übrigen Mitstreiter unserer Gruppe.

Auf den letzten, leicht abfallenden 30 Kilometern sank so der Vorsprung der Spitze unter eine Minute, und Wyss schienen nach seiner langen Solo-Flucht langsam aber sicher die Kräfte zu verlassen. Beim Einbiegen auf die Zielgerade konnten wir das Führungs-Duo wenige Meter vor uns sehen, den Anschluss zur Spitze wieder herzustellen gelang uns am Ende aber nicht - ganze 18 Sekunden fehlten im Ziel.

Moritz Beinlich eröffnete rund 300 Meter vor dem Zielstrich seinen Sprint, und konnte den völlig erschöpften Marcel Wyss im Duell um den Tagessieg mit Leichtigkeit distanzieren - und den verdienten Tageserfolg für das Team Strassacker einfahren. Den Sprint der Verfolgergruppe gewann nach einer entspannten Fahrt im Windschatten des Strassacker-Zugs der Belgier Wannes Heylen.

Sichtlich zufrieden mit dem Tagesergebnis zeigte sich im Ziel auch Team-Chef Franco Adamo: "Bei der starken Konkurrenz zu gewinnen, das ist schon etwas sehr Besonderes. Das Rennen war den ganzen Tag spannend, am Ende haben wir heute unsere mannschaftliche Überlegenheit perfekt ausgespielt."

Für die Abschluss-Etappe, anders als am Samstag mit deutlich weniger Höhenmetern, hatten wir uns nochmal viel vorgenommen. Über Nacht hatten wir zwar leider zwei Ausfälle zu verkraften, Jonas Kahler mit Erkältung und Chris Mai wegen Sturzfolgen; sie konnten am Sonntag nicht mehr bzw. nur mit Handicap an den Start gehen.

Marcel Wyss unter Druck
Dennoch: Moritz Beinlich und ich lagen beide nur mit einer knappen Minute Rückstand hinter dem Gesamtklassement-Führenden Marcel Wyss. Mit abwechselnden Attacken in Zweier-Gruppen wollten wir ihn von Beginn an unter Druck setzen, um bei dem Kampf um den Gesamtsieg noch mitmischen zu können – wegen der ausgezeichneten Zeitfahr-Qualitäten des Schweizers und seiner langjährigen WorldTour-Rennerfahrung kein einfaches Unterfangen. Aber kein Grund zu verzagen, wir wollten unser Glück wenigstens versuchen...

Vom Start weg setzten wir den Mann im Leader-Trikot unter Druck und attackierten wie geplant ohne Unterlass. Und so musste Marcel immer wieder selbst die Verantwortung übernehmen und unsere Vorstöße neutralisieren. Nach gut dreißig Kilometern aber ein Rückschlag für uns: Nach einem weiteren neutralisierten Angriff landete Fabi bei einem Zusammenstoß mit einem anderen Fahrer in der Wiese und musste das Rennen mit gebrochenem Lenker aufgeben, immerhin im Wesentlichen unverletzt. Trotzdem suchten wir unser Heil weiter in der Offensive - und tatsächlich: Nach rund vierzig Kilometern hatte ich (Moritz Palm) nach einem Antritt ein Loch gefahren, und niemand schien gewillt, mir nachzusetzen.

Solo machte ich mich also auf den Weg in Richtung Ziel und konnte meinen Vorsprung zwischenzeitlich auf bis zu 1:30 Minuten ausbauen, was mich zum virtuellen Gesamtführenden machte. Und nachdem Marcel Wyss alle seine Helfer aufgebraucht hatte, musste er nun wieder selbst die Führungsarbeit übernehmen. An seinem Hinterrad saßen dabei unentwegt Moritz Beinlich und Dennis und verhinderten so gut es ging eine Zusammenarbeit bei den Verfolgern.

Lediglich der Gesamt-Vierte Wannes Heylen kam Marcel zumindest vorübergehend zur Hilfe. Nach über einer Stunde alleine an der Spitze wurden bei mir dann so langsam die Beine schwer; trotzdem versuchte ich, nochmal alle Kräfte zu mobilisieren. Die Zwischenzeiten vom Begleitmotorrad zeigten, dass mein Vorsprung langsam aber sicher schmolz, trotzdem war die Verfolgergruppe bis zuletzt nicht zu sehen. Auch die letzte Welle in Aasen, sechs Kilometer vor dem Ziel, brachte ich an der Spitze hinter mich.

Tagessieg für Moritz Palm
Als ich schließlich unter dem "Teufelslappen" auf die Zielgerade einbog, war ich mir einigermaßen sicher, dass mein Solo-Vorstoß mit dem Etappen-Sieg belohnt wird. Letztlich konnte ich 16 Sekunden Vorsprung ins Ziel retten, was mich inklusive Zeit-Bonifikation in der Gesamtwertung bis auf 22 Sekunden an Marcel Wyss heranbrachte. Beinahe hätten wir den großen Favoriten noch zu Fall gebracht!

Mit zwei Etappen-Siegen und zwei weiteren Podestplätzen im Zeitfahren und den Plätzen zwei, drei und fünf in der Gesamtwertung konnten wir ein fast perfektes Riderman-Wochenende verbuchen. Und mit einer sehr geschlossenen Mannschaftsleistung wäre uns beinah der ganz große Coup gelungen - aber das müssen wir uns wohl fürs nächste Jahr aufsparen: Mit dem Riderman endet auch unsere erneut sehr erfolgreiche Saison 2023, in der wir zahlreiche Siege feiern durften.

Das war also unser diesjähriger "last dance im Blackwood Forest". Er hat viel Spaß gemacht - wie die gesamte Renn-Saison. Wir freuen uns schon auf 2024 und werden alles daransetzen, unsere Erfolge von diesem Jahr zu wiederholen - und vielleicht das ein oder andere Mal zu übertreffen... Bis dann!

Euer Team Strassacker

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