Hushovd gewinnt 16. Tour-Etappe

Contador und Evans hängen die Schlecks ab

Foto zu dem Text "Contador und Evans hängen die Schlecks ab"
Thor Hushpvd (Garmin-Cervélo) gewinnt die 16. Etappe der Tour de France. | Foto: ROTH

19.07.2011  |  (rsn) – Auf der 16. Ertappe der Tour de France haben sich die Favoriten einen packenden Schlagabtausch geliefert. Nach einer Attacke von Alberto Contador (Saxo Bank-SunGard) am Col de Manse fielen die Schleck-Brüder zurück und büßten nach 162 Kilometern von Saint-Paul-Trois-Châteaux nach Gap wertvolle Zeit ein.

Seinen zweiten Tagessieg sicherte sich nach einer erneut makellosen Vorstellung der Norweger Thor Hushovd (Garmin-Cervélo), der im Sprint dreier Ausreißer seinen Landsmann Edvald Boasson Hagen (Sky) bezwang. Dritter wurde Hushovds kanadischer Teamkollege Ryder Hesjedal. Tony Martin (HTC-Highroad) setzte auf Platz vier ein Ausrufezeichen.

Ein weiterer Gewinner des Tages war neben Contador vor allem der Australier Cadel Evans (BMC), der neben Samuel Sanchez (Euskaltel) den Angriff des Titelverteidigers parieren konnte. Der Australier erreichte sogar noch einige Sekunden vor Contador und Sanchez das Ziel.

Großer Verlierer eines dramatischen Tages war Andy Schleck, der mehr als eine Minute auf die Contador-Gruppe verlor und im Gesamtklassement auf Rang vier zurückfiel.

Der Franzose Thomas Voeckler (Europcar) verteidigte sein Gelbes Trikot. Evans tauschte mit Fränk Schleck die Plätze und ist neuer Zweiter, 1:45 Minuten hinter Vockler. Contador (+3:42) verbesserte sich auf Rang sechs und verringerte seinen Rückstand auf die Schlecks. Andy Schleck liegt jetzt nur noch 39 Sekunden vor dem dreifachen Tour-Sieger. Auch Samuel Sanchez machte einen Rang gut und ist nun neuer Fünfter (+3:26). Dagegen rutschte der Italiener Ivan Basso (Liquigas-Cannondale/+3:49) zwei Plätze ab und ist nur noch Siebter vor seinem Landsmann Damiano Cunego (Lampre-ISD/+4:01).

Vornehmlich HTC-Highroad war es zu verdanken, dass sich bei Regen, Wind und ungemütlichen zehn Grad zunächst keine Fahrer vom Feld absetzen konnten. Das vom US-Team angeführte Peloton vereitelte auf leicht ansteigendem Terrain bei einem Schnitt von 51,4km in der ersten Rennstunde und Rückenwind zunächst sämtliche Ausreißerversuche. Auch als nach rund 25 Kilometern der Regen aufgehört hatte und die Straßen langsam abtrockneten, zeigte sich das gleiche Bild: Immer wieder versuchten Fahrer, sich aus dem jagenden Feld zu lösen, doch jedes Mal wurden sie wieder gestellt.

Es dauerte bei ständigen Attacken und extrem hohem Tempo schließlich fast bis Kilometer 100, bis sich bei wieder einsetzendem Regen endlich eine zehn Fahrer umfassende Gruppe absetzen konnte – und die hatte es in sich: Neben Tony Martin (HTC) waren die Norweger Thor Hushovd (Garmin-Cervélo) und Edvald Boasson Hagen (Sky), Hushovds kanadischer Teamkollege Ryder Hesjedal sowie der unermüdliche Jeremy Roy (FDJ) dabei. Der Ukrainer Andry Grivko (Astana) der Belgier Dries Devenyns (Quick Step), der Russe Mikhail Ignatiev (Katjuscha), der Italiener Marco Marcato (Vacansoleil) sowie der Spanier Alan Perez (Euskaltel) komplettierten die Fluchtgruppe, die sich schnell einen großen Vorsprung auf das Feld herausarbeiten konnte.

Hinter Martin, Huhovd & Co. versuchten der Niederländer Bauke Mollema (Rabobank) sowie die Franzosen Samuel Dumoulin (Cofidis) und Fabrice Jeandesboz (Saur Sojasun) vergeblich, noch zur Spitze aufzuschließen, doch noch vor dem Col de Manse (2. Kat.) hatte das mittlerweile von Ag2R angeführte Feld das Trio wieder geschluckt.

Die zehn Ausreißer nahmen in den 9,5 Kilometer und 5.2 steilen Col de Manse einen Vorsprung von rund sechs Minuten mit. Gleich am Fuß setzte sich Ignatiev aus der Spitzengruppe ab, Devenyns und Perez setzen nach, wurden aber wieder gestellt. In der Verfolgergruppe machte Hesjedal zunächst das Tempo, beschleunigte dann aber, schloss schnell zu Ignatiev auf und ließ den Russen mühelos stehen. Dahinter hatten sich Hushovd und Boasson Hagen vom Rest der Gruppe abgesetzt und an der Bergwertung fast schon Hesjedal erreicht.

Das Feld wurde bei strömendem Regen von Burghardt in den Anstieg hinein geführt. Der Deutsche sorgte für hohes Tempo, so dass vor allem die Sprinter wie Mark Cavendish (HTC-Highroad) und André Greipel (Omega Pharma-Lotto) zurückfielen. Noch in der unteren Hälfte des Berges attackierte dann Contador – völlig überraschend für alle seine Konkurrenten. Den ersten Angriff des Madrilenen konnte Leopard-Trek durch Fabian Cancellara noch parieren. Beim kurz darauf folgenden zweiten Antritt mussten dann allerdings bis auf Evans und Samuel Sanchez alle anderen Konkurrenten passen.

In der gefährlichen Abfahrt konnte das Trio einen Vorsprung vor allem auf Andy Schleck ausbauen, der extrem vorsichtig fuhr und auch immer mehr Zeit auf die Gruppe um seinen Bruder verlor. Im Ziel hatte der zweimalige Tourzweite 1:09 Minuten auf Evans und 1:06 Minuten auf Contador eingebüßt

Das Spitzentrio erreichte Gap mit komfortablem Vorsprung auf Tony Martin, der sich seinerseits in der Abfahrt von seinen Begleitern abgesetzt hatte. Auf den letzten drei Kilometern spielte das Garmin-Duo seine numerische Überzahl perfekt aus. Hesjedal zog im Finale den Sprint an, und Hushovd nutzte einen Moment der Unaufmerksamkeit von Boasson Hagen aus, um ganz überlegen seinen zweiten Tagessiegsieg bei dieser Tour einzufahren. Am Freitag hatte der 33-Jährige bereits die zweite Pyrenäenetappe mit Ziel in Lourdes gewonnen. Zudem sicherte Hushovd seinem Team den vierten Etappenerfolg, wodurch Garmin mit HTC-Highroad gleichzog.

„Zwei gegen Einen ist nicht richtig kompliziert, zusammen läuft das ganz gut. Es war ein toller Tag, aber es war auch hart“, meinte Hesjedal im Ziel. "Es war ein irrealer Tag – so schwer vom Start weg -, aber wir haben gezeigt, dass es keine bessere Mannschaft als Garmin gibt, wenn es um Teamwork geht. Vier Etappensiege und es wird immer besser!“

Auch Hushovd konnte es nicht ganz glauben. "Es hat schon sehr gut angefangen mit dem Sieg im Zeitfahren und sieben Tagen im Gelben Trikot, dann gewann ich die Etappe und jetzt meine zweite vor meinem Landsmann und mit meinem Teamkollegen hinter mir”, erklärte der Skandinavier.

38 Sekunden hinter Hushovd kam Martin als Tagesvierter ins Ziel, weitere zwölf Sekunden später folgte Ignatiev. Auf den Plätzen sechs und sieben landeten Perez vor dem erneut beeindruckenden Franzosen Jeremy Roy (FDJ/beide +1:25). Weitere 30 Sekunden später kamen Marcato, Devenyns und Grivko ins Ziel.

Evans wurde Elfer und konnte auf den letzten Kilometern sogar noch je drei Sekunden auf Contador und Samuel Sanchez gutmachen. Der Spanische Meister José Joaquin Rojas (Movistar) entschied 4:44 Minuten hinter dem Tagessieger den Sprint der ersten Verfolgergruppe für sich und konnte dadurch den Rückstand in der Punktewertung auf Cavendish um drei Zähler verkürzen.

"Ich hätte nicht damit gerechnet, dass es heute Abstände geben würde. Ich hatte mich auf alles in der Abfahrt vorbereitet, weil die gefährlich war”, sagte Evans im Ziel. „Als wir letztes Jahr hierher kamen, hatte ich einen gebrochenen Arm und die Abfahrt hatte mir Angst eingejagt.“ Diesmal zeigte der 34-Jährige all seine Downhill-Künste und hängte seine beiden Konkurrenten ab.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

05.11.2014Drei Jahre nach „Stacheldraht-Sturz": Entschädigung für Hoogerland

(rsn) – Mehr als drei Jahre nach seinem schweren Unfall bei der Tour de France hat Johnny Hoogerland eine Entschädigung von der Versicherung des Verursachers erhalten. „Es hat lange gedauert, abe

22.12.2011Voeckler: "Fehler kostete das Tour-Podium"

(rsn) - Thomas Voeckler (Europcar) ist der Auffassung, dass ihn ein schwerer taktischer Fehler auf der Alpe d’Huez-Etappe einen Podiumsplatz bei der vergangenen Tour de France gekostet hat. Im Gesp

30.08.2011Alle Doping-Tests der Tour negativ

(rsn) - Die letzten Dopingtests der Tour de France 2011 wurden ausgewertet - sie sind alle negativ. Damit bleibt der Russe Alexandr Kolobnev (Katjuscha) der einzige überführte Dopingsünder der dies

12.08.2011Zehntausende feiern Evans in Melbourne

Melbourne (dpa) - Cadel Evans auf Feier-Tour: In Melbourne haben Zehntausende dem Tour de France-Sieger bei der Rückkehr in die Heimat zugejubelt. "Ich könnte sagen, ich bin überwältigt. Aber das

11.08.2011Melbourne wird Evans mit einer Parade ehren

Melbourne (SID) - Zweieinhalb Wochen nach seinem Triumph bei der Tour de France ist Cadel Evans (BMC) in seine australische Heimat zurückgekehrt. "Es ist immer schön, nach Hause zu kommen und sich e

01.08.2011Horner hat ein Blutgerinnsel in der Lunge

(rsn) – Bei Chris Horner (RadioShack) ist gut drei Wochen nach seinem schweren Sturz auf der 7. Etappe der Tour de France ein Blutgerinnsel in der Lunge festgestellt worden. Das teilte der 39 Jahre

29.07.2011Contador: "Ich brauche ein stärkeres Team"

(rsn) – Ob das bei Bjarne Riis gut ankommt? Sein Star Alberto Contador fordert personelle Verstärkung. "Ich bräuchte ein besseres Team, um Giro und Tour in einem Jahr gewinnen zu können", ließ C

28.07.2011Zeckenbiss war die Ursache für Fedrigos Formschwäche

(rsn) – Ein Zeckenbiss scheint für die bisher eher schwachen Leistungen von Pierrick Fédrigo (FDJ) verantwortlich zu sein. Wie Teamarzt Gérard Guillaume gegenüber der L’Equipe erklärte, war d

27.07.2011Tous Fous du Tour – auch nächstes Jahr

(rsn) - "Tous Fous Du Tour" lautet das Motto der Tour de France. Übersetzt: "Alle sind verrückt nach der Tour"! Warum das so ist, bewies die Ausgabe 2011 auf beeindruckende Weise. Das Rennen war dra

27.07.2011„Wir haben immer an den Tour-Sieg geglaubt“

(rsn) – Marcus Burghardt (BMC) war bei der 98. Tour de France einer der wichtigsten Helfer von Cadel Evans, der erstmals in seiner langen Karriere nach drei Wochen in Paris ganz oben auf dem Podium

27.07.2011Kreuziger fuhr Tour de France mit gebrochenem Handgelenk

Prag (dpa) - Roman Kreuziger (Astana) hat fast die ganze Tour de France mit gebrochenem Handgelenk absolviert. Er müsse nun für sechs Wochen einen Gips tragen, berichtete der 25 Jahre alte Tscheche

27.07.2011Gilbert: "Evans ist ein toller Sieger"

(rsn) – Philippe Gilbert (Omega Pharma-Lotto) kehrt mit einer eindrucksvollen Bilanz von der Tour de France zurück. „Ich habe eine Etappe gewonnen, das Gelbe Trikot getragen, das Grüne Trikot ge

Weitere Radsportnachrichten

17.05.2024Consonni: “Es war unglaublich, das Team war unglaublich“

(rsn) - Am Ende war die 13. Etappe des Giro d´Italia von Riccione nach Cento der Tag der Sprinter - oder besser gesagt: der Tag des Sprinters. Denn zum dritten Mal bei dieser Ausgabe war der Italiene

17.05.2024Felbermayr: Erst abgeräumt worden, dann die Etappe abgeräumt

(rsn) - Das Team Felt - Felbermayr hat die Königsetappe der Tour of Hellas (2.1) dominiert. So gewann der Österreicher Riccardo Zoidl nach 158 Kilometern an der schweren Bergankunft Velouchi in kna

17.05.2024Milan sprintet zum Giro-Hattrick, Bauhaus Dritter

(rsn) - Jonathan Milan (Lidl - Trek) ist endgültig der dominierende Sprinter bei diesem Giro d’Italia. Auf der 13. Etappe über 179 Kilometer zwischen Riccione und Cento feierte der Italiener berei

17.05.2024Kockelmann lässt Luxemburg und Lotto - Kern Haus jubeln

(rsn) - Mathieu Kockelmann hat beim Orlen Nations GP (2.NC) die Luxemburgische U23-Nationalmannschaft und auch Lotto - Kern Haus - PSD Bank jubeln lassen. Der 20-Jährige, der bei der Koblenzer Equip

17.05.2024Pokernder Vangheluwe verjubelt fast den ersten Profisieg

(rsn) – Warre Vangheluwe (Soudal – Quick-Step) hat auf der 4. Etappe der Vier Tage von Dünkirchen (2.Pro) seinen ersten Profisieg gefeiert. Nach 167 Kilometern zwischen Mazingarbe und Pont-à-Mar

17.05.2024Vollering auch in Burgos die beste Bergfahrerin

(rsn) - Demi Vollering (SD Worx – Protime) hat die 2. Etappe der Vuelta a Burgos Feminas (2.WWT) gewonnen. Nach 123 Kilometern war sie auf dem Alto de Rosales vier Sekunden schneller als Evita Muzi

17.05.2024Milan: “…aber das Finale ist kompliziert“

(rsn) – Nach topografischen Schwierigkeiten sucht man auf der 13. Etappe des 107. Giro d’Italia vergeblich. Auf den 179 Kilometern zwischen Riccione und Cento werden die Sprinter erneut eine Chanc

17.05.2024Brand und Co. stoppen bei Sturzopfern und verlieren viel Zeit

(rsn) – Nach dem schweren Sprint-Crash im Finale der 1. Etappe der Vuelta a Burgos Femina haben vier Fahrerinnen angehalten, um nach den Gestürzten Elisa Balsamo (Lidl – Trek) und Sofia Bertizzol

17.05.2024Bertizzolo bricht sich bei Sprint-Crash in Burgos den Arm

(rsn) – Neben Elisa Balsamo (Lidl – Trek) hat sich auch das zweite Opfer des furchtbaren Sturzes im Sprint-Finale der 1. Etappe bei der Vuelta a Burgos Femina Knochenbrüche zugezogen: Sofia Berti

17.05.2024Der große Befreiungsschlag des Julian Alaphilippe

(rsn) - Die Freude war riesig beim Rennstall Soudal – Quick-Step. Das gesamte Wolfsrudel – Eigenwerbung des etwas rustikal veranlagten Teamchefs Patrick Lefevere – war unterhalb der Siegertribü

17.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

16.05.2024Ohne Hindernisse durch die Po-Ebene

(rsn / ProCycling) – Vor etwa 15 Jahren gab es bei den großen Rundfahrten noch eine Handvoll Etappen, die kaum sehenswert waren – lange und langweilige Sprintetappen, die scheinbar kein Ende nahm

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • 4 Jours de Dunkerque / Grand (2.Pro, FRA)
  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)
  • Tour of Hellas (2.1, GRE)
  • Tour of Sakarya (2.2, TUR)