Tour: Niederländer gewinnt die längste Etappe

Groenewegen bringt in Chartres seine Kritiker zum Verstummen

Foto zu dem Text "Groenewegen bringt in Chartres seine Kritiker zum Verstummen"
Dylan Groenewegen mit seiner “Schweigegeste“ nach dem Sieg auf der 7. Tour-Etappe.| Foto: Cor Vos

13.07.2018  |  (rsn) - So ereignisarm die 7. Etappe der diesjährigen 105. Tour de France verlief, so zurückhaltend fiel auch der Jubel von Dylan Groenewegen (LottoNL-Jumbo) aus. Der Niederländer legte nach 231 Kilometern zwischen Fougères und Chartres nur beschwichtigend den Finger auf den Mund, sein explosiver Schlussspurt war hingegen umso beeindruckender.

Groenewegen verwies auf teilweise leicht ansteigender Zielgeraden Fernando Gaviria (Quick-Step Floors) und Peter Sagan (Bora-hansgrohe), die beiden bisher erfolgreichsten Tour-Starter, deutlich auf die Plätze. John Degenkolb (Trek-Segafredo) erreichte als bester deutscher Sprinter Position sechs. Greg Van Avermaet (BMC) verteidigte sein Gelbes Trikot.

"Es war sehr schwierig. Ich hatte zu Beginn der Tour keine guten Beine, aber es läuft jeden Tag besser. Heute haben wir es geschafft und es ist großartig. Nach dem schweren Start bin ich erleichtert“, sagte Groenewegen, der in den vergangenen Tagen in den heimischen Medien durchaus kritisch beurteilt wurde – möglicherweise war das auch der Grund für seinen provokante Geste im Ziel.

Der 25-Jährige, im vergangenen Jahr Gewinner der Schlussetappe in Paris, fügte zu seinem Sprint an: "200 Meter vor dem Ziel sagte ich mir: 'Jetzt muss ich los.' Ich habe es gefühlt. Morgen gibt es erneut die Chance auf einen Sprint. Mit dem Sieg heute werde ich deutlich entspannter in die Etappe gehen", fügte er an.

Groenewegen mit mehr Punch im Finale

Zunächst sah es allerdings einmal mehr vielversprechend für Gaviria aus. Nachdem sich sein Team in der Sprintvorbereitung dezent zurückhielt und erst zwei Kilometern vor dem Ziel nach vorne preschte, hing der Kolumbianer auf den letzten 500 Metern aussichtsreich am Hinterrad seines Anfahrers Max Richeze an zweiter Stelle. Doch als Gaviria seinen Sprint anzog, bewies Groenewegen von hinten auf den abflachenden letzten 200 Metern deutlich mehr Punch und siege letztendlich überlegen mit einer Radlänge Vorsprung.

Dahinter rollten Sagan, Arnaud Démare (Groupama-FDJ), Christophe Laporte (Cofidis) und Degenkolb über die Linie. André Greipel (Lotto Soudal) erreichte Platz acht, Marcel Kittel (Katusha-Alpecin) griff gar nicht in das Finale ein.

"Das war ein ziemlich chaotischer Sprint heute. Ich bin froh, dass niemand gestürzt ist", sagte Sagan nach seinem dritten Podiumsplatz bisher. "Ich hatte Glück, dass ich an Fernandos Hinterrad sein konnte, denn das half mir, die Ziellinie als Dritter zu erreichen. Ich hatte nicht die Beine, um Erster oder Zweiter zu werden. Aber Dritter ist besser als Vierter."

In der Gesamtwertung gab es keine Veränderungen. Spitzenreiter Van Avermaet baute allerdings seinen Vorsprung im Klassement um drei Sekunden aus – der Belgier sicherte sich den Bonussprint kurz vor dem Ziel. Er liegt nun sechs Sekunden vor Geraint Thomas (Sky), sein Teamkollege Tejay van Garderen folgt mit acht Sekunden Rückstand.

"Das Ziel war heute, das Gelbe Trikot zu verteidigen. Ich habe sogar noch drei Sekunden dazugewonnen, ohne groß Energie zu verschwenden", äußerte sich der Spitzenreiter im Ziel zufrieden.

So lief die Etappe...

Die Plätze in der Aureißergruppe für das längste Teilstück der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt waren wenig begehrt. Nach einigen halbgaren Versuchen erbarmte sich schließlich Yoann Offredo (Wanty-Groupe Gobert) für eine Solofucht nach 35 Kilometern. Der Franzose zog schnell auf mehr als neun Minuten davon und sicherte sich unterwegs die einzige Bergwertung des Tages nach 120 Kilometern zur Côte du Buisson de Perseigne (4. Kategorie). Anschließend wurde ihm jedoch eine Tempoverschärfung im Feld infolge von Seitenwind zum Verhängnis.

AG2R-La Mondiale und Trek-Segafredo zogen das Tempo an und schafften es kurzzeitig, das Feld in mehrere Gruppen zu teilen. Wenige Kilometer später rollte allerdings alles wieder zusammen und die Verfolger stellten Offredo 90 Kilometer vor dem Ziel. "Ich wusste, dass es eine lange Etappe wird und das es nicht viele Kandidaten für eine Fluchtgruppe geben würde. Dennoch war es schade, dass sich mir niemand anschloss", sagte Offredo zu zu seinem Vorhaben.

Mit Laurent Pichon (Fortuneo-Samsic) zog kurz danach der nächste Solist davon, aber auch er kam nicht weit. Mit nur maximal zwei Minuten an Vorsprung endete sein Unterfangen 38 Kilometer vor dem Ziel. Geschlossen, aber auffallend gemächlich, bereitete sich das Feld anschließend auf die Sprintankunft vor. Die Etappe endete nach 5:43 Stunden Fahrzeit, das Peloton lag noch deutlich hinter dem langsamsten Schnitt.

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.07.2020Video-Rückblick: Bernals Weg zum Tour-Triumph

(rsn) - Vor genau einem Jahr gewann Egan Bernal (Ineos) als erster Kolumbianer die Tour de France. Nach einem harten Kampf über drei Wochen wurde der damals 22-Jährige am 28. Juli 2019 am Ende der 1

18.02.2020Tour-Sieger Bernal gewinnt Laureus World Sports Awards

(rsn) - Tour-de-France-Gewinner Egan Bernal (Ineos) ist als erster Radsportler seit Lance Armstrong mit dem Laureus World Sports Awards ausgezeichnet worden. Der 23-jährige Kolumbianer gewann die Wer

04.12.2019Van Aert: “Als würde ich bei lebendigem Leib brennen“

(rsn) - Wout Van Aert (Jumbo-Visma) hat sich erstmals die Aufzeichnung seines schrecklichen Sturzes bei der Tour de France angeschaut und im Rahmen der flämischen Doku-Serie Het Huis (Das Haus) ein I

15.11.2019Wetter-Wahnsinn bei Giro, Tour und WM

(rsn) - Extremwetter macht auch vor dem Radsport nicht halt. Eurosport hat in einem Video die fünf wildesten Szenen bei Radrennen zusammengefasst, die von Regen oder Schnee heimgesucht wurden.

24.10.2019Mitchelton - Scott: Vier Tour-Etappensiege als Saison-Highlights

(rsn) - Am Ende einer Saison, in der die GrandTour-Kandidaten Simon und Adam Yates sowie Esteban Chaves die großen Klassementhoffnungen nicht erfüllen konnten, zieht Mitchelton - Scott dennoch ein p

08.09.2019Van Aert sitzt erstmals seit Tour-Aus wieder auf dem Rad

(rsn) - "Guess what?! :)" - so betitelte Wout Van Aert am Sonntagmorgen eine Aktivität auf Strava. Und ja, ratet mal: Der Belgier saß erstmals seit seinem schweren Unfall im Einzelzeitfahren der Tou

06.09.2019Van Aert: OP-Fehler verlängerte die Zwangspause

(rsn) - Die Rechtskurve aus dem Tunnel unter dem Parc du Chateau heraus in die Rue d´Etigny, kurz vor der 1.000-Meter-Marke im Einzelzeitfahren der Tour de France in Pau: Maximilian Schachmann (Bora

16.08.2019Bardet wird in dieser Saison keine Rennen mehr bestreiten

(rsn) - Nach einer trotz des Gewinns des Bergtrikots enttäuschend verlaufenen Tour de France hat sich Romain Bardet (AG2R) dazu entschlossen, 2019 keine Rennen mehr zu bestreiten. "Gemeinsam mit dem

02.08.2019Van Aert: Nach zwei Operationen vor langer Rehabilitation

(rsn) - Nach zwei Operationen an seiner Oberschenkelwunde ist unklar, wann Wout Van Aert (Jumbo - Visma) wieder ins Peloton zurückkehren wird. Das teilte sein Team bereits vor einigen Tagen mit. Am D

02.08.2019Tour-Sieger Bernal kehrt nach der Clasica in seine Heimat zurück

(rsn) - Noch konnte Tour-de-France-Sieger Egan Bernal sein Gelbes Trikot seinen Fans in der Heimat nicht präsentieren. In der zu Ende gehenden Woche bestritt der Kolumbianer noch drei Kriterien in Be

02.08.2019Deceuninck - Quick-Step: Tour-Rückblick im Video

(rsn) - Mit drei Etappensiegen und 14 Tagen das Gelbe Trikot in den eigenen Reihen blickt Deceuninck - Quick-Step auf eine erfolgreiche Tour de France zurück. In einem selbst erstellten Video lässt

01.08.2019Greipel: “Die schlechteste Tour meiner Karriere“

(rsn) – André Greipel (Arkéa – Samsic) hat auf seiner Facebook-Seite seine neunte Tour de Frace bilanziert und betonte dabei, dass diese für ihn absolut nicht zufriedenstellend verlaufen ist.

Weitere Radsportnachrichten

06.05.2024Ein Hauch von Mailand-Sanremo

(rsn / ProCycling) – Die Fahrt über die Po-Ebene, ein langer Anstieg in der Mitte der Strecke, das Erreichen der ligurischen Küste und Passagen durch malerische kleine Städtchen – es ist eine E

06.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

06.05.2024Bauernfeind beendet Vuelta besser als erwartet

(rsn) – Wer weiß, was alles möglich gewesen wäre. Wenn Ricarda Bauernfeind nicht zu Beginn der Vuelta Feminina (2.WWT) etwas gekränkelt hätte. Und wenn sie von Beginn an als Kapitänin von Cany

06.05.2024Highlight-Video der 3. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) - Die 3. Etappe des Giro d´Italia 2024 galt es erster Tag für die Sprinter der diesjährigen Rundfahrt. Doch bevor die schnellen Männer auf der Zielgeradem zum Sprint ansetzen konnten, musste

06.05.2024Pogacar: “Ich habe nicht attackiert“

(rsn) - Letztlich gab es auf der 3. Etappe des Giro d´Italia (2.UWT) zwar den erwarteten Massensprint, doch bis es dazu kam, mussten erst noch Tadej Pogacar und Geraint Thomas nach einem späten Angr

06.05.2024Merlier gewinnt nach später Attacke von Pogacar und Thomas

(rsn) – Am Ende einer komplett verrückten Etappe gewann Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) auf dem dritten Teilstück des 107. Giro d’Italia (2.UWT) den erwarteten Massensprint. Der Belgier war

06.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 3. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

06.05.2024In Frankfurt und in Vorarlberg gab es wenig zu holen

(rsn) - Die deutschen KT-Teams hatten in dieser Woche ein volles Rennprogramm. Doch die erhofften Erfolge sprangen dabei gegen die internationale Konkurrenz nicht heraus.Die ereignisreichste Woche ha

06.05.2024Milan: “Wenn man das Trikot einmal hatte, will man es wieder“

(rsn) – So spät kommen die Sprinter selten bei einer Grand Tour zum Zug. Die heutige 3. Etappe bietet die erste Chance für die schnellen Männer, um einen Etappensieg zu kämpfen. Einfach wird es

06.05.2024O’Connor “muss jetzt die Konsequenzen tragen“

(rsn) – Wenn Ben O’Connor (Decathlon – AG2R La Mondiale) in diesem Jahr irgendwo an den Start ging, war es meistens von Erfolg gekrönt. Auf seinen Sieg bei seinem Saisonauftakt bei der Murcia-R

05.05.2024Eine erste Chance für die Sprinter

(rsn / ProCycling) – Nachdem sie sich zwei Tage lang "aufwärmen" konnten, ist es nun für die schnellen Männer des Pelotons Zeit, ihren Job zu verrichten. Bevor sie jedoch ihren ultimativen Zielsp

05.05.2024Pogacar auf den Spuren Pantanis

(rsn) - 1999 hatte Marco Pantani am Fuße des Anstiegs zur Kapelle nach Oropa einen Defekt. Die Kette fiel ihm herunter. Es dauerte, bis ein Materialwagen bei ihm war. Fahrer um Fahrer zog derweil an

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)