Italiener will bleiben, bis er siegt

Viviani fährt beim Giro den Erfolgen aus dem Vorjahr hinterher

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Viviani fährt beim Giro den Erfolgen aus dem Vorjahr hinterher"
Elia Viviani (Deceuninck - Quick-Step) | Foto: Cor Vos

22.05.2019  |  (rsn) - Würde jemand Patrick Lefevere fragen, den beizeiten eigenwilligen Teamchef von Deceuninck – Quick-Step, der Belgier würde einem aus Trotz wahrscheinlich weismachen, Elia Viviani hätte bei diesem Giro d‘Italia ja schon eine Etappe gewonnen. Schaut man sich hingegen die Ergebnislisten an, fehlt der Name Viviani. Zwar gewann Viviani den Sprint der 3. Etappe in Orbetello, bekam den Sieg aber nur wenige Minuten später aufgrund gefährlicher Fahrweise von der Rennjury wieder aberkannt. Eine kontroverse Entscheidung, von Lefevere bei Twitter lediglich mit einem „lächerlich“ bedacht. Aber eine, die Bestand hatte. Und zu der Tatsache führt, dass Viviani offiziell immer noch ohne Tagessieg bei diesem Giro dasteht.

Daran änderte auch die Ankunft der 10. Etappe in Modena nichts. Am Ruhetag zuvor hatte Viviani erklärt, er wolle die bisherigen neun Etappen vergessen und die Dinge neu angehen. Am Tag danach missglückte aber auch dieser „Neustart“: Für Viviani reichte es erneut nur zu Platz zwei hinter dem Franzosen Arnaud Démare (Groupama – FDJ), sein dritter zweiter Platz insgesamt – stets hinter einem anderen Sieger. Es ist zum Verrücktwerden aus Sicht des Italienischen Meisters.

Im Vorjahr der überragende Sprinter beim Giro

Zumindest zeigte sich Viviani hinterher als fairer Verlierer: "Es ist ein weiterer zweiter Platz, aber ich bin entspannt damit. Démare ist einen tollen Sprint gefahren und hat mich einfach geschlagen. Wenn das der Fall ist, gibt es nichts, worüber man sich beschweren muss." Dieses Mal suchte sich Viviani im hektischen Sprint nach dem Sturz an der Flamme Rouge von Pascal Ackermann (Bora – hansgrohe) das Hinterrad von Caleb Ewan (Lotto Soudal), der ihn auf der 8. Etappe nach Pesaro knapp geschlagen hatte. Zwar kam Viviani auf der rechten Seite am kleinen Australier vorbei, doch Démare war von links kommend nicht mehr abzufangen.

Im Vorjahr war Viviani mit vier Tagessiegen der überragende Sprinter und Sieger der Punktewertung der Italien-Rundfahrt. Ähnlich hoch waren die Erwartungen und Ambitionen auch für den diesjährigen Giro – vor allem als Träger des italienischen Meistertrikots. Bei den Tifosi steht er damit unweigerlich besonders unter Beobachtung. Zuletzt gewann Filippo Pozzato als italienischer Meister 2010 ein Teilstück beim Giro. Viviani ist bislang in diesem Unterfangen glücklos, der Fluch der Tricolore?

Nur noch wenige Chancen für die Sprinter

Allerdings verlief schon die Vorbereitung nicht nach Wunsch. Sein letzter Sieg datiert aus der Fernfahrt Tirreno-Adriatico Mitte März, Viviani ist mittlerweile seit 22 Renntagen ohne Sieg. „Meine Beine sind offenbar im Augenblick nicht so gut wie bei den anderen. Heute war es ein echter Kopf-an-Kopf-Sprint, aber ich habe verloren. Ich muss also andere Lösungen finden“, sagte er im Ziel in Modena. Viviani, mit 18 Siegen erfolgreichster Sprinter 2018, weiß aber auch: „Siege, auf die man lange warten muss, sind besonders schön.“

Die Chancen zu einem Sprintsieg bei diesem Giro nehmen allerdings rapide ab. Die zweite Hälfte der Rundfahrt steht im Zeichen der Gesamtwertung, Sprintankünfte ergeben sich theoretisch nur noch auf der 11. Etappe nach Novi Ligure und auf der 18. Etappe nach Santa Maria di Sala. Selbst auf der Schlussetappe nach Verona sind die Sprinter bei einem Einzelzeitfahren außen vor.

Mit Blick auf einen möglichen Start von Viviani bei Tour de France tauchten bereits Spekulationen auf, er würde den Giro nach der 11. Etappe verlassen. Allerdings stellte Viviani am Morgen der Etappe nach Modena gegenüber der „Gazzetta dello Sport“ klar, er bleibe so lange im Rennen, bis er eine Etappe gewinne. Gelingt ihm das nicht in Novi Ligure, steht ihm ein langer und strapaziöser Giro bevor.

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.10.2019Martens wurmt Roglics verpasster Giro-Sieg

(rsn) - Nach 60 Renntagen beendete Paul Martens vor drei Wochen beim belgischen Eintagesrennen Binche - Chimay - Binche ein Radsportjahr, in dem er sich wieder in den Dienst der Mannschaft gestellt ha

01.08.2019Sieg in der Wallonie: Cimolai kämpft sich aus Lebenskrise

(rsn) - Davide Cimolai (Israel Cycling Academy) hat sich aus einer Lebenskrise gekämpft und ist bei der Tour de Wallonie (2.HC) auch sportlich wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Der Italiener

10.07.2019Dumoulins Knieverletzung schlimmer als gedacht

(rsn) - Tom Dumoulins Knieverletzung, die ihn beim Giro d`Italia zum Ausstieg und auch zur Absage der Tour de France zwang, ist schlimmer als befürchtet. Wie die niederländische Zeitung De Telegraa

05.06.2019Wird Lopez für Schlag gegen Zuschauer doch noch bestraft?

(rsn) - Im laufenden Giro d´Italia entging Miguel Angel Lopez (Astana) einer Strafe, als er im letzten Anstieg der Italien-Rundfahrt von einem Zuschauer zu Boden gerissen worden war und diesen deshal

04.06.2019Giro d´Italia 2019: Analyse, Tops & Flops

(rsn) - Im gemeinsamen Podcast von radsport-news.com und meinsportpodcast.de werfen Malte Asmus, Eric Gutglück und Marc Winninghoff einen Blick zurück auf den 102. Giro d’Italia, der mit dem über

04.06.2019Martens: “Movistar hatte immer alles unter Kontrolle“

(rsn) - Zum erhofften Gesamtsieg hat es nicht gereicht, aber Jumbo - Visma scheint auch mit dem dritten Platz von Primoz Roglic beim Giro d’Italia zufrieden zu sein. Routinier Paul Martens etwa, der

04.06.2019Bora - hansgrohe kehrt mit vielen Lorbeeren vom Giro zurück

(rsn) - Mit drei Etappensiegen, dem Maglia Ciclamino sowie einem sechsten Gesamtrang kehrte das deutsche Team Bora - hansgrohe vom 102. Giro d’Italia zurück. Zudem erreichten alle acht Fahrer am

03.06.2019Startet der Giro 2020 im Zwift-Stil?

(rsn) - Seit einiger Zeit kursieren Gerüchte, wonach der Giro d’Italia 2020 mit einem “virtuellen Zeitfahren“, vergleichbar den Zwift-Wettbewerben, beginnen könnte. Möglicherweise handelt es

03.06.2019Gazzetta: Team Ineos will Carapaz´ Gehalt verzehnfachen

(rsn) – Mit Chris Froome und Geraint Thomas hat das Team Ineos die Tour-Sieger der vergangenen vier Jahre in seinen Reihen. Dazu kommen mit den aufstrebenden Egan Bernal und Pavel Sivakov zwei Talen

03.06.2019Cipollini: “Ackermann ist der perfekte Athlet“

(rsn) - Mario Cipollini hält Pascal Ackermann (Bora - hansgrohe) nach dessen Auftritt beim 102. Giro d’Italia für einen potenziellen Mailand-Sanremo-Gewinner. "Ackermann ist der perfekte Athlet un

03.06.2019Roglic empfindet seinen dritten Platz wie einen Sieg

(rsn) - Nach einer grandiosen ersten Giro-Hälfte mit den Siegen in den beiden Zeitfahren und vier Tagen im Rosa Trikot lief bei Primoz Roglic (Jumbo - Visma) seit der 15. Etappe mit dem schlecht orga

03.06.2019Nibali: “Ich habe nichts zu bereuen“

(rsn) - Zwar machte Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida) im abschließenden Zeitfahren des 102. Giro d’Italia nochmals deutlich Boden gegenüber Richard Carapaz (Movistar) gut. Die 49 Sekunden, die de

Weitere Radsportnachrichten

05.05.2024Vollering nutzt Rückenwind-Passage zum Vuelta-Triumph

(rsn) – Mit einem weiteren überragenden Auftritt hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) die 10. Vuelta Femenina (2.UWT) souverän für sich entschieden. Die 27-jährige Niederländerin schüttelt

05.05.2024Pogacar: ”Die Post wird abgehen”

(rsn) – Der Auftakt zum 107. Giro d’Italia ist atypisch. Einen Tag nach der schweren 1. Etappe, auf der bereits einige Favoriten Federn gelassen haben, steht bereits die erste Bergankunft auf dem

05.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 2. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

05.05.2024Narvaez sorgt für die nächsten rosa Träume in Ecuador

(rsn) – Fünf Jahre ist es her, dass Richard Carapaz das Radsportland Ecuador mit seinem sensationellen Gesamtsieg beim Giro d´Italia in Rosa gehüllt hat. Nun feiern die Nachbarn der Kolumbianer i

05.05.2024Erste Bergankunft im Zeichen von Pantani

(rsn / ProCycling) – Wie bereits der gestrige Auftakt ist auch diese 2. Etappe verhältnismäßig kurz. Im Gegensatz zu den Vorjahren entschied sich der Veranstalter RCS in der ersten Hälfte der Ru

05.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

04.05.2024Zocker Schachmann eröffnet den Giro mit Bravour

(rsn) - Im Ziel in Turin war Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) von den Emotionen überwältigt. Natürlich war er sauer, dass er zum Auftakt des Giro d’Italia so knapp am Rosa Trikot vorbei

04.05.2024Arensman und Bardet müssen schon sehr früh Federn lassen

(rsn) – Riesig waren die Abstände unter den besten Kletterern des Giro d´Italia auf der 1. Etappe rund um Turin nicht. Und doch dürfte das Thema ´Podium in Rom´ für vier Protagonisten nach den

04.05.2024Pogacar verpasst Rosa, setzt aber eine erste Duftmarke

(rsn) – Tadej Pogacar hat mit seinem UAE Team Emirates alles getan, um schon am ersten Tag des 107. Giro d´Italia das Maglia Rosa zu übernehmen. Die Männer in Weiß arbeiteten auf den 140 Kilomet

04.05.2024Highlight-Video der 1. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) hat mit seinem Sieg zum Auftakt des 107. Giro d’Italia das erste Rosa Trikot erobert. Der 27-jährige Ecuadorianer setzte auf der 1. Etappe über 140 Ki

04.05.2024Gasparotto: “Max hat das heute clever gemacht“

(rsn) – Viel fehlte nicht und Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hätte zum Auftakt des 107. Giro d’Italia für eine dicke Überraschung gesorgt. Der 30-jährige Deutsche musste sich auf d

04.05.2024Highlight-Video der 7. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Marianne Vos (Jumbo – Visma) hat bei der 10. Vuelta Femenina ein weiteres Mal ihren Ruf als stärkste Sprinterin untermauert. Die 36-jährige Niederländerin entschied die 7. Etappe über

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)