Italiener feiert zweiten Etappensieg in Folge

Für Pelucchi ist die Polen-Rundfahrt wie ein Sechser im Lotto

Von Wolfgang Brylla

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Matteo Pelucchi (IAM) gewinnt auch die 3. Etappe der Polen-Rundfahrt. | Foto: Cor Vos

04.08.2015  |  (rsn) – Nach der gestrigen Niederlage gegen Matteo Pelucchi (IAM) trat Marcel Kittel (Giant-Alpecin) mit Wut im Bauch nach zur 3. Etappe der Polen-Rundfahrt an. Am Montag fühlte sich der deutsche Sprinter im Finale in Dabrowa Gornicza von dem Italiener behindert, weshalb reichte es nur zum Platz zwei gereicht hatte. In Kattowitz sollte die Revanche kommen, aber Pelucchi hatte etwas dagegen.

„Gestern haben wir uns gefreut, wir freuen uns auch heute. Für uns ist das Finale wunderbar verlaufen, meine Mannschaftskollegen haben toll für mich gearbeitet. Überhaupt ist die diesjährige Polen-Rundfahrt für mich wie ein Sechser im Lotto. Vor den Bergen habe ich keine Angst, weil ich zu gut weiß, dass es nicht mein Terrain ist“, sagte der 26-Jährige, der sich in Kattowitz in einem wilden, ungeordneten Sprint auf abschüssiger Zielgerade vor seinem Landsmann Giacomo Nizzolo (Trek) und dem Belgier Tom Van Asbroeck (LottoNL-Jumob) durchsetzte.

Die heutige Etappe der 72. Tour de Pologne fing in Zawiercie ohne Van Asbroecks Teamkollegen Robert Gesink an. Der Gesamtsechste der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt war zwar nicht in den Massensturz 200 Meter vor dem Ziel in Dabrowa Gornicza verwickelt, aber er fühlte sich müde nach den Strapazen der bisherigen Saison. Gesink möchte sich stattdessen auf die beiden kanadischen WorldTour-Rennen konzentrieren, die er 2012 (GP Montreal) und 2013 (GP Quebec) gewinnen konnte. „Ich bin einfach nur hundemünde und erschöpft nach der Tour de France. Ich brauche ein paar Tage für mich“, erklärte der Niederländer.

Allen ehemaligen Teilnehmern der Polen-Rundfahrt war die Ankunft in Kattowitz an der Konzerthalle Spodek sehr gut bekannt, da sie sich seit 2010 im Programm befindet. Der letzte Kilometer führte leicht bergab, deshalb konnte man mit Gewissheit Geschwindigkeiten von 75 Km/h-80 Km/h erwarten. Im Vorjahr war der Belgier Jonas Vangenechten der schnellste Mann im Ziel, 2011 war der Tagessieg an Kittel gegangen.

Traditionell musste das Feld zum Schluss der Etappe noch vier fast 15 Kilometer lange, mit etlichen Kurven gespickte Runden in der schlesischen Hauptstadt in Angriff nehmen. Kattowitz begrüßte die Rennfahrer mit Außentemperaturen von über 30 Grad, leichtem Regen und Gewitter, die Straßen wurden schnell nass, was die Sturzgefahr erhöhte.

Größtenteils wurde die Etappe von einer vierköpfigen Spitzengruppe bestimmt. Zum dritten Mal in Folge zeigte sich der Führende in der Bergwertung, Adrian Kurek (CCC Sprandi), als Ausreißer. Außer dem Polen gehörten auch sein Landsmann Marcin Bialoblocki (Nationalmannschaft), der sich in diesem Jahr bei den Nationalen Straßenmeisterschaften Gold im Zeitfahren holte, der Slowene Matej Mohoric (Cannondale-Garmin), der sich schon auf der 1. Etappe in Warschau ab und davon gemacht hatte, sowie Ian Bowsell (Sky) zur Gruppe.

Die Aussichten des Quartett waren eher düster, zumal das Peloton das Renngeschehen im Griff hatte. Der Rückstand wurde je nach Belieben verkürzt, in der Regel oszillierte er um eine Minute. Auf der vorletzten Runde zog Bialoblocki noch davon, gefolgt von Boswell. Der Brite musste aber reißen lassen und wurde ebenso wie seine beiden anderen Fluchtbegleiter vom Hauptfeld, in dem Etixx-Quick Step für Michal Kwiatkowski Tempo bolzte, eingeholt. Bialoblockis Vorsprung betrug immerhin bis zu einer Minute, ehe 12 Kilometer vor dem Ziel Jasha Sütterlin (Movistar) die Initiative ergriff. Der junge Deutsche vom Team Movistar wollte als Solist den Anschluss an Bialoblocki herstellen, wurde aber schnell gestellt, nachdem sich Orica-GreenEdge in fast voller Teamstärke an der Spitze des Feldes versammelt hatte. Rund vier Kilometer vor dem Ziel wurde auch Bialoblocki geschnappt.

Orica-GreenEdge zog den Sprint für Caleb Ewan an, der bei der gestrigen Karambolage als Erster zu Boden gegangen war. Daneben baute sich die Phalanx von Trek und Giant-Alpecin auf. Petr Vakoc (Etixx-Quick-Step) wollte noch den Sprintern ein Schnippchen schlagen, aber IAM ließ sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen und bereitete Pelucchi ein wunderschönes Geschenk, seinen dritten WorldTour-Sieg der Karriere. Der Italiener nutzte, bestens eskortiert von Roger Kluge, der selber noch Zehnter wurde, auf den letzten Metern eine Lücke, die sich zwischen den spurtenden Nizzolo und Van Asbroeck auftat.

Kittel dagegen musste auf dem Schlusskilometer mehrmals kleinere Wellen fahren, um ausscherenden Fahrern auszuweichen, nachdem sein Sprintzug in Folge von Vakocs Attacke auseinander gefallen war. Mehr als Rang sieben war schließlich nicht drin.

„Ich bin enttäuscht. Auf den letzten 200 Metern haben wir uns leider verloren. Schade, weil meine Teamkollegen eine tolle Arbeit geleistet haben. Jetzt kommen die Bergetappen. Es ist eher unwahrscheinlich, dass die morgige Etappe mit einem Sprint endet. Mal sehen“, sagte Kittel, der die Führung im Gesamtklassement und auch die in der Punktewertung verteidigte.

Am Mittwoch beginnt die 4. Etappe in Jaworzno und endet nach 220 Km in Nowy Sacz. Unterwegs werden die Fahrer zwei Anstiege der ersten und einen der 2. Kategorie bewältigen, allerdings nach der Abfahrt sind die letzten 30 Kilometer ziemlich flach.

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