Zu schwer, zu viele Transfers und alte Helden

Ein Giro zurück in die böse Zeit?

Von Pit Weber

Foto zu dem Text "Ein Giro zurück in die böse Zeit?"

Emanuele Sella wird von den Zuschauern angefeuert.

27.05.2008  |  Als hätten es die Doping-Skandale und die Ansätze zu ihrer Lösung nie gegeben, zieht der Giro seine Schleife durch Italien. Zahlreiche Transfers vom Ziel zum Startort mit stundenlangen Fahrten, die die Regeneration behindern und Etappen, die nahe an der Körperverletzung rangieren, prägen das Rennen.

In diesem Jahr zeigen die Italiener, wie es nie mehr sein sollte. Der Giro auf dem Weg zurück in eine böse Zeit oder in der neuen noch nicht angekommen?

Wem nutzen so genannte Königsetappen wie die vom vergangenen Sonntag außer Rundfahrt-Chef Angelo Zomegnan, der den heute zweifelhaften Ruhm einheimst, ein schwereres Rennen als die übermächtige Tour de France initiiert zu haben? Seine französischen Kontrahenten zeigen wahre Größe, indem sie versuchen, eine gute Mischung aus Verantwortung und spektakulären Events zu finden.

Zweifelhaft wie das Profil auch die Hauptdarsteller. Vorne weg fährt Alberto Contador, dessen Verwicklung in die Fuentes-Affäre sehr wahrscheinlich ist. Ein gutes Zeichen scheint zu sein, dass der Spanier nicht mehr so unanständig schnell die Berge hoch sprintet wie bei seinem Toursieg im letzten Jahr. In Italien sieht man auch ihm an, dass Radsport vor dem Triumph vor allem Leiden bedeutet. Das hat diesen Sport groß gemacht.

Mit annähernd contadorischer Leichtigkeit, aber ohne das zweifellos vorhandene große Talent des Spaniers, jagt Emanuele Sella die Berge hinauf. Der Italiener arbeitet für den Zweitligisten CSF Group Navigare. Das ist die Mannschaft, deren Fahrer Maximiliano Richeze vor dem Start des Giro d`Italia disqualifiziert wurde. Der argentinische Sprinter war nach seinem Etappensieg bei der Sarthe-Rundfahrt Mitte April positiv auf ein anaboles Steroid getestet worden.

Titelverteidiger Danilo di Luca Vita (Gesamt-Sechster) wies einen ungewöhnlich niedrigen Testosteronwert während seines Girosieges im letzten Jahr auf, den viele Experten als vertuschte Leistungsmanipulation werten. Wegen seinen Verbindungen zum inzwischen auf Lebenszeit gesperrten Doping-Arztes Carlo Santuccione wurde Di Luca im Winter für drei Monate gesperrt.

Auch der Testosteron-Wert das aktuellen Gesamtzweiten Riccardo Ricco war im letzten Jahr viel zu niedrig für einen Erwachsenen. Der Italiener hat zudem das Privileg, mit einer Ausnahmegenehmigung wegen eines angeblich natürlich überhöhten Hämatokritwertes starten zu dürfen. Als sichtbares Zeichen seiner Qualitäten trägt er zurzeit das weiße Trikot des besten Jungprofis. Hoffentlich bekommt es keine Flecken!

Unerwähnt wollen wir nicht lassen, dass der Drittplatzierte Gilberto Simoni auch schon mal auffällig war. 2002 begründete der Bergfloh einen positiven Test auf Kokain erst mit einer Zahnarztbehandlung und dann mit Bonbons seiner Tante aus Kolumbien.

Seitdem weiß man, warum die Südamerikaner so gut in den Bergen sind – oder ist das doch eine ganz andere Geschichte?

Weitere Radsportnachrichten

05.05.2024Eine erste Chance für die Sprinter

(rsn / ProCycling) – Nachdem sie sich zwei Tage lang "aufwärmen" konnten, ist es nun für die schnellen Männer des Pelotons Zeit, ihren Job zu verrichten. Bevor sie jedoch ihren ultimativen Zielsp

05.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

05.05.2024Pogacar auf den Spuren Pantanis

(rsn) - 1999 hatte Marco Pantani am Fuße des Anstiegs zur Kapelle nach Oropa einen Defekt. Die Kette fiel ihm herunter. Es dauerte, bis ein Materialwagen bei ihm war. Fahrer um Fahrer zog derweil an

05.05.2024Nur ein Defekt bremste Martinez hinauf nach Oropa

(rsn) – Gut fünf Kilometer vor dem Ziel der 2. Etappe am Santuario di Oropa gab es Grund zur Beunruhigung beim Team Bora – hansgrohe. Am Ende des Tages aber sah man nichts als strahlende Gesichte

05.05.2024Martinez: “Das Resultat ist großartig für unsere Moral“

(rsn) – Mit einem Tag “Verspätung“ hat Tadej Pogacar am Sonntag bei der ersten Bergankunft den erwarteten Etappensieg am Auftaktwochenende des 107. Giro d’Italia eingefahren. Am Santuario di

05.05.2024Highlight-Video der 2. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Zum Auftakt des 107. Giro d’Italia (2.UWT) musste sich Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) noch mit Rang drei begnügen. An der ersten Bergankunft jedoch gab es für den Top-Favoriten kein H

05.05.2024Pogacar stürmt in Oropa trotz Sturz ins Rosa Trikot

(rsn) – Marco Pantani triumphierte 1999 an der Wallfahrtskirche Santuario di Oropa dank einer historischen Aufholjagd, nachdem er am Fuße des Anstiegs durch einen Defekt gestoppt worden war. 25 Jah

05.05.2024De Lie in der Bretagne auch durch zwei Plattfüße nicht zu stoppen

(rsn) – Nach Platz zwei im Vorjahr hat sich Arnaud De Lie (Lotto – Dstny) die 41. Ausgabe von Tro Bro Léon (1.Pro) gesichert. Der 22-jährige Belgier entschied in der Bretagne das über 203,6 Kil

05.05.2024Vollering nutzt Rückenwind-Passage zum Vuelta-Triumph

(rsn) – Mit einem weiteren überragenden Auftritt hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) die 10. Vuelta Femenina (2.UWT) souverän für sich entschieden. Die 27-jährige Niederländerin schüttelt

05.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 2. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

05.05.2024Pogacar: ”Die Post wird abgehen”

(rsn) – Der Auftakt zum 107. Giro d’Italia ist atypisch. Einen Tag nach der schweren 1. Etappe, auf der bereits einige Favoriten Federn gelassen haben, steht bereits die erste Bergankunft auf dem

05.05.2024Narvaez sorgt für die nächsten rosa Träume in Ecuador

(rsn) – Fünf Jahre ist es her, dass Richard Carapaz das Radsportland Ecuador mit seinem sensationellen Gesamtsieg beim Giro d´Italia in Rosa gehüllt hat. Nun feiern die Nachbarn der Kolumbianer i

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)