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Keup: Wenige Lichtblicke, Pech und ein zu spätes Paris-Tours

Von Christoph Adamietz

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Pierre-Pascal Keup (Lotto - Kern Haus) | Foto: Cor Vos

29.11.2023  |  (rsn) – Für Pierre-Pascal Keup (Lotto – Kern Haus) ging seine U23-Zeit mit einem absoluten Top-Ergebnis zu Ende. Bei Paris-Tours U23 (1.2U), seinem letzten Straßenrennen der Saison, musste sich der 22-Jährige nur dem Norweger Sakarias Loland (Uno-X Development) geschlagen geben. Er setzte als Zweiter ein weiteres Ausrufezeichen. Doch für einen Profivertrag kam dieses Ergebnis zu spät.

“Ich habe ja die ganze Saison über schon gemerkt, dass es schwer wird (einen Profivertrag zu bekommen, d. Red.). Wenn Paris - Tours zeitiger im Jahr gewesen wäre, wäre es vermutlich etwas einfacher gewesen. Letztlich hätte ich früher im Jahr Ergebnisse einfahren müssen“, sagte Keup im Gespräch mit radsport-news.com.

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Zuvor konnte Keup in der Saison immer wieder sein Talent andeuten, so wurde er etwa Siebter bei Rund um Köln (1.1) und damit bester KT-Fahrer. Seine zwei Saisonsiege fuhr er in der Rad-Bundesliga ein. So gewann er früh im Jahr die Erzgebirgsrundfahrt und am Ende den Sauerländer Bergpreis in Wenholthausen, wo er sich zum Deutschen Bergmeister der U23 kürte.

Pierre-Pascal Keup im Trikot der Deutschen Nationalmannschaft bei der EM in Drenthe. | Foto: Cor Vos

International sprangen zumindest Top-Ten-Ergebnisse heraus, wie etwa Rang acht beim GP Rhodes (1.2), Platz zehn beim Fleche Ardennaise (1.2) sowie Rang sieben im Gesamtklassement der Tour du Pays de Montbeliard (2.2).

Sturzverletzungen, Krankheiten und Defekte

Allerdings wäre noch viel mehr möglich gewesen, wenn man sich die lange Liste der Sturzverletzungen, Krankheiten und Defekte anschaut. Mitte März fing sich Keup Corona ein, die Tour de Bretagne (2.2) Ende April musste er mit einer Erkältung aufgeben. Ende Mai, just als er seine beste Phase hatte, brach er sich auf der Auftaktetappe des Orlen Nations GP (2.Ncup) das Schlüsselbein, bei der Profi-DM lag er auf Top-Ten-Kurs, ehe ihn eine Runde vor Schluss ein gebrochener Konterring im Tretlager zurückwarf.

Bei der U23-WM stürzte er im Straßenrennen gleich zwei Mal, bei der U23-EM verlor er im Finale in der Anfahrt zum VAM-Berg eine Speiche und bei der Lombardei-Rundfahrt Under 23 (1.2U) crashte er drei Kilometer vor dem Ziel. "Ich war bei vielen Rennen nahe dran an einem Top-Ergebnis, hatte dann aber irgendwie immer Pech“, so Keup.

Ein Problem sei zudem gewesen, die richtige Balance zu finden, zwischen Verletzungen und Krankheiten auszukurieren und im letzten U23-Jahr nicht zu viele Rennen zu verpassen. "Ich konnte mit meinem Trainer Paul Voß nur relativ wenig planen. Ich wollte alle Rennen fahren, wo sich die Möglichkeit auf ein Ergebnis hätte ergeben können. Das hat bei mir allerdings dazu geführt, dass ich manchmal nur mit gefühlt 90 Prozent am Start stand. Bei Rennen wie der Profi-DM oder auch der Österreich-Rundfahrt reicht das aber nicht, um ein Ergebnis einfahren zu können“, berichtete Keup.

Gerade im Vertragsjahr sei das für ihn “mental schon hart“ gewesen. "Du trainierst das ganze Jahr, investierst viel Zeit und Geld und kannst dann nicht das abrufen, was die gerne zeigen möchtest“, erklärte Keup, der mittlerweile aber gelernt habe, mit solchen Negativerfahrungen umzugehen. "Man muss nach vorne schauen, weil man die Vergangenheit eh nicht ändern kann“, sagte er.

Durchwachsene Bilanz wegen vieler Rückschläge

Trotz der vielen Rückschläge zeigte sich der Allrounder mit seinem 2023 "sehr zufrieden, denn ist mir dennoch gelungen, eine aus meiner Sicht erfolgreiche Saison zu fahren. Seine vier Jahre in der U23 bewertet Keup indes nicht ganz so positiv. "Geht so. Es war noch Luft nach oben“, fiel sein Kurzfazit aus, um dann zu erläutern. "Bis auf 2022 hatte ich jedes Jahr einen gebrochenen Knochen, was schon immer an einem nagt und der Körper für die Reparatur auch immer Energie braucht, die er nicht für Ergebnisse im Radrennen übrig hat.“

Dazu habe die Corona-Pandemie in seinen ersten beiden U23-Jahren für einen deutlich dezimierten Rennkalender gesorgt, dazu habe er sich in seiner zweiten U23-Saison auch vermehrt auf die Bahn konzentriert, sodass 2022 "so ziemlich das erste Jahr war, um wirklich international Erfahrungen zu sammeln und den Anschluss an die Besten im U23-Bereich zu finden“, fügte der Lotto-Fahrer an. Auf das Jahr 2022 hätte er gerne weiter aufgebaut, weil "ich mich mental und körperlich noch einmal weiterentwickelt habe. Aber das blieb mir bis auf einzelne Lichtblicke verwehrt“, bedauerte Keup.

Mit Blick auf den nicht erlangten verwehrten Profivertrag zeigte sich Keup einerseits selbstkritisch und sprach seine fehlenden Ergebnisse an. Dennoch hätte er sich auch von den Teamchefs der Profiteams ein anderes Verhalten gewünscht. "Es ist schade, dass es bei den Verpflichtungen wichtiger ist, die Chance auf das nächste Supertalent nicht zu verpassen, anstatt einen soliden Fahrer zu verpflichten. Es hat mir auch etwas das Glück gefehlt und der richtige Teamchef, der in mir das sieht, was ich sehe. Leider war das auch in Deutschland nicht zu finden“, so Keup in Anspielung auf Bora – hansgrohe, dem einzigen deutschen Profiteam, das von Ralph Denk geführt wird.

Auch für die Weltmeisterschaft wurde Keup vom BDR nominiert. | Foto: Cor Vos

Fokus verschiebt sich 2024 aufs Studium

Beruflich wird sich Keup aller Voraussicht nach 2024 auf seinen Bachelorstudiengang in Biotechnologie konzentrieren, den er zeitnah abschließen möchte. Dafür wird er ein halbes Jahr bei einer Firma in Jena Vollzeit arbeiten, weshalb er auch in der kommenden Saison nicht für ein KT-Team fahren wird.

Das Rad wird er aber noch nicht ganz an den Nagel hängen. So wird er sich einer Bundesliga-Mannschaft anschließen, um etwa sein Heimrennen, die Erzgebirgsrundfahrt, bestreiten zu können. "Bei der Bundesliga die KT-Teams zu ärgern, fände ich schon witzig. Vielleicht bringt das eine lockere Dynamik in die Rennen und man schaut sich nicht ganz so viel gegenseitig an“, so Keups Hoffnung.

Außerdem möchte das Talent sich auch im Graveln ausprobieren. Zuletzt sei er bereits einige Crossrennen gefahren. "Da habe ich fahrtechnisch aber noch Luft nach oben“, sagte er mit einem Augenzwinkern.

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