Interview

Schumi: "Die Tour käme zu früh für mich!"

Von Matthias Seng

06.06.2006  |  Stefan Schumacher war eine der Entdeckungen des Giro d’Italia. Der 24 jährige Gerolsteiner-Profi gewann zwei Etappen und fuhr im Rosa Trikot. Beim GP Schwarzwald am Wochenende wäre er der große Favorit gewesen, musste aber aufgrund einer Erkältung passen. Als kleine Entschädigung holte sich der Schwabe am Pfingstmontag dann den Sieg beim Sparkassen-Cup in Schwenningen. Im Interview mit Radsport aktiv beschreibt Schumacher seine Erfahrungen beim Giro und äußert sich zu seinen weiteren Saisonzielen. Frankreich zählt nicht dazu. „Die Tour“, so sagt er, “käme jetzt zu früh für mich.“

Sie standen auf der Seite eins der BILD-Zeitung, hatten einen Auftritt bei Harald Schmidt – sind Sie jetzt ein Promi?

Schumacher: Nee, natürlich nicht. Prominenter werden ist auch nicht mein Ziel. Ich will ein guter Radrennfahrer sein.

Nach Ihren Giro-Erfolgen waren Sie überall heiß begehrt. Hat sich die Aufregung nach Ihrer Rückkehr wieder gelegt?

Schumacher: Ja, das ist schon erstaunlich, wer sich da plötzlich so alles meldet. Noch merke ich nicht, dass das Telefon jetzt seltener klingelt als unmittelbar nach dem Giro.

Ihr Teamchef Hans-Michael Holczer hat Ihnen in der Giro-Gesamtwertung eine Platzierung zwischen zehn und 20 zugetraut. Wo wären Sie nach Ihrer eigenen Einschätzung nach ohne den Sturz in der ersten Woche gelandet?

Schumacher: Schwer zu sagen, ich bin ja auch nicht zum Giro gefahren, um eine gute Platzierung in der Gesamtwertung zu holen. Wo ich bei einer dreiwöchigen Rundfahrt landen kann, wird die Zukunft zeigen. Das war hoffentlich nicht die letzte Grand Tour, die ich gefahren bin.

Sie sind zum ersten Mal im Hochgebirge Rennen gefahren. Wie war diese Erfahrung für Sie?

Schumacher: Ich habe gelernt, dass ich da oben durchaus mithalten kann. Die Frage ist, ob ich das jeden Tag kann, denn genau das musste ich dieses Jahr noch nicht.

Viele Fahrer und Teamchefs haben kritisiert, dass der Giro zu schwer war und die beiden Ruhetage ihren Namen nicht verdienten. Empfanden Sie das auch so?

Schumacher: Ich habe da leider keinen Vergleich. Schwer fand ich den Giro auf jeden Fall. Es wäre sicher besser gewesen, die Ruhetage nicht nach so langen Transfers zu haben. Aber wäre ein Renntag besser gewesen? Das wäre doch noch weniger gegangen.

Hat sich Ihr Leben mit den Giro-Siegen verändert?

Schumacher: Was sollte sich denn da groß verändern? Außerdem ist mein Leben nach dem Giro erst wenige Tage alt. Ich habe zwei Etappen gewonnen und bin auch sonst ganz gut gefahren, ja. Aber das ist auch alles.

Welche Ziele haben Sie für den weiteren Verlauf der Saison?

Schumacher: Mein nächstes Ziel ist erstmal die Deutsche Meisterschaft. Vor zwei Jahren hatten wir einen ähnlich schweren Kurs, da bin ich Zweiter geworden. Jetzt, mit Gerolsteiner, könnte das auch anders ausgehen. Und dann will ich die Deutschland Tour möglichst gut fahren.

Ist durch Ihre Erfolge in Italien nicht doch schon die diesjährige Tour in Reichweite?

Schumacher: Gefühlsmäßig würde ich sagen, dass durch die Teilnahme am Giro die Tour für mich weiter außer Reichweite geraten ist. Letztlich entscheidet das die Teamleitung, aber ich denke, die Tour wäre jetzt noch zu früh für mich.

Was wollen Sie in Ihren Profi-Leben alles erreichen?

Schumacher: Möglichst viele Rennen gewinnen. Welche, das kann man sich nicht immer aussuchen.

Ist der Toursieg ein Thema?

Schumacher: Nee, weil ich die wahrscheinlich gar nicht fahre. Außerdem bin ich beim Giro nicht über den 76. Platz hinausgekommen. Denken die 75 Jungs vor mir etwa alle an den Tour-Sieg? Ich glaube nicht.

Und in den folgenden Jahren?

Schumacher: Auch das ist weit hergeholt. Ich würde gerne erst einmal eine dreiwöchige Rundfahrt auf Gesamtwertung fahren. Vorher kann ich da überhaupt nichts zu sagen.

Was halten Sie eigentlich von den Spitznamen "Rosa-Schumi", „Rad-Schumi“, „Schumi II“ oder „der andere Schumacher“, die man Ihnen verpasst hat?

Schumacher: Ich bin Stefan Schumacher und dann gibt es da noch ein, zwei populäre Autorennfahrer mit dem gleichen Namen, so ist das nun mal. Ich habe mich daran gewöhnt, dass regelmäßig Verbindungen dazu gesucht werden, die in Wirklichkeit nicht vorhanden sind. Wer’s braucht…

Weitere Radsportnachrichten

08.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

08.05.2024Teutenberg siegt als Anfahrer und holt drei Wertungstrikots

(rsn) - Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) stürmt in diesem Jahr von Sieg zu Sieg. Der 21-Jährige setzte sich am Mittwochabend zum Auftakt des Fleche du Sud (2.2) in Luxemburg im Sprin

08.05.2024Auf den Spuren der Strade Bianche

(rsn / ProCycling) –Zum Giro-Feld gehören in diesem Jahr zwei frühere Gewinner von Strade Bianche: Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und Julian Alaphilippe (Soudal - Quick-Step). Beide waren im MÃ

08.05.202424,5-Kilometer-Solo! Ludwig feiert ersten Profisieg

(rsn) – Je länger die Wartezeit, desto explosiver die Freude am großen Jubeltag: Fast zeitgleich mit dem Sieg von Teamkollege Benjamin Thomas auf der 5. Etappe des Giro d´Italia in Lucca, dem ers

08.05.2024Geschke: “Heute Abend wird gefeiert“

(rsn) – Kein Tag wie erwartet: Benjamin Thomas (Cofidis) hat die 5. Etappe des 107. Giro d’Italia aus einer vierköpfigen Ausreißergruppe heraus gewonnen. Die Sprinterteams hatten dagegen das Nac

08.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 5. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

08.05.2024Highlight-Video der 5. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Benjamin Thomas hat beim 107. Giro d’Italia seiner Cofidis-Equipe den ersten Saisonsieg beschert. Der 28-jährige Franzose entschied aus einer vierköpfigen Ausreißergruppe heraus die 5.

08.05.2024Benjamin Thomas sorgt in Lucca für Cofidis‘ ersten Saisonsieg

(rsn) – Es sollte eine Hommage für Italiens Supersprinter der 90er, Mario Cipollini, werden. Doch vier Ausreißer hatten auf der 5. Giro-Etappe über 178 Kilometer von Genua nach Lucca offensichtli

08.05.2024Welsford findet zum Ungarn-Auftakt zurück in die Erfolgsspur

(rsn) – Nach einem perfekten Saisonauftakt und eine nachfolgenden wochenlangen Flaute hat Sam Welsford (Bora – hansgrohe) zum Auftakt der 45. Ausgabe der Tour de Hongrie (8. – 12. Mai / 2.Pro) w

08.05.2024Ackermann kehrt nach langer Verletzungspause ins Feld zurück

(rsn) - Rund rund sieben Wochen, nachdem er sich bei der Classic Brugge-De Panne (1.UWT) einen Bruch des linken Schlüsselbeinbruchs zugezogen hatte, wird Pascal Ackermann (Israel - Premier Tech) sein

08.05.2024Kooij: “Ich hoffe, dass es heute für mich klappt“

(rsn) – Beim 107. Giro d’Italia erhalten die Sprinter heute die dritte Chance in Folge. Auf den 178 Kilometern der 5. Etappe zwischen Genua und Lucca stellt sich den schnellen Männern nur ein Ber

08.05.2024Intermarché - Wanty mit “beruhigender Nachricht“ zu Girmay

(rsn) - Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) ist bei seinen zwei Stürzen auf der 4. Giro-Etappe offenbar glimpflich davon gekommen. Wie sein Team meldete, würden die detaillierten Ergebnisse der i

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour de Hongrie (2.Pro, HUN)