Chancenlos im Kampf um Olympia-Medaillem

Tristesse statt Partylaune bei den deutschen Teamsprintern

Von Thorsten Kanter

Foto zu dem Text "Tristesse statt Partylaune bei den deutschen Teamsprintern"
Die deutschen Teamsprinter mussten sich mit dem fünften Platz bei Olympia begnügen. | Foto: Cor Vos

12.08.2016  |  (Rio de Janeiro / rsn) - Rene Enders sprach von Abschied, Joachim Eilers und Maximilian Levy versuchten den Blick nach vorn zu richten. Statt Partylaune herrschte im deutschen Teamsprint-Lager nach Platz fünf Tristesse pur. Nur Bundestrainer Detlef Uibel reagierte gefasst.

Schon der Vorlauf ließ schlimme Befürchtungen aufkommen, in der Zwischenrunde zerplatzte der Medaillentraum von Rene Enders (Erfurt), Joachim Eilers (Chemnitz) und Maximilian Levy (Cottbus) wie eine Seifenblase: Gegen Weltmeister Neuseeland (42,535 Sekunden) musste das nach der Erkrankung von Max Niederlag (Chemnitz) umformierte deutsche Teamsprint-Trio (43,455) chancenlos die Segel streichen und verpasste bei den Olympischen Spielen deutlich die Läufe um die Medaillen. Gold sicherte sich bei der ersten Bahn-Entscheidung von Rio wie vor vier Jahren Großbritannien. Silber ging an Neuseeland vor Frankreich.

"Das war noch nicht mein letztes Rennen, aber auf jeden Fall meine letzten Olympischen Spiele. Die Ernüchterung ist sehr groß. Ich brauche jetzt Ruhe und Abstand und freue mich auf meine Familie“, sagte René Enders. Nach Bronze 2008 in Peking und 2012 in London sollte die dritte Olympia-Medaille her, doch hinter dem Anfahrer klaffte nach dem Start eine viel zu große Lücke. Schon nach 250 Metern war im Prinzip der Wettbewerb gelaufen, weil Eilers – kurzfristig von Position drei auf zwei vorgerückt – dem explosiven Antritt des kleinen Erfurters nicht folgen konnte. Enders: "Ich will niemandem Vorwürfe machen, aber unsere Position zwei ist sicher deutlich unter den Erwartungen und dem Leistungsvermögen geblieben.“

Keirin-Weltmeister Eilers haderte weiter mit dem Ausfall von Niederlag, der Anfang der Woche nach einem grippalen Infekt gestrichen wurde und damit eineinhalb Jahre Vorbereitung quasi über Nacht zunichte machte. "Ich habe die Umstellung mental nicht 100-prozentig annehmen können. René hat eine enorme Beschleunigung. Das fehlt mir im Moment. Das war kein Teamsprint sondern ein Einzelfahren. Damit kann man nicht gewinnen“, sagte Eilers. Besonders trauerte der Chemnitzer, der wieder in seinen grünen Socken am Start war, mit Enders. "Es war sein einziger Start hier, wir hätten ihm gern zur Medaille verholfen. Aber es sollte nicht sein.“

Für Levy war die Teamsprint-Schlappe eine Art Dejá-vu-Erlebnis. "Man kommt sich langsam blöd vor. Seit 2005 war Großbritannien nicht mehr Weltmeister, hat kaum einen Weltcup gewonnen. Aber bei Olympia sind sie da, während wir wiederholt Schwierigkeiten haben, uns zum Höhepunkt zu steigern. Frustrierend“, sagte Levy. Zwar wären selbst in Normalform Großbritannien und Neuseeland schwer zu schlagen gewesen, Platz drei lag aber in Reichweite. "Wir sind alle top drauf, haben es aber als Mannschaft nicht zusammenbekommen“, analysierte der 29-Jährige und richtete einen Dank an seinen Freund Enders: "Es kann sein, dass wir das letzte Mal zusammen im Teamsprint gefahren sind, und wir hatten uns sicher einen anderen Ausgang gewünscht. Der Junge ist einmalig und hat eine Dekade als Anfahrer geprägt.“

Bundestrainer Detlef Uibel reagierte äußerlich gefasst, hatte in den letzten Tagen alles versucht, um seine Mannschaft auf Medaillenkurz zu halten. Im Turnier wurden noch Umstellungen diskutiert und mehrfach die Gänge umgebaut – alles erfolglos. "Es ist hier die Normalität eingetreten. Nach unseren Schwierigkeiten im Vorfeld durften wir nicht mehr mit einer Medaille rechnen“, sagte der Cottbuser, der besonders mit Enders mitfühlte. "Er war mit seinem Gang weit weg von seinem Optimum. Er ist trotzdem eine tolle Zeit gefahren und hat sich hier aufgeopfert für die Mannschaft. Aber dafür gibt es keine Medaille.“

Lange Zeit für Diskussionen und Trübsal bleiben zunächst nicht, denn heute beginnt der Sprintwettbewerb. "Wir haben jetzt nur noch die Einzelchance. Die wollen wir nutzen“, sagte Eilers und verbreitete Durchhalteparolen: "Wir müssen den Teamsprint abhaken und nach vorne gucken.“ Das dürfte aber nach dem ernüchternden Auftaktabend für die erfolgsverwöhnten deutschen Bahn-Sprinter alles andere als leicht werden. Maximilian Levy: "Wir können nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Die Enttäuschung ist zu groß.“

Weitere Radsportnachrichten

04.05.2024Erste Bergankunft im Zeichen von Pantani

(rsn / ProCycling) – Wie bereits der gestrige Auftakt ist auch diese 2. Etappe verhältnismäßig kurz. Im Gegensatz zu den Vorjahren entschied sich der Veranstalter RCS in der ersten Hälfte der Ru

04.05.2024Highlight-Video der 1. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) hat mit seinem Sieg zum Auftakt des 107. Giro d’Italia das erste Rosa Trikot erobert. Der 27-jährige Ecuadorianer setzte auf der 1. Etappe über 140 Ki

04.05.2024Zocker Schachmann eröffnet den Giro mit Bravour

(rsn) - Im Ziel in Turin war Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) von den Emotionen überwältigt. Natürlich war er sauer, dass er zum Auftakt des Giro d’Italia so knapp am Rosa Trikot vorbei

04.05.2024Gasparotto: “Max hat das heute clever gemacht“

(rsn) – Viel fehlte nicht und Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hätte zum Auftakt des 107. Giro d’Italia für eine dicke Überraschung gesorgt. Der 30-jährige Deutsche musste sich auf d

04.05.2024Nur Narvaez zum Giro-Auftakt schneller als Schachmann

(rsn) – Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hat denkbar knapp einen perfekten Einstieg in den 107. Giro d’Italia verpasst. Der zweimalige Deutsche Meister belegte auf der 1. Etappe über 14

04.05.2024Bénin: Zeitbonifikation kostet Bike Aid den Gesamtsieg

(rsn) - Große Enttäuschung beim Team Bike Aid zum Finale der Tour du Bénin (2.2). Der marokkanische Nationalfahrer Achraf Ed Doghmy gewann die 154 Kilometer lange Schlussetappe nach Cotonou im Spr

04.05.2024Vos vollendet auf Windkantenetappe die Vorarbeit ihres Teams

(rsn) – Marianne Vos (Jumbo – Visma) hat sich bei der 10. Vuelta Femenina ihren zweiten Tagessieg gesichert. Die 36-jährige Niederländerin entschied die 7. Etappe über 138,6 Kilometer von San E

04.05.2024Tiberi verlängert bei Bahrain Victorious

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

04.05.2024Bardet will jeden Giro-Tag wie einen Klassiker angehen

(rsn) – Romain Bardet (dsm-firmenich – PostNL) kommt in Top-Form zum 107. Giro d´Italia. Daran besteht spätestens seit seinem zweiten Platz hinter Überflieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirates)

04.05.2024Giro d`Italia: Die letzten zehn Jahre im Ãœberblick

(rsn) - Der Giro d`Italia ist traditionell die erste dreiwöchige Landesrundfahrt im Rennkalender, bei der sich immer wieder auch die Deutschen als Etappenjäger hervortaten. Im Jahr 2022 konnte das

04.05.2024Großes Vorschau-Paket: Die Strecke des Giro d´Italia 2024

(rsn) – Sechs Bergankünfte, zwei Einzelzeitfahren, toskanischer Schotter, der Mortirolo, der Stelvio und zum krönenden Abschluss zwei Mal der Monte Grappa – das ist der 107. Giro d´Italia (4. -

04.05.2024Uijtdebroeks: Jetzt muss er sich beweisen, oder doch nicht?

(rsn) – Selten dürfte der Auftritt eines jungen Belgiers bei seinem Giro-Debüt von den deutschen Fans so interessiert verfolgt werden, wie in diesem Jahr der  von Cian Uijtdebroeks. Klar, als Rem

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Grand Prix du Morbihan (1.Pro, FRA)