Tscheche gewinnt 9. Strade Bianche

Stybar wird Nachfolger seines Teamkollegen Kwiatkowski

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Zdenek Stybar (Etixx-Quick-Step) feiert seinen Sieg bei der 9. Strade Bianche. | Foto: Cor Vos

07.03.2015  |  (rsn) – Im vergangenen Jahr triumphierte Michal Kwiatkowski (Etixx-Quick-Step) bei der Strade Bianche (1.HC). Auf seinen Start bei der 9. Auflage des 200 Kilometer langen Eintagesrennens durch die Toskana – davon rund 45 Kilometer über die berüchtigten Schotterpisten – hatte der Weltmeister diesmal verzichtet. In Abwesenheit des Titelverteidigers, der bei der morgen in Frankreich beginnenden Fernfahrt Paris-Nizza starten wird, schlug die große Stunde seines Teamkollegen Zdenek Stybar.

Der 29 Jahre alte Tscheche, der in den vergangenen Monaten mehrfach in Folge wegen schwerer Stürze ausgefallen war und auch bei der Cross-WM im heimischen Tabor seinen Titel nicht verteidigen konnte, errang nach einer taktischen Meisterleistung den bisher größten Erfolg in seiner Karriere als Straßenprofi. Stybar schüttelte Greg Van Avermaet (BMC) auf dem steilen, verwinkelten Finale in der Altstadt von Siena mit einer klug gesetzten Konterattacke ab und verwies den Belgier mit zwei Sekunden Vorsprung auf Rang zwei.

Dritter wurde wie im vergangenen Jahr der Spanier Alejandro Valverde (Movistar), der auf dem bis zu 18 Prozent steilen Schlusskilometer Van Avermaets Antritt im Gegensatz zu Stybar nicht parieren konnte und schließlich mit 18 Sekunden Rückstand ins Ziel kam.

„Ich dachte, dass Valverde auf dem letzten Kilometer angreifen würde, stattdessen wurde ich von Van Avermaet überrascht. Für einen Moment wusste ich nicht, ob ich bei Valverde bleiben oder an Van Avermaets Hinterrad springen sollte“, schilderte Stybar das packende Finale. „Dann fuhr ich zu ihm hin. Ich wusste, dass derjenige gewinnt, der 200 Meter vor dem Ziel vorne sein würde. Allein in Siena an der Piazza Il Campo anzukommen wird eine unvergessliche Erinnerung bleiben."

Auch Van Avermaet hatte sich auf Valverde konzentriert, wie er erklärte: „Ich dachte, dass er der Stärkste sein würde. Also griff ich aus hinterer Position an, um ihn zu überraschen“, so der 29-Jährige. „Aber dann hat Stybar mich eingeholt und überholt. Der zweite Platz ist trotzdem von großem Wert“, betonte van Avermaet, der bereits zum vierten Mal Strade Bianche unter den besten Zehn beendete, doch weiter auf seinen ersten Sieg in Siena warten muss.

Rang vier ging an den Belgier Sep Vanmarecke (LottoNL-Jumbo/+0:46) vor dem Italiener Diego Rosa (Astana/+0:56), der als Fünfter die Überraschung des Tages war – gefolgt von seinem Landsmann Oscar Gatto (Androni-Giocattoli/+0:59) und Stybars kolumbianischen Teamkollegen Rigoberto Uran (+0:59). Auf den Plätzen acht und zehn landeten mit Fabio Felline (Trek/+1:02) und Giampoalo Caruso (Katusha/+1:03) zwei weitere Italiener, die den Polen Przemyslaw Niemiec (Lampre-Merida/+1:03) einrahmten.

Dagegen wurde der zweimalige Sieger Fabian Cancellara (Trek) auf den letzten Kilometern noch durchgereicht und landete schließlich nur auf Rang 19, 1:26 Minuten hinter Stybar. Der Schweizer konnte auch wegen den Folgen einer Grippe, die ihn nach der Oman-Rundfahrt heimgesucht hatte, seinen Traum vom dritten Strade Bianche-Triumph nicht verwirklichen. „Es war hart. Ich hatte drei Mal in schlechten Momenten einen Plattfuß, was mich Zeit gekostet hat. Auf den letzten 500 Metern verließen mich die Kräfte“, sagte der erschöpfte Berner im Ziel und fügte dann noch an: „Ich bin zufrieden mit meinem Auftritt.“

Noch schlechter erging es dem Slowaken Peter Sagan (Tinkoff-Saxo). Der zweimalige Gesamtzweite belegte mit 5:13 Minuten Rückstand sogar nur Rang 31. Stybar, Van Avermaet und Valverde hatten 20 Kilometer vor dem Ziel in einem Anstieg auf der vorletzten von insgesamt zehn Passagen, die über Naturpisten führten, Vanmarcke abgeschüttelt. Doch der 26-Jährige gab nicht auf und hatte auf dem Schlusskilometer das Trio unmittelbar vor sich, als Van Avermaet mit einem kraftvollen Antritt versuchte, seine Gegner abzuschütteln.

Das gelang dem 29-Jährigen nur bei Valverde, während Stybar nicht nur ohne Probleme das Tempo des BMC-Kapitäns mitging, sondern in den engen Straßen der Altstadt seinerseits Van Avermaet mit einer Tempoverschärfung loswurde. Zwar kam der auf den letzten Metern der leicht abfallenden Zielgeraden nochmals näher an Stybar heran, doch gefährlich werden konnte Van Avermaet dem zweimaligen Cross-Weltmeister nicht mehr.

Bei strahlendem Sonnenschein hatten sich schon kurz nach dem Start in San Gimignano acht Ausreißer im wahrsten Sinn des Wortes aus dem Staub gemacht – denn nach gut 30 Kilometern folgte die erste von insgesamt zehn spektakulären Sektionen über Schotterpisten, denen das Rennen seinen Namen verdankt. Auf den Strade Bianche, den weißen Straßen der Toskana, wurde das Feld bei starkem Wind auch diesmal wieder früh auseinander gerissen, platte und sogar explodierende Reifen waren an der Tagesordnung, zahlreiche Stürze die Folge.

Davon weitgehend unbeeinträchtigt blieben die Italiener Stefano Pirazzi (Bardiani-CSF), Giacomo Berlato, Daniele Colli (beide Nippo-Vini Fantini), Giuseppe Fonzi (Southeast), der Spanier David Lozano (Novo Nordisk), die Russen Ilia Koshevoy (Lampre-Merida) und Artem Ovechkin (RusVelo) sowie der Kolumbianer Julian Arredondo (Trek), die vom Feld bis zu 7:30 Minuten Vorsprung zugestanden bekamen, letztlich aber doch chancenlos waren, als die Favoriten Ernst machten.

Dabei zeigte Stybar eine makellose Leistung, ging frühe Attacken von Sagan und Valverde mit, die mehr als 50 Kilometer vor dem Ziel im Anstieg nach Monte Sante Marie eine Vorentscheidung herbeiführen wollten. Doch Cancellara, Vanmarcke, Van Avermaet, sein italienischer Teamkollege Daniel, der Däne Cort Nielsen (Orica-GreenEdge) sowie der Australier Nathan Haas (Cannondale-Garmin) schlossen schnell die Lücke, die rund 20 Sekunden betragen hatte.

Mit einer Minute Rückstand folgte das nur noch rund 50 Fahrer starke Feld, in dem allerdings einzig Orica-GreenEdge, das schon früh nach einem Sturz auf Kapitän Simon Gerrans hatte verzichten müssen, für Tempo sorgte. An der Spitze zog auf den 25 Kilometern zunächst Oss davon, ehe Stybar, Valverde, Vanmarcke und Van Avermaet das Kommando übernahmen. Cancellara konnte auf der vorletzten Schotter-Sektion im Anstieg zum Colle Pinzuto Valverdes Antritt nicht folgen und bildete schließlich mit Rosa und Oss eine Verfolgergruppe, wogegen Sagan bereits einige Kilometer zuvor dem Tempo hatte passen müssen.

Vanmarcke wurde schließlich im letzten, bis zu 16 Prozent steilen „Schotter-Anstieg des Tages“ abgehängt, kämpfte aber trotz eines zwischenzeitlichen Rückstandes von mehr als 20 Sekunden unverdrossen weiter und hätte im Finale um ein Haar noch den Anschluss geschafft. Doch dann nahmen Van Avermaet und schließlich Stybar die Dinge in die Hand und machten den Sieg unter sich aus, den sich der Etixx-Profi schließlich auf der Piazza del Campo sicherte.

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