Frösis Tour-Tagebuch / 2. Etappe

So grausam ist Radsport

Von Robert Förster

Foto zu dem Text "So grausam ist Radsport"
Robert Förster (Gerolsteiner) Foto: Christoph Adamietz

06.07.2008  |  06.07.08 - So grausam ist Radsport: 170 Kilometer läuft alles perfekt - und 1000 Meter vor dem Ziel ist die Straße blockiert. Im Sprint muss alles passen, man braucht die richtigen Beine, ein perfektes Team, die richtige Position. Man braucht allerdings eben auch mehr als nur ein Quäntchen Glück. Und genau das hat heute gefehlt.

Heute hatten wir es so geplant, dass Fabian Wegmann versucht in einer Flucht mitzufahren und ich im Falle eines Sprints bereitstehe. Es begann vielversprechend. Fabian war in einer Gruppe dabei, doch es sollte nicht sein. Ich glaube, dass es Bouygues war, das hinterherfuhr und das Feld an der ersten Bergwertung wieder ranbrachte. Voeckler und Chavanel setzten sich dann ab. Die ließ man ziehen, Valverdes Caisse d'Epargne kontrollierte das Tempo im Feld. Später an der "Mauer" fuhren noch Moureau und noch einer von Agritubel nach vorne. Im Peloton war das Tempo unangenehm. Nicht am Limit, aber halt so irgendwie eklig. Allen hat's weh getan.

Die Atmosphäre bei dieser Tour ist bisher super. Viele Zuschauer, heute noch mehr als gestern, obwohl das Wetter nicht optimal war. An der "Mauer" der Bretagne Zuschauermassen, da war richtig Stimmung. Da war soviel los, dass es mitunter gefährlich war. Die Fans stehen in V-Formation vor uns auf der Straße und machen erst im letzten Moment Platz. Viele fotografieren und verschätzen sich leicht mal, was das Tempo des Feldes angeht. Als Fahrer hofft man da nur, dass alles gut geht. Aber die Stimmung ist andererseits natürlich großartig. Auch bei uns im Team herrscht gute Laune. Bisher echt eine schöne Tour.

Die letzten 15km wurde es richtig schnell. Der Tacho zeigte immer zwischen 55 und 60 an. Nun wurde es für mich ernst. Heinrich hat mich super abgeschirmt, der ist heute Klasse gefahren für mich. Auch Fothen und Kraussi waren im Finale bei mir, das war wirklich eine geschlossene Mannschaftsleistung. Auch hier an dieser Stelle nochmal: Danke, Jungs!

Bei 7 km ging es durch eine Senke, mit Schwung rein, alles läuft gut bei mir. Bei 4 der letzte Anstieg. Ich konnte den schön von vorne fahren, es herrschte Gegenwind, gut für mich. Kam vorne gut mit drüber. Bei 3,5 raschelt es zum ersten Mal. Mit McEwen gleich ein Sprinter drin verwickelt. Für mich noch immer alles bestens, ich fahre an 20., 25. Position. Optimal. Bei 1000 kommt links Heinrich. "Hopp, Frösi!", ruft er. Der Adrenalinpegel steigt noch ein Stückchen. Aber kurz darauf war's dann auch schon vorbei. Links ein Sturz. Kraussi und Heinrich voll dabei. Ich komme aus dem Pedal, muss von 15km/h neu antreten. 20, 25 Mann rauschen an mir vorbei.

Ich habe nochmal draufgetreten, Seppel kam bei 800 nach vorne. Allerdings war bei mir da der Ofen aus, ich habe schon über Kreuz geguckt. Im Sprint auf den letzten 5 km fährt man Limit, der Puls jagt mit 185. Wenn man da mal rausnehmen und neu antreten muss, verliert man wahnsinnig viel Kraft, die am Ende fehlt. Und das erst recht heute, wo die Zielgerade hoch ging. Die letzten 500 Meter bin ich nur noch in Reihe reingefahren.

Ärgern hilft nicht weiter. Morgen steht der erste echte Flachsprint an. Wir haben wirklich Grund, optimistisch zu sein. Das war heute schließlich eine super Teamleistung, Kraussi und Heinrich sind gut drauf und meine Beine waren auch da. Wir werden morgen im Massensprint wieder voll reinhalten und dann mal schauen, wo ich lande.

Und vielleicht ist ja auch das Glück mal auf meiner Seite...

Euer Frösi

Traditionell führt Robert Förster auf Radsport News zur Tour de France sein Tagebuch. Der Gerolsteiner-Sprinter, der in diesem Jahr auf seinen ersten Tour-Etappensieg hofft, wird in den nächsten drei Wochen von seinen Erlebnissen auf und neben der Strecke berichten.

Mehr Informationen zu diesem Thema

26.07.2008Mit Koxi mitgefiebert, mitgelitten, mitgejubelt

Was soll man dazu sagen? Schumi, der in den letzten Tagen schon immer zu den Aktivsten gehörte, schießt das Ding ab - Wahnsinn. Und riesig freue ich mich natürlich auch für Bernhard. Gestern gings

25.07.2008Auf nach Paris!

Heute morgen hat mich der Lagerkoller erwischt. Ich hatte überhaupt keine Lust mehr. Es war warm, alles war mir irgendwie zuwider. Fast vier Wochen unterwegs, da kommt sowas irgendwann hoch. Nach dem

24.07.2008Ein Tieftag nach der Kletterei

So ist das immer: Erst kann man´s kaum abwarten, dass die Tour beginnt und wenn es losgeht, freut man sich irgendwann nur noch auf Paris. So ist das derzeit bei uns im Team. Alle fiebern dem Ende ent

23.07.2008Wahnsinn, diese Zuschauermassen, diese Stimmung!

Der Berg rief - und alle kamen. Ich fahre die Tour zum dritten Mal, aber dies war meine Premiere in Alpe d´Huez. Als Jugendlicher bin ich hier mal mit dem Rad hochgefahren, aber ich kann mich kaum no

22.07.2008Die große CSC-Keule ist ausgeblieben

Heute haben wir die große Offensive von CSC erwartet, aber es lief ganz nach unserem Geschmack und unser Koxi ist wieder ein Wahnsinnsrennen gefahren. Sogar für mich als Sprinter war es echt ein sch

21.07.2008Wenn nur die Bergetappen so schnell vorbei wären

Ein schöner Ruhetag, der leider viel zu schnell vorbeiging. Heute morgen erstmal ausgeschlafen, dann gemütlich gefrühstückt. Mal keine Berge von Nudeln, Reis und Müsli reinschaufeln! Sonst, zumal

20.07.2008Koksi, Superstar!

Koksi, Superstar! Es sind zwar schon noch ein paar Etappen, aber wie´s aussieht, kann Kohl aufs Podium fahren! Wahnsinnsleistung, die er heute gezeigt hat. Das Bergtrikot von Seppel geholt, der sich

19.07.2008Bei 36 Grad hat´s mit den Stecker gezogen

Ein heißer Tag und bei vielen Sprintern ist der Motor geplatzt. Vom Start weg gab es ein recht turbulentes Rennen, sehr schnell. Alle wollten in eine Gruppe mit rein. Nach 5km waren 21 Mann weg. Von

18.07.2008Das war gar nix

Ich weiß gar nicht, auf welchem Platz ich schließlich gelandet bin. 19.? Das war gar nix. Cavendish ist derzeit nicht zu schlagen, da braucht sich wohl niemand Illusionen zu machen. Aber ein gutes S

17.07.2008Hört das denn nie auf?

Das war ein Scheiß-Tag, von Anfang bis Ende. Heute morgen, eine halbe Stunde vor dem Start, hats uns kalt erwischt mit der Nachricht, dass nun auch Sportkamerad Ricco die Segel streichen muss. Vermut

16.07.2008Mehr Action als erwartet

Der Ruhetag hat mir unheimlich viel gebracht. Selten habe ich mich so gut erholen können. Muskulär und auch vom Kopf her bin ich sehr gut drauf. Gestern abend haben wir noch gegrillt bis spät und w

14.07.2008Koksi hat uns heute alle überrascht

Unser Koksi hat uns heute alle überrascht. "Platz 6 oder 7 ist vielleicht drin", meinte er vor dem Rennen. Am Ende Vierter - vor Evans, vor Valverde. Super. Und ein Zufall ist das bestimmt nicht. Koh

Weitere Radsportnachrichten

04.05.2024Erste Bergankunft im Zeichen von Pantani

(rsn / ProCycling) – Wie bereits der gestrige Auftakt ist auch diese 2. Etappe verhältnismäßig kurz. Im Gegensatz zu den Vorjahren entschied sich der Veranstalter RCS in der ersten Hälfte der Ru

04.05.2024Highlight-Video der 1. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) hat mit seinem Sieg zum Auftakt des 107. Giro d’Italia das erste Rosa Trikot erobert. Der 27-jährige Ecuadorianer setzte auf der 1. Etappe über 140 Ki

04.05.2024Zocker Schachmann eröffnet den Giro mit Bravour

(rsn) - Im Ziel in Turin war Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) von den Emotionen überwältigt. Natürlich war er sauer, dass er zum Auftakt des Giro d’Italia so knapp am Rosa Trikot vorbei

04.05.2024Gasparotto: “Max hat das heute clever gemacht“

(rsn) – Viel fehlte nicht und Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hätte zum Auftakt des 107. Giro d’Italia für eine dicke Überraschung gesorgt. Der 30-jährige Deutsche musste sich auf d

04.05.2024Nur Narvaez zum Giro-Auftakt schneller als Schachmann

(rsn) – Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hat denkbar knapp einen perfekten Einstieg in den 107. Giro d’Italia verpasst. Der zweimalige Deutsche Meister belegte auf der 1. Etappe über 14

04.05.2024Bénin: Zeitbonifikation kostet Bike Aid den Gesamtsieg

(rsn) - Große Enttäuschung beim Team Bike Aid zum Finale der Tour du Bénin (2.2). Der marokkanische Nationalfahrer Achraf Ed Doghmy gewann die 154 Kilometer lange Schlussetappe nach Cotonou im Spr

04.05.2024Vos vollendet auf Windkantenetappe die Vorarbeit ihres Teams

(rsn) – Marianne Vos (Jumbo – Visma) hat sich bei der 10. Vuelta Femenina ihren zweiten Tagessieg gesichert. Die 36-jährige Niederländerin entschied die 7. Etappe über 138,6 Kilometer von San E

04.05.2024Tiberi verlängert bei Bahrain Victorious

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

04.05.2024Bardet will jeden Giro-Tag wie einen Klassiker angehen

(rsn) – Romain Bardet (dsm-firmenich – PostNL) kommt in Top-Form zum 107. Giro d´Italia. Daran besteht spätestens seit seinem zweiten Platz hinter Überflieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirates)

04.05.2024Giro d`Italia: Die letzten zehn Jahre im Ãœberblick

(rsn) - Der Giro d`Italia ist traditionell die erste dreiwöchige Landesrundfahrt im Rennkalender, bei der sich immer wieder auch die Deutschen als Etappenjäger hervortaten. Im Jahr 2022 konnte das

04.05.2024Großes Vorschau-Paket: Die Strecke des Giro d´Italia 2024

(rsn) – Sechs Bergankünfte, zwei Einzelzeitfahren, toskanischer Schotter, der Mortirolo, der Stelvio und zum krönenden Abschluss zwei Mal der Monte Grappa – das ist der 107. Giro d´Italia (4. -

04.05.2024Uijtdebroeks: Jetzt muss er sich beweisen, oder doch nicht?

(rsn) – Selten dürfte der Auftritt eines jungen Belgiers bei seinem Giro-Debüt von den deutschen Fans so interessiert verfolgt werden, wie in diesem Jahr der  von Cian Uijtdebroeks. Klar, als Rem

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Grand Prix du Morbihan (1.Pro, FRA)