"Es hätte was von Schwanz einziehen"

Rennverkürzung oder nicht? Martin fordert schnelle Entscheidung

Von Felix Mattis aus Doha

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Tony Martin jubelt über den Sieg im WM-Teamzeitfahren in Doha am schattigeren Nachmittag. | Foto: Cor Vos

12.10.2016  |  (rsn) - Die seit Tagen im Raum stehende Ankündigung, dass die Straßenrennen der Weltmeisterschaften in Doha eventuell und sogar um bis zu 150 Kilometer verkürzt werden könnten, geht den Fahrern langsam auf die Nerven.

"Ich weiß nicht, was am Sonntag anders ein sollte als am Donnerstag oder Freitag. Deshalb bin ich dafür, dass man jetzt zeitnah eine Aussage trifft, damit man sich auch taktisch darauf einstellen kann", forderte etwa Tony Martin vor dem heutigen Einzelzeitfahren. "Es ist etwas anderes, ob man sich auf ein Sechs- oder Vier-Stunden-Rennen vorbereitet."

Wegen der unter Umständen gesundheitsgefährdenden Temperaturen soll ein Gremium um den inzwischen in Doha lebenden, ehemaligen BDR-Arzt Olaf Schumacher kurzfristig entscheiden, ob das WM-Rennen am Sonntag über die vollen 257,5 Kilometer und auch durch die Wüste führen wird oder nicht.

Eine Verkürzung würde dem deutschen Team, das nur mit sechs Mann am Start steht, sicherlich entgegenkommen. Das bestätigte auch Martin auf Nachfrage von radsport-news.com. Doch der 31-Jährige rechnet nicht damit. "Ich bin gespannt auf die UCI. Es war ja schon kritisch, die WM überhaupt hierher zu holen. Wenn man jetzt verkürzt, dann hat das etwas von Schwanz einziehen", sagte er. "Es war ja von Anfang an davon auszugehen, dass hier 35 bis 40 Grad sind."

Auch deshalb wurde die WM-Vergabe nach Katar stark kritisiert und der Termin schließlich um zwei Wochen nach hinten verschoben. Das hat sich gelohnt, denn vor zwei Wochen war es tatsächlich noch deutlich heißer in Doha. Doch auch die 37 bis 38 Grad zur Mittagszeit setzten den Athleten und Athletinnen in den Zeitfahr-Wettkämpfen schwer zu. Laut aktueller Vorhersage soll es am Wochenende 34 Grad heiß werden.

"Man muss einfach generell in Frage stellen, warum eine WM in Katar ausgetragen wird, beziehungsweise warum man dann nicht zum Beispiel ein Nachtrennen daraus macht", zeigte Martin auch, dass er sich tiefgehendere Gedanken zu dem Thema gemacht hat. "Man hat hier Circuits (etwa die Rennstrecke in Lusail, wo auch die Motorrad-WM unter Flutlicht bei Nacht fährt, Anm. d. Red.) und Beleuchtung, in der Nacht sind es fünf bis zehn Grad weniger. Das wäre vielleicht ein schöner Weg gewesen. Ob man uns wirklich bei 35 bis 40 Grad sechs Stunden fahren lassen muss, ist mehr als fragwürdig."

Auch bei dieser Thematik werde einmal mehr deutlich, dass die UCI "teilweise auch taub ist, was die Bedürfnisse der Fahrer angeht", so Martin. "Man sieht das ja immer wieder beim Thema Fahrersicherheit, wo sich relativ wenig getan hat. Ich denke es entscheiden andere Kriterien als die Meinung der Fahrer. Ich glaube wir alle wissen, warum die WM hier ist - was soll man sagen: Geld regiert die Welt."

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