Die Aufgebote der Tour-Teams

Cofidis: Sehnsucht nach einem Etappensieg

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Cofidis: Sehnsucht nach einem Etappensieg"
Cofidis bei der Luxemburg-Rundfahrt 2019 | Foto: Cor Vos

02.07.2019  |  (rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowie der vier Zweitdivisionäre.

Cofidis

Rückblick 2018: Unter der neuen Teamleitung um Ex-Profi Cédric Vasseur blieb für Sprinter Nacer Bouhanni kein Platz im Aufgebot, stattdessen setzte das französische Team auf Christophe Laporte. Ein Etappensieg blieb dem Franzosen zwar verwehrt, sein Auftritt mit drei fünften und einem zweiten Etappenplatz in Pau war dennoch gelungen. Im Hochgebirge setzte Vasseur auf das spanische Duo Daniel Navarro und Jesus Herrada, nennenswerte Ergebnisse kamen dabei aber nicht zustande. Immerhin schloss Cofidis die Teamwertung auf Platz zwölf als bester Zweitdivisionär ab.

Aufgebot 2019: Christophe Laporte, Nicolas Edet, Anthony Perez, Jesus Herrada, Pierre-Luc Périchon, Natnael Berhane, Julien Simon, Stéphane Rossetto

Aussichten: Für Cofidis gibt es nur ein Ziel bei der Tour de France – einen Etappensieg. Seitdem Sylvain Chavanel 2008 in Montluçon triumphierte, hat das Team bei der Tour keinen Tagessieg mehr feiern können. Deshalb ist auch das Aufgebot auf dieses Unterfangen ausgerichtet. Die Teamleitung traf dennoch einige überraschende Entscheidungen: Trotz regelmäßiger Einsätze im Juni schafften unter anderem der kolumbianische Kletterer Darwin Atapuma sowie der vielseitige Franzose Hugo Hofstetter nicht den Sprung ins Team. Auch der Däne Jesper Hansen, zuletzt solide beim Critérium du Dauphiné im Einsatz und im Mai Siebter bei der Kalifornien-Rundfahrt, blieb unberücksichtigt.

Hinsichtlich der Ausrichtung für die Sprints musste die Teamleitung erneut zwischen Bouhanni und Laporte entschieden. Hier fiel die Wahl allerdings leichter: Laporte erhielt dabei wenig überraschend den Zuschlag.

Bouhanni bot über die vergangenen Wochen und Monate nur wenig Argumente für eine Nominierung, bei den Französischen Meisterschaften am vergangenen Sonntag reichte es nur zu Platz 23. Laporte feierte im Juni hingegen immerhin zwei Etappensiege bei der Luxemburg-Rundfahrt, auch wenn die Konkurrenz dort überschaubar war. In der Sprinterszene hat sich der 26-Jährige trotzdem einen Namen gemacht, Laporte gehört zu der Kategorie von schnellen Leuten, die auch den einen oder anderen Hügel überstehen. Das macht ihn im Gegensatz zu Bouhanni vielseitiger und birgt auch bei dieser Tour bessere Möglichkeiten auf ein gutes Resultat.

Allerdings befindet sich mit Anthony Perez nur ein echter Sprinthelfer an seiner Seite, ansonsten besteht das Team aus eher “hybriden“ Fahrertypen, die sowohl Laporte unterstützen, aber auch selbst Akzente in Fluchtgruppen setzen könnten. Dazu gehören Pierre-Luc Périchon, der Eritreische Straßenmeister Natnael Berhane sowie der 32-jährige Tour-Debütant Stéphane Rossetto, die allerdings eher die Rolle der fleißigen Kilometersammler zu Beginn der Tour übernehmen dürften. Nicolas Edet gilt ebenfalls als sichere Bank, wenn es um regelmäßige Fluchtbeteiligungen bei der Tour geht. Der 31-Jährige erreichte aus einer solchen Gruppe zumindest einen dritten Etappenplatz bei Paris-Nizza 2019 und dürfte ein Kandidat sein, wenn es auf den ersten Tagen um das Bergtrikot geht. Das Critérium du Dauphiné schloss Edet auf einem ordentlichen 20. Platz ab.

Höhere Ziele wird Cofidis hingegen mit Julien Simon und Jesus Herrada anstreben. Simon verpasste am vergangenen Sonntag als Zweiter nur knapp gegen Warren Barguil den Coup bei den Französischen Straßenmeisterschaften, ließ zuletzt aber auch als Dritter im Sprint der Schlussetappe bei der Route d'Occitanie aufhorchen. Simon gilt als vielseitiger Fahrer, der sich ordentlich auf mittelschweren Bergetappen behaupten kann. Gerade auf den welligen Etappen der ersten Woche nach Saint-Étienne (8. Etappe), Brioude (9. Etappe) oder Albi (10. Etappe) macht ihn das zu einem aussichtsreichen Kandidaten auf ein gutes Ergebnis.

In den Fokus fuhr sich in den vergangenen Wochen aber vor allem Herrada. Erst gewann der Spanier mit zwei Etappensiegen die Luxemburg-Rundfahrt, im Anschluss schlug er beim Eintagesrennen zum Mont Ventoux keinen Geringeren als Romain Bardet – allerdings waren beide Rennen nicht sonderlich gut besetzt. Bereits bei der Vuelta a Espana 2018 zeigte sich Herrada in diversen Fluchtgruppen aktiv und trug sogar für zwei Tage das Führungstrikot. Durch regelmäßige Fluchtbeteiligungen in den Bergen scheint sogar eine Platzierung in den Top 20 der Gesamtwertung möglich.

Fazit: Die Gesamtwertung ist für Cofidis uninteressant, es geht einzig und allein darum, eine gute Präsenz zu zeigen und endlich wieder einen Tour-Etappensieg zu feiern. Das Aufgebot ist auf regelmäßige Fluchtunterfangen ausgerichtet, realistische Chancen auf einen Tagessieg sind aber nur Simon und Herrada zuzubilligen. Der zweimalige Spanische Meister befindet sich derzeit zweifellos in Topform. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass Herrada in den Bergen einen Ausreißercoup einfahren kann, auch wenn er kaum auf tatkräftige Unterstützung bauen kann. Fahrer wie Atapuma oder Hansen wären eine gute Ergänzung gewesen. Laporte besitzt das Potenzial für gute Platzierungen im Sprint, für einen Etappensieg kommt er aber nicht infrage.

Eckdaten:
Land: Frankreich
Hauptsponsor: Cofidis
Branche: Telefongesellschaft
Teamchef: Cédric Vasseur
Radausrüster: Kuota

 

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