Giro-Interview mit Boras Sportlichem Leiter

Zemke: “Wenn der Hammer fällt, müssen wir parat sein“

Von Tom Mustroph

Foto zu dem Text "Zemke: “Wenn der Hammer fällt, müssen wir parat sein“"
Jens Zemke (Bora - hansgrohe) | Foto: Cor Vos

12.05.2023  |  (rsn) - Die schwere 7. Etappe des Giro d`Italia entwickelte sich zu einem Stillhalteabkommen zwischen den Klassementfahrern, so dass Ausreißer den Sieg unter sich ausmachen konnten. Im Ziel sprach radsport-news.com mit Jens Zemke, dem Sportlichen Leiter von Bora - hansgrohe, über den Rennverlauf, den ursprünglichen Plan des Teams sowie über die aktuellen Verfassung der Kapitäne Lennard Kämna und Aleksandr Vlasov.

Hatten Sie einen solchen Rennverlauf auf der heutigen Bergetappe erwartet?
Jens Zemke: Dass die Vierergruppe, am Ende waren es noch drei, durchkommt, damit hätte ich nicht gerechnet. Ich hätte gedacht, dass am Anfang eine größere Gruppe mit starken Bergfahrern weggeht. Aber man sieht, dass sich die guten Rennfahrer alle belauern. Keiner hat so richtig daran geglaubt, keiner hat sich zugetraut dass er 220 Kilometer im Regen – die ersten zwei Stunden hat es geregnet – da vorne bleiben kann und die vier Fahrer eigentlich auch nicht. Von daher ist es eine riesige Sensation, dass die da vorne durchkommen.

War es eigentlich der Plan, dass Bora – hansgrohe auch in die Gruppe geht?
Zemke: Patrick Konrad war unser Mann für die Gruppe oder auch Toni (Anton Palzer). Bei so einer Etappe muss man einen vorne drin haben, der gut klettern kann, beide können das. Aber wir haben gesagt, dass bei einer kleinen Gruppe mit vier oder sechs Mann es wenig Sinn macht. Da sind wir eines Besseren belehrt worden. Aber andererseits, wenn Patrick Konrad losfährt, lässt man ihn auch nicht so schnell fahren wie die vier, die letzten Endes vorne waren.

Hat es Sie überrascht, dass die Favoriten dem Team DSM heute die Verantwortung überlassen haben?
Zemke: Für DSM ist es ein Riesending, den Giro anzuführen. Die denken von Tag zu Tag und versuchen es mit Mann und Maus zu verteidigen. Und die Großen gucken sich alle noch etwas an. Da war auch etwas Polemik in den Medien, wer der Stärkste ist. Wir gucken es uns noch ein bisschen an und warten, bis der Hammer fällt und es so richtig losgeht. Dann müssen wir parat sein.

Wann wird Ihrer meiner Meinung nach der Hammer fallen?
Zemke: Die ersten Zeitabstände wird es wieder beim Zeitfahren geben. Die zweite und die dritte Woche halten dann noch einiges bereit, noch drei Etappen über jeweils 5000 Höhenmeter. Heut war es schon das erste Mal, aber es war heute eher ein Stillhalteabkommen.

Wie sehen Sie momentan Lennard Kämna und Aleksander Vlasov, Ihre beiden Klassementfahrer?
Zemke: Sie machen beide einen sehr guten Eindruck. Wir haben gesagt, dass wir heute Abend mehr wissen. Wissen wir in dem Fall noch nicht. Beide sind gut durchgekommen. Aleks zwar vorgestern im Finale zwei Mal gestürzt, aber ohne größere Blessuren. Und mittlerweile hat ja fast jeder von den Klassementfahrern schon mal gelegen, bis auf Lenni. Er kam immer schön durch, fährt immer gut Position und hat eine gute Übersicht. Also es macht Spaß bisher.

Allerdings haben Sie jetzt mit Giovanni Aleotti einen Fahrer wegen Corona verloren...
Zemke: Es ist schade, dass wir heute einen Rennfahrer verlieren. Er wäre schon wichtig für uns und auch für die Berge eingeplant, aber kann man nicht ändern.

Sie haben aber keine Sorge, dass Covid jetzt im Team umgreift?
Zemke: Wir haben ihn sofort isoliert. Ich meine, wir haben in den letzten drei Jahren viel über das Virus gelernt und ich hoffe, dass wir die richtigen Vorkehrungen getroffen haben, dass es nicht noch mehr im Team erwischt.

Denken Sie, dass Evenepoel & Co irgendwann noch bedauern könnten, dass sie Leknessund so lange vorne gelassen haben?
Zemke: Er ist zweifelsohne ein guter Rennfahrer. Aber ich setze ein kleines Fragezeichen hinter seine Mannschaft, ob die ihn in den Bergen noch so unterstützen kann. Da schätze ich andere Teams stärker ein, wie Ineos, die noch mit fünf Mann in den Top 18 liegen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

23.11.2023Buitrago will erstmals zur Tour und um das Weiße Trikot kämpfen

(rsn) – Nach zwei Giro-Etappensiegen in den beiden vergangenen Jahren hofft Santiago Buitrago (Bahrain Victorious) in der kommenden Saison auf sein Tour-de-France-Debüt. Dann möchte der Kolumbiane

31.07.2023Baudin nach Tramadol-Missbrauch vom Giro disqualifiziert

Neo-Profi Alex Baudin (AG2R - Citroen) ist nachträglich vom Giro d´Italia 2023 ausgeschlossen worden. Das teilte die UCI am Montag mit. Grund dafür ist der Fund des Schmerzmittels Tramadol in den B

04.06.2023ASO plant Corona-Protokoll für die 110. Tour de France

(rsn) – Nachdem beim diesjährigen Giro d’Italia zahlreiche Fahrer wegen Corona-Infektionen ausschieden, werden die Organisatoren der Tour de France laut der französischen Nachrichtenagentur AFP

01.06.2023“Fanboy“ Heßmann zitterte mit Roglic am Monte Lussari

(rsn) – Viel besser hätte das Grand-Tour-Debüt für Michel Heßmann (Jumbo – Visma) nicht laufen können. Während der Deutsche mit einigen Teamkollegen auf dem Monte Lussari wartete, sicherte s

31.05.2023Thomas enttäuscht, “dass ich es nicht vollenden konnte“

(rsn) – Um ganze 14 Sekunden musste sich Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) beim 106. Giro d´Italia Primoz Roglic (Jumbo – Visma) geschlagen geben. Der 33-jährige Slowene nahm dem Briten am vorle

31.05.2023Startet Giro-Sieger Roglic auch bei der Tour de Suisse?

(rsn) – Giro-Sieger Primoz Roglic wurde am Dienstag in Amsterdam von seinem Team Jumbo – Visma mit einer großen Feier geehrt. Die Veranstaltung nutzte der niederländische Fernsehsender NOS, um d

30.05.2023Pinot will nach dem Giro auch die Abschieds-Tour

(rsn) – Nach seiner erfolgreichen Abschiedsvorstellung beim Giro d’Italia, den er auf Rang fünf beendete, will Thibaut Pinot (Groupama – FDJ) nun auch ein letztes Mal bei der Tour de France sta

29.05.2023Kriegers Giro-Leiden wurden mit Rang fünf in Rom belohnt

(rsn) - Alexander Krieger (Alpecin - Deceuninck) beendete den mit vielen Tiefschlägen verbundene 106. Giro d`Italia mit einem sportlichen Ausrufezeichen. Der Stuttgarter belegte auf der Schlussetappe

29.05.2023Entdeckungen und Überraschungen: Die Geschichten des Giro

(rsn) – Vor dem 106. Giro d’Italia schien die Ausgangsposition klar zu sein: Es würde ein Duell um den Gesamtsieg zwischen Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) und Primoz Roglic (Jumbo – Vis

29.05.2023Ackermanns Traum vom Sieg beim Giro-Finale endete in der Bande

(rsn) - Vor drei Jahren gewann Pascal Ackermann (UAE Team Emirates) in Madrid die Schlussetappe der Vuelta a Espana. Das Kunststück wollte der Pfälzer auch beim 106. Giro d’Italia beim Finale in R

28.05.2023Thomas lotst Cavendish in Rom zum letzten Etappensieg

(rsn) – Sieben Sprints hatte der 106. Giro d’Italia und jedes Mal gab es einen anderen Sieger. Beim letzten Akt spurtete Mark Cavendish (Astana Qazaqstan) in Rom nach 126 Kilometern mit großem Vo

28.05.2023Cavendish: “Meine Jungs und ... meine Freunde waren super“

(rsn) - Der Weg zur Siegerehrung in Rom wurde für Mark Cavendish (Astana Qazaqstan) zum Gratulations-Parcours! Fast jeder Fahrer, dem er begegnete, beglückwünschte den Manx Man zum Gewinn der 21. E

Weitere Radsportnachrichten

12.05.2024Trotz widriger Umstände rast Kooij beim Giro zum ersten Sieg

(rsn) - Die ersten beiden Massensprints des diesjährigen Giro d’Italia (2. UWT) liefen nicht nach dem Geschmack von Olav Kooij und seinem Team Visma – Lease a Bike. Doch die dritte Chance konnte

12.05.2024Krieger bei Sturz auf 9. Giro-Etappe schwer verletzt

(rsn) – Nach einem schweren Sturz im Finale der 9. Etappe musste Alexander Krieger mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Wie sein Team Tudor am Abend auf X mitteilte, sei der St

12.05.2024Auch ohne Sieg ist Buchmann ein Gewinner der Ungarn-Rundfahrt

(rsn) – Den Frust über seine Giro-Ausbootung hat Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) in viel Angriffslust umgewandelt. Nachdem er bereits am 1. Mai bei Eschborn-Frankfurt (1.UWT) mit einer offens

12.05.2024Kooj triumphiert im Sprint-Krimi von Neapel vor Milan

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat die 9. Etappe des 107. Giro d’Italia im Massensprint gewonnen. Nach 214 Kilometern mit Start in Avezzano und Ziel in Neapel jagte er auf den letzten

12.05.2024Flèche du Sud: Teutenberg-Team am Schlusstag auf 1-2-3

(rsn) – Der Flèche du Sud (2.2) ist für viele der deutschsprachigen Fahrer und Teams erfreulich zu Ende gegangen. Am Schlusstag feierte Tim Torn Teutenberg mit seinem Team Lidl – Trek Future Ra

12.05.2024Narvaez: “Manchmal klappt es und manchmal nicht“

(rsn) – Rund 30 Meter fehlten Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) im Finale der 9. Etappe des Giro d’Italia (2.UWT) – stattdessen ging der Sieg an Olav Kooij (Visma – Lease a Bike). Die letzte

12.05.2024Buchmann erneut kurz vorm Ziel abgefangen - diesmal von Poels

(rsn) – Wie schon an der ersten Bergankunft beeindruckte Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) auch auf der alles entscheidenden 5. Etappe der 45. Tour de Hongrie (2.Pro). Er musste auf den letzten

12.05.2024Highlight-Video der 9. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat auf der 9. Etappe des 107. Giro d’Italia seinen ersten Tagessieg bei einer Grand Tour gefeiert. Der 22-jährige Niederländer entschied nach 214 Kil

12.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 9. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

12.05.2024Vollering stürmt mit 30-km-Solo am letzten Tag ins Gelbe Trikot

(rsn) – Mit einem Solo über gut 30 Kilometer hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) am letzten Tag der 3. Itzulia Women (2.WWT) ihrer Teamkollegin Mischa Bredewold das Gelbe Trikot noch abgenomme

12.05.2024Sarnowski fehlen 100 Meter zum ersten UCI-Sieg

(rsn) – Tillman Sarnowski (Embrace The World) hat beim GP de la Ville d`Oran (1.2) in Algerien sein erstes UCI-Podium in einem Eliterennen eingefahren. Der 19-Jährige, 2022 Gesamtsieger der U19-

12.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)