Nur 0,9 Sekunden an der Titel-Sensation vorbei

Fox: Vom Referendariat zu DM-Silber im Zeitfahren

Von Felix Mattis aus Bad Dürrheim

Foto zu dem Text "Fox: Vom Referendariat zu DM-Silber im Zeitfahren"
Katharina Fox (Maxx-Solar - Rose) | Foto: Cor Vos

24.06.2023  |  (rsn) – Sie war die Sensation des Zeitfahr-Freitags in Bad Dürrheim: Katharina Fox (Maxx-Solar – Rose). Die Bundesliga-Gesamtsiegerin von 2022 ist auf dem langen Zeitfahrkurs im Schwarzwald über sich hinausgewachsen und hat nur um 0,9 Sekunden den Titel verpasst – und das, obwohl die 27-Jährige kein Profi ist, sondern gerade ihr Referendariat als Lehrerin in Heidelberg abgeschlossen hat.

"Ich bin total happy", sagte Fox radsport-news.com nach ihrem Silber-Coup. Natürlich habe sie mit dem Podium geliebäugelt und auf die Top 5 gezielt, nachdem sie 2022 im Sauerland bereits Zehnte gewesen war. Doch dass es nun so traumhaft laufen würde, damit konnte niemand rechnen – ganz besonders auch deshalb, weil sie sich drei Wochen vor den Meisterschaften noch verletzt hatte: "Ich hatte dieses Jahr schon auch das Ziel, vor allem bei der Deutschen Meisterschaft, fit zu sein. Vor drei Wochen kam dann nochmal ein kleiner Rückschlag, als ich mir bei einer Rundfahrt das Steißbein gebrochen habe", erklärte sie auf der Pressekonferenz der Medaillen-Gewinnerinnen. "Es hat aber zum Glück trotzdem funktioniert, ich konnte die letzten anderthalb Wochen wieder gut trainieren und es hat gereicht – ich bin sehr froh!"

___STEADY_PAYWALL___

Der Schlüssel zum Podestplatz war besonders im Frauenrennen am Freitag die Renneinteilung. Das wurde beim Blick auf die Zwischenzeiten deutlich. Von den Top 6 am ersten Messpunkt nach sechs Kilometern landete am Ende niemand auf einem Medaillenrang. Auch nach 14,8 Kilometern war keine der Medaillengewinnerinnen unter den Top 4. Fox war da Fünfte, die spätere Meisterin Mieke Kröger (Human Powered Health) fünf Sekunden hinter ihr Sechste und Bronze-Medaillengewinnerin Clara Koppenburg (Cofidis) Siebte.

Mit Scheibenbremse sogar zu Gold?

In der schwereren zweiten Rennhälfte mit viel Gegenwind und mehr Anstiegen aber drehte das Trio auf und diejenigen, die schneller gestartet waren, wie etwa die zur Halbzeit noch deutlich führende Franziska Koch (DSM) brachen ein.

"Wir haben überlegt, dass man am Anfang gar nicht so viel Zeit gutmachen kann, weil es ziemlich viel rechts-links ging über einen Radweg mit Rückenwind. Uns war klar: Wenn man da mit all den Kurven und dem vielen Bremsen immer Vollgas fahren würde, würde man sich zerschießen. Aber in den Anstiegen danach - gerade hoch zur Hirschhalde war Gegenwind – da galt es dann. Da musste man die Sekunden oder Minuten gutmachen", schilderte Fox ihren Rennplan.

Katharina Fox auf dem Weg zu Zeitfahr-Silber bei der DM. | Foto: Cor Vos

Dabei erklärte sie auch, dass sie in den Abfahrten sicher noch unnötig Zeit liegen gelassen habe. "Ich habe am Zeitfahrrad keine Scheibenbremsen und krieche auf diesem Rad bergab", so Fox auf der Pressekonferenz. Der Umstieg vom Scheibenbremsen-Straßenrad auf die Felgenbremsen-Zeitfahrmaschine sei immer auch eine Umgewöhnung.

Was bietet mehr Radsport-Zeit: Referendariat oder 80-Prozent-Stelle?

Eine Umgewöhnung wartet für Fox auch in diesem Sommer beruflich: Nach dem Abschluss des Referendariats wird sie voraussichtlich mit einer 80-Prozent-Stelle in den Lehrer-Job einsteigen. Ob dann mehr oder weniger Zeit fürs Radfahren bleibt? Die meisten Referendare dieser Welt dürften sich wohl einig sein: mehr. Lehrer hingegen könnten das vielleicht auch anders sehen. Perspektivwechsel sind immer spannend. Fox wird es bald herausfinden, freut sich aber sehr darauf.

"Letzten Winter war es sehr schwer zu vereinbaren, weil das die richtig heiße Phase im Referendariat war mit den Prüfungen. Da war viel Druck, aber ich war immer froh, den Radsport als Ausgleich zu haben", erklärte sie radsport-news.com. "Ich bin gespannt, wie es wird, wenn ich jetzt richtig als Lehrerin arbeite. Aber man hat zum Glück ja relativ viel Arbeitszeit, die man sich selbst einteilen kann. Es ist egal, ob ich abends um 20 Uhr den Unterricht vorbereite oder nachmittags. Das finde ich richtig gut an dem Job."

Das DM-Podium von links: Katharina Fox mit Silber, Mieke Kröger mit Gold und Clara Koppenburg mit Bronze. | Foto: Cor Vos

Zu ihrem Vize-Titel in Bad Dürrheim hat auch ihr Team viel beigetragen. Dass Maxx-Solar – Rose im Winter vom deutschen Club-Team zum UCI-Rennstall aufgestiegen ist und dadurch mehr internationale Rennen bestreitet sowie noch professioneller aufgestellt ist, hat ihr geholfen.

Die WM liegt in den Ferien…

"Der Schritt des Teams war total wichtig. Irgendwann merkt man, dass man noch mehr lernen möchte", sagte Fox. "Bundesliga macht total Spaß und ist auch super wichtig, dass wir das fahren – einfach um auch mal ein Erfolgserlebnis zu haben, denn gerade die belgischen UCI-Rennen sind hammerhart. Da muss man schauen, dass man nicht untergeht. Man lernt sehr viel."

Nach dem schweren DM-Straßenrennen am Sonntag fährt Fox in der kommenden Woche Bundesliga-Rennen in der Schweiz, danach UCI-Rennen in Belgien und dann am 16 Juli das neue deutsche UCI-Frauenrennen in Stuttgart, auf das sie sich schon sehr freue.

Und danach im August die WM? Als Vize-Meisterin muss das keine Utopie sein, auch wenn der BDR diesbezüglich harte Entscheidungen treffen muss, weil auch die U23-Fahrerinnen dort im Elite-Zeitfahren starten und um ihre Medaillen kämpfen. Der Verband entscheidet, worauf man den Fokus legt, da die Startplätze zwischen Elite und U23 aufgeteilt werden müssen. Fox jedenfalls zeigte sich freudig überrascht ob der Frage nach einem möglichen WM-Start auf der Pressekonferenz:

"Ich würde mir nichts mehr wünschen, als einmal in meinem Leben die WM fahren zu dürfen – das ließe sich in der Schule bestimmt irgendwie regeln. Ich habe auch hierfür netterweise einen Urlaubstag bekommen, um starten zu können", sagte sie, um dann sogar festzustellen: "Da sind ja sogar Ferien!"

Mehr Informationen zu diesem Thema

27.06.2023Zimmermann nach hartem Formtest zuversichtlich zur Tour

(rsn) – In den vergangenen Jahren stand bei den Deutschen Meisterschaften unter dem Strich ein besseres Ergebnis für Georg Zimmermann (Intermarché – Circus – Wanty). Als Achter beendete der Au

26.06.2023Video-Interviews zur Deutschen Meisterschaft 2023 in Bad Dürrheim

(rsn) – Die Deutschen Meisterschaften der Männer in Bad Dürrheim waren extrem hart: Schon rund 150 Kilometer vor Schluss eröffnete Bora – hansgrohe mit einem ersten Vorstoß von Geburtstagskind

25.06.2023Buchmann dachte sich: “Das ziehe ich jetzt einfach durch“

(rsn) - Sechs Tage vor dem Start der Tour de France in Bilbao setzte Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) ein Ausrufezeichen: nach einem 71 Kilometer langen Solo gewann der gebürtige Ravensburger zu

25.06.2023Meiler bei DM bester KT-Fahrer: “Nur Schlussrunde war grausig“

(rsn) - Die deutschen Kontinental-Fahrer haben bei der DM im Schwarzwald am Sonntag im Straßenwettbewerb leidenschaftlich gekämpft, am Ende war das 215 Kilometer lange Rennen aber zu schwer und die

25.06.2023Buchmann Deutscher Meister nach einem 75-Kilometer-Solo

(rsn) - Emanuel Buchmann (Bora - hansgrohe) ist zum zweiten Mal in seiner Karriere Deutscher Straßenmeister geworden und hat damit eine lange Leidenszeit beendet. Der 30-Jährige, der in den letzten

25.06.2023Kurioser DM-Auftakt: Spitzengruppe biegt falsch ab

(rsn) – Mit einem Aufreger hat das Straßenrennen der Männer bei den Deutschen Meisterschaften von Bad Dürrheim begonnen. Gleich nach dem scharfen Start löste sich eine rund zehnköpfige Ausreiß

25.06.2023Lippert krönt Familienfeier: DM-Titel an Mamas Geburtstag

(rsn) – Ein schöneres Geburtstagsgeschenk hätte sie ihrer Mutter nicht machen können: Liane Lippert (Movistar) hat den Familien-Feiertag am Samstag in Bad Dürrheim mit ihrem dritten Deutschen Me

25.06.2023Deutsche Meisterschaften: Live-Stream Männer-Rennen

(rsn) – Am Sonntag wird zwischen Donaueschingen und Bad Dürrheim (alles zu den Strecken) die Deutsche Meisterschaft der Männer ausgetragen. Das Rennen können Sie vom Start weg im Live-Timing oder

24.06.2023Kasper zehn Jahre nach Wangen wieder auf dem DM-Podium

(rsn) – Zehn Jahre nachdem sie in Wangen im Allgäu zum ersten und bislang einzigen Mal auf dem Podium bei Deutschen Meisterschaften gestanden hatte, ist Romy Kasper (AG Insurance – Soudal – Qui

24.06.2023Hammes klettert ohne kleines Blatt zu Silber bei der DM

(rsn) – Neben der alten und neuen Deutschen Meisterin Liane Lippert (Movsitar) war Kathrin Hammes (EF Education – Tibco – SVB) im DM-Straßenrennen von Bad Dürrheim am Samstag diejenige, die am

24.06.2023Solo zu Gold: Lippert behält Meistertrikot

(rsn) – Nach dem Sprintsieg aus einer Vierergruppe heraus im Vorjahr hat Liane Lippert (Movistar) bei der Straßen-DM dieses Jahr früh reinen Tisch gemacht. In Bad Dürrheim gewann sie nach einem m

24.06.2023Kröger steuerte “sensiblen Motor“ perfekt zu Zeitfahr-Gold

(rsn) – Mieke Kröger (Human Powered Health) saß noch eine Weile mit fragendem Blick auf dem Hot Seat der Zeitschnellsten. Es war ihr nicht klar, dass ihr zweiter Titel als Deutsche Zeitfahrmeister

Weitere Radsportnachrichten

13.05.2024Schachmann: Etappenjäger in wichtiger Doppelfunktion

(rsn) – Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hat sich von seinem Sturz 58 Kilometer vor dem Ziel der 9. Etappe beim Giro d'Italia bereits recht gut erholt. Das bestätigte der 30-Jährige am e

13.05.2024Mit Rouvy Grand-Tour-Recon im Wohnzimmer?

(rsn) - Analoge und digitale Welten verschränken sich immer mehr, auch beim Radsport. Auf besondere Weise dreht Rouvy mittlerweile die Schraube weiter. Auf der 2017 von den Brüdern Petr und Jiri Sam

13.05.2024Bergankunft Nr. 3: Kurze Etappe, langer Schlussanstieg

(rsn / ProCycling) – Schon in der ersten Woche des 107. Giro d´Italia hat es Ausreißversuche gegeben, die von Erfolg gekrönt waren. Doch erst die 10. Etappe durch den südlichen Apennin weist ein

13.05.2024Erholter Démare kehrt in Dünkirchen ins Feld zurück

(rsn) – Nachdem er aufgrund von Erschöpfungserscheinungen seine Klassikerkampagne bereits nach Gent-Wevelgem am 27. März hatte beenden müssen, kehrt Arnaud Démare (Arkéa - B&B Hotels) in seiner

13.05.2024Thomas kritisiert Neapels Straßen: “War ein absolutes Gemetzel“

(rsn) – Ein astreiner Massensprint und breite Straßen auf den letzten Kilometern: Auf den ersten Blick war das Finale der 9. Etappe beim Giro d´Italia in Neapel nichts Besonderes. Doch im Peloton

13.05.2024Die letzten Hügel taten Milans Beinen weh

(rsn) – Im vergangenen Jahr musste sich Jonathan Milan in Neapel am Ende der damaligen 6. Giro-Etappe Mads Pedersen geschlagen geben. Damals stand der Italiener noch bei Bahrain Victorious unter Ver

13.05.2024Bringt der Flèche du Sud den erhofften “Bumms“?

(rsn) - Gleich fünf der neun deutschen Kontinental-Teams waren in der vergangenen Woche beim Fléche du Sud (2.2) dabei. In Luxemburg standen sie allerdings zumeist im Schatten ihrer für internatio

12.05.2024Trotz widriger Umstände rast Kooij beim Giro zum ersten Sieg

(rsn) - Die ersten beiden Massensprints des diesjährigen Giro d’Italia (2. UWT) liefen nicht nach dem Geschmack von Olav Kooij und seinem Team Visma – Lease a Bike. Doch die dritte Chance konnte

12.05.2024Krieger bei Sturz auf 9. Giro-Etappe schwer verletzt

(rsn) – Nach einem schweren Sturz im Finale der 9. Etappe musste Alexander Krieger mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Wie sein Team Tudor am Abend auf X mitteilte, sei der St

12.05.2024Auch ohne Sieg ist Buchmann ein Gewinner der Ungarn-Rundfahrt

(rsn) – Den Frust über seine Giro-Ausbootung hat Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) in viel Angriffslust umgewandelt. Nachdem er bereits am 1. Mai bei Eschborn-Frankfurt (1.UWT) mit einer offens

12.05.2024Kooj triumphiert im Sprint-Krimi von Neapel vor Milan

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat die 9. Etappe des 107. Giro d’Italia im Massensprint gewonnen. Nach 214 Kilometern mit Start in Avezzano und Ziel in Neapel jagte er auf den letzten

12.05.2024Flèche du Sud: Teutenberg-Team am Schlusstag auf 1-2-3

(rsn) – Der Flèche du Sud (2.2) ist für viele der deutschsprachigen Fahrer und Teams erfreulich zu Ende gegangen. Am Schlusstag feierte Tim Torn Teutenberg mit seinem Team Lidl – Trek Future Ra

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)