Giro: Evans büßt viel Zeit ein

Furioser Uran stürmt als erster Kolumbianer ins Rosa Trikot

Foto zu dem Text "Furioser Uran stürmt als erster Kolumbianer ins Rosa Trikot"
Rigoberto Uran (Omega Pharma-Quick Step) trägt als erster Kolumbainer das Rosa Trikot der Italien-Rundfahrt. | Foto: Cor Vos

22.05.2014  |  (rsn) – Rigoberto Uran (Omega Pharma-Quick Step) trägt als erster Kolumbianer das Rosa Trikot der Italien-Rundfahrt. Der 27-Jährige entschied mit einer furiosen Vorstellung am Donnerstag auf der 12. Giro-Etappe das 41,9 Kilometer lange Einzelzeitfahren von Barbaresco nach Barolo mit 1:17 Minuten Vorsprung auf den Italiener Diego Ulissi (Lampre-Merida) für sich, und übernahm damit die Führung in der Gesamtwertung.

Uran benötigte für den anspruchsvollen Kurs durch die Barolo-Weinregion nur 57:34 Minuten und pulverisierte die Zeit von Ulissi, der allerdings im einsetzenden starken Regen unterwegs war - wogegen der Giro-Zweite des Vorjahres das Glück hatte, ebenso wie Cadel Evans (BMC) sein Rennen auf abtrocknenden Straßen absolvieren zu können.

Doch der Australier hatte keinen guten Tag – was sich weniger an seinem dritten Etappenplatz, sondern vielmehr an seiner Zeit festmachen ließ: 1:34 Minuten büßte der Gesamtführende auf Uran ein, der seinen 57-Sekunden-Rückstand auf Evans in einen Vorsprung von 37 Sekunden umwandelte. Damit hatte kaum einer der Experten gerechnet, und auch nicht der neue Gesamtführende.

„Unglaublich, ich bin total überrascht. Ich habe nicht gedacht, dass ich hier würde gewinnen können“, sagte ein sichtlich erfreuter Uran, der drei Minuten vor dem Rosa Trikot den Kurs unter seine Räder genommen, und Evans schon an der ersten Zwischenzeit nach 12,6 Kilometern enteilt war. Hier, am höchsten Punkt des Anstiegs nach Boscasso, lag übrigens der Italiener Pozzovivo (Ag2R) vorn.

Doch in der folgenden Abfahrt verlor das Federgewicht viel Zeit, wogegen Uran weiter auf Kurs blieb und seinen Vorsprung auf die Konkurrenten sukzessive ausbauen konnte. „Ich habe im Winter viel mit Specialized (seinem Radausrüster, d. Red.) gearbeitet, und war zuletzt Vierter im Zeitfahren der Tour de Romandie, was ein gutes Zeichen war. Trotzdem, ich bin wirklich überrascht“, erklärte der Südamerikaner.

Der von Platz eins gestürzte Spitzenreiter hätte auch nicht mit einem solchen Auftritt seines Konkurrenten gerechnet. „Wie ich vor einigen Tagen schon gesagt habe, Uran kommt in Form. Aber ehrlich gesagt, habe ich nicht so ein exzellentes Zeitfahren von ihm erwartet. Natürlich hatte ich gehofft, dass es bei mir besser gelaufen wäre", meinte Evans, der auch noch hinter Ulissi landete.

„Nach meinem gestrigen Sturz wollte ich im ersten Teil des Rennens schauen, in welcher Verfassung ich war. Auf den ersten zwölf Kilometern bis zur Zwischenzeitabnahme habe ich mich gut gefühlt, und als mein Sportdirektor im Begleitwagen sagte, dass ich eine sehr interessante Zeit hätte, bin ich mit großer Entschlossenheit weiter gefahren“, berichtete der zweifache Etappengewinner, der gestern von Rang sieben auf Platz 21zurückgefallen war und auch heute wertvolle Zeit auf der regennassen Strecke einbüßte. „Vor allem in den Abfahrten konnte ich kein Risiko eingehen“, so Ulissi, der aber immerhin im Gesamtklassement wieder auf Position 14 vorrückte.

Eine überzeugende Vorstellung lieferte auch der Pole Rafal Majka (Tinkoff-Saxo) ab, der 1:39 Minuten hinter Uran als Vierter gewertet wurde, und seinen dritten Gesamtplatz festigte - nun allerdings bereits 1:52 Minuten Rückstand aufweist. Zudem trägt der 24-Jährige weiter das Trikot des besten Jungprofis, wie sein Sportlicher Leiter zufrieden bemerkte: „Rafa hat ein sehr gutes Zeitfahren gezeigt, und seinen Rivalen im Kampf um das Weiße Trikot, Fabio Aru, distanziert“, sagte Lars Michaelsen.

Solide war die Vorstellung von Patrick Gretsch (Ag2R), der als erster Fahrer überhaupt unter einer Stunde blieb, und am Ende Zehnter wurde, knapp hinter seinem Kapitän Pozzovivo, der im Gesamtklassement Vierter bleibt, 2:32 Minuten hinter dem Rosa Trikot. „Ich bin mit meinem Zeitfahren zufrieden, zumal mir der Parcours nicht unbedingt entgegen kam. Dies spiegelt ja auch das Ergebnis wieder. Das Profil war doch schon sehr anspruchsvoll“, kommentierte Gretsch gegenüber radsport-news.com.

Wohl nicht anspruchsvoll genug war das Profil für Nairo Quintana (Movistar). Der Tour-Zweite von 2013, von vielen als Top-Favorit auf den Giro-Sieg gehandelt, hat als Sechster bereits 3:29 Minuten Rückstand, den er in den Bergen auf seinen Landsmann gutmachen muss. Zu den Verlieren des Tages zählte auch der zweifache Giro-Sieger Ivan Basso (Cannondale), der in Folge eines Sturzes einen Platz abrutschte und jetzt nur noch Elfter ist.

Bevor der große Regen einsetzte, legte Thomas De Gendt (Omega Pharma-Quick Step) eine Zeit vor, die erst vom ebenfalls groß auftrumpfenden Ulissi, der gestern Sturzpech hatte, unterboten wurde. Am Ende reichte es für den Belgier zum achten Platz, hinter seinen Teamkollegen Gianluca Brambilla (5.), Wout Poels (6.) und dem Niederländer Wilco Kelderman (Belkin), der sich im Gesamtklassement auf Position fünf verbesserte.

Als verhängnisvoll erwies sich der Regen für Tobias Ludvigsson (Giant-Shimano). Der Schwede war auf dem Weg zur Bestzeit, als er auf nasser Straße aus einer Kurve in eine Leitplanke fuhr, und kopfüber darüber hinweg flog. Minutenlang lag Ludvigsson auf dem Boden, bevor er in ein Krankenhaus gebracht wurde. Allerdings konnte das Team kurze Zeit später Entwarnung geben. Der Schwede hatte sich keine Brüche zugezogen.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.07.2014Wegmann sitzt wieder auf dem Rad

(rsn) – Der beim Giro d’Italia schwer gestürzte Fabian Wegmann (Garmin-Sharp) hat wieder mit dem Training begonnen. „Gestern saß ich zum ersten Mal wieder auf dem Straßenrad. Letzte Woche fuh

03.06.2014Koch schaffte es beim Giro-Debüt bis nach Triest

(rsn) – Michel Koch hat bei der ersten großen Rundfahrt seiner Karriere das Ziel erreicht. Der 22-Jährige aus Wuppertal stellte sich am Sonntag auf der letzten Etappe des Giro d’Italia noch einm

02.06.2014Katusha früh im Pech, BMC nur im Zwischenhoch

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. Zeit für radsport-news.com in einer vierteiligen Reihe Bilanz zu ziehen. Welche Teams haben überzeugte, welche sind hinter den Erwa

02.06.2014Bardiani-CSF die Überraschung, Canndondale die Enttäuschung

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. Zeit für radsport-news.com in einer vierteiligen Reihe Bilanz zu ziehen. Welche Teams haben überzeugte, welche sind hinter den Erwa

02.06.2014Trek überzeugt komplett, FDJ.fr jubelt ein Mal zu viel

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. Zeit für radsport-news.com in einer vierteiligen Reihe Bilanz zu ziehen. Welche Teams haben überzeugte, welche sind hinter den Erwa

02.06.2014Majka: Magenkrämpfe kosteten die Top Five

(rsn) - Der Traum vom Podium bei der 97. Austragung der Italien-Rundfahrt ist für Rafał Majka im Bergzeitfahren hinauf zum Cima Grappa geplatzt. Der gesundheitlich angeschlagene Pole belegte

02.06.2014Orica-GreenEdge und Giant-Shimano jeweils dreifach erfolgreich

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. Zeit für radsport-news.com in einer vierteiligen Reihe Bilanz zu ziehen. Welche Teams haben überzeugte, welche sind hinter den Erwa

02.06.2014Uran und Aru: „Quintana hat den Giro-Sieg verdient"

rsn) – Rigoberto Uran (Omega Pharma-Quick Step) und Fabio Aru (Astana) waren beim Giro d’Italia gegen den alle überragenden Nairo Quintana (Movistar) chancenlos. Aber so wie der Kolumbianer mit s

02.06.2014Quintana: Giro-Triumph mit weniger als 100 Prozent

Triest (dpa) - Nairo Quintana (Movistar) hat in 105 Jahren Giro d`Italia als erster Kolumbianer die zweitwichtigste Rundfahrt der Welt gewonnen. Nach 21 Etappen und 3445 Kilometern verwies der 24 Jahr

01.06.2014Mezgec sorgt zum großen Finale für dritten Giant-Shimano-Sieg

(rsn) – Luka Mezgec hat dem Giant-Shimano-Team zum Abschluss der 97. Giro d’Italia den dritten Tagessieg beschert. Der 25 Jahre alte Slowene gewann die 21. und letzte Etappe über 169 Kilometer vo

01.06.2014Quintana: „Ich bin kein Außerirdischer"

(rsn) –Nairo Quintana (Movistar) ist nur noch eine Etappe vom ersten Triumph eines Kolumbianers beim Giro d’Italia entfernt. Und der 24-Jährige schmiedet nach seinen Demonstrationen in den Bergen

01.06.2014Geschke: Noch vor Quintana am Zoncolan im Ziel

(rsn) – Auf der 20. Etappe des 97. Giro d’Italia ging Simon Geschke (Giant-Shimano) nochmals in die Offensive. Gemeinsam mit seinem Teamkollegen Georg Preidler war der Freiburger in der Gruppe des

Weitere Radsportnachrichten

03.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

03.05.2024Zeeman glaubt weiter an Tour-Start von Vingegaard

(rsn) – Nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt am 4. April ist Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) weiter auf dem Weg der Besserung. Sein Sportdirektor Merijn Zeeman glaubt so

03.05.2024Anspruchsvoller Auftakt im Piemont

(rsn / ProCycling) – 13 Jahre nach ihrer Premiere ist die Stadt Venaria Reale erneut Schauplatz des Grande Partenza. Als Ouvertüre gibt es eine anspruchsvolle Etappe, die nördlich von Turin starte

03.05.2024Lipowitz wäre schon glücklich, wenn er Rom erreichen würde

(rsn) - Der dritte Gesamtrang bei der Romandie-Rundfahrt vor einer Woche hat Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) viel Aufmerksamkeit eingebracht. Nun startet der 23-Jährige beim Giro d´Italia in d

03.05.2024Muzic schlägt Vollering! Erst festgebissen, dann abgesprintet

(rsn) – Évita Muzic (FDJ – Suez) hat an der Laguna Negra in 1.715 Metern Höhe die 6. Etappe der Vuelta Espana Femenina gewonnen. Die 24-jährige Französin setzte sich am Ende der 6,5 Kilometer

03.05.2024Blackmore nimmt bei Israel - Premier Tech Zabels Platz ein

(rsn) – Nach dem Karriereende von Rick Zabel wird Joseph Blackmore den frei werdenden Platz des Deutschen bei Israel – Premier Tech einnehmen. Wie der Zweitdivisionär meldete, wechselt der 21-jÃ

03.05.2024Was Selbstvertrauen alles ausmachen kann

(rsn) - Servus liebe Leserinnen und Leser, nach gut zwei Monaten voller Wettkämpfe melde ich mich mal wieder. Es ist viel passiert, worüber ich gerne berichten würde. Bereits zum zweiten Mal in d

03.05.2024Bénin: Lührs verpasst um Millimeter seinen ersten Saisonsieg

(rsn) – Auf der 4. Etappe der Tour du Bénin (2.2) hat das Team Bike Aid erneut einen Tagessieg knapp verpasst, konnte sich aber zumindest über die Verteidigung des Gelben Trikots von Yoel Habteab

03.05.2024Niewiadoma und Realini bei Vuelta Femenina ausgestiegen

(rsn) - Ohne zwei der Favoritinnen ist am Mittag die 6. Etappe der Vuelta Femenina gestartet worden. Wie ihr Team Canyon – SRAM auf X meldete, habe man beschlossen, dass Kasia Niewiadoma aus gesundh

03.05.2024Geschke von 2500 Metern in Freiburg zum Giro d´Italia

(rsn) – Vor dem letzten Giro d’Italia seiner Karriere strahlt Simon Geschke viel Optimismus aus. “Meine Form ist sehr gut, ich konnte mich so gut wie noch nie auf einen Giro vorbereiten“, sagt

03.05.2024Giro-Favorit Pogacar hält Fixierung auf seine Person für “Bullshit“

(rsn) – Am Samstag beginnt der 107. Giro d’Italia – mit Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) als haushohem Favoriten, der in der öffentlichen Wahrnehmung alle seine Konkurrenten in den Schatten st

03.05.2024HLN: Van Aert kehrt Ende Mai ins Feld zurück

(rsn) – Wout van Aert (Visma - Lease a Bike) nimmt nach seinem schweren Sturz Ende März bei Dwars Door Vlaanderen sein Comeback ins Visier. Wie die Zeitung Het Laatste Nieuws schreibt, plant der B

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Grand Prix du Morbihan (1.Pro, FRA)