Quali-Auftakt bei der EM

Kluge plant fünfte Olympiateilnahme und träumt von Gold

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Kluge plant fünfte Olympiateilnahme und träumt von Gold"
Roger Kluge (rechts) und sein Partner Theo Reinhard wollen bei der EM in Grenchen ihren Titel verteidigen | Foto: Cor Vos

12.02.2023  |  (rsn) – Vor 15 Jahren qualifizierte sich Roger Kluge erstmals für die Olympischen Spiele. 2008 in Peking holte er auch seine bislang einzige Medaille, Silber im Punktefahren. Dieser Wettbewerb gehört nicht mehr zum Programm von Paris 2024, dafür Madison, die Disziplin, in der Kluge mit seinem Partner Theo Reinhardt zweimal Weltmeister und einmal Europameister wurde. Am Sonntagabend wartet die Titelverteidigung bei der EM auf das deutsche Duo. Im Vorfeld des Wettkampfes nahm sich der Eisenhüttenstädter Zeit für ein längeres Interview mit radsport-news.com.

In Grenchen in der Schweiz beginnt der Qualifikationszyklus für die Spiele von Paris. 2008 nahmen Sie als Kontinentalfahrer daran teil. Nun sind Sie zum Team rad-net Oßwald gewechselt, besitzen also wieder fast dieselben Vorrausetzungen wie vor 15 Jahren?

Kluge: Es schließt sich nun der Kreis. Nach 2008 habe ich den Sprung hoch geschafft, nun ging es wieder runter. Ich denke, dass das neue Team die beste Lösung für das Ziel Paris 2024 ist. Hier habe ich nun die volle Unterstützung und Freiheiten, um Bahnrennen zu fahren. Das wäre mit einem höheren Straßenengagement schwierig geworden.

Mit welchen Zielen und Träumen gehen Sie Richtung Paris?

Kluge: Goldig abschließen wäre schön! Mindestens möchte ich aber mit Edelmetall heimfahren.

Paris könnten Ihre fünften Olympischen Spiele werden?

Kluge: Es gibt schon eine Menge, die das geschafft haben. Ich glaube erst ab sechs oder sieben Teilnahmen wird der Kreis in Deutschland so richtig erlesen. Viele Radsportler gibt es aber nicht, die das geschafft haben. Es ist definitiv eine Leistung, auf die ich sehr stolz sein kann. Bislang gab es erst eine Medaille für mich. Aber wenn ich daran denke, was für ein Traum es war, überhaupt einmal dabei zu sein und dann noch mit einer Medaille heimzukommen, dann sind das sehr schöner Erinnerungen.

 Rechnerisch wäre ja auch 2028 in Los Angeles noch in Reichweite?

Kluge: Ich habe schon Scherze darüber gemacht, aber ich weiß, dass ich nicht jünger werde. Am Beginn meiner Karriere war ich für die Junioren-Weltmeisterschaften in LA nominiert, konnte aber dann nicht rüberfliegen. Wir waren dann später bei einem Weltcup dort, aber das ist lange her. Das war noch mit Olaf Pollack. Aber der Weg zu den Spielen dort wäre schon ein weiter.

Ihre Paradedisziplin hat sich im Vergleich zu Ihrem Olympiadebüt 2008 auch gewaltig gewandelt?

Kluge: Der Name ist noch gleich, aber es wird ganz anders gefahren. Die Gänge sind größer geworden. Wie überall im Bahnradsport gilt das Motto: 'Schneller, Höher, Weiter'. Die Taktik ist eher in den Hintergrund getreten, der Faktor Kraft spielt eine viel größere Rolle. Außerdem hatten wir 2008 noch die Hälfte an Zwischensprints, das gab viel mehr Raum zum Attackieren. Heute fällt man eher hinten ab, als wirklich vorne rauszufahren. Aber vor allem bin ich froh darüber, dass Madison wieder im Programm ist, nachdem es 2012 und 2016 nicht dabei war.

Vor allem die zweite Rennhälfte im Madison brachte zuletzt immer die Entscheidung bei den Weltmeisterschaften. Wie wichtig ist es, sich für diese Disziplin noch Körner aufzusparen?

Kluge: Die Rennen entwickeln sich immer mehr zur sterbenden Variante, denn entweder kann man noch zulegen, oder halt nicht mehr. Unsere beiden WM-Titel haben wir immer in der zweiten Hälfte entschieden, im Vorjahr in München bei der EM war es aber genau umgekehrt. Mittlerweile musst du keine Runden mehr rausfahren, du kannst auch genug Punkte in den Sprints holen. In Peking hat Argentinien früh eine Runde rausgefahren und nur mehr ein paar Zähler erobert. Das hat denen für den Olympiasieg gereicht, da die Runden noch vor den Punkten zählten. Das geht heute nicht mehr. Heute kannst du auch ohne Rundengewinn siegen.

Die Zahl der WorldTour-Profis wächst auch immer weiter an. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Kluge: Schon 2008 bestand das britische Madison-Duo aus Mark Cavendish und Bradley Wiggins. Aber klar, es wird immer mehr, das sieht man ja auch im Vierer.

Doch die Begeisterung bei den Straßenteams für Bahneinsätze hält sich weiterhin in Grenzen?

Kluge: Sie sagen, sie hätten ja kaum was von der Bahn und dieses Gefühl geben sie dir auch als Athlet. Wobei ich finde, dass es jetzt kein zusätzliches Risiko ist, denn Stürzen kannst du eigentlich überall. Und wenn sie dann doch einen Olympiasieger haben, dann lässt es sich für sie doch wieder positiv verkaufen.

Wie sieht ihr Programm nun nach den Europameisterschaften aus? Die Rennen des Nations Cup zählen ja auch für die Olympiaqualifikation!

Kluge: Ich werde die Bewerbe in Jakarta und Kairo besetzen. Damit haben wir einen zweimonatigen Block mit vielen Rennen. Darüber hinaus wäre es sowieso schwierig, die gute Form zu behalten.

Wird Ihnen nach dem Wechsel zu rad-net Oßwald die Härte, die sie sich über die WorldTour-Rennen geholt haben, fehlen?

Kluge: Das kann ich jetzt noch nicht beantworten. Das wird sich zeigen. Mit dem Team werde ich sicherlich einige Rundfahrten haben, aber klar, Giro und Tour sind nicht darunter. Dennoch werde ich mich bei den anderen Rennen auch belasten können. Ich glaube, die Änderung auf mehr Intensität als Ausdauer kann sich positiv auswirken. Am Ende musst du für die Bahnrennen auch spritzig genug sein. Es sind ja nur 50 Minuten. Und ob ich dafür als Training jetzt vier Stunden ein Straßenrennen bestreite oder nur eine intensive Stunde Kriterium sollte eigentlich egal sein. Manchmal belastest du dich beim im Feld sitzen weniger als vergleichsweise im Training. Und ich glaube nicht, dass mir jetzt nach 160 Runden die Kraft ausgeht, nur weil ich ein Jahr nicht auf der WorldTour fahre.

Inwieweit wird der Vierer für Sie ein Thema werden. Angesichts der Olympiaquote gehen ja die Qualifikation und die Athletenplätze von der Mannschaftsverfolgung aus?

Kluge: Der Vierer war vorher schon ein Thema, aber ich werde mich mehr ins Training integrieren, wenn auch keine Einsätze bei den ersten Weltcups geplant sind. Ich möchte wieder mehr Gefühl bekommen. Für Olympia wird es wichtig, denn offiziell gibt es nur vier Startplätze. Der Ersatzmann muss außerhalb vom Olympischen Dorf wohnen, denn das IOC hat einen Platz gestrichen im Vergleich zu Tokio. Und daher müssen Madison und Omnium auch aus dem Vierer heraus besetzt werden.

Vielen Dank für das Gespräch!

Mehr Informationen zu diesem Thema

12.02.2023Friedrich und Kluge/Reinhardt vergolden das EM-Finale

(rsn) - Mit sieben Goldmedaillen, einer Silbernen und fünf Bronzemedaillen beendet Deutschland die Bahn-Europameisterschaften in Grenchen als erfolgreichste Nation. Noch einmal drei Medaillen steuert

12.02.2023Friedrich-Gegnerin stürzt im Sprint-Halbfinale der EM

(rsn) - Zu einem unglücklichen Sturz kam es im Sprint-Halbfinale der Bahn-EM in Grenchen (Schweiz). Die spätere Europameisterin Lea Sophie Friedrich stieß im ersten Lauf mit der Britin Sophie Capew

11.02.2023Hinze und Brauße stürmen zu zwei weiteren Goldmedaillen

(rsn) – Franziska Brauße und Emma Hinze setzten bei den Bahn-Europameisterschaften in Grenchen (Schweiz) die Erfolgsstory der Deutschen Nationalmannschaft mit zwei weiteren Goldmedaillen fort. Nach

11.02.2023Ein teaminternes Duell mit zwei Siegerinnen

(rsn) – Auch die Abwesenheit von Titelverteidigerin Emma Hinze konnte die Vormachtstellung der deutschen Sprinterinnen nicht erschüttern. Mit Lea Sophie Friedrich und Pauline Grabosch erreichten gl

11.02.2023Buck-Gramcko gesellte sich in Grenchen zu den Ãœberfliegern

(rsn) – Auf dem letzten Kilometer der 4.000-Meter-Einzelverfolgung fing Tobias Buck-Gramcko noch den Franzosen Corentin Ermenault ab und sauste bei den Bahn-Europameisterschaften in Grenchen zur Bro

10.02.2023Friedrich krönt sich gegen Grabosch zur Sprint-Europameisterin

(rsn) – Lea Sophie Friedrich ist neue Sprint-Europameisterin. Die 23-Jährige aus Dassow gewann auf der Bahn in Grenchen das innerdeutsche Duell gegen ihre Teamkollegin Pauline Grabosch und folgte i

10.02.2023Bahnvierer blickt optimistisch auf die WM in Glasgow

(rsn) – Es war ein schönes Bild, das die Top 3 der Frauenvierer auf dem Podium der Bahneuropameisterschaften abgaben. Die Britinnen holten die Goldmedaille und durften sich die Europameistertrikots

10.02.2023Podium statt Sauerstoffzelt: Dörnbach wiederholt EM-Coup

(rsn) - 1.000 Meter in unter einer Minute. Das ist das tägliche Brot für die schnellsten Sprinter der Welt im 1-Kilometer-Zeitfahren auf der Bahn. Und zu diesen darf sich Maximilian Dörnbach zähle

09.02.2023Dörnbach und der Frauenvierer bejubeln Bronze

(rsn) – Nach zwei Goldmedaillen zum Auftakt legten die deutschen Bahnasse bei den Europameisterschaften in Grenchen mit zwei Bronzemedaillen nach. Kurz nachdem Maximilian Dörnbach im 1.000-Meter-Z

09.02.2023Friedrich und Grabosch erreichen Sprint-Viertelfinale

(rsn) – Die frischgebackenen Team-Europameisterinnen Lea Sophie Friedrich und Pauline Grabosch haben in der Mittagssession des zweiten Tages der Bahn-EM im schweizerischen Grenchen das Viertelfinale

09.02.2023Friedrich: “Der Teamgeist macht uns schnell“

(rsn) - Es war eine quasi vorprogrammierte Goldmedaille, die Deutschlands Team-Sprinterinnen am ersten Tag der Bahn-Europameisterschaften in Grenchen eroberten. Fast schon makellos wirkte der Auftritt

09.02.2023Teutenberg: “Ich denke, ich kann das schon nicht schlecht“

(rsn) – Noch einmal voll reintreten, aus der letzten Kurve heraus auf die Zielgerade. Zunge raus, um den Körper so gut wie möglich mit Sauerstoff zu versorgen – und dann ist es geschafft: Mit we

Weitere Radsportnachrichten

04.05.2024Tiberi verlängert bei Bahrain Victorious

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

04.05.2024Bardet will jeden Giro-Tag wie einen Klassiker angehen

(rsn) – Romain Bardet (dsm-firmenich – PostNL) kommt in Top-Form zum 107. Giro d´Italia. Daran besteht spätestens seit seinem zweiten Platz hinter Überflieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirates)

04.05.2024Großes Vorschau-Paket: Die Strecke des Giro d´Italia 2024

(rsn) – Sechs Bergankünfte, zwei Einzelzeitfahren, toskanischer Schotter, der Mortirolo, der Stelvio und zum krönenden Abschluss zwei Mal der Monte Grappa – das ist der 107. Giro d´Italia (4. -

04.05.2024Uijtdebroeks: Jetzt muss er sich beweisen, oder doch nicht?

(rsn) – Selten dürfte der Auftritt eines jungen Belgiers bei seinem Giro-Debüt von den deutschen Fans so interessiert verfolgt werden, wie in diesem Jahr der  von Cian Uijtdebroeks. Klar, als Rem

04.05.2024Rund 260.000 Euro fehlen: Tour of Scandinavia abgesagt

(rsn) – Die Women´s WorldTour-Rundfahrt Tour of Scandinavia wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Das gaben die Veranstalter des für 27. August bis 1. September geplanten Rennens am Freitag via P

04.05.2024Alfonsina Strada: Die erste Frau beim Giro

(rsn) – Wenn am Samstag in Venaria Reale der 107. Giro d´Italia der Männer beginnt, ist das auch für den Frauen-Radsport ein wichtiger Termin. Denn noch bevor im Juli der nächste Giro der Frauen

04.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

03.05.2024Anspruchsvoller Auftakt im Piemont

(rsn / ProCycling) – 13 Jahre nach ihrer Premiere ist die Stadt Venaria Reale erneut Schauplatz des Grande Partenza. Als Ouvertüre gibt es eine anspruchsvolle Etappe, die nördlich von Turin starte

03.05.2024Geschke von 2500 Metern in Freiburg zum Giro d´Italia

(rsn) – Vor dem letzten Giro d’Italia seiner Karriere strahlt Simon Geschke viel Optimismus aus. “Meine Form ist sehr gut, ich konnte mich so gut wie noch nie auf einen Giro vorbereiten“, sagt

03.05.2024Giro-Favorit Pogacar hält Fixierung auf seine Person für “Bullshit“

(rsn) – Am Samstag beginnt der 107. Giro d’Italia – mit Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) als haushohem Favoriten, der in der öffentlichen Wahrnehmung alle seine Konkurrenten in den Schatten st

03.05.2024Merlier und Kooij führen die Riege der schnellen Männer an

(rsn) – Beim 107. Giro d’Italia wird es für die Sprinter kein gemütliches Einrollen geben. Am Samstag beginnt die erste Grand Tour des Jahres in Venaria Reale nördlich von Turin mit einer schwe

03.05.2024Zeeman glaubt weiter an Tour-Start von Vingegaard

(rsn) – Nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt am 4. April ist Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) weiter auf dem Weg der Besserung. Sein Sportdirektor Merijn Zeeman glaubt so

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Grand Prix du Morbihan (1.Pro, FRA)