Das Graue Trikot / Teil 4

Zubeldia zieht an Horner vorbei, Péraud weiter souverän

Von Guido Scholl

Foto zu dem Text "Zubeldia zieht an Horner vorbei, Péraud weiter souverän"
Haimar Zubeldia (Trek) | Foto: Cor Vos

21.07.2014  |  (rsn) - Im Kampf um das Graue Trikot ist Jean-Christophe Péraud (Ag2r) einen Kontrahenten los: Der US-Amerikaner Chris Horner (Lampre-Merida) fiel in den Alpen deutlich zurück, ist jetzt mit 20:10 Minuten Rückstand Dritter im inoffiziellen Ü35-Klassement der Tour. Damit bleibt einzig Haimar Zubeldia (Trek) mit 5:02 Minuten Rückstand in Reichweite des Franzosen.

Das Trio an der Spitze der Senioren-Wertung haben komplett unterschiedliche Werdegänge hinter sich, die sich in ihren jeweiligen Statistiken niederschlagen. Lediglich Zubeldia weist ein Palmares auf, das man bei einem 37-jährigen Klassementfahrer als typisch bezeichnen würde: Im Jahr 2000 tauchte der Baske erstmals in den Top Ten einer der drei Großen Landesrundfahrten auf, wurde Zehnter der Vuelta a Espana. Hinzu kamen bislang zwei fünfte, ein sechster und ein achter Platz bei der Tour de France sowie Rang elf bei der Spanien-Rundfahrt.

Nach seiner starken Tour für das Euskaltel-Team im Jahr 2003 hatten viele Beobachter Zubeldia auch einen Podest-Platz bei einer Grand Tour zugetraut. Doch er entschied sich Ende 2008 zum Wechsel ins Astana-Team, wo er Helfer für Lance Armstrong und Alberto Contador wurde. Seither kam der 37-Jährige nur noch nach Ausfällen seiner mittlerweile diversen Kapitäne in die Lage, aufs Gesamtklassement zu fahren.

Horner war in der ersten Hälfte seiner fast 20-jährigen Profikarriere – abgesehen von einem Gastspiel bei Francaise des Jeux - zunächst in unterklassigen Mannschaften unter Vertrag und konzentrierte sich meist auf Rennen außerhalb Europas. Auf sich aufmerksam machte Horner in 2005, als er mit bereits 33 Jahren für Saunier Duval fahrend in den Bergen der Tour de Suisse glänzte und eine Bergankunft gewann. Ein Jahr später belegte Horner Rang 20 der Vuelta.

2007 folgte Platz 15 bei der Tour, 2010 - als Horner 38 war - schaffte er seinen ersten Top Ten-Platz als Neunter der Tour. Im vergangenen Herbst verblüffte der damals 41-jährige US-Amerikaner die Fachwelt, indem er die versammelte spanische Kletter-Armada in Schach hielt und sensationell die Vuelta gewann.

Péraud hätte wohl ein ähnliches Palmares wie Zubeldia, doch der 37-jährige Franzose konzentrierte sich lange Zeit auf den Mountainbike-Sport und fuhr eher mit halber Kraft auf der Straße. Der Mountainbike-Weltmeister von 2008 erzielte seine Erfolge in Straßenrennen erst ab 2009. Seine erste Grand Tour – die Vuelta 2010 – beendete Péraud auf Rang 39. Es folgte im Jahr 2011 der neunte Gesamtrang bei der Tour. 2013 war er erneut auf Kurs Top Ten, stürzte aber im Zeitfahren und schied aus.

Péraud ist heuer drauf und dran, die Tour-Seniorenwertung zu gewinnen und darüber hinaus sein bisher bestes Resultat bei einer Grand Tour einzufahren. Im Gesamtklassement liegt der Franzose auf Platz sechs, und ausgerechnet ein Nachwuchsfahrer aus dem eigenen Team könnte für ihn noch zum Problem werden: Romain Bardet, derzeit im weißen Trikot des besten Jungprofis unterwegs, dürfte im Kampf ums Podium alle verfügbaren Ag2R-Kräfte brauchen. Bislang durfte Péraud weitgehend auf eigene Rechnung fahren. Wenn es damit in den Pyrenäen vorbei sein sollte, könnte der Veteran noch zurückfallen.

Ü35-Wertung nach der 15. Etappe:

1 (1) Jean-Christophe Pèraud (ALM)
2 (3) Haimar Zubeldia (TFR) +5:02
3 (2) Chris Horner (LAM) +20:10
4 (4) John Gadret (MOV) +27:05
5 (5) Bram Tankink (BEL) +1:02:22
6 (6) Jose Serpa (LAM) +1:04:36
7 (8) Sylvain Chavanel (IAM) +1:16:19
8 (9) Thomas Voeckler (EUC) +1:35:48
9 (7) Martin Elmiger (IAM) +1:47:04
10 (10) Joaquin Rodriguez (KAT) +1:47:18
11 (11) Jens Voigt (TFR) +2:24:35
12 (14) Matteo Tosatto (TCS) +2:46:14
13 (13) Svein Tuft (OGE) +2:50:17
14 (12) Luca Paolini (KAT) +2:56:01
15 (16) Alessandro Petacchi (OPQ) + 3:15:50
16 (15) Danny Pate (SKY) + 3:19:25

Ausgeschieden: Greg Henderson (LTB), Xabier Zandio (SKY), Matthew Hayman (OGE)

Weitere Radsportnachrichten

14.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 10. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

14.05.2024Pogacar rechnet in zweiter Giro-Hälfte mit Attacken seiner Gegner

(rsn) – Angesichts des deutlichen Vorsprungs von 2:40 Minuten auf den zweitplatzierten Daniel Martinez (Bora – hansgrohe) und in überlegener Manier herausgefahrenen drei Etappensiegen zweifelt ka

14.05.2024Kooij, Kanter und Vernon nicht mehr beim Giro dabei

(rsn) – Die Fraktion der Sprinter beim Giro d’Italia ist nach dem ersten Ruhetag um gleich drei Namen geschrumpft. Olav Kooij (Visma – Lease a Bike), Max Kanter (Astana Qazaqstan) und Ethan Vern

14.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

13.05.2024Bergankunft Nr. 3: Kurze Etappe, langer Schlussanstieg

(rsn / ProCycling) – Schon in der ersten Woche des 107. Giro d´Italia hat es Ausreißversuche gegeben, die von Erfolg gekrönt waren. Doch erst die 10. Etappe durch den südlichen Apennin weist ein

13.05.2024Martinez und Bora wollen nicht nur Platz 2 verteidigen

(rsn) – Sollte der Status Quo beim Giro d´Italia auch nach der Schlussetappe in Rom noch Bestand haben, so wäre man bei Bora – hansgrohe sicher zufrieden. Ein zweiter Gesamtplatz mit Kapitän Da

13.05.2024Schachmann: Etappenjäger in wichtiger Doppelfunktion

(rsn) – Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hat sich von seinem Sturz 58 Kilometer vor dem Ziel der 9. Etappe beim Giro d´Italia bereits recht gut erholt. Das bestätigte der 30-Jährige am

13.05.2024Mit Rouvy Grand-Tour-Recon im Wohnzimmer?

(rsn) - Analoge und digitale Welten verschränken sich immer mehr, auch beim Radsport. Auf besondere Weise dreht Rouvy mittlerweile die Schraube weiter. Auf der 2017 von den Brüdern Petr und Jiri Sam

13.05.2024Erholter Démare kehrt in Dünkirchen ins Feld zurück

(rsn) – Nachdem er aufgrund von Erschöpfungserscheinungen seine Klassikerkampagne bereits nach Gent-Wevelgem am 27. März hatte beenden müssen, kehrt Arnaud Démare (Arkéa - B&B Hotels) in seiner

13.05.2024Thomas kritisiert Neapels Straßen: “War ein absolutes Gemetzel“

(rsn) – Ein astreiner Massensprint und breite Straßen auf den letzten Kilometern: Auf den ersten Blick war das Finale der 9. Etappe beim Giro d´Italia in Neapel nichts Besonderes. Doch im Peloton

13.05.2024Die letzten Hügel taten Milans Beinen weh

(rsn) – Im vergangenen Jahr musste sich Jonathan Milan in Neapel am Ende der damaligen 6. Giro-Etappe Mads Pedersen geschlagen geben. Damals stand der Italiener noch bei Bahrain Victorious unter Ver

13.05.2024Bringt der Flèche du Sud den erhofften “Bumms“?

(rsn) - Gleich fünf der neun deutschen Kontinental-Teams waren in der vergangenen Woche beim Fléche du Sud (2.2) dabei. In Luxemburg standen sie allerdings zumeist im Schatten ihrer für internatio

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • 4 Jours de Dunkerque / Grand (2.Pro, FRA)
  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)