Müllers Uruguay-Tagebuch

Reinier ist trotz Windkantenstress wohl nicht ausgelastet

Von Robert Müller

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Robert Müller | Foto: privat

03.04.2023  |  (rsn) - Hola de Trinidad, Uruguay. Der Tag begann für mich wieder sehr früh, denn wegen des Jetlags (es ist hier fünf Stunden früher als in Deutschland) war ich bereits gegen 4:30 Uhr wach und konnte nicht mehr einschlafen. Frühstück gab es erst ab 7 Uhr und Start zur 145 Kilometer langen Etappe war um 9 Uhr. Es ging sofort auf die Windkante und richtig zur Sache, so dass sich das Feld teilte. Ich war in der vorderen Hälfte dabei, doch nach ein paar Kilometern lief es wieder zusammen. Kurze Zeit später zerfiel dann alles in mehrere Gruppen.

Diesmal war ich unaufmerksam und zu weit hinten und fand mich in der dritten Staffel wieder. Die Windstaffel vor uns konnte noch zur ersten Gruppe aufschließen, wir jedoch nicht. Ich fuhr zunächst voll mit durch die Führung, aber zu viele Fahrer arbeiteten nicht mit. Daher hatte ich bald keine Lust mehr und sah mir vom Ende der Gruppe aus an, wie unser Rückstand allmählich größer wurde. Aber obwohl wir nicht besonders schnell fuhren, verloren wir die Spitze nie aus den Augen, sie fuhren vorne also auch nicht mehr Vollgas.

Als uns der Großteil der Kolonne überholt hatte und die Lücke nach vorne fast vollständig mit Fahrzeugen gefüllt war, wusste ich, dass dies nun die letzte Chance war, nochmal aufzuschließen, und machte mich alleine auf den Weg. Wie gestern nach meinem Platten sprang ich von Fahrzeug zu Fahrzeug und hatte es nach etwa 35 Kilometern wieder ins dezimierte Feld geschafft. Dort erfuhr ich, dass Reinier wieder in einer 5-köpfigen Spitzengruppe unterwegs war. Er ist wohl im Feld trotz Windkantenstress einfach nicht ausgelastet.

Auf den ersten 90 Kilometern blies der Wind von rechts und zu den parkenden Fahrzeugen am linken Straßenrand kamen diesmal noch unzählige Schlaglöcher auf dem linken Seitenstreifen als Gefahr hinzu. Nervig war außerdem, dass viele Teams hier unbedingt hintereinander in einer Reihe fahren wollen und alle mit den Händen aus dem Weg schieben, die ihnen dabei in die Quere kommen, was ständig passiert. Außerdem muss man die ganze Zeit aufpassen, nicht auf den geriffelten Seitenstreifen und die Katzenaugen zu fahren, die dort und auch auf dem Mittelstreifen alle 50 Meter angebracht sind.

Die Spitzengruppe bekam maximal zweieinhalb Minuten zugestanden und wurde im schnellen Finale mit Rückenwind fünf Kilometer vor dem Ziel wieder gestellt. Es ist einfach noch zu früh in der Rundfahrt und aus meiner Sicht macht es erst nach dem Zeitfahren in zwei Tagen Sinn, in die Gruppe zu gehen. Nicolas konnte heute leider nicht in den Sprint eingreifen, wurde jedoch mit dem Weißen Trikot für den freundlichsten Fahrer geehrt. Er wusste selbst nicht warum, aber ich kann sagen, es hat nicht den Falschen getroffen. Es gibt hier übrigens cetwa zehn verschiedenfarbige Trikots für alle möglichen Wertungen, ich blicke da jedoch nicht durch.

Zur Unterkunft hatten wir noch einen kurzen Transfer im Bus, in den sich so viele Fahrer wie möglich quetschten. Das Hotel ist eine sehr schöne Estancia auf dem Land, von Feldern umgeben und mit vielen Tieren und einem Pool, in dem ich gleich mal schwimmen ging. Leider gab es dort aber kein Abendessen und wir mussten dafür mit dem Bus wieder zum Zielort zurück fahren. Da müssen wir morgen zum Start der vierten Etappe über 160 Kilometer auch wieder hin. Ich rechne mit einem erneuten Massensprint und werde nicht versuchen, in die Gruppe zu gehen.

Morgen gleiche Stelle gleiche Welle
Euer Sportfreund Radbert

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