Kampf zwischen Cavendish, Greipel und Kittel

Wer wird Sprint-König auf den Champs-Élysées?

Von Tour-Korrespondent Felix Mattis aus Annecy

Foto zu dem Text "Wer wird Sprint-König auf den Champs-Élysées?"
Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick-Step) | Foto: ROTH

21.07.2013  |  (rsn) - Marcel Kittel (Argos-Shimano) hat im Verlauf dieser Tour de France drei Etappen gewonnen und steht in Sachen Tagessiege somit auf einer Stufe mit Gesamtsieger Chris Froome (Sky) sowie klar vor André Greipel (Lotto-Belisol) oder Mark Cavendish (Omega Pharma - Quick-Step), die eine (Greipel) bzw. zwei Etappen (Cavendish) für sich entschieden. Zudem hat der Erfurter sowohl Greipel als auch Cavendish jeweils einmal im Endspurt ziemlich alt aussehen lassen. Man könnte also mit Recht behaupten, dass Kittel der beste Sprinter dieser Frankreich-Rundfahrt war.

Doch traditionell wird der schnellste Mann des Pelotons erst auf den Champs-Élysées gekürt. Mit einem Sieg dort würden Greipel oder Cavendish den Youngster doch noch zumindest etwas in den Schatten stellen. Für beide geht es dabei um viel: Cavendish, der auf dem Pariser Pracht-Boulevard zuletzt vier Mal in Folge gewann, hat nicht nur eine Serie, sondern auch seine Krone als König der Sprinter zu verteidigen. Greipel will im Trikot des Deutschen Meisters seine Vormachtstellung im eigenen Land verteidigen.

Auch wenn Kittel bislang der Schnellste war, so kommt es am letzten Tag der drei Wochen langen „Tortour“ auch darauf an, wer noch am frischesten - wenn man dieses Wort überhaupt benutzen kann - auf die Zielgerade einbiegt. Und Kittel setzten die letzten Bergetappen gehörig zu. „Der Freitag war wahrscheinlich der schwerste Tag in meiner ganzen Karriere. Aber ich habe es zum Glück geschafft, ihn zu überleben“, sagte Kittel am Samstag vor dem Start in Annecy.

Es war übrigens das einzige kurze Interview, dass der 25-Jährige in den letzten Tagen der Tour vor oder nach einer Etappe am Teambus geben wollte. Jede Belastung physischer oder psychischer Art abseits des Rennens selbst sollte auf ein Minimum reduziert werden.

Doch Kittel ist nicht der einzige, der nach drei Wochen durch Frankreich müde ist. „Ich bin schön kaputt - wie wahrscheinlich jeder andere auch“, sagte Greipel Radsport News und berichtete erleichtert: „Am Freitag hatte ich Gott sei Dank gute Beine.“ Und auch Cavendish sah nach den Alpen-Etappen nie wirklich entspannt aus.

Trotzdem geht der Brite m,it einigen Vorteilen ins heutige Rennen. Da ist zum einen die Erfahrung und das Selbstbewusstsein aus vier Siegen in Paris. Zum anderen sind Greipel und Kittel taktisch geschwächt. Am Freitag nämlich  verloren beide einen wichtigen Bestandteil ihres Sprintzuges. Kittels Anfahrer Tom Veelers musste nach seinem schweren Sturz von Saint-Malo erschöpft aufgeben und Greipels drittletzter Mann sowie „persönlicher Bodyguard“ Marcel Sieberg zog sich bei einem Sturz am Col de la Madeleine einen Schlüsselbeinbruch zu.

Cavendishs Sportlicher Leiter Brian Holm bedauerte die personelle Schwächung der Konkurrenz. „Vor allem für Sieberg tut es mir leid. Ich liebe den Kerl und es tat mir weh zu hören, was ihm passiert ist. Natürlich macht es das nicht einfacher für Greipel und so ist das sicher ein kleiner Vorteil für uns“, sagte der Däne am Samstag zu Sky Sport News HD.

Welchen Einfluss das Aus der beiden wichtigen Helfer auf den Ausgang der Etappe haben wird, ist Spekulation. Eines ist aber wohl sicher: Es wird in Paris zum Massensprint kommen. „Das Rennen dort ist zwar nie einfach zu kontrollieren, und das mussten wir in den letzten Jahren immer ziemlich alleine machen. Aber diesmal hat Lotto mit Greipel gute Siegchancen und auch Argos mit Kittel. Sie werden also mitarbeiten, und wenn dann jemand als Ausreißer gewinnen will, dann muss er schon ein sehr, sehr guter Radfahrer sein“, so Holm.

Der Showdown der Top-Sprinter ist also kaum zu verhindern und verspricht für den Sonntagabend um etwa 21:45 Uhr große Spannung. Zumal neben dem „Trio Infernale“ auch noch ein vierter Mann in das Geschehen eingreifen könnte: Peter Sagan (Cannondale).

Der Gewinner des Grünen Trikots dürfte die harten Bergetappen wahrscheinlich am besten verkraftet haben und wird alles daran setzen, den reinen Sprintern auf den Champs-Élysées einen Strich durch die Rechnung zu machen. Wie er das anstellen will, konnte er am Samstag aber nicht erklären: „Im Sprint gibt es keine Taktik, also: keine Ahnung“, sagte der 23-jährige Slowake listig lächelnd.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

17.09.2013Kittel glaubt an Zukunft des Radsports in Deutschland

Berlin (dpa) - Der vierfache Tour-Etappen-Sieger Marcel Kittel (Argos-Shimnao) glaubt trotz der Doping-Problematik, dass der Radsport in Deutschland eine Zukunft hat. „Ich bin mir sicher, da

20.08.2013Alle 622 Tour-Tests negativ

Aigle (dpa) - Bei der 100. Tour de France gab es nach einer Mitteilung des Radsportweltverbandes UCI keinen positiven Doping-Test. Insgesamt seien 622 Proben - bei 198 Startern - untersucht worden.

03.08.2013Contador: „Ich habe meine Saison zu früh begonnen"

(rsn) - Gut zwei Wochen nach dem Ende der 100. Tour de France hat Alberto Contador (Saxo Tinkoff) die Fehler analysiert, die ihm seiner Meinung nach zumindest einen Podiumsplatz gekostet haben. „Ich

29.07.2013NetApp: Strategiewechsel nach Königs Einbruch in den Dolomiten

(rsn) – Nach den beiden schweren Bergetappen durch die Dolomiten ist für das deutsche Team NetApp-Endura das Gesamtklassement der Polen-Rundfahrt kein Thema mehr. Der Tscheche Leopold König brach

28.07.2013Riblon nimmt nach Sieg am Passo Pordoi das Gelbe Trikot ins Visier

(rsn) - Die Königsetappe der diesjährigen Polen-Rundfahrt konnte sich wirklich sehen lassen. Das Feld musste am Sonntag zum Finale des Italien-Abstechers den berüchtigten Giro d’Italia-Anstieg hi

28.07.2013Alpe d´Huez-Gewinner Riblon triumphiert auch auf dem Pordoi

(rsn) – Christophe Riblon (Ag2R) zeigt sich auch bei der 70. Polen-Rundfahrt in ausgezeichneter Verfassung. Der 32 Jahre alte Franzose, der bei der Tour auf der 18. Etappe mit Ziel in Alpe d’Huez

28.07.2013Wiggins nennt Froomes Leistung „brillant"

Madonna di Campiglio (dpa) - Den Auftritt und den Sieg seines Teamkollegen Christopher Froome hat der bei der Tour de France verletzt fehlende Titelverteidiger Bradley Wiggins nur am Rande verfolgt.

24.07.2013Team Sky Spitzenreiter der Preisgeldliste der 100. Tour de France

(rsn) – Wenig überraschend führen Christopher Froome und sein Sky-Team auch die Preisgeldliste der 100. Tour de France an. Der Gesamtsieger und seine Helfer fuhren auf den 21 Etappen insgesamt 525

22.07.2013ARD und ZDF: Revidiert den Fehler „Tour-Ausstieg“!

(rsn) - Keine Frage, die Deutschen prägten die 100. Tour de France wie kaum eine zuvor: der Coup zum Auftakt auf Korsika mit dem folgenden Tag in Gelben Trikot durch Marcel Kittel, der insgesamt vier

22.07.2013Froome: „Rule Britannia" auch bei den kommenden Tour-Auflagen?

Paris (dpa) - Als Christopher Froome nach einer viel zu kurzen Nacht von den Sonnenstrahlen in Paris geweckt wurde, hatte er seinen großen Triumph noch gar nicht richtig realisiert. „Es ist ein kom

22.07.2013Kittel: „Der schönste Tag in meinem Radfahrerleben“

Paris (dpa) - Es wurde spät im Le Chalet de Neuilly in der Rue du Commandant Pilot. Nach dem großen Coup auf den Champs Elysées ließen es Marcel Kittel & Co. bei der Abschlussfeier ihres Argos-Shi

22.07.2013Gazzetta dello Sport: „Kittel der Herr des Endspurts"

Berlin (dpa) - Eine Auswahl an internationalen Pressestimmen zur Tour de France 2013: FRANKREICH: «Libération»: «Die Währung des Fahrrads ist jetzt das Pfund. Das britische

Weitere Radsportnachrichten

03.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

03.05.2024Zeeman glaubt weiter an Tour-Start von Vingegaard

(rsn) – Nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt am 4. April ist Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) weiter auf dem Weg der Besserung. Sein Sportdirektor Merijn Zeeman glaubt so

03.05.2024Anspruchsvoller Auftakt im Piemont

(rsn / ProCycling) – 13 Jahre nach ihrer Premiere ist die Stadt Venaria Reale erneut Schauplatz des Grande Partenza. Als Ouvertüre gibt es eine anspruchsvolle Etappe, die nördlich von Turin starte

03.05.2024Lipowitz wäre schon glücklich, wenn er Rom erreichen würde

(rsn) - Der dritte Gesamtrang bei der Romandie-Rundfahrt vor einer Woche hat Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) viel Aufmerksamkeit eingebracht. Nun startet der 23-Jährige beim Giro d´Italia in d

03.05.2024Muzic schlägt Vollering! Erst festgebissen, dann abgesprintet

(rsn) – Évita Muzic (FDJ – Suez) hat an der Laguna Negra in 1.715 Metern Höhe die 6. Etappe der Vuelta Espana Femenina gewonnen. Die 24-jährige Französin setzte sich am Ende der 6,5 Kilometer

03.05.2024Blackmore nimmt bei Israel - Premier Tech Zabels Platz ein

(rsn) – Nach dem Karriereende von Rick Zabel wird Joseph Blackmore den frei werdenden Platz des Deutschen bei Israel – Premier Tech einnehmen. Wie der Zweitdivisionär meldete, wechselt der 21-jÃ

03.05.2024Was Selbstvertrauen alles ausmachen kann

(rsn) - Servus liebe Leserinnen und Leser, nach gut zwei Monaten voller Wettkämpfe melde ich mich mal wieder. Es ist viel passiert, worüber ich gerne berichten würde. Bereits zum zweiten Mal in d

03.05.2024Bénin: Lührs verpasst um Millimeter seinen ersten Saisonsieg

(rsn) – Auf der 4. Etappe der Tour du Bénin (2.2) hat das Team Bike Aid erneut einen Tagessieg knapp verpasst, konnte sich aber zumindest über die Verteidigung des Gelben Trikots von Yoel Habteab

03.05.2024Niewiadoma und Realini bei Vuelta Femenina ausgestiegen

(rsn) - Ohne zwei der Favoritinnen ist am Mittag die 6. Etappe der Vuelta Femenina gestartet worden. Wie ihr Team Canyon – SRAM auf X meldete, habe man beschlossen, dass Kasia Niewiadoma aus gesundh

03.05.2024Geschke von 2500 Metern in Freiburg zum Giro d´Italia

(rsn) – Vor dem letzten Giro d’Italia seiner Karriere strahlt Simon Geschke viel Optimismus aus. “Meine Form ist sehr gut, ich konnte mich so gut wie noch nie auf einen Giro vorbereiten“, sagt

03.05.2024Giro-Favorit Pogacar hält Fixierung auf seine Person für “Bullshit“

(rsn) – Am Samstag beginnt der 107. Giro d’Italia – mit Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) als haushohem Favoriten, der in der öffentlichen Wahrnehmung alle seine Konkurrenten in den Schatten st

03.05.2024HLN: Van Aert kehrt Ende Mai ins Feld zurück

(rsn) – Wout van Aert (Visma - Lease a Bike) nimmt nach seinem schweren Sturz Ende März bei Dwars Door Vlaanderen sein Comeback ins Visier. Wie die Zeitung Het Laatste Nieuws schreibt, plant der B

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Grand Prix du Morbihan (1.Pro, FRA)