Walslebens Bundesliga-Blog

So machen mir Radrennen eigentlich am meisten Spaß!

Von Philipp Walsleben

Foto zu dem Text "So machen mir Radrennen eigentlich am meisten Spaß!"
Philipp Walsleben (P&S Team Thüringen) trägt auch nach der Sauerland Rundfahrt noch das Führungstrikot, dazu gewann sein Team die Tagesmannschaftswertung| Foto: P&S Team Thüringen

13.08.2018  |  (rsn) - Hallo, liebe Radsportfreunde! Mein heutiger Blogeintrag wird sich um das gestrige Bundesligarennen von Neheim nach Winterberg drehen, die Sauerlandrundfahrt.

Nachdem wir es in der bisherigen Bundesligasaison größtenteils mit Rundstreckenrennen zu tun hatten, führte uns die Sauerlandrundfahrt nun von einem Punkt zum anderen, was dem Rennen sofort einen speziellen Charakter verleiht. Dann gibt es nämlich nur sehr wenige Fahrer, die die komplette Strecke kennen. Einige werden dadurch (durch die ihnen unbekannte Streckenführung, d. Red) ausgebremst, aus Respekt vor einem schweren Schlussanstieg. Andere neigen eher dazu, ihre Körner gleich zu Anfang auf den Asphalt zu hauen. Selbstverständlich bekommen wir vor dem Start ein Streckenprofil, aber es sind dann vor allem die kleineren Anstiege, die Ortsdurchfahrten und die blinden Kurven in den Abfahrten, die das Rennen interessant machten.

Mit meinen bescheidenen fünf Punkten Vorsprung in der Bundesliga- Gesamtwertung wollte ich das Rennen nicht zu passiv angehen. Bei diesem Streckenverlauf und einer Rennlänge von 146km wusste ich, dass meine Chancen am besten stehen, wenn das Rennen schwer wird und alle von Anfang an gefordert werden. Einen genauen Plan hatte ich dazu aber nicht, ich wollte mich eher auf meinen Instinkt verlassen, aus einer gut geeigneten Rennsituation das Beste zu machen.

Entgegen meiner Ewartungen ergab sich genau diese Situation bereits nach rund 25 Kilometern, am ersten längeren Berg (4km, 6%). Das Radrennen war vorn bereits in vollem Gang und ich entschloss mich, auch mal eine gute Führung zu fahren. Mit etwas Unterstützung von WorldTour "Gaststarter“ Lennard Kämna und meinem Teamkollegen Immanuel Stark konnten wir so auch eine gute, neun Fahrer starke Spitzengruppe bauen. Auch mein Gesamtwertungs-Dauerrivale Jonas Rutsch war dabei.

Alle waren sich direkt einig, die Gruppe lief sehr gut und wir wussten, dass hinten im Feld auch richtig gearbeitet werden musste, wollte man uns wieder einholen. Solche Spitzengruppen-Situationen hatte ich ja schon ziemlich oft, auch in größeren Straßenrennen, und ich weiß, dass ich damit ganz gut umgehen kann . Essen, trinken, nicht zu lange Führungen und die Mitstreiter ein wenig beobachten. So machen mir Radrennen eigentlich am meisten Spaß.

Wir cruisten also so dahin, schenkten ab und zu uns gegenseitig, ein andermal aber auch der schönen Landschaft einen Blick und "warteten“ an einem, für solche Gruppen üblichen, Ekeltempo, was noch so passieren würde. Unglücklicherweise hatte Jonas Rutsch das Los desjenigen gezogen, dem etwas passierte.

Nach ungefähr zwei Dritteln des Rennens hatte er Defekt und fiel wieder zurück ins Hauptfeld. Nach anfänglichem Zögern setzten wir unseren Weg fort, waren nun aber nur noch zu sechst, da es auch noch andere Ausfälle in der Gruppe gab. 30 Kilometer vor dem Ziel wurden wir dann eingeholt, ein Zustand, der aber nicht von langer Dauer war, da ich mich kurz danach, nur wenige Kilometer vor dem Anstieg nach Winterberg , erneut mit Lennard Kämna und Manuel Porzner vom Feld absetzte.

Aber auch dort wurde noch weiter attackiert, wodurch wir nach einigen Angriffen und taktischem Geplänkel in einer Gruppe von fünf Fahrern in den allerletzten, einen Kilometer langen Anstieg entlang der Bobbahn in Winterberg einfuhren. Hier gibt es nach so eine im Rennen nicht mehr viel Taktik. Wer Krämpfe hat, hat Pech, wer noch etwas in den Beinen hat, kann um den Sieg mitkämpfen. Zwar hatte ich leichte Krampfansätze, es reichte jedoch, um den Sieg mitzusprinten. Manuel Porzner war dabei leider noch etwas stärker und ich landete auf Platz zwei.

Bei so einem knappen Ergebnis bin ich natürlich eher enttäuscht über den zweiten Rang, glücklich und zufrieden bin ich aber mit dem Rennverlauf an sich und vor allem mit den Punkten , die ich gestern holen konnte. Dadurch habe ich jetzt in der Bundesliga-Gesamtwertung wieder ein gutes Polster. Nichts ist sicher und es kann viel passieren, aber ich muss nun erst einmal keine Angst mehr haben, das Trikot durch einige Plätze Unterschied im Sprint zu verlieren.

Uns erwarten nun noch zwei Straßenrennen in der Bundesliga. In Sebnitz und am Bilster Berg werden wir also das Finale dieser Serie einläuten, wobei ich mit meiner Mannschaft, meinen Jungs vom P&S Team Thüringen, alles daran setzen werde das Trikot zu behalten, während Jonas Rutsch und seine Teamkollegen wohl alles daran setzen werde , mir das Trikot abzunehmen.

Und dann gibt es natürlich auch noch andere Fahrer und Teams, die keineswegs hoffnungslos zurückliegen. Wie immer kann ich also nur mit folgenden Worten schließen: Es bleibt spannend!

Bis zum nächsten Mal
Philipp

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