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10.09.2022 | (rsn) - Am Mittwoch trat Primoz Roglic (Jumbo – Visma) nicht mehr zur 17. Etappe der Vuelta a Espana an. Am Vortag war er nach einer erfolgreichen Attacke im Finale auf der Zielgerade mit Fred Wright (Bahrain Victorious) kollidiert und gestürzt. Der Brite beurteilte das Geschehen noch im Ziel als “Rennunfall“, die meisten Beobachter gaben sogar Roglic die Schuld. Der Slowene und seine Mannschaft sehen die Dinge aber ganz anders, wie in einem Statement vom Freitag deutlich wurde.
“Das war nicht okay! Wright kam von hinten und fuhr mir, bevor ich wusste, was geschah, den Lenker aus den Händen“, wurde Roglic in der Pressemitteilung von Jumbo - Visma zitiert. “Für mich ist das unakzeptabel. Die meisten haben das nicht richtig gesehen. Der Sturz wurde nicht durch eine schlechte Straße oder durch mangelnde Sicherheit verursacht, sondern durch das Verhalten eines Fahrers“, klagte der dreimalige Vuelta-Sieger den Engländer an.
Rückendeckung erhielt Roglic von seinem Teammanager. “Ich freue mich, dass Primoz sich zu Wort meldet, in den Spiegel schaut und auch das Fehlverhalten anderer Fahrer benennt“, so Richard Plugge. “Untersuchungen zeigen, dass in etwa der Hälfte der Fälle das Verhalten der Fahrer für einen Sturz verantwortlich ist: sich zum Beispiel in eine Lücke zu zwängen statt zu bremsen“, erklärte der 52-Jährige und meinte damit offensichtlich Wright. “Ich möchte den Ratschlag geben: Bremse und benutze deinen Verstand“, fügte Plugge an.
Wright meldet sich zu Wort
Nach der 19. Etappe am Freitag, die Wright hinter Mads Pedersen (Trek - Segafredo) als Zweiter beendete, wurde er von Journalisten zu Roglics Äußerungen befragt. “Ich denke nicht, dass diese Aussage fair ist, das Bildmaterial zeigt, dass es sich um einen Rennunfall handelte“, verteidigte sich der 23-Jährige. “Ich fand es sehr schwer, diese Aussage zu lesen, und ich bin enttäuscht. Das Team und ich haben uns das Bildmaterial noch einmal angesehen und ich glaube nicht, dass ich etwas falsch gemacht habe", betonte er.
Vor zwei Jahren verursachte der damals noch für Jumbo – Visma fahrende Dylan Groenewegen bei der Polen-Rundfahrt einen folgenschweren Sturz, bei dem Fabio Jakobsen (Quick-Step Alpha Vinyl) lebensgefährliche Verletzungen davontrug. Damals war die Schuldfrage eindeutig – unter anderem Jakobsens Teamchef Patrick Lefevere kritisierte Groenewegen in den Medien massiv. Die Reaktionen waren absehbar: Der Niederländer wurde in den sogenannten Sozialen Medien von aufgebrachten Fans nicht nur beschimpft, sondern sah sich sogar Morddrohungen ausgesetzt. Ähnliches berichtete nun auch Wright. “Ich habe ziemlich üble Nachrichten erhalten, aber konzentriere mich auf das Positive“, sagte der sprintstarke Allrounder.
Auch sein Team zeigte wenig Verständnis für die Vorgehensweise von Jumbo - Visma. “Es war absehbar, dass die Veröffentlichung einer solchen Aussage dazu führt, dass Hass und Zorn einem anderen Fahrer gegenüber zum Ausdruck gebracht werden. Wir finden das sehr enttäuschend“, schrieb Bahrain Victorious in einer Pressemitteilung. “Wir glauben auch, dass, wenn ein Team bestimmte Ansichten zu einem Vorfall auf der Straße hat, es diese nach der Etappe bei den Kommissären ansprechen sollte, statt einige Tage später online“, hieß es weiter.
Die Einschätzung der Unfallursache unterscheidet sich bei Bahrain grundlegend von der bei Jumbo - Visma. “Das Bildmaterial zeigt deutlich: Unser Fahrer weicht vor dem Vorfall nicht von seiner Ideallinie ab“, hieß es. Aus der einzigen im Fernsehen angebotenen Frontalperspektive ist schwer zu erkennen, was genau den Sturz verursacht hatte. Unzweifelhaft ist aber, dass Roglic auf Wrights Seite hinüberzog und der Bahrain-Profi seine Linie offensichtlich nicht verließ.
Inzwischen sind im Internet auch Videos aus anderen Blickwinkeln aufgetaucht.
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