Logos Blog von der Tour

Rote Schilder weisen uns den (Um-)Weg ins Ziel

Von Joachim Logisch aus Clermont-Ferrand

Foto zu dem Text "Rote Schilder weisen uns den (Um-)Weg ins Ziel"
Diese roten Wegweiser führen bei der Tour ins Ziel | Foto: Logo

12.09.2020  |  (rsn) - Gestern war kein normaler Tag bei der Tour de France. Denn das Rennen unterbrach den Transfer vom Atlantik in die Alpen mit einem 191,5 Kilometer langen, hammerharten Stich nach Süden. Heute geht es fast am gleichen Ausgangspunkt wie heute weiter Richtung Osten nach Lyon.

Transferetappen heißen die weniger spektakulären Abschnitte der Frankreich-Rundfahrt. An diesen Tagen werden Kilometer geschrubbt, meist in einer gerade Linie von A nach B, wie am Donnerstag von Chauvigny nach Sarrans (218 km) oder nun von Clermont-Ferrand nach Lyon (194 km), um die nächsten Höchstschwierigkeiten – sprich Berge - zu erreichen. Solche Etappen werden meist am Wochenende den Fans TV-gerecht serviert. Dazwischen gehören die Tage den Sprintern und/oder Ausreißerkönigen.

Ich liebe diese Tage quer durch die Provinz nicht sonderlich. Denn sie bedeuten viele Kilometer, oft mit großen Umwegen, um vom Start ins Ziel zu kommen. Beispielsweise, weil es im Zentralmassiv nicht so viele Wege gibt, die in die gleiche Richtung führen.

Wenn wir dabei nicht über die Rennstrecke fahren, werden wir durch rote Schilder (siehe Foto) geleitet, die auch den Bussen der Teams als Wegweiser dienen. Für sie ist die Rennpiste oft zu eng, nicht hoch genug oder von den Zuschauern verstopft. Meist ist man über diese Umfahrungen (Hors Course) auch schneller am Ziel. Gerade in den Alpen, wenn die Rennstrecke über die Pässe abkürzt, gilt das aber nicht immer.

Der Unterschied zwischen Rennkilometer und Umfahrung in Zahlen ausgedrückt: Die Fahrer haben am Ende der gestrigen Etappe insgesamt 2219,5 Kilometer im Renntempo zurückgelegt. Ich mit meinem Bus 4021 Kilometer. Laut meinem Bordcomputer saß ich in den 15 Tagen, die ich nun unterwegs bin, 59,14 Stunden hinterm Steuer, bei einem Stundenmittel von 68 km/h. Es ist immer die fast gleiche Durchschnittsgeschwindigkeit, das weiß ich aus den letzten Jahren.

Abziehen muss man natürlich die Anfahrt von 1100 Kilometern zum Grand Départ nach Nizza. Aber auch dann habe ich fast ein Drittel mehr Kilometer als die Profis zurückgelegt. Der Gesamtführende Primoz Roglic (Jumbo - Visma) saß Stand gestern Abend übrigens insgesamt 56:34:35 Stunden im Sattel, der Langsamste, Jerome Cousin (Total Direct Energie), 60:20:41 Stunden! Zugegeben, ich habe es deutlich bequemer!

Doch nicht nur der gestrige Tag, der zudem einer Bergankunft enthielt, die die Gesamtwertung veränderte, ist eine Ausnahme in den Transfertagen der Tour. Zudem sind wir in diesem Jahr zweimal in den Alpen. Von dort ging es in die Pyrenäen und jetzt pendeln wir wieder dorthin zurück. Dafür fehlen die großen Transferetappen von Nord nach Süd und umgekehrt vollständig.

Den einzigen großen Süd-Nord-Schritt aus den Pyrenäen zum Ruhetag in La Rochelle (Charente-Maritim) legte das Fahrerfeld im Mannschaftsbus zurück. Unter normalen Umständen wären die Profis sicher von Pau nach La Rochelle geflogen. Wegen Corona sollte aber dieser Kontakt mit anderen Menschen vermieden werden.

Mehr Informationen zu diesem Thema

19.09.2020Keine Quarantäne! Mein heutiger Covid-19-Test ist negativ

(rsn) - Meine Tour de France ist mit dem heutigen Tag beendet. Da stellt sich das große Problem, wie komme ich wieder nach Hause und vor allem, darf ich das überhaupt, nach dem so viele Departements

17.09.2020Früher liebte ich Gummibärchen, heute ist es die Tour-Banane

(rsn) - Ich oute mich mal! Ich liebe Gummibärchen, noch mehr die sauren Köstlichkeiten des Herstellers, einiges aus Colorado und manches, was es sonst noch so an Leckereien gibt. Deshalb waren mir d

14.09.2020Ich wäre gerne einer der “Verrückten des Grand Colombier“

(rsn) - Ich war begeistert, als ich gestern die Hubschrauberbilder vom Schlussanstieg auf den Grand Colombier sah. Wie eine Schlange wand sich die Straße zum 1531 Meter hoch gelegenen Gipfel empor, a

13.09.2020Lassen sich Fans von der Tour de France aussperren?

(rsn) - Die Zielanfahrt in Lyon war beidseitig auf den letzten 300 Metern durch große Planen verhängt. Hier durften nach den am Freitag von der französischen Regierung erlassenen Restriktionen kein

10.09.2020Die Sorge vor einer kalten Dusche

(rsn) - Unter einer kalten Dusche im Sport verstehen wir das, was Bora – hansgrohe in den letzten Tagen am Ende jeder Etappe erlebte. Es schmerzt auch einen Beobachter, wenn sich gute Pläne so in L

07.09.2020Ich wasche Wäsche, die Profis vermissen ihre Kaffepause

(rsn) - Ja, das Foto zeigt, auch ich habe einen Ruhetag bei der Tour eingelegt. Der erste seit fast 30 Jahren, die ich dieses so faszinierende Rennen begleite. Statt Gehetze von Hotel zu Hotel, um die

06.09.2020Heiße Diskussionen über Boras Taktik für Grün und Buchmann

(rsn) - Der Pressesaal der Tour de France ist in diesem Jahr sehr übersichtlich besetzt. Wo in normalen Jahren die Journalisten wie in überfüllten Klassenräumen in der Schule dicht an dicht nebene

04.09.2020Stress hinterm Mannschafts-Bus von Arkéa - Samsic

(rsn) - Heute will ich etwas über die Busse in der Tour de France erzählen, die die Fahrer transportieren, wenn sie nicht auf dem Rad sitzen. Zum Beispiel von Hotel zum Start oder danach vom Ziel in

01.09.2020Interviews mit dem Selfie Stick

(rsn) - Ich will nicht jeden Tag über die Arbeit der Journalisten berichten. Da Philippe Maertens, der Pressesprecher von Lotto Soudal, mir dieses Foto schickte, das zeigt, wie ich Roger Kluge vor de

31.08.2020Der Röntgen-Truck erspart oft den weiten Weg ins Krankenhaus

(rsn) - Stürze gehören bei der Tour de France zur Tagesordnung. Ist ja auch klar, wenn alle vorne fahren wollen, dann kommt es irgendwann dazu, dass zwei Körper zur gleichen Zeit am gleichen Ort se

30.08.2020Manchmal wünschen wir uns ins Eisstadion zurück

(rsn) - Klar, die Tour de France ist ein Outdoor-Event. Für die Radprofis. Wir Journalisten bekommen nicht selten über Stunden kein Tageslicht zu sehen. So auch zum Auftakt der 107. Auflage in Nizz

29.08.2020Die Tour rollt, wie weit sie kommt, weiß keiner

(rsn) - Was ich vor einigen Wochen nicht wirklich erwartet habe, ist am frühen Nachmittag passiert: Die 107. Tour de France wurde in Nizza auf ihre insgesamt 3484 Kilometer lange Reise geschickt. Wie

Weitere Radsportnachrichten

15.05.2024Geschke: “Das Trikot fühlt sich gut an“

(rsn) - Vor dem Start der 11. Etappe des Giro d´Italia hat sich RSN auf Stimmenfang am Start in Foiano di Val Fortore. Unter anderem bei Simon Geschke, der stellvertretend für Tadej Pogacar das Berg

15.05.2024Eine Wienerin beim Debüt im Bergtrikot: Valentina Cavallar

(rsn) - Um gerade einmal drei Punkte verpasste Valentina Cavallar (Arkea – B&B Hotels) am vergangenen Wochenende den Gewinn der Bergwertung bei der Itzulia Women (2.WWT) im Baskenland, da Demi Volle

15.05.2024Uijtdebroeks muss Giro vor 11. Etappe im Weißen Trikot aufgeben

(rsn) – Cian Uijtdebroeks (Visma – Lease a Bike) ist das nächste Opfer der Krankheitswelle, die momentan beim Giro d’Italia um sich greift. Der 21 Jahre alte Belgier verlässt den Giro als Fün

15.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 11. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

15.05.2024Würgen, Schniefen, Magenschmerzen: Krankheitswelle greift um

(rsn) - Mit ziemlich blassen Gesichtern nahm ein erklecklicher Teil des Pelotons die zweite Woche des Giro d’Italia in Angriff. Ein paar Fahrer traten gar nicht mehr an, darunter der Brite Ethan Ver

14.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

14.05.2024Nach der Kletterpartie ein Massensprint an der Adria?

(rsn / ProCycling) – Die Sprinter sind wieder am Zug. Auf dem Programm steht eine Übergangsetappe vom mittleren Teil des Knöchels bis zum unteren Teil der Wade des italienischen Stiefels. Die hüg

14.05.2024Pogacar macht Tiberi als Konkurrent mit “Eiern“ aus

(rsn) – Sieben Ausgaben sind vergangen seitdem zuletzt ein Italiener den Giro d´Italia gewonnen hat. Noch immer warten die Tifosi am Straßenrand auf einen Nachfolger von Vincenzo Nibali, der 2016

14.05.2024Wegen Lawinengefahr: 16. Giro-Etappe ohne Stelvio

(rsn) – Nachdem bereits Ende vergangener Woche entsprechende Meldungen zirkulierten, ist es nun offiziell: Die für die frühe Phase der 16. Giro-Etappe am 21. Mai vorgesehene Überquerung des Stil

14.05.2024Kerbaol lässt Muzic und Co. bergab stehen und siegt in Durango

(rsn) – Das deutsche Women´s WorldTeam Ceratizit – WNT hat mit der Französin Cédrine Kerbaol seinen fünften Saisonsieg eingefahren. Die 22-jährige Bretonin gewann am Dienstag das baskische Ei

14.05.2024“Schon krass“: Amann mit Sieg bei Algerien-Rundfahrt

(rsn) – Nach Platz drei durch Tillman Sarnowski beim vorgelagerten Eintagesrennen GP de la Ville d`Oran sowie den Plätzen fünf und vier durch Leo Charrois und Sarnowski an den ersten beiden Tagen

14.05.2024Uijtdebroeks: “Momentan ist jeder irgendwie ein wenig krank“

(rsn) – Nach dem ersten Ruhetag war Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) nicht in Angriffslaune. So nutzten auf der 10. Etappe des 107. Giro d’Italia die Ausreißer ihre Chance. Nach 142 schweren Kil

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • 4 Jours de Dunkerque / Grand (2.Pro, FRA)
  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)