RSNplusAngst vor zu frühen guten Ergebnissen

Boras Giro-Dreizack auf komplexem Balance-Ritt

Von Tom Mustroph

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Bora - hansgrohe bei der Teampräsentation von Tirreno-Adriatico | Foto: BORA - hansgrohe / Sprintcycling

11.03.2022  |  (rsn) - Gut sein, aber bloß nicht zu gut, das ist derzeit das Motto bei Bora - hansgrohe. Der deutsche Rennstall ist mit seinen drei designierten Giro-Kapitänen Wilco Kelderman, Emanuel Buchmann und Jai Hindley auf Selbsterkundungsfahrt beim Tirreno-Adriatico. Die ganz großen Bäume wird das Trio hier noch nicht ausreißen können. Aber die Stimmung ist vorsichtig optimistisch.

___STEADY_PAYWALL___ “Die erste schwere Etappe am Donnerstag ist für uns recht gut gelaufen. Wir haben gut zusammengearbeitet und waren in den wichtigen Momenten immer vorne dabei“, bilanzierte Kelderman nach der 4. Etappe. Der Niederländer wurde Achter, mit fünf Sekunden Rückstand auf Tagessieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirates), Teamkollege Hindley zeitgleich Zehnter. 13 Sekunden mehr brauchte Buchmann. Das lag im Rahmen dessen, was erwartet werden durfte.

Neuzugang Jai Hindley bestreitet mit dem Tirreno bereits das zweite Mehretappenrennen dieser Saison. Die UAE Tour beendete der Australier auf Rang 14. | Foto: BORA - hansgrohe / Sprintcycling

Wesentlich mehr darf man auch am Samstag bei der einzigen echten Bergetappe des Tirreno kaum erhoffen. “Nein, die Verfassung, um Druck auf Pogacar oder Evenepoel auszuüben, habe ich nicht. Dafür gab es in der Vorbereitung zu viele Rückschläge, bei mir vor allem Covid“, sagte Kelderman zu radsport-news.com. Der Kampf um den Gesamtsieg beim Tirreno sei auch gar nicht das Ziel, bekundete er. “Wir wollen gut miteinander arbeiten, natürlich das Beste herausholen und um einen schönen Platz im Klassement kämpfen“, präzisierte der Niederländer.

Hindley bisher mit den besten Beinen des Giro-Dreizacks

Ähnlich äußerte sich Co-Kapitän Buchmann. “Die Top-Favoriten auf den Gesamtsieg sind wir nicht. Wir wollen aber unser Rennen gestalten, aktiv sein und am Ende sieht man, wer von uns die besten Beine hat“, sagte der 29-Jährige zu radsport-news.com.

Die besten Beine scheint derzeit der jüngste der drei zu haben. Hindley machte am Donnerstag schon einen guten Eindruck. Und auch für Kollege Kelderman ist der Zimmernachbar aus Australien bereits am weitesten fortgeschritten im Formaufbau. Eine Hierarchie will aber keiner der drei daraus ableiten, auch Hindley nicht. “Wir sind drei geschützte Leader. Und am Samstag wollen wir das Beste aus der Situation machen“, sagte er zu radsport-news.com.

Wilco Kelderman war als Achter der ersten Tirreno-Kletterprüfung bester der drei Bora - Kapitäne. | Foto: BORA - hansgrohe / Sprintcycling

Ernste Besorgnis angesichts des Leistungsgefälles zu Pogacar hat keiner der drei. Der Slowene fährt erstens in einer anderen Liga. Zweitens hat er einen anderen Formaufbau gewählt mit einem frühen Peak für die UAE Tour. Auf der leicht abschüssigen Formkurve brilliert er noch beim Tirreno und ist auch Top-Kandidaten für Attacken am Poggio, bevor es bei der “Primavera“ zum Ziel nach San Remo geht. Danach peilt er aber nicht den Giro an, sondern nimmt Kurs auf seinen dritten Tour-de-France-Titel.

Auch die weiteren Tirreno-Matadore verfolgen andere Aufbaupläne. Remco Evenepoel (Quick-Step Alpha Vinyl) nimmt nach der Klassikersaison noch länger die Beine hoch und orientiert sich auf die Vuelta. Jonas Vingegaard (Jumbo - Visma) hingegen peilt wie Pogacar die Tour an. Von den Stärken der Konkurrenz muss sich die Giro- Trainingsgruppe von Bora - hansgrohe also nicht ins Bockshorn jagen lassen.

Gute Ergebnisse schon - aber mit Augenmaß

Neben einer guten Performance, die sich auch in Resultaten niederschlagen sollte, um die Moral zu heben, ist vor allem der Ausbau des intuitiven Verständnisses füreinander gefragt. Da wähnt sich das Trio auf einem guten Weg. “Wir verstehen uns gut. Die Abstimmung ist prima. Bei den Taktikplänen kommt viel von den Sportlichen Leitern. Aber auch wir Fahrer sagen, was wir gut finden und was nicht. Die Atmosphäre ist einfach gut“, bekräftigte Hindley.

Emanuel Buchmann, der dritte Bora-Kapitän, büßte im Schlussanstieg einige Sekunden gegenüber seinen beiden Teamkollegen ein, ist mit seiner aktuellen Verfassung allerdings zufrieden. | Foto: BORA - hansgrohe / Sprintcycling

Nach außen zumindest scheinen die Differenzen ausgeräumt, die beim Giro vor zwei Jahren noch dazu führten, dass weder Hindley noch Kelderman, beide damals bei Team Sunweb unterwegs, das Rosa Trikot gewann. Kelderman wurde von der damaligen Teamleitung zugunsten von Hindley aufgegeben. Am Ende gewann Ineos-Youngster Tao Geoghegan Hart vor dem Sunweb-Duo.

Mit Sportdirektor Rolf Aldag im Begleitwagen dürfte eine solche Ausgangsposition, sollte sie denn mit beiden plus Buchmann, plus vielleicht auch Lennard Kämna erreicht werden, nicht so leicht verloren gehen. Allerdings muss sie aber auch erst erarbeitet werden. Dazu gehört die physische Vorbereitung der Rennfahrer. Aber auch Augenmaß soll dabei sein.

“Ergebnisse sind schon gut, zu gute Ergebnisse zu früh sind aber auch Angst einflößend“, meint Aldag zu radsport-news.com. “Man wird eine Top-Form jetzt nicht halten können bis zur letzten Giro-Woche. Deshalb muss man mit dieser Truppe ein bisschen vorsichtig sein“, erklärte er weiter. Zu vorsichtig aber auch nicht. “Der Trend muss schon positiv sein und die Moral muss auch stimmen“, ergänzte Aldag. Eine komplexe Aufgabe für eine Truppe mit vielen Häuptlingen.

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